ProRes-Raw-Video intern und 32-Bit-Audio

Panasonic Lumix DC-GH7 beherrscht nun Phasen-Autofokus

2024-06-05 Mit der Panasonic Lumix DC-GH7 kommt im Juli 2024 die neueste Foto-Video-Hybrid-Generation des japanischen Elektronikherstellers auf den Markt, die viele Neuerungen mitbringt. Dazu gehört neben dem erwartbaren Phasen-Hybrid-Autofokus auch die Möglichkeit, Videos als Apple ProRes Raw intern aufzeichnen zu können. Ebenfalls neu – allderdings nur bei Verwendung eines neuen XLR-Adapters – ist die 32-Bit-Float-Audioaufzeichnung, bei der man den Tonpegel nicht mehr anpassen muss. Real-Time-LUT ist ebenfalls mit an Bord.  (Benjamin Kirchheim)

Die Panasonic Lumix DC-GH7 ist eine relativ große und robuste Micro-Four-Thirds-Kamera. Ihr ergonomisches Magnesium-Gehäuse bietet einen Spritzwasser-, Staub- und Frostschutz sowie eine aktive Kühlung für langanhaltende Videoaufnahmen ohne Überhitzung. Zwar handelt es sich um eine Foto-Video-Hybridkamera, aber unterem Strich ist sie doch vor allem auf Videoaufnahmen optimiert, ohne dass es bei der Aufnahme von Fotos zu Einschränkungen kommt.

Ihr rückwärtig belichteter (BSI-CMOS) Four-Thirds-Sensor (17,3 x 13 mm) löst effektiv knapp über 25 Megapixel auf. Er ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, was bis zu 7,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ohne Verwackelung ermöglichen soll. Im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt der Sensor über 779 Phasen-Hybrid-Autofokus-Messfelder, was eine zuverlässigere und zielgenauere Fokussierung ohne Pumpen erlauben soll. Die Motiverkennung erkennt Menschen, Körper, Köpfe, Gesichter, Augen, Tiere, Tieraugen sowie Fahrzeuge (Autos, Motorräder und Züge) und Flugzeuge samt Cockpit, Fahrerhelm, Kühlergrill usw., um stets das Hauptmotiv zuverlässig im Fokus halten zu können. Dabei kann in der Kamera das Motiv priorisiert werden.

Sowohl vom Autofokus als auch vom Bildstabilisator profitieren Foto- und Videografen gleichermaßen. Nur letztere kommen zudem in den Genuss eines elektronischen Bildstabilisators, der besonders beim Gehen höchst effektiv arbeiten soll. Auch der optische Bildstabilisator eines entsprechenden Objektivs kommt im Gesamtsystem mit zum Einsatz (Dual-IS2).

Unterhalb des Monitors sitzt bei der GH7 ein aktiver Lüfter, der die Wärme vom Gehäuse abführt. Er bietet verschiedene Geschwindigkeitsmodi und Priorisierungen, etwa für bestmögliche Kühlung oder geringe Lautstärke. Dadurch sitzt der schwenk- und drehbare Touchscreen weiter hinten. Zusammen mit der Neigbarkeit nach oben ohne seitliches Abklappen sorgt das für Abstand zu den Anschlüssen, sodass sich der Bildschirm beim Abklappen und die Kabel weniger ins Gehege kommen. Der Touchscreen bietet eine Diagonale von 7,6 Zentimeter und löst 1,84 Millionen Bildpunkte auf.

Zudem verfügt die GH7 über einen elektronischen Sucher mit einer 0,76-fachen kleinbildäquivalenten Vergrößerung und 3,69 Millionen Bildpunkten Auflösung. Dabei kommt ein OLED mit wahlweise 60 oder 120 Bildern pro Sekunde zum Einsatz. Auch eine Dioptrienkorrektur ist natürlich vorhanden.

Die seitlichen Anschlüsse umfassen neben einer USB-C-Schnittstelle eine große HDMI-A-Buchse, einen Mikrofoneingang und Kopfhörerausgang sowie einen Timecode-Anschluss. Auch ein TTL-Systemblitzschuh und eine Blitzsynchronbuchse fehlen nicht. Über die HDMI-Buchse sind externe Videoaufzeichnungen in Raw möglich, über USB-C kann nicht nur live gestreamt werden (IP-Streaming), mit LAN-Adapter auch in kabelgebundene Netzwerke und mit WLAN auch drahtlos, sondern hier kann auch eine SSD für externe Aufzeichnungen angeschlossen werden. Für interne Aufzeichnungen bietet die Lumix zwei Speicherkartenplätze, einmal für CFexpress Typ B und einmal für SD/SDHC/SDXC UHS I und UHS II. Dabei ist die GH7 die erste Lumix, die Videos im Raw-Format auch intern auf eine Speicherkarte aufnehmen kann, dabei kommt Apple ProRes zum Einsatz.

Die Videofunktion arbeitet maximal mit 5,7K 30p bei Raw-Aufnahmen. Zudem lassen sich Videos mit 5,8K30 Open Gate aufnehmen, also unter Nutzung der gesamten Sensorfläche (mit 4:3-Seitenverhältnis), um das Bildseitenverhältnis später festlegen zu können. In 5,7K sind aber auch 60 Bilder pro Sekunde möglich, in 4K 120 Bilder pro Sekunde und in FullHD sogar bis zu 300 Bilder pro Sekunde (bei Zeitlupenaufnahmen sowie bei variabler Bildrate, letztere hinunter bis zu 2 Bilder pro Sekunde für Zeitraffer). Neben Apple ProRes 422 HQ und Raw stehen auch MOV und MP4 mit H.264- oder H.265-Kompression zur Verfügung.

Bei Nutzung von V-Log soll die GH7 über 13 Blendenstufen Dynamikumfang erreichen. Zudem ist es möglich, direkt in der Kamera LUT-Dateien zu verwenden. Diese werden über die Speicherkarte importiert und in der Kamera als Bildstil gespeichert. Das eröffnet nicht nur für Videos vielfältige Möglichkeiten, sondern auch für Fotos, weil man sich seine eigenen Bildstile erstellen kann und nicht auf Herstellervorgaben beschränkt ist wie etwa bei sonst üblichen Filtern und Filmsimulationen. Selbstverständlich ist die GH7 zur neuen Lumix LAB App kompatibel, die mit der Lumix S9 eingeführt wurde.

Bei der Lumix GH7 kommt ein neuer, optionaler XLR-Adapter mit der simplen Bezeichnung DMW-XLR2 zum Einsatz, der knapp 550 Euro kostet. Dieser hat es jedoch in sich, denn damit ist die Kamera in der Lage, Audio mit 32 Bit aufzunehmen. Mit einer derart feinen Auflösung bedarf es keiner Aussteuerung des Tonsignals mehr, denn von ganz leise bis ganz laut wird alles differenziert aufgezeichnet und kann später in der Nachbearbeitung angepasst werden. Etwa so, wie man bei einem Raw-Foto die Belichtung nachregulieren kann, nur noch viel krasser, denn bei einem Raw-Foto muss man ja grundsätzlich immer noch richtig belichten.

Selbstverständlich gehören noch zahlreiche, weitere Merkmale zur umfangreichen Ausstattung der Panasonic Lumix DC-GH7. Etwa eine bis zu 75 Bilder pro Sekunde schnelle Serienbildaufnahmefunktion (60 Bilder pro Sekunde mit AF-C) mit einem großen, für über drei Sekunden reichenden Puffer, eine Fokusreihenaufnahmefunktion und High-Res-Shot freihand mit bis zu 100 Megapixel. Neben den umfangreichen HDMI/USB-Möglichkeiten bietet die GH7 auch Bluetooth und WLAN samt Frame.io-Unterstützung. Bei der Videofunktion gibt es unter anderem eine Proxy-Aufnahme, einen Wave Form Monitor, eine rote Frame-Anzeige bei aktiver Aufnahme, Vector Scope, Luminance Spot Meter, Safety Zone Markierung und noch viel mehr.

Ab Juli 2024 soll die Panasonic Lumix DC-GH7 zu einem Preis von knapp 2.200 Euro erhältlich sein. Zudem soll sie in zwei verschiedenen Sets mit 12-60mm-Objektiv (24-120 mm Kleinbildäquivalent) erhältlich sein. Der Preis mit dem G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph Power OIS beträgt knapp 2.400 Euro. Mit dem hochwertigeren, lichtstärkeren Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 Asph Power OIS klettert der Preis auf gut 2.800 Euro.


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