Flaggschiff-Ablösung

Pentax bringt mit der K-1 Mark II eine verbesserte Vollformat-DSLR

2018-02-22 Mit der K-1 Mark II präsentiert Pentax beziehungsweise Ricoh ein verbessertes Nachfolgemodell des bisherigen DSLR-Flaggschiffs. Viele Neuerungen gibt es zwar nicht, aber mindestens eine davon ist konkurrenzlos: Die Pixel-Shift-Resolution-II-Funktion für höhere Auflösungen funktioniert nun auch freihand. Ansonsten sorgt die neue Beschleunigereinheit für optimierte Rechenoperationen, was die Autofokusgeschwindigkeit beschleunigt und eine verbesserte Rauschunterdrückung und damit höhere ISO-Empfindlichkeiten erlaubt. Für Besitzer des Vorgängermodells soll es sogar einen Upgrade-Service geben.  (Benjamin Kirchheim)

Abgesehen von der neuen Beschleunigereinheit und den damit verbesserten Funktionen entspricht die Pentax K-1 Mark II dem Vorgängermodell. So löst der Vollformat-CMOS-Sensor etwa 36 Megapixel auf und ist zur fünfachsigen Bildstabilisierung beweglich gelagert. Das soll bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten wackelfrei aus der Hand ermöglichen. Des Weiteren ermöglicht der Sensor durch Verschiebungen und vier Aufnahmen, die miteinander verrechnet werden, eine höhere Auflösung. Dabei wird der Sensor immer um genau einen Pixel verschoben, um so statt nur einer Grundfarbe (Rot, Grün oder Blau) pro Pixel alle Farben zu erfassen. Bisher benötigte diese Funktion zwingend ein Stativ. Doch die K-1 II ermöglicht diese Aufnahmen inklusive Bildstabilisierung nun auch aus der Hand. Dabei werden laut Pentax etwa 70 Prozent der Bildqualität verglichen mit einer Stativaufnahme erreicht. Damit ist Pentax der erste Hersteller, der diese Funktion freihand ermöglicht. Ob Olympus, Panasonic und Sony folgen werden, wird sich zeigen.

Des Weiteren ermöglicht der Bildsensor durch Mikroschwingungen die Simulation eines Anti-Aliasing-Filters, den der Sensor zugunsten einer höheren Auflösung nicht besitzt. Ohne einen solchen Filter können an feinen Strukturen jedoch unschöne Artefakte beziehungsweise Bildeffekte auftreten. Die Mikroschwingungen sollen für die nötige Unschärfe sorgen, um das zu unterdrücken. Schließlich kann der Fotograf den Sensor manuell für leichte Shift-Effekte oder zum Ausrichten des Horizonts verschieben. Dabei sind horizontal und vertikal 24 Stufen möglich für bis zu 1,5 Millimeter Versatz, die Rotation kann bis zu einen Grad betragen.

Beim Autofokusmodul handelt es sich weiterhin um den SAFOX XII, der über 33 Messfelder verfügt, von denen 25 als Kreuzsensoren ausgeführt sind. Der Autofokus arbeitet bereits ab -3 EV und die mittleren drei Sensoren fokussieren mit F2,8 lichtstarken Objektiven besonders genau. Im Live-View über den Bildschirm steht hingegen ein Kontrastautofokus mit 3.445 Messfeldern zur Verfügung, die, anders als der SAFOX XII, bis an den Bildrand reichen. Die Autofokusgeschwindigkeit will Pentax dennoch verbessert haben. Es kommen nun die Algorithmen des APS-C-Spitzenmodells KP zum Einsatz, was nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Genauigkeit erhöhen soll, auch im AF-C-Betrieb.

Ein Highlight der K-1 Mark II ist der Pentaprismensucher. Er bietet eine 0,7-fache Vergrößerung und deckt 100 Prozent des Bildfelds ab. Dabei zeigt der Sucher nicht nur alle aufnahmerelevanten Daten an, sondern es können auch eine Wasserwaage sowie ein Gitter zur besseren Ausrichtung und Aufteilung des Bilds eingeblendet werden. Der acht Zentimeter große und 1,04 Millionen Bildpunkte auflösende rückwärtige Bildschirm bietet einen einzigartigen Dreh- und Klappmechanismus. An Vier Punkten aufgehängt ist diese Konstruktion besonders robust, man kann sogar die ganze Kamera samt Objektiv daran hochheben. Der Mechanismus erlaubt ein Klappen um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 35 Grad zu den Seiten. Dabei verbleibt der Bildschirm stets in der optischen Achse. Ganz gemäß dem Outdoor-Konzept der Kamera soll der Bildschirm auch in hellem Sonnenlicht gut ablesbar sein und ist mit einem gehärteten, kratzfesten Monitorglas geschützt.

Apropos Outdoor-Konzept: Die Gehäusekonstruktion besteht aus einem Metallchassis, das von einem Aluminiumgehäuse umgeben ist. 87 Dichtungen sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern. Luftfeuchtigkeit bis 85 Prozent und Temperaturen von bis zu -10 Grad Celsius hält die Kamera ebenfalls klaglos aus. Zudem ist das Bedienkonzept mit vielen Knöpfen und Einstellrädern wenig menülastig ausgelegt. Auch der Verschluss ist robust auf 300.000 Aufnahmen ausgelegt.

Die Belichtungsmessung arbeitet mit einem 86.000 Pixel auflösenden RGB-Sensor. Dabei ermöglichen die Echtzeitanalyse und die lernfähige künstliche Intelligenz, die bei zukünftigen ähnlichen Aufnahmesituationen vorher vorgenommene Korrekturen berücksichtigt, eine besondere präzise Belichtung. Belichtet werden kann im Übrigen nicht nur mit einer Automatik, sondern auch mit den klassischen Belichtungsprogrammen P, A, S und M, wobei individualisierbare Programmkurven gewählt werden können.

Der Bildprozessor Prime IV ermöglicht zudem Korrekturen von Abbildungsfehlern der Objektive wie etwa Randabdunklung, Verzeichnung und chromatischen Aberrationen. Dank der Beschleunigereinheit konnte zudem die Rauschunterdrückung verbessert werden, was nicht nur rauschfreie Bilder bedeutet, sondern auch höhere Empfindlichkeiten ermöglicht. Statt bis zu ISO 204.600 sind nun maximal ISO 819.200 möglich. Im Videomodus hingegen beträgt die maximale Empfindlichkeit ISO 25.600. Die Auflösung liegt weiterhin nur bei Full-HD. 4K-Videos stellt die K-1 nur im Zusammenhang mit der Zeitrafferfunktion bereit, falls man ein Video statt Einzelbildern haben möchte.

Die Serienbildfunktion ist trotz der Beschleunigereinheit mit 4,4 Bildern pro Sekunde für heutige Verhältnisse alles andere als schnell. Im APS-C-Format sind immerhin 6,4 Serienbilder pro Sekunde möglich. Der Puffer reicht im Vollformat für 70 JPEG- oder lediglich 17 Rohdatenbilder.

Die Schnittstellenausstattung bietet neben einem Stereomikrofoneingang für Videoaufnahmen auch eine USB-Schnittstelle sowie einen Micro-HDMI-Anschluss. Selbstverständlich ist auch WLAN an Bord. Die neue App ImageSync 2.0 soll für eine noch bessere und einfachere Bedienung sorgen. Neben einer Bildübertragung ist auch die Fernsteuerung der Kamera möglich. Zudem bietet Pentax als Zubehör einen Batteriegriff mit Hochformatauslöser an, der die Lebensdauer des Akkus von 670 Bildern verdoppelt.

Ab April 2018 soll die Pentax K-1 Mark II zu einem Preis von knapp 2.000 Euro erhältlich sein. Damit handelt es sich der UVP nach um die günstigste Vollformat-DSLR der letzten Jahre. Bei der Robustheit und dem Leistungsspektrum verspricht das, sofern man nicht gerade ein Action- und Sportfotograf ist, ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Selbst Käufer des Vorgängermodells müssen nicht in die Röhre schauen. Pentax plant einen Upgrade-Service, mit dem die K-1 auf das Niveau der K-1 II aufgerüstet werden kann. Dabei wird die Hauptplatine ausgetauscht, was zu folgenden Änderungen führt: Der ISO-Bereich wird verbessert, die Autofokusleistung steigt und Pixel Shift Resolution II mit der Handheld-Funktion wird unterstützt. Äußerlich wird die Aktualisierung, die in der lokalen Ricoh Imaging Werkstatt erfolgen soll, durch einen kleinen Logo-Sticker an der linken unteren Gehäuseseite kenntlich gemacht. Der Service wird ca. 500 Euro kosten und voraussichtlich nur im Zeitraum vom 21. Mai bis 30. September 2018 zur Verfügung stehen.


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