Die Reinkarnation der Pentax Auto 110?
Pentax kündigt Kompakt-Systemkamera Q mit fünf Objektiven an
2011-06-23 Wer sich schon immer eine Kompaktkamera mit Wechselobjektiven wünschte, kann ab September 2011 zur Pentax Q greifen. Sie ist die kompakteste Systemkamera, verfügt aber auch nur über einen Kompaktkamerasensor mit einer Diagonalen von lediglich 1/2,3 Zoll. Immerhin kommt die fortschrittliche BSI-Technologie zum Einsatz, die Auflösung bleibt mit 12,4 Megapixeln moderat. Passend zur Q gibt es fünf Objektive, darunter vier Festbrennweiten. Drei davon allerdings sind eher der Spielzeugabteilung zuzuordnen: Ein Fisheye sowie zwei "Toy Lens" als "Wide" und als "Telephoto". Diesen Objektive fehlt der Zentralverschluss und die Möglichkeit zur Blendeneinstellung. (Benjamin Kirchheim)
Einige erinnern sich vielleicht noch an die Pentax Auto 110, einstmals die kleinste Systemkamera mit Wechselobjektiven. Der Pocketfilm mit seinen 13 mal 17 Millimetern war allerdings weniger für seine gute Qualität berühmt, reichte er doch nur für 13 x 18 Zentimeter große Abzüge in akzeptabler Qualität. Deren Erbe tritt nun die Pentax Q an, sie ist die kompakteste Systemkamera mit Wechselobjektiven. Kein Kunststück bei einem Kompaktkamerasensor, der gerade einmal 1/2,3 Zoll (rund sieben Millimeter) in der Diagonalen misst und so einen Verlängerungsfaktor von 5,5 (bezogen auf Kleinbild) aufweist. Um dennoch eine passable Bildqualität zu ermöglichen, setzt Pentax einen rückwärtig belichteter CMOS-Sensor ein. Die so genannte BSI-Technologie sorgt für eine höhere Lichtempfindlichkeit der kleinen Photozellen, von denen die Pentax Q 12,4 Millionen besitzt. Der Sensor ist verhältnismäßig schnell, schafft die Pentax Q doch fünf Bilder pro Sekunde – allerdings nur für fünf Aufnahmen in Folge. Videos werden sogar in FullHD-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet und zusammen mit dem Mono-Ton als MPEG4 gespeichert.
Als Wechselobjektivkamera darf die Q auf einen Staubschutz nicht verzichten. Zum Einsatz kommt das System Dust Removal II, das auch in der Pentax K-5 zu finden ist. Staub soll durch eine Sensorbeschichtung einerseits gar nicht erst anhaften und wenn doch, dann wird er durch Ultraschallschwingungen wieder abgeschüttelt. Auch die magnetische Pentax-Bildstabilisierung SR ist verbaut. Sie verschiebt den Sensor entgegen der Kamerabewegungen und gleicht so Verwackelungen aus.
Die Q vereint laut Pentax das beste aus beiden Welten: Einfache Bedienung mit Automatiken und 21 Motivprogrammen wie bei einer Kompaktkamera und manuelle Einstellmöglichkeiten wie bei einer DSLR. Dazu gehört auch ein RAW-Modus, der DNG-Format speichert. Sogar die Schärfentiefe lässt sich regeln, allerdings elektronisch, denn der kleine Sensor verfügt wie alle Kompaktkameras über eine sehr hohe Schärfentiefe. Erreicht wird ein kleiner Schärfebereich mit unscharfem Bokeh durch eine künstliche Weichzeichnung, die vom Fotografen gesteuert werden kann. Außerdem verfügt die Q über einen eingebauten Blitz, der mittels pfiffiger Mechanik weit nach oben und zur Seite ausklappt und sich so weit von der optischen Achse entfernt. Sogar einen TTL-Systemblitzschuh bietet die Q.
Auf der Rückseite der 98 x 57,5 x 31 Millimeter kleinen Kamera prangt ein drei Zoll (7,5 Zentimeter) großer Bildschirm, der 460.000 Bildpunkte auflöst. Einstellrad und Programmwählrad gehören zum Benutzerinterface und sollen die Bedienung vereinfachen. HDR-Automatik, Mehrfachbelichtungsfunktion, Intervallaufnahmemöglichkeit, bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten und Bildbearbeitungseffekte schon während der Foto- oder Videoaufnahme sind weitere Highlights der Ausstattung. Der Autofokus verfügt über 25 Messfelder, auch eine Gesichtserkennung ist integriert. Das Bildseitenverhältnis ist in JPEG auf 4:3, 3:2, 16:9 und 1:1 einstellbar (RAW-Modus: 4:3).
Das Gehäuse der Pentax Q besteht aus Magnesium und Aluminium, betriebsbereit wiegt sie gerade einmal 200 Gramm. Die Objektive sind ebenfalls sehr kompakt, da sie auf den kleinen Bildkreis des Sensors und die lediglich 9,2 Millimeter Auflagemaß gerechnet sind. Das Standardzoom F2,8-4,5/5-15mm deckt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 27,5 bis 83 Millimeter ab und zählt laut Pentax bereits zur "High Performance" Serie, es besitzt ein Metall-Bajonett. Ebenfalls zu dieser Serie gehört eine Standard-Festbrennweite mit einer Lichtstärke von F1,9, ihre kleinbildäquivalente Brennweite beträgt 47 Millimeter. Diese beiden Objektive verfügen über einen eingebauten und von der Kamera steuerbaren Graufilter sowie einen Zentralverschluss, auch eine Streulichtblende gehört zum Lieferumfang.
Drei weitere Objektive vervollständigen das Quintett. Sie gehören allerdings der "Unique" Serie an, zwei davon werden gar als "Toy Lens" bezeichnet. Diese Objektive sind sehr einfach aufgebaut und sollen eher der kreativen Fotografie dienen, laut Pentax entspricht die Qualität eher der Lomografie. Die drei Objektive verfügen über eine feste Blende, ein Kunststoffbajonett und kommen ohne Zentralverschluss, ND-Filter, Autofokus und Filtergewinde daher. Die Serie besteht aus einem Fish-Eye mit 160° Bilddiagonale und einer festen Blende von F5,6, einem Weitwinkel mit 35 Millimeter entsprechend Kleinbild sowie F7,1 und einem Tele mit 100 Millimeter Brennweite entsprechend Kleinbild bei Blende F8,0. Die vier Festbrennweiten wiegen zwischen 18 und 37 Gramm, das Zoom ist 96 Gramm schwer. Preise zu den einzelnen Objektiven nannte Pentax noch nicht. Weitere Details sind unseren Datenblättern zu entnehmen. Die Q soll bereits im Juli in Japan auf den Markt kommen. Europäer hingegen müssen sich noch bis Anfang September 2011 gedulden. Dafür ist der Preis mit 750 EUR für die Q mit 47-Millimeter-Festbrennweite stattlich, wer auch das Zoom-Objektiv möchte, muss sogar fast 900 EUR auf den Ladentisch legen. Die Gehäusefarbe ist wahlweise Schwarz oder Cremeweiß. Zahlreiches Zubehör wie Filter, ein Infrarotfernauslöser und ein optischer Aufstecksucher runden das System ab, auf den Blitzschuh passen die großen Pentax-Blitze. Weiteres Zubehör für die Q ist laut Pentax in Planung.