Going Green

PhotoPlus International Conference & Expo 2007 in New York

2007-10-22 Jede Messe braucht ihr Motto, und wenn schon mal wieder ein Amerikaner den Friedensnobelpreis gewinnt, muss man danach nicht lange suchen. Ganz in Al Gores Sinne hat sich das Magazin Photo District News (PDN), Veranstalter und Organisator der PhotoPlus Expo (PPE) New York, für das Thema Umweltschutz entschieden. Der Kick-Off am Vorabend der Messe war entsprechend eine Öko-Modenschau mit Kleidern aus biologischen oder recycelten Materialien von Studenten des Fashion Institute of Technology und Fotografien von Michel Tcherevkoff, der sein neuestes Buch “Shoe Floer: A Footwear Fantasy“ vorstellte. Darin präsentiert er Bilder von komplett aus frischen Blumen designten Schuhen. Die Keynote am ersten Messetag schloss sich dem Umweltthema unter dem Titel “World in Focus“ an und präsentierte die Arbeit vieler Fotografen, die sich für Mutter Natur einsetzen. Im Messegewühl war dann allerdings mehr Business als Natur angesagt, und es gab im Vergleich zum Vorjahr erstaunlich viele neue Produkte.  (Daniela Schmid)

Warteschlange am Eröffnungstag der Messe [Foto: Daniela Schmid]Erstaunlich deshalb, weil die PPE traditionell eher dazu da ist, den Fotografen eine Plattform zum Ausprobieren, Informieren und Kaufen zu bieten. Natürlich bringt jeder Hersteller seine neuesten Produkte mit, sie müssen aber nicht notwendigerweise gerade frisch vom Ingenieurstisch purzeln. Des Weiteren ist der Zeitpunkt der PPE neuen Produkten eher hinderlich. Er ist zu spät fürs Weihnachtsgeschäft, das in der Planung der Händler meist schon abgeschlossen ist und zu früh für die große Neuheitenwelle der PMA. Wer im Entwicklungsprozess gerade soweit ist, etwas Neues vorzustellen, bringt es mit, die anderen lassen die Produkte ausprobieren, die sie in den letzten Monaten auf den Markt gebracht haben. Ein Grund dafür, dass die PPE dieses Jahr relativ viele Neuheiten zu bieten hatte, war sicher auch das turnusgemäße Nicht-Stattfinden der photokina. Vergangenes Jahr gab es alle Premieren im September in Köln, heuer war die IFA – für die internationale Kamerabranche eher unspektakulär, da kann man unter Umständen mit Produktvorstellungen bis New York warten. Denn dort sind die berufstätigen Fotografen, die Profis. Für sie ist die PPE die beste Möglichkeit, sich über die komplette Fotobranche zu informieren, von Kameras bis hin zu Fotoalben und Rahmen. Und so pilgerten sie zwischen dem 18. und 20. Oktober 2007 in Scharen aus dem ganzen Land und teilweise von “Overseas“ ins Jacob K. Javits Center im Big Apple. Die Mission: Möglichst günstige Angebote finden, um die eigene Ausrüstung sinnvoll zu erweitern, tolle Angebote für die eigenen Kunden finden und von Kollegen in Seminaren und Produktdemonstrationen zu lernen.

Die Stars der diesjährigen PPE waren ohne Frage die Kameras von Canon, Nikon, Olympus und Sony. Auch wenn man in der Presse schon über die EOS 1Ds Mark III, die EOS 40D, die D300, die D3 und die α700 lesen konnte, sie in den Händen zu halten, ist etwas ganz anderes. Und da sind Fotografen fast schlimmer als Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Die Teststationen bei Canon und Nikon waren chronisch überfüllt, und Ellbogeneinsatz war keine schlechte Idee, zu den neuen Kameras zu gelangen. Auch das Interesse an Sony scheint ungebrochen, und die α700 ist auf dem besten Weg, in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen kleinen Schwester α100 zu treten. Olympus hatte mit der Neuankündigung der lange ersehnten E-3 sowieso die Messe abgewartet und war sich der Aufmerksamkeit sicher. Fotografen sind untereinander ein ziemlich uneiniges Volk, z. B. über die ewige Streitfrage, welche Marke die Beste ist oder wie viele Megapixel man wirklich braucht, oder ob Vollformat das Maß aller Dinge ist. Aber nach dem Motto “Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“, so hören sie doch am liebsten von Kollegen, wie sich die neuen Schätzchen so bei der Arbeit machen. Alle Hersteller hatten daher ihre prominentesten Vorzeigefotografen mobil gemacht, und an jedem Stand war Messetag ein, Messetag aus volles Programm geboten. Und obwohl die Promis von den Herstellern dafür bezahlt werden, die Marken zu loben und zu preisen, so kann man doch eine Menge von ihnen lernen, wenn man ihnen bei der Arbeit zusieht. Egal ob Joe McNally bei Nikon, John Isaac für Olympus, Chris Rainier bei Canon oder auch Photoshop-Diva Katrin Eismann bei Adobe – man weiß kaum, wo man sich zuerst hinwenden soll. Adobe hatte jedenfalls immer volles Haus, obwohl CS3 und Lightroom nicht mehr brandneu sind. Als Fotograf kommt man eben nicht drum herum, und es ist besser, Katrin Eismann nach ihrem Vortrag direkt zu Problemen zu befragen als stundenlang in ihren zahlreichen Büchern zu blättern. Und anders als auf den deutschen Messen haben die Amerikaner keine Scheu, die Idole nach der Show Ansturm auf neue Nikon-Kameras [Foto: Daniela Schmid]zu stellen und mit Fragen zu löchern. Dafür zahlen sie schließlich Eintritt. Und so nötigt ein Vater auf Eismanns Vortrag seine Tochter immer wieder, nach der Präsentation ja mit Frau Eismann zu sprechen. Man versinkt nicht vor Ehrfurcht im Boden, man nimmt sich an Infos, was man kriegen kann. Ein Gespräch der Berichterstatterin mit Boinx Software aus Puchheim bei München (FotoMagico) wurde auf eben diese Weise unterbrochen. “Seid ihr Jungs von Boinx?“ fragte ein freier Fotograf Oliver Breidenbach (Gründer von Boinx) und Florian Albrecht (Produktentwicklung), die sich die Messe im Hinblick auf einen möglichen eigenen Stand im nächsten Jahr hin ansahen. “Es steht auf deinem T-Shirt“, drängte er Oliver Breidenbach weiter. Danach brach er in Lobeshymnen aus über FotoMagico, eine Profi-Diashow-Software für den Mac, entschuldigte sich für die Unterbrechung und sagt, dass er einige Fragen hätte. Telefonnummern wurden ausgetauscht, und die beiden Boinx-Vertreter versprachen, sich später mit ihm zu treffen. Das ist typisch für die PhotoPlus.

Produkte aus Deutschland erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Die Marken Zeiss oder Hahnemühle wären ohne den US-Markt vielleicht schon weg vom Fenster, und dementsprechend zeigen sie Präsenz in New York. Zeiss befindet sich nach der Einführung des Vollformatsensors bei Nikon im Aufwind, denn endlich können Zeiss-Objektive mit F-Bajonett mit vollem Bildkreis genutzt werden. Das und Sonys Erfolg geben Hoffnung auf ein gutes Jahr 2008. Eine Zusammenarbeit mit Sony steht zwar noch längst nicht fest, aber hinter den Kulissen wird fleißig verhandelt, und Martin Klottig vom Marketing versprach, dass man von Zeiss im nächsten Jahr noch viel hören werde. Die Schweizer profitieren ebenfalls von ihrem Ruf für Qualität, und die US-Distributoren von Monostat freuten sich über das rege Interesse an ihrem 2m²-Stand. Die Amerikaner lieben Monostats Einbeinstative und sind von deren Stabilität, Leichtigkeit und Flexibilität tief beeindruckt.

Neben den Marken, die immer für Aufsehen sorgen und denen, die zuverlässig ein Stammpublikum anziehen, waren natürlich die weiteren Neuheiten von Interesse. Und die gab es hauptsächlich im Bereich Zubehör und FineArt-Printing. Canon trumpfte mit zwei neuen Großformatdruckern namens Neue Fototasche von Jessica Clair [Foto: Daniela Schmid]imagePROGRAF iPF9100 und iPF8100 auf, die auf dem in den USA kürzlich vorgestellten Papier Canon Polished Rag (300 g/m²) und dem Canon High Resolution Coated Bond Paper (120 g/m²) ihre Druckleistung präsentierten. Epson hielt mit seinen neuen Modellen Stylus Pro 11880, 9880, 7880 und 4880 und dem neuen Traditional Photo Paper dagegen, und auch HP fuhr dementsprechend mit dem ganzen Line-Up auf. Und auf der PPE interessieren wirklich nur die Profigeräte. So suchte man am Stand von Epson beispielsweise vergeblich nach den regulären DIN-A4-Fotodruckern. Die sind etwas für Laien. Auf den ersten Blick nicht ins Bild passte die Anwesenheit der ganz kleinen Direktdrucker PictureMate. Aber auch das hatte seine Gründe. Bei Event-Fotografen erfreuen sich die kleinen Mobildrucker großer Beliebtheit, da man den Hochzeitsgästen damit direkt vor Ort 10x15cm-Ausdrucke verkaufen kann – Geld verdienen leicht gemacht. Der sonstige FineArt-Markt glänzte mit jeder Menge neuer Papiere. Besonders regen Absatz fanden Leinwand-Produkte in allen Varianten. Und beim Blick auf die Portfolios der Papierhersteller wird eines klar: mittlerweile kann man so ziemlich alles an traditionellen Papieren in den Tintenstrahler stecken. Es gibt kaum mehr ein Papier, das es nicht mit Inkjet-Beschichtung gibt. Der neueste Coup von Moab by Legion Paper ist Moenkopi, eine Linie japanischen Washi-Papiers. Mit Kozo 110, Unryu 55 und Biyan 300 gibt es das japanische Edelpapier in drei Stärken. Wann das Washi in Deutschland erhältlich sein wird, ist noch unklar. Wir werden, wie auch bei allen anderen Neuheiten, gesondert und ausführlich darüber berichten, sobald es auf dem deutschen Markt zu kaufen ist. Dass der FineArt-Markt in Deutschland noch etwas hinterherhinkt und neue Papiere immer erst in den USA erhältlich sind, ist nichts Neues.

Andere Produkte werden dafür in Deutschland wesentlich früher angekündigt. Die Lowepro Cirrus TLZ Bereitschaftstaschen, über die digitalkamera.de bereits im August berichtet hatt (siehe weiterführende Links) sind von Lowepro USA erst am 18. Oktober 2007 zur PPE angekündigt worden. Auch die oben genannten Epson-Drucker waren in Deutschland früher erhältlich (siehe Links). Eine neue Art von Tasche gibt es von Jessica Claire und ihrer Marke Shootsac, die nicht nur eine weitere Fototasche sein möchte. Die Umhängetasche besteht aus weichem Neopren, das sich dem Körper anpasst und die Objektive schützt. Die Umhängetasche fasst drei bis sechs Objektive in verschiedenen Fächern, einen Kamerabody und Speicherkarten und Akkus. Der Taschendeckel ist abnehmbar. Er kann als Unterlage für die Knie des Fotografen dienen oder einfach aus Modebewusstsein gegen ein anderes Design ausgetauscht werden. Denn wer eine Jessica-Claire-Tasche trägt, sieht nicht aus wie ein Fotograf, sondern eher wie eine Fashionista. Mode scheint auch bei Fotografen wichtig zu sein, die Taschen waren sehr beliebt und nicht nur bei Frauen. Neue Taschen waren auch bei BogenImaging von Kata zu sehen. Die Digital Photo Series Collection besteht aus sechs Modellen in klassischem Schwarz von Gürteltasche bis Rucksack. Aber auch die anderen Bogen-Marken bieten neue Produkte.

2.500 $ Stativ bei Gitzo [Foto: Daniela Schmid]Von Lastolite wurde der ezyBox Hotshoe vorgestellt, der einen normalen Aufsteckblitz in eine Softbox verwandelt. Der Cubelite Light Table unterstützt Produktfotografen mit einer zusätzlichen Lichtquelle von unten, die das Lichtzelt Cubelite so nicht bieten kann. Von Elinchrom konnte man das Fernauslösesystem Skyport für die Studiobeleuchtung in Aktion sehen. Der Sender, der auf die Kamera gesteckt wird, ist kleiner als der neue iPod nano. Per Computer oder direkt von der Kamera werden die Wattzahl der Lampen und die Ansteuerung kontrolliert. Neue Stative gab es von Manfrotto. Die X-Familie wird um die 055X-Modelle erweitert, die die Leistung des 190X bieten, aber noch stabiler sind. Von Gitzo war ein 2.500 US$ teures Titaniumstativ zu bewundern, das weltweit nur 390-mal gefertigt wurde und wegen seines hohen (Sammler-)Werts in der Vitrine bleiben musste. Sobald BogenImaging Deutschland die Produkte vorstellt, werden wir ausführlich darüber berichten. In drei Monaten wird die neue Variante Quik Pod DSLR nach Deutschland kommen. Für Leute, die sich gerne selbst fotografieren, ist das mit dem neuen Monopod nun auch mit den schweren SLRs möglich. Der Quik Pod dient dabei als Verlängerung des Armes, kann aber auch dank ausklappbarer Beine selbst auf den Boden gestellt werden. Die erste Variante war vor einem Jahr auf der PPE vorgestellt worden und hat sich dann auf der PMA besonders auch bei deutschen Kollegen großer Beliebtheit erfreut. Was weitere Neuheiten für Deutschland betrifft, so ist Vertus gerade dabei, sein Photoshop-Plugin Fluid Mask 3 ins Deutsche zu übersetzen. Für alle, die sich bisher gescheut haben, das Tool zur Erstellung von Ebenenmasken anzuwenden, weil englische Fachbegriffe über ihre Fremdsprachenkenntnisse hinausgingen, die werden sich Anfang nächsten Jahres sehr über die deutsche Ausgabe freuen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, die Vorbereitungen laufen aber auf Hochtouren. Von SanDisk gibt es die Extreme III SDHC-Karte seit der PPE mit 8 GB. Für die Leistung der 16 GB Extreme III CF-Karte ist SanDisk während der Messe mit dem Editors’ Choice Award des Magazins "American Photo" ausgezeichnet worden.

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