Ausführliche Vorstellung mit Ersteindrücken
Präsentation der Olympus Pen-F als neues Retro-Pen-Spitzenmodell
2016-01-27 Sowohl die Pen- als auch die OM-D-Modelle von Olympus folgten schon immer dem Retro-Trend, doch die neue Pen-F setzt dem ganzen die Krone auf. Mit viel Liebe zum Detail designt wartet die Pen-F aber auch mit allerlei Spitzentechnologien auf. So bricht Olympus etwa mit der Tradition, dass eine digitale Pen keinen Sucher besitzt. Zudem kommt nicht nur der hervorragende 5-Achsen-Bildstabilisator der OM-D E-M5 Mark II zum Einsatz, sondern auch ein nagelneuer 20-Megapixel-Sensor, der nach den Vorgaben von Olympus gebaut wird. Wir konnten die Pen-F bereits ausprobieren und schildern neben den Fakten auch unsere Eindrücke von der spiegellosen Systemkamera. (Benjamin Kirchheim)
Einen Micro-Four-Thirds-Sensor (17,3 x 13 mm) mit 20 Megapixeln Auflösung kennen wir bereits aus der Panasonic Lumix DMC-GX8, doch Olympus will einen eigenen 20-Megapixler entwickelt haben, der von Sony nach den Vorgaben von Olympus (unter anderem ohne Tiefpassfilter) gebaut wird. Der neue CMOS-Sensor soll dasselbe Rauschverhalten und denselben Dynamikumfang besitzen wie der bisherige 16-Megapixel-Sensor, aber 25 Prozent mehr Auflösung bieten. Dem Sensor steht weiterhin der Bildprozessor True Pic VII zur Seite.
Die Olympus Pen-F ist eine Hommage an die 1963 erschienene Halbformat-SLR Pen F. Sie verfügt als erste spiegellose Systemkamera von Olympus über einen 20 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor. [Foto: Olympus]
Wie bei Olympus üblich, ist der Sensor zwecks Bildstabilisierung beweglich gelagert. Und das funktioniert in der Pen-F genauso effektiv wie in der OM-D E-M5 Mark II, bis zu 5 EV längere Belichtungszeiten sind (nach CIPA-Standard) im Vergleich zu einer Aufnahme ohne Bildstabilisator möglich (beispielsweise 1/3 Sekunde Belichtungszeit statt 1/100 oder 1/16 statt 1/500 Sekunde). Ausgeglichen wird nicht nur das Kippen der Kamera nach links/rechts und oben/unten (Achsen eins und zwei), sondern auch das parallele Verschieben nach oben/unten sowie links/rechts (Achsen drei und vier), das vor allem bei Aufnahmen im Nahbereich eine Rolle spielt sowie als fünfte Achse die Drehung der Kamera um die Sensorachse. Insbesondere letzteres kann ein optischer Bildstabilisator Prinzip bedingt nicht ausgleichen, da dieser das Bild nicht drehen kann. Zudem vibriert der Sensor bei jedem Einschalten mit einer Frequenz von 50.000 Hz (Ultraschall), um Staubpartikel und Dreck abzuschütteln.
Den ohnehin schon sehr schnellen 81-Punkt-Autofokus will Olympus weiter verbessert haben. Zudem soll die Pen-F die kürzeste Auslöseverzögerung ihrer Gattung bieten. Der Autofokus ist sogar in der Lage, automatisch auf die Augen eines Gesichts zu fokussieren, das fotografiert werden soll. Für die manuelle Fokussierung steht neben einer Lupenfunktion auch Fokus-Peaking zur Markierung der scharfen Kontrastkanten zur Verfügung. Bei Serienbildern arbeitet der AF-C bei bis zu fünf Bildern pro Sekunde. Ohne Autofokus sind zehn Bilder pro Sekunde möglich. Der Puffer fast bis zu 16 Raw-Aufnahmen am Stück. Die Videofunktion nimmt in Full-HD-Auflösung bis zu 60 Bilder pro Sekunde auf. Der 5-Achsen-Bildstabilisator sorgt dabei für ein besonders ruhiges Bild, fast so, als würde man eine Steady-Cam verwenden. Allerdings muss der Videograf leider auf einen externen Mikrofonanschluss sowie 4K-Auflösung verzichten.
Übrigens führt die erhöhte Sensorauflösung dazu, dass der High-Res-Shot nun 50 Megapixel in JPEG aus der Kamera oder sogar 80 Megapixel bei Raw-Aufnahmen ermöglicht. Der High-Res-Shot funktioniert nur von Stativ. Mit Hilfe des Bildstabilisators werden acht Aufnahmen um jeweils 0,5 Pixel verschoben aufgenommen und zu einem hochauflösenden Bild zusammengesetzt. Dabei nutzt die Pen-F den elektronischen Verschluss, der bis zu 1/16.000 Sekunde schnelle Belichtungszeiten erlaubt. Der mechanische Verschluss ist mit einer kürzesten Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde ebenfalls sehr schnell.
Bei Bulb-Belichtungen inklusive Liveansicht des aktuellen Belichtungsstatus sind bis zu 30 Minuten lange Verschlusszeiten möglich. Die Live-Composite-Funktion ist ebenfalls an Bord. Hierbei wird eine einstellbare Grundbelichtungszeit immer wiederholt und zum ersten Bild jeweils nur die hell belichteten Bildteile der Folgebelichtungen hinzugefügt. So entstehen bei einer Himmelsaufnahme etwa Sternenspuren, ohne den Vordergrund überzubelichten. Mit einer Akkuladung arbeitet die Live-Composite-Funktion bis zu drei Stunden am Stück. Auch Fokus-Bracketing, HDR-Belichtungsreihen und Intervallaufnahmen (inklusive 4K-Zeitraffervideos) beherrscht die Pen-F.
Als erste digitale Pen verfügt die Olympus Pen-F über ein dreh- und schwenkbares Display sowie über einen eingebauten elektronischen Sucher. [Foto: Olympus]
Das Kreativ-Rad an der Vorderseite der Olympus Pen-F erlaubt den Zugriff auf verschiedene Kreativ-Filter, die sich individualisieren lassen. Rechnerisch ergeben sich über 18,5 Millionen verschiedene Filter. [Foto: Olympus]
Mit vielen Knöpfen, fünf Rädern und einer radähnlichen Wippe erlaubt die Olympus Pen-F eine sehr "analoge" Bedienung. [Foto: Olympus]
In diesem Jahr feiert das 1919 gegründete japanische Unternehmen 80 Jahre Fotografie, denn mit der Semi-Olympus I kam 1936 die erste Kamera von Olympus auf den Markt. Das Jubiläum soll in diesem Jahr mit vielen Produktneuheiten gefeiert werden, beginnend mit der Pen-F. Sowohl das Pen als auch die spezielle Bezeichnung Pen-F gehen auf historische Kameras von Olympus zurück. Die Pen-Serie begründete Olympus 1959 mit der Pen, einer Halbformat-Sucherkamera. 1963 folgte die Pen F als erste Spiegelreflex-Pen. Die neue Pen-F (mit Bindestrich) ist eine Hommage an die Pen F aus dem Jahre 1963, übrigens nicht die erste ihrer Art. Schon die im Mai 2013 vorgestellte Pen E-P5 als bisheriges Spitzenmodell der digitalen Pen-Serie war eine Hommage an die Pen F. Mit dementsprechend viel Liebe zum Detail und konsequenter Anlehnung an das historische Vorbild ist die Pen-F designt. Der Name Pen-F hat laut Olympus übrigens eine Bedeutung. Das "Pen" steht für einen Fotoapparat, der so einfach zu benutzen ist wie ein Stift, das "F" steht laut Olympus für Fotografie.
Ersteindruck
Wenn man die Pen-F in die Hand nimmt, könnte man ob des liebevollen Designs fast meinen, sie sei eher ein Vitrinenmodell. Dafür ist sie aber viel zu schade. Die Kamera ist mit 125 x 72 x 37 Millimeter recht kompakt (etwa so groß wie eine OM-D E-M10) und besitzt mit ca. 425 Gramm ein angenehmes Gewicht. Über einen speziellen Spritzwasser- oder Staubschutz verfügt sie übrigens nicht.
Wer manuelle Bedienrädchen und viele Knöpfe mag, wird an der Pen-F seine wahre Freude haben. Insgesamt fünf Rädchen und eine radähnliche Wippe kommen neben zahlreichen Knöpfen und dem Touchscreen zur Bedienung zum Einsatz. Das Programmwählrad verfügt über eine praktische Radsperre, die sich verriegeln und entriegeln lässt. Ein kompliziertes gleichzeitiges Drücken eines Knopfes zur Entriegelung, während man am Rad dreht, ist damit nicht nötig. Des Weiteren verfügt die Pen-F über ein fest rastendes Belichtungskorrekturrad. Ein versehentliches Verstellen sollte eigentlich ausgeschlossen sein. Darüber hinaus befinden sich rund um den Auslöser und an der Rückseite hochwertig rastende Räder, mit denen Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit etc. eingestellt werden können.
Eine Besonderheit ist das Rad mit fünf Rastpositionen an der Kameravorderseite. Dies ist das Kreativrad. Eine Pest für jeden Raw-Fotografen und Effektfilterhasser, das Paradies für jeden Fan von individualisierbaren Effekt- und Farbfiltern. Dreht man diesen Knopf, so kommt man an insgesamt vier verschiedene Effektmodi, die sich nicht nur mit den beiden vorher genannten Drehrädern individualisieren lassen, sondern drei verschiedene Sets können voreingestellt und später wieder aufgerufen werden.
Fortsetzung auf Seite 2
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