Epsons Farbentrick
Print Image Matching-Technologie für realistischere Ausdrucke
2001-03-02 Epsons neue Print Image Matching-Technologie nutzt den JPEG-Dateianhang, um die Einschränkungen beim Bild- und Farbinformationsgehalt von Bilddateien elegant zu umgehen: So könnte man die neue Druckoptimierungs-Technologie zusammenfassen, die Epson mit der Unterstützung von einigen nicht unbedeutenden Digitalkameraherstellern auf dem Markt durchsetzen möchte. Die neue Technologie soll gewährleisten, dass die Bilder so auf das Papier gedruckt werden, wie sie von der Kamera aufgenommen wurden. (Yvan Boeres)
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Was ist denn nun die Print Image Matching-Technologie genau? Dieses Verfahren
wurde von der Seiko Epson Corporation zusammen mit oben genannten
Digitalkameraherstellern entwickelt, um die Farben, so wie sie die Digitalkamera
aufnimmt, bei der Ausgabe auf einem Drucker so originaltreu wie möglich
auszudrucken. Das war bisher trotz ausgeklügelter Farbverwaltungs- und
Farboptimierungstechnologie bei den aktuellen Druckern nicht immer
gewährleistet. Um die Arbeitsweise zu verstehen, muss man zuerst einmal wissen,
wie die einzelnen Geräte der Bilderkette (Digitalkamera, Computer und Monitor,
Software, Drucker usw.) die Farben interpretieren.
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Ein CCD-Bildwandler besteht aus einer Vielzahl von winzigen,
lichtempfindlichen Elementen, die Licht in ein elektrisches Signal umwandeln,
das wiederum von einem Analog/Digital-Wandler-Baustein in ein binäres bzw.
digitales Signal verwandelt wird. Da die einzelnen Sensorelemente eigentlich
"farbblind" sind, sitzt auf der CCD ein "Farbmosaik" aus
roten, grünen und blauen Filtern, so dass jedes einzelne lichtempfindliche
Element entweder Rot, Grün oder Blau sieht. Aus diesen Farbinformationen
errechnet dann die Elektronik der Kamera die "richtigen" Farben
(Fachbegriff: Farbinterpolation). Wie viele Farben die Kamera überhaupt
aufnehmen kann, drückt der Wert der Farbtiefe aus, die in den
digitalkamera.de-Datenblättern aufgeführt ist. Die meisten Digitalkameras
arbeiten mit 24 Bit, was 16 Millionen Farben ergibt. Einige Digitalkameras wie
z. B. die meisten Digitalkameras von Canon können sogar zumindest
kameraintern 30 Bit (= 1 Milliarde Farben) verarbeiten. Um diese Farben zu
"beschreiben", wird bei Digitalkameras normalerweise der sogenannte
YCbCr-Farbraum benutzt ein Farbmodell, bei dem Farben über ihre Helligkeit
(im Fachjargon: Luminanz) und zwei ihrer Farbkomponenten (Chrominanz Blau,
Chrominanz Rot) definiert werden. Der YCbCr-Farbraum wird hauptsächlich bei der
Speicherung im JPEG-Format benutzt, es gibt aber auch einige Digitalkameras, die
TIFF-YCbCr unterstützen. Da der YCbCr-Farbraum allerdings pro Komponente (Y, Cb
und Cr) nur 8 Bit zulässt, werden bei diesen Dateiformaten sowieso maximal
"nur" 24 Bit (also 16 Millionen Farben) gespeichert.
Doch selbst 16 Millionen Farben bzw. Farbtöne sind noch unheimlich viel
(mehr als das menschliche Auge überhaupt wahrnehmen kann) und dank spezieller
Druckfarben wie Hell-Cyan und Hell-Magenta (neben den Standard-Druckfarben Cyan,
Magenta, Gelb und Schwarz) kann auch ein Großteil dieser Farben mit modernen
Tintenstrahl-Fotodruckern zu Papier gebracht werden ganz im Gegensatz zu
Computern und deren Bildschirmen. Und das ist genau der "springende
Punkt": Denn die meisten Computersysteme definieren die Farben nach dem
sRGB-Farbmodell; ein standardisiertes Farbmodell, das gemeinsam von Microsoft
und Hewlett-Packard entwickelt wurde. Das sRGB-Farbmodell gewährleistet zwar,
dass die einzelnen, nach dem RGB-Prinzip (Rot, Grün, Blau) arbeitenden Geräte
die Farben einigermaßen farbtreu abbilden, jedoch ist der Farbumfang dieses
Farbmodells sehr eingeschränkt. Bei der Definierung von sRGB ging man nämlich
vom kleinsten gemeinsamen Nenner aus; d. h. die Farben sollten auch auf dem bei
der Farbwiedergabe eingeschränktestem Medium wiedergegeben können. Deshalb
gingen bisher bei der Umwandlung von YCbCr nach sRGB eine Vielzahl an Farbtönen
verloren, die eigentlich auf modernen Tintenstrahldruckern hätten dargestellt
werden können.
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Genau das will Epson mit der Print Image Matching-Technologie verhindern:
Hier wird der Farbraum, so wie er von der Kamera in seiner Gesamtheit
beschrieben wird, in dem EXIF-Header (ein JPEG-Dateianhang, der kamerabezogene
Informationen enthalten kann) untergebracht. Zusätzlich werden noch weitere
für den Druck relevante Kamerainformationen in den EXIF-Dateianhang
geschrieben. So zum Beispiel der Gammawert, aber auch die Referenzfarbe sowie
die Werte für Lichter und Schatten, Farbsättigung und Farbbalance, Helligkeit,
Kontrast und Schärfe. Diese Werte sind nämlich von Kamera zu Kamera und von
Drucker zu Drucker verschieden, so dass das Originalbild aus der Kamera oft
nicht mit dem fertigen Foto aus dem Drucker übereinstimmt. Nehmen wir als
Beispiel den Gammawert (ein mathematischer Begriff, der die
Helligkeitsverschiebung der mittleren Töne eines Bildes zu den helleren oder
dunkleren Farben hin angibt): In der Grafik-Branche und bei Epson nimmt man
normalerweise einen Gamma von 1,8 als Standard viele Digitalkamerahersteller
nehmen aber gerne einen Gammawert von 2,2 (sRGB-Standardgamma) oder den
dazwischenliegenden Wert 2,0. Dank Print Image Matching Technologie werden
solche Diskrepanzen erkannt; der Druckertreiber kann die im EXIF-Header
enthaltenen Bildzusatzinformationen auswerten und den Druck entsprechend
anpassen. Dabei kann sogar der Druck dem jeweiligen Motiv angepasst werden.
Besitzt die Kamera z. B. Motivprogramme, werden bei Portrait-Einstellung an der
Kamera die Ausdrucke ganz leicht weichgezeichnet und mit Optimierung der
Hauttöne wiedergegeben, während bei Makroaufnahmen der Vorrang auf absoluter
Schärfe und höchstem Kontrast liegt. Mit der Print Image Matching-Technologie
können Digitalkamerahersteller noch weitere druckrelevante Daten und Befehle in
den EXIF-Header integrieren.
Die Auswertung aller im EXIF-Dateianhang enthaltenen, druckrelevanten Daten
und die Aufbereitung dieser Daten für den Druck ermöglicht vorerst nur die
Epson PhotoQuicker-Software, die zukünftigen Print Image Matching-kompatiblen
Druckern von Epson beiliegen wird. Diese Software erlaubt es, die Kamerabilder
anzuzeigen, auszuwählen und auszudrucken. Zukünftige Entwicklungen der Print
Image Matching-Technologie sollen zudem noch die DPOF-Bildbestellungs-Funktion
der Kameras unterstützen und es ermöglichen, Bilder mit vorgefertigten
Rahmenvorlagen zu drucken. Epson bemüht sich auch, die Print Image
Matching-Technologie an Softwarehersteller und an andere Druckerhersteller
(gegen entsprechende Gebühren) zu lizenzieren, so dass
Bildverarbeitungsprogramme und Drucker diese Technologie in Zukunft
unterstützten könnten. Sollte die Print Image Matching-Technologie nämlich
dem Benutzer in der Praxis einen echten Qualitätsvorteil bringen, wird man sich
als Benutzer wünschen, diese Technologie in so vielen Produkten wie möglich
vorzufinden. Über den Erfolg der Print Image Matching-Technologie wird also
sowohl der Kunde als auch der Rest der Herstellergemeinde entscheiden.