Schnell ist Trumpf
SD-Highspeed-Speicherkarten im Geschwindigkeitsvergleich
2003-12-17 Unser letzter Speicherkarten-Geschwindigkeitsvergleich ist schon lange her. Seitdem sind nicht nur die CompactFlash-Speicherkarten (noch) schneller geworden, sondern auch andere Kartentypen wie die SecureDigital-Card. Höchste Zeit für die Redaktion, auch die briefmarkengroßen SD-Karten gegeneinander antreten zu lassen. (Yvan Boeres)
Auch
die SD-Speicherkarten gibt es nämlich mittlerweile in
geschwindigkeitsoptimierten Varianten. Und da sich auch immer mehr
Digitalkameras – darunter auch semi-professionelle und professionelle
Kameras wie z. B. die Lumix-FZ-Serie von Panasonic, die Kodak DX6490 Zoom
oder gar die Kodak DCS Pro 14n – solcher SD-Cards zur Bildspeicherung
bedienen, wollten wir herauszufinden wieviel schneller die
Highspeed-SD-Karten im Vergleich zu gewöhnlichen SD-Cards und untereinander
sind. Dabei ist es schwer, einen Maßstab für eine "gewöhnliche" SD-Card
festzulegen. Ursprünglich mit einer Durchsatzgeschwindigkeit von 2 bis
2,5 MByte pro Sekunde spezifiziert, wurde den SD-Cards bereits von Anfang an
zugemutet, Datendurchsätze von bis zu 10 MByte pro Sekunde erreichen zu
können. Das ist auch genau das Tempo, das Panasonic für unser Testexemplar
ihrer SD-Karte verspricht. Nicht rechtzeitig den Weg in die Redaktion
schaffte es die kommende Generation geschwindigkeitsoptimierter SD-Karten
von SanDisk (Ultra II genannt), bei denen laut SanDisk 10 MByte/s beim
Schreiben und 9 MByte/s beim Lesen erreicht werden. Deshalb führten wir den
Test zunächst mit einer konventionellen SD-Card (also ohne Highspeed-Label)
von SanDisk durch, der vom Hersteller auch eine Rate von 2, MByte pro
Sekunde attestiert wird; die SanDisk-Karte vertritt also bei unserem Test
gleichzeitig die Klasse der "gewöhnlichen" SD-Cards, während die anderen
Speicherkarten im Test stellvertretend für die Highspeed-Liga sind. Die
beiden anderen Kandidaten in unserem Test sind die Pixomedia Highspeed Ultra
Click und Lexar SD 32x. Beide Hersteller geben die Dursatzgeschwindigkeiten
ihrer Speicherkarten als Speed-Faktor an, wobei beide Hersteller als Maßstab
bzw. Ausgangspunkt eine Datentransferrate von 150 KByte pro Sekunde nehmen,
ähnlich den Geschwindigkeitsangaben bei CD-Brennern bzw. CD-ROM-Laufwerken.
Rechnerisch ergibt sich daraus eine Datentransferrate von 4.800 KByte/s bzw.
knapp 4,7 MByte/s. Alle bisherigen Angaben sind Herstellerangaben, die in
der Praxis geprüft werden sollten. Um eine gute Vergleichbarkeit zu
gewährleisten, nahmen alle Testkandidaten mit einer einheitlichen
Speicherkapazität von 512 MByte teil. Dabei haben wir die Speicherkarten
zwei unterschiedlichen Testläufen unterzogen.
Ziemlich genau kann man den Datendurchsatz mit einem externen
Kartenlaufwerk ermitteln. Verwendet haben wir ein USB 2.0-Kartenlaufwerk,
damit ist sichergestellt, dass das Laufwerk mit einer theoretischen
Übertragungsrate von 480 MBit/s bzw. 60 MByte/s (gemäß USB
2.0-Spezifikation) auf jeden Fall deutlich schneller ist als die
Speicherkarten und somit nicht den "Flaschenhals" beim Test darstellt.
Angeschlossen war das Kartenlaufwerk an einen USB 2.0-fähigen PC, auf dem
die Benchmark-Software HDBench lief. Dieses Programm eignet sich besonders
gut zur Messung des Datendurchsatzes, führt getrennte Messungen von Schreib-
und Lesegeschwindigkeit durch und kann von seiner
Speicherkartenhersteller-unabhängigen Herkunft her als "neutral" bewertet
werden. Der Genauigkeit zuliebe wurde jede HDBench-Messung mehrfach
durchgeführt und der Durchschnitt ermittelt, wobei stark vom Durchschnitt
abweichende Teilergebnisse nicht mit in die Berechnung einflossen. HDBench
lieferte uns folgende Resultate:
Demnach ist beim Lesen die SD-Karte von Lexar die Schnellste, gefolgt von
Panasonic, Pixomedia und SanDisk. Beim Schreiben, was bei Digitalkameras
eigentlich wichtiger ist, übernimmt die Panasonic-Karte die Führung und
lässt Lexar, Pixomedia und SanDisk (in dieser Reihenfolge) hinter sich. Im
Gesamtklassement gibt die SD-Card von Panasonic das homogenste Ergebnis ab,
gefolgt von Lexar, Pixomedia und der Standard-Karte von SanDisk. Das
bestätigt dann auch, dass die Highspeed-Karten tatsächlich mehr Tempo
versprechen als "gewöhnliche" SD-Cards, wie die SanDisk-Karte – auch wenn
die SanDisk-Karte bei der Lesegeschwindigkeit mit 5,4 MByte/s doppelt so
schnell ist wie man es von den SD-Card-Grundspezifikationen (2,5 MByte/s)
her hätte erwarten können.
Im zweiten Testdurchlauf haben wir die SD-Karten der Kontrahenten auf
ihre Schreibgeschwindigkeit beim Einsatz in Digitalkameras getestet.
Verwendet wurden zunächst zwei Digitalkameras (Minolta Dimage F300 und Ricoh
Caplio G3s), bei denen man den Schreibvorgang durch das Flackern bzw.
Aufleuchten einer Leuchtdiode an der Kamera ziemlich genau verfolgen kann.
Auf diese Weise konnten wir die Dauer des Schreibvorgangs mit der Stoppuhr
ermitteln. Entsprechend wird in diesem Testdurchlauf auch nicht der
Datendurchsatz, sondern die Zeit für den Speichervorgang gemessen und
angegeben. An den Kameras wurde die jeweils beste Qualitätseinstellung
gewählt (Auflösung/Kompression); auch hier wurden die jeweils drei
kohärentesten Ergebnisse aus mehreren Messungen als Resultat berücksichtigt.
Jede Speicherkarte wurde nach dem Einsetzen zunächst in der Kamera
formatiert, so dass jede neue Kamera-/Karten-Kombination mit einer
"jungfräulichen" Speicherkarte zusammengesetzt wurde. Leider kamen wir bei
diesem Testdurchlauf zu keinem schlüssigen Ergebnis. So war in der Minolta
Dimage F300 die Pixomedia-Karte die Schnellste (3,9 s), mit deutlichem
Abstand gefolgt von Panasonic (5,1 s), Lexar (5,2 s) und SanDisk (6,5 s).
Mit der Ricoh Caplio G3s sah das Bild hingegen ganz anders aus: Hier
rangierte die Panasonic-Karte auf Platz 1 (mit 9,4 s), diesmal dicht gefolgt
von Lexar (9,6 s), SanDisk (9,7 s) und Pixomedia (9,8 s). Zum Vergleich
zogen wir deshalb nachträglich noch als dritte Kamera die Kodak DX6490 Zoom
heran, wobei die Lexar-Karte leider schon wieder zurück zum Hersteller
musste, bevor uns die Kodak-Kamera erreichte. Auch bei diesem Durchgang
brachte die DX6490 Zoom keine Messwerte hervor, die mit der Minolta oder
Ricoh auch nur annährend vergleichbar wären: Die Speicherzeiten lagen dicht
bei einander und betrugen 4,8 s mit der Panasonic-Karte, 4,9 s mit der
SanDisk-Karte und 5,0 s mit der SD-Card von Pixomedia.
Fazit: Sind die Resultate beim Laufwerks-Test ziemlich eindeutig, kann
man beim Kamera-Test kein eindeutiges Muster erkennen. Es sieht so aus, als
ob die Durchsatzgeschwindigkeit der Highspeed-Speicherkarten bei Verwendung
in einer Kamera stark vom jeweiligen Kameramodell abhängig ist. Auf dieses
Phänomen hingewiesen, konnten uns weder die Kamerahersteller noch die
Speicherkartenhersteller eine schlüssige Erklärung dafür abliefern. Auch
nicht Minolta und Pixomedia, die sich nicht erklären konnten, warum
ausgerechnet die Pixomedia-Karte in der Dimage F300 wesentlich schneller ist
als die SD-Cards der anderen Hersteller (3,9 s gegen 5,1 bis 6,5 s). Es
sieht also so aus, als ob die Firmware und/oder die Elektronik der
Digitalkameras mal die eine, mal die andere Speicherkarte begünstigt und
jede Digitalkamera offenbar ihren eigenen "Geschmack" hat. Interessant ist
auch das insgesamt passable Abschneiden der Standard-SanDisk-Karte in den
Kameras. Der im Laufwerk-Test durchaus messbare Geschwindigkeitsnachteil
spielt beim Betrieb in einer Consumer-Kamera offenbar kaum eine Rolle, da
zumindest unsere Test-Kameras das Geschwindigkeitspotential der
Hochleistungskarten im Fotobetrieb kaum nutzen können. Anders kann es bei
einigen ganz neuen, speziell auf Geschwindigkeit optimierte Digitalkameras
aussehen, sowie generell bei Videoaufzeichnungen in hoher Auflösung und
längerer Aufzeichnungsdauer.