Auflösungskönig und Multimediatalent
Samsung NV100 HD und NV9 erblicken das Licht der Welt
2008-07-16 Mit der NV100 HD und NV9 stellt Samsung zwei "Spitzenmodelle" der NV-Baureihen vor. Während die NV9 mit Multimediatalenten (MP3- und Video-Wiedergabe) protzt, setzt sich die NV100 HD mit 14,7 Megapixeln an die Auflösungsspitze der Kompaktdigitalkameras. Sinnvoll oder nicht, in der nächsten Zeit werden wir auch von anderen Herstellern solche Auflösungsboliden sehen. Doch auch die restliche Ausstattung der NV100 HD erfüllt viele Technikwünsche: Dazu gehören z. B. der hoch auflösende 3-Zoll-Touchscreen oder das 3,6-fach-Zoom beginnend bei 28 mm – selbstverständlich mit mechanischem Sensor-Shift-Bildstabilisator, der auch in der NV9 zum Einsatz kommt. (Benjamin Kirchheim)
Die NV100 HD bezeichnet Samsung selbst als neues Spitzenmodell der NV-Serie – sie verdrängt damit die NV24 HD von dieser Position. Wie das HD im Namen vermuten lässt, zeichnet die Kamera Videos in HD-Qualität bei 1.280 x 720 Pixeln auf, dabei werden 30 Bilder pro Sekunde gemacht und mitsamt Ton im modernen H.264-Format – dem jüngsten MPEG-4-Ableger – abgespeichert. Das optische Zoom ist dabei zwar benutzbar, doch ob die Tonaufzeichnung währenddessen aktiv bleibt, ist nicht ganz klar. Die NV24 HD jedenfalls schaltet das Mikrofon beim Zoomen stumm (siehe unseren ausführlichen Test in den weiterführenden Links). Ein HDMI-Anschluss ist dagegen nur optional über die Dockingstation realisierbar. Dann aber kann die Kamera ihre Stärken auch bei der Bildpräsentation ausspielen, sogar "multimediale Präsentationselemente" soll die Kamera beherrschen, um Diashows noch eindrucksvoller zu gestalten.
Das Objektiv bestreicht einen Brennweitenbereich von 28-102 mm (entspr. Kleinbild) und deckt somit den beliebten Weitwinkelbereich mit ab. An einen Verwackelungsschutz wurde gleich im doppelten Sinne gedacht: Per Sensorshift werden sie effektiv verringert und obendrein gibt es noch einen Software-Antiwackler, beide zusammen nennen sich Dual-IS. Bei der Softwaremethode werden zwei Aufnahmen miteinander verrechnet. Eine mit hoher Empfindlichkeit und geringer Verschlusszeit liefert die Schärfeinformation, während die andere bei langer Verschlusszeit und geringer Empfindlichkeit rauschfreie Farbinformationen beisteuert. Weniger als eine Sekunde braucht die Kamera für diese Prozedur, die effektiver arbeitet als ohne jeglichen Bildstabilisator und eine bessere Bildqualität liefert als das reine Hochsetzen der Empfindlichkeit.
Dual ist auch wahlweise die Farbe der Kamera: Sie ist in Silber mit roter Deckkappe oder auch konservativer in schwarz oder Silber mit schwarzer Deckkappe erhältlich. Ob dagegen die Variante in Gold/Schwarz auch in den Handel kommt, ist noch nicht ganz klar. Eindrucksvoll ist auch die Bildauflösung – auf einem 1/1,72-Zoll-CCD-Sensor tummeln sich 14,7 Millionen Pixel. Und damit wird die Samsung nicht lange alleine bleiben. Die nächste Runde des unsinnigen Megapixel-Rennens wird also eingeläutet. An anderer Stelle sehen wir das Auflösungsrennen hingegen gerne: beim Monitor. Dieser misst bei der Samsung NV100 HD stolze 3 Zoll in der Diagonale (7,6 cm), und die Auflösung beträgt immerhin 460.000 Bildpunkte. Das Bild dürfte also recht fein und scharf wirken. Hinzu kommt eine große Blickwinkelunabhängigkeit, so dass der Bildschirminhalt auch bei schrägen Einsichtwinkeln ablesbar bleibt. Das gilt auch für Sonnenlicht, denn das Display soll sehr hell sein und bietet darüber hinaus eine entspiegelte Oberfläche. Das größte Highlight dürfte jedoch die Berührungsempfindlichkeit sein, die von Samsung weiter entwickelt wurde. Das Matrix-Menü soll besonders intuitiv bedienbar sein, was auch für andere Benutzerinteraktionen gilt – das Drehen eines Bildes ist z. B. ganz einfach durch eine Fingerbewegung möglich, das Bildlöschen geschieht per Drag&Drop. Ebenfalls intuitiv ist der Touch-Autofokus, der auf Fingerzeig scharf stellen kann.
Als Aufnahmehelferlein stehen dem Fotografen neben Motivprogrammen auch eine Gesichts-, Lächeln- und Blinzelerkennung zur Seite, eine Autokontrastfunktion sorgt für brillantere Bilder ohne Bildbearbeitung und rote Augen können gleich nach der Aufnahme automatisch retuschiert werden. Für Bildbearbeitungsfaule gibt es noch weitere Funktionen wie den Beauty-Shot-Modus, der Gesichtsunreinheiten entfernt und die Gesichtszüge weich zeichnet – entweder gleich bei der Aufnahme oder der Bearbeitung danach. Bildbeschnitt, Rahmenfunktion, Tönungseffekte etc. brauchen da schon fast nicht mehr erwähnt werden, sie sind Standard bei Samsung.
Von der Softwareseite her bietet die Samsung NV9 eine ähnliche Ausstattung. Abstriche muss man allerdings bei der Auflösung sowohl bei Fotos (rund 10 Megapixel) als auch bei Videos (VGA ohne MPEG4) machen. Auch auf Weitwinkel wurde bei der NV9 verzichtet, dafür bietet ihr 5-fach-Zoomobjektiv mit umgerechnet 38-190 mm fast die doppelte Telebrennweite. Der Bildschirm ist nicht berührungsempfindlich und löst bei 2,7 Zoll Diagonale nur 230.000 Bildpunkte auf, dafür hat er eine automatische Helligkeitsanpassung. Die Stärken der NV9 liegen bei ihren Multimediafunktionen: Sie hat eingebaute Stereolautsprecher und kann neben MP3-Dateien auch MPEG- und XviD-Videos abspielen – ob man dagegen die Textviewerfunktion auf dem kleinen Bildschirm gerne nutzen möchte, bleibt fraglich. Sinnvoll dagegen scheint der Fotoassistent für Fotoeinsteiger zu sein, denn er gibt Tipps zu den richtigen Aufnahmeeinstellungen.
Ebenfalls interessant ist die DCM-Funktion (Digital Content Management). Sie soll das Verwalten von Bildern erleichtern, indem sie nach Aufnahmeprogramm (z. B. Landschaft) oder erkannten Gesichtern sortiert werden. Ähnlich wie vom PC bekannt verfügt die Kamera über eine Papierkorb-Funktion, Bilder werden also nicht wirklich gelöscht, sondern hier aufbewahrt, falls man es sich noch anders überlegt – das kostet allerdings entsprechend Speicherplatz. Beim Design hat Samsung in die Retro-Kiste gegriffen und zwei Zeiger-Rundinstrumente in das Kameragehäuse integriert. Benutzt werden sie zur Veranschaulichung des Batterieladezustandes sowie zur Anzeige des verbleibenden Speicherplatzes in Form der Anzahl verbleibender Bilder. Das Gehäuse selbst ist wahlweise in Silber, Schwarz oder Pink zu haben.
Das Gehäuse beider NV-Kameras ist aus Metall, sie schlucken SD-Speicherkarten bis 4 GBytes und SDHC-Speicherkarten sogar bis 8 GBytes, und für die Stromversorgung sorgt jeweils ein Lithium-Ionen-Akku. Die beiden Kameras sind ab August 2008 zu haben, wobei Samsung noch keine Preise bekannt gab.