Spiegellose APS-C-Systemkamera
Samsung startet mit der NX10 ein eigenes System
2010-01-04 Bereits auf der Photokina 2008 kündigte Samsung das NX-System als Konkurrenz zu Micro Four Thirds an; seitdem gab es zahlreiche Gerüchte, Spekulationen und handfeste "Leaks". Heute nun ist sie offiziell, die erste spiegellose APS-C-Systemkamera von Samsung. Passend dazu gibt es drei Objektive – und das ist laut Samsung erst der Anfang, zahlreiche weitere Kameras sind in Planung. Technische Highlights sind der 14,6-Megapixel-CMOS-Sensor (bekannt aus Pentax K20D und K-7 sowie Samsung GX20), ein 3"-AMOLED-Bildschirm und ein VGA-Sucher. (Benjamin Kirchheim)
Bisher war Samsung – gerade was System- oder Bridgekameras angeht – eher etwas halbherzig bei der Sache. Bei Spiegelreflexkameras bspw. hat man bislang lediglich Pentax-Produkte leicht im Design modifiziert und mit einer Samsung-Firmware ausgestattet. Jetzt meinen es die Entwickler in Korea aber ernst, wie Ernst Thürnau, Marketing Manager der Kamera-Division bei Samsung, Anfang Dezember 2009 bei einem Besuch in der digitalkamera.de-Redaktion betonte. Die NX10 werde bei weitem nicht das einzige NX-Modell in diesem Jahr bleiben.
Gleich zum Start gibt es drei passende Objektive, dabei das obligatorische 18-55mm-Standardzoom, ein passendes 50-200mm-Telezoom sowie ein lichtstarkes Pancake: F2,0 bei einer Brennweite von 30 mm. Dabei gibt Samsung sich selbstbewusst und verzichtet auf das deutsche Markenlabel Schneider-Kreuznach – ein Schelm, wer dabei denkt, die Objektive würden die Qualitätsanforderungen der deutschen Optikschmiede nicht erfüllen. Anders als bei den DSLRs setzt Samsung dabei auf einen optischen Bildstabilisator im Objektiv, den aber nur die beiden Zooms besitzen, die zudem nur marginal kleiner sind als entsprechende Spiegelreflexobjektive. Das Bajonett ist eine Eigenkreation, wobei das geringe Auflagemaß (ähnlich wie bei Micro Four Thirds) die mechanische Adaption praktisch aller Spiegelreflexobjektive erlauben wird. Ob Novoflex sich diesem Markt widmet, kann mit Spannung erwartet werden, für Micro Four Thirds jedenfalls ist der Hersteller die erste Adresse für mechanische Adapter.
Die NX10 erinnert in erster Linie an das Design der Olympus E-4XX-Serie: Flaches Gehäuse mit kleinem Handgriff und einem geschrumpften Sucher/Blitzbuckel. Verglichen mit der Olympus Pen E-P1 (ca. 11,8 x 7,1 x 7,7 cm mit 14-42mm) wirkt die Samsung NX10 (ca. 12,3 x 9,0 x 11 cm mit 18-55mm) dann auch sichtbar größer (siehe Vergleichsbilder), gegenüber einer Einsteiger-Spiegelreflexkamera wie der Pentax K-x ist die NX (beide mit 18-55mm-Zoom) nur etwa 2,3 cm weniger tief, Breite und Höhe nehmen sich dagegen nicht viel. Dafür steckt in der Samsung auch ein etwas größerer Sensor als in Micro-Four-Thirds-Kameras: Er misst 23,4 x 15,6 mm (MFT = 17,3 x 13 mm) und hat ein klassisches Bildseitenverhältnis von 3:2 (MFT = 4:3), lässt sich per Bildbeschnitt in der Kamera aber auch auf 16:9 umstellen. Der Cropfaktor des APS-C-Sensors beträgt 1,5, die drei Objektive entsprechen also einem 27-82,5 mm, einem 75-300 mm sowie einem 45 mm. Um den Bildsensor sauber zu halten, setzt Samsung ein Ultraschall-Reinigungssystem ein, das den Dreck einfach vom Sensor "abschütteln" soll.
Beim Bildschirm baut Samsung auf die hauseigene OLED-Technik namens AMOLED. Die organischen Bildschirme benötigen keine Hintergrundbeleuchtung, da die Pixel selbst leuchten. Das spart Strom, sorgt für eine bessere Bildqualität und bietet bei direkter Sonneinstrahlung leichte Vorteile. So hat Samsung auch die Entspiegelung der Bildschirmschutzscheibe nicht vergessen. Die Auflösung des Bildschirms beträgt ungewöhnliche 641.000 Bildpunkte. Der Sucher, auf den dank Näherungssensor automatisch umgeschaltet wird, bietet mit 921.000 Bildpunkten eine etwas höhere Auflösung, nämlich VGA. Panasonic hat aber mit seinen 800 x 600 Pixeln weiterhin die Nase vorn, was die Detailfeinheit angeht. Mit einer Vergrößerung von 0,84-fach, bezogen auf das APS-C-Format, spielt der Sucher in einer Größenklasse mit Einsteiger-Spiegelreflexkameras.
Die Einstellungen für Fotoaufnahmen übernimmt die Samsung auf Wunsch automatisch, inkl. der Wahl des Motivprogramms, was bei Samsung Smart Auto heißt. Smart Range hingegen optimiert das Bild bei hohen Kontrasten, sorgt also für mehr Durchzeichnung in Lichtern und Schatten, was in mehr sichtbaren Details resultiert. Eine Gesichtserkennung für bis zu zehn Gesichter ist ebenfalls an Bord. Der Autofokus verfügt über 15 Messfelder, im Nahbereich sogar über 35. Ein kontinuierlicher AF steht genauso zur Verfügung wie die Möglichkeit, mit Bildschirm- bzw. Sucherlupe manuell zu fokussieren. Bei zu geringem Licht hilft eine grüne LED dem Autofokus auf die Sprünge, indem sie das Motiv anleuchtet. Die Belichtungsmessung erfolgt über 247 Felder, kann aber auch auf Mittenbetont oder Spot umgestellt werden. Selbstverständlich sind "Kreativprogramme" wie P, A, S und M an Bord, Bulb-Langzeitbelichtungen sind bis maximal 8 Minuten möglich. Die Bedienung erfolgt über zahlreiche Knöpfe, das Programmwahlrad sowie ein Bedienrad auf der Kameraoberseite. Eine Belichtungsreihenfunktion ist genauso zur Verfügung wie eine Serienbildfunktion. Sie schafft 3 Bilder/s, 10 Bilder in Folge bei JPEG, nur 3 Bilder bei RAW, wobei Samsung auf ein eigenes RAW-Format namens SRW setzt und sich damit leider wieder von Adobe DNG verabschiedet. Außerdem gibt es einen Burst-Modus, der bei 1.472 x 976 Pixeln 30 Bilder/s aufzeichnet – nach 30 Bildern ist jedoch Schicht im Schacht.
Neben Fotos können auch Videos aufgezeichnet werden. Die maximale Auflösung beträgt dabei 1.280 x 720 Pixel, also HD, kann aber auch auf VGA oder QVGA herunter geschaltet werden. Die Bildwiederholrate liegt bei jeweils 30 Bildern/s. Gespeichert wird mit MPEG4-Kompression (H.264), wobei die Aufnahme nach spätestens 25 Minuten abbricht. Die Tonaufzeichnung erfolgt lediglich in Mono über ein integriertes Mikrofon, wobei ein digitaler Windfilter hinzugeschaltet werden kann. Während der Filmaufnahme wird nicht nachfokussiert, auch eine manuelle Fokussierung ist nicht möglich (die Objektive steuern den manuellen Fokus elektronisch). Die Belichtung wird von der Kamera festgelegt, die Blende jedoch kann auf Wunsch vom Videografen eingestellt werden.
Als Speichermedium nutzt die NX10 SD(HC)-Karten, die Anschlüsse umfassen HDMI, AV/USB (kombiniert), Fernauslösebuchse sowie einen DC-Eingang (9 V, 1,5 A). Die Stromversorgung erfolgt mit einem Lithium-Ionen-Akku vom Typ BP1310. Dieser zeichnet sich durch eine Spannung von 7,4 V und eine Kapazität von 1.300 mAh aus, was laut Samsung für 200 Minuten Dauerbetrieb bzw. 400 Aufnahmen reichen soll. Dabei handelt es sich um keine CIPA-konforme Angabe.
Einen Markteinführungstermin nannte Samsung genauso wenig wie konkrete Preise für den deutschen Markt, aber es sieht so aus, als wolle man Panasonic und Olympus unterbieten, um im umkämpften Markt Fuß zu fassen. Möglichweise liegt der Preis der Kamera unter 500 EUR. digitalkamera.de hatte bereits die Möglichkeit, ein Vorserienmodell ausführlich zu testen. Über die weiterführenden Links ist der Bericht zu finden.