Zwitterstromspeicher
Sanyo bringt mit "eneloop" neuartige Akku-Batterie
2006-06-14 Im kommenden Juli bringt Sanyo, der japanische Spezialist und Weltmarktführer in wieder aufladbaren Batterien, mit "eneloop" einen neuartigen Akkutyp auf den Markt. Diese "eneloops" sollen (im Gegensatz zu klassischen Nickel-Kadmium-, Ni-MH- oder Lithium-Ionen-Akkus) bereits beim Kauf voll aufgeladen und dank erheblich reduzierter Selbstentladung auch bei längerer Lagerung kaum Stromverlust unterworfen sein. Die "eneloops" verbinden die Vorteile klassischer nicht aufladbarer Alkaline-Batterien mit denen moderner Ni-MH-Akkumulatoren. Diese neuartigen Akku-Batterien kommen in den Größen AA (Mignon) mit 1,2 V/2.000 mAh und AAA (Micro) mit 1,2 V/800 mAh Nennkapazität auf den EU-Markt. (Jan-Gert Hagemeyer)
Seit vielen Jahren sind wieder aufladbare Batterien Teil unseres täglichen Lebens geworden; sei es in Mobiltelefonen, Laptops, Digitalkameras oder schnurlosen Elektrowerkzeugen. Die Verbraucher freuen sich über gestiegene Kapazität, geringere Größe, verringertes Gewicht und last but not least über sinkende Preise. In den vergangenen zehn Jahren hat die Industrie verschiedene Generationen von wieder aufladbaren Batterien entwickelt. Es begann mit Nickel-Kadmium-Batterien, die immer noch in einigen Anwendungen wie Elektrowerkzeugen oder Notbeleuchtungen zu finden sind. Dann folgten Nickel-Metall-Hydrid-Akkus, wie sie heute in schnurlosen Telefonen oder Digitalkameras weit verbreitet sind. Zuletzt die Lithium-Ionen-Akkus, die inzwischen in fast allen Mobiltelefonen oder Laptops verwendet werden.
Über viele Jahre haben die Hersteller von wieder aufladbaren Batterien versucht, die Verbraucher von den Vorteilen dieser Batterieart gegenüber den nur einmal verwendbaren Alkaline- oder Zink-Kohle-Batterien zu überzeugen. Obwohl die Konsumenten wieder aufladbare Batterien als integralen Bestandteil vieler elektrischer und elektronischer Geräte akzeptiert haben, waren sie doch sehr zurückhaltend, diese Technologie auch in Geräten mit geringer Stromentnahme einzusetzen, die üblicherweise mit Alkaline-Batterien betrieben wurden, wie z.B. der Walkman oder der Gameboy oder gar die TV-Fernbedienung.
Sanyo hat die Gründe für diese Zurückhaltung untersuchen lassen und die folgenden Argumente gegen den Einsatz von wieder aufladbaren Batterien gefunden, so wie sie von den befragten Konsumenten gesehen wurden:
- Die Batterien sind leer, wenn man sie braucht
- Die Batterien sind kompliziert in der Anwendung
- Man muss sie laden, bevor man sie benutzen kann
- Sie halten nicht so lange, besonders in Geräten mit geringem Stromverbrauch
- Man weiß nicht genau, wann man die eine oder andere Sorte verwenden soll.
Der Schlüssel zu einem optimierten Akkutyp musste also vor allem die drastische Reduzierung der so genannten Selbstentladung sein. Selbstentladung ist ein Effekt aller Batterietypen, allerdings ist er bei wieder aufladbaren Batterien besonders ausgeprägt. Er bewirkt, dass die Batterie ihre elektrische Ladung im Laufe der Zeit von selbst verliert, ohne dass sie benutzt wird. Darum sind wieder aufladbare Batterien leer, wenn man sie im Laden kauft oder meist auch gerade dann, wenn man sie verwenden will, obwohl man sie vor einigen Wochen erst aufgeladen hatte. Dieser Effekt war bisher so stark, dass ein Einsatz in Anwendungen mit sehr niedrigem Stromverbrauch wie TV-Fernbedienungen oder Uhren nicht sinnvoll war.
Sanyo hat daher nach eigener Aussage "mehrere Jahre Forschung und Entwicklung" in die Optimierung der Akkus in Richtung einer möglichst geringen Selbstentladung gesteckt. Das Ergebnis waren "einige patentierte Verfahren für die optimierte Elektrodenkonstruktion und deren chemischen Aufbau", wie Wilfried Taetow von Sanyos Mobile & Clean Energy Division erklärt. Mit der eneloop stellt Sanyo nun zum ersten Mal eine Batterie auf dem Markt vor, welche die negativen Attribute wieder aufladbarer Batterien minimiert, und die so einfach in der Anwendung ist wie klassische Alkaline-Batterien. Gleichzeitig verkündete Sanyo Electric im vergangenen Jahr seine neue Firmenphilosophie "Think Gaia" (Denk an die Erde), was bedeutet, dass der bekannte Hersteller von Audio- und Video-Geräten seine Ausrichtung generell hin auf umweltschonende Produkte richten wird. Das erste kommerzielle Produkt dieser neuen "Think Gaia"-Strategie ist die Akku-Batterie eneloop.
Mit den eneloops (einem Kunstwort aus "Energy" und "Loop" wie Kreislauf) will Sanyo nun das Ende klassischer Batterien einläuten. Denn die eneloop Batterie kommt aufgeladen in den Markt, und sie hat ihre Ladung auch zum Zeitpunkt des Kaufs durch den Verbraucher. Sie besitzt nach einer Anfangs- oder Neuladung nach sechs Monaten Lagerung noch 90 Prozent der Ladung, nach einem Jahr noch 85 Prozent; kein Aufladen ist vor der Anwendung mehr nötig. Sobald die Ladung aufgebraucht ist, kann die eneloop natürlich aufgeladen werden, und dies 1000-mal, bevor es Zeit für eine neue Batterie ist. Außerdem hat die eneloop alle Vorteile eines typischen Ni-MH-Akkus wie z.B. die überragende Leistungsfähigkeit in Digitalkameras (viermal mehr Aufnahmen als mit Alkaline-Batterien) und ausgezeichnetes Verhalten bei niedrigen Temperaturen wie beim Ski-Ausflug.
Last but not least sind die Vorteile für die Umwelt offensichtlich. Nach Sanyo-Erkenntnissen kauft jeder Europäer im Jahr ca. sieben klassische Batterien, die über kurz oder lang – trotz existierender Rücknahmesysteme – auf Deponien landen. Die eneloop kann 1000-mal aufgeladen werden, bevor sie durch eine neue Batterie ersetzt werden muss. Selbst wenn man annimmt, dass eine eneloop jede Woche einmal entladen und wieder geladen würde, so ergäbe sich eine Gesamtlebensdauer von über 19 Jahren.
In Japan werden die neuen eneloops bereits seit November 2005 mit sehr großem Erfolg verkauft. Der Verkauf in Europa beginnt im Juli dieses Jahres in zwei Größen. Vier AA- (Mignon mit der Bezeichnung HR-3UTG) oder AAA- (Micro mit der Bezeichnung HR-4UTG) eneloops im Set werden knapp 13 EUR kosten, acht AA-eneloops kommen zu einem UVP von knapp 25 EUR auf den europäischen Markt, und das Set aus speziellem Charger mit zwei AA-eneloops soll knapp 20 EUR kosten. Die eneloops sollen jedoch auch mit jedem modernen Ladegerät für Ni-MH-Batterien aufladbar sein. Seine mit AA-Akkus bestückte digitale Kompaktkamera Xacti S60 bringt Sanyo ab sofort mit eneloop-Akkus auf den Markt; mit ihnen sollen viermal mehr Bilder möglich sein als mit Alkaline-Batterien.