Die SLR-Offensive
Sigma stellt digitale SLR-Systemkamera SD9 mit Foveon-Sensor vor
2002-02-13 Nach Fujifilm mit der FinePix S2 Pro stellt Sigma eine weitere (im Vergleich zu anderen digitalen SLR-Systemkameras) preisgünstige digitale Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektivfassung vor. Die neue Sigma SD9 ist nicht nur Sigmas erste Digitalkamera überhaupt, sondern auch die erste Digitalkamera auf dem Markt, die mit dem gerade vorgestellten neuen Bildwandler von Foveon ausgestattet ist. (Yvan Boeres)
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Schon seit fast zwei Jahren (siehe digitalkamera.de-Meldung vom 19. Juni
2000) wird über eine digitale Spiegelreflex-Kamera von Sigma spekuliert. Nun
ist es endlich soweit: Mit der SD9 lässt Sigma endlich die Katze aus dem Sack.
Der japanische Hersteller ist bisher eher bekannt für seine Objektive mit
Anschlüssen für Canon-, Nikon-, Minolta-, Pentax- und
Sigma-Spiegelreflexkameras sowie seine Blitzgeräte. Die eigenen
Kleinbild-SLR-Kameras SA-300/500 und SA-5/7/9 fristen dagegen eher ein
Schattendasein. Nun steigt Sigma mit der SD9 in die Welt der digitalen
Fotografie ein. Und was lag da näher, als die neue Kamera mit der vorhandenen,
riesigen Palette von Objektiven und Blitzgeräten kompatibel zu machen?! So kann
die SD9 alle Sigma-Objektive mit hauseigenem SA-Bajonett aufnehmen und mit den
Sigma-TTL-kompatiblen Blitzgeräten (beispielsweise dem EF-500-Systemblitz) im
TTL-Blitzmodus betrieben werden.
Doch die eigentliche Sensation ist der verwendete Bildwandler. Dieser ist ein
X3-CMOS-Sensor von Foveon, dessen neuartige und revolutionäre Technologie wir
gestern ausführlich vorgestellt haben. Zusammengefasst besteht die Eigenschaft
des X3-Bildwandlers darin, dass durch eine schichtförmige Architektur jedes
einzelne Pixel die volle Farbinformation (Rot, Grün und Blau) besitzt, während
bei konventionellen Bildwandlern jedes Pixel nur eine Grundfarbe
"sieht". Mehr dazu in unserem ausführlichen Hintergrundartikel (siehe
weiterführender Link). Der in der Sigma SD9 verwendete X3-Bildwandler hat eine
effektive Fläche von 13,8 x 20,7 mm was – in Verbindung mit
den Sigma KB-Wechselobjektiven – einen Brennweitenverlängerungsfaktor von 1,7
ergibt. Der Sensor hat eine effektive Empfindlichkeit von ISO 100, die aber
auf ISO 200 und 400 gesteigert werden kann. Ob die Sigma SD9 von der
VPS-Technologie (Variable Pixel Size) vom Foveon X3-Sensor Gebrauch macht
um durch
Gruppierung mehrerer Einzelpixel größere, lichtempfindlichere
"virtuelle" Pixel zu erzeugen und so zu Lasten der Auflösung
Empfindlichkeitsstufen von ISO 800 bis
1600 zu ermöglichen, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht klar. Wie es sich für eine moderne Spiegelreflex-Kamera gehört,
verfügt die SD9 über eine zeitgemäße Mehrfeldmessung (9 Felder) und einen
schnellen Schlitzverschluss (bis 1/6.000 Sekunden) mit
Bulb-Langzeitbelichtungs-Funktion. Sie beherrscht alle erdenklichen Arten der
Belichtungssteuerung (P/S/A/M, manuelle Belichtungskorrektur,
Belichtungsmesswert-Speichertaste, automatische Belichtungsreihen) und besitzt
einen Mehrfeld-Autofokus (kreuzförmig) mit Schärfenachführung. Die SD9
ist übrigens sehr stark mit ihrer analogen Schwester SA-9 verwandt, besitzt
aber im Vergleich zu dieser keinen eingebauten Blitz.
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Der Digitalkamera-spezifische Teil der SD9 zeichnet sich – neben dem
Foveon-Sensor – u. a. durch die zahlreichen Weißabgleichs-Einstellungen
(insgesamt 8), den 1,8"-LCD-Farbbildschirm, der Speicherung auf
CompactFlash-Wechselspeicherkarten (Typ I und II inkl. Microdrive) und der
doppelten Datenschnittstelle (IEEE-1394-Firewire und USB) aus. Interessant ist
auch das Datenformat, in dem die SD9 ihre Bilder speichert: Diese werden
nämlich ausschließlich im RAW-Rohdatenformat gespeichert; die Konvertierung in
gebräuchlichere Bildformate (wie etwa JPEG und TIFF) erfolgt erst nachträglich
auf dem Computer mit der Sigma PhotoPro-Software. Neben der
Lichtempfindlichkeitssteigerung durch Pixelgruppierung findet man bei der Sigma
SD9 eine weitere Ähnlichkeit zu der kürzlich vorgestellten Fujifilm FinePix S2 Pro:
Auch bei der SD9 kommen parallel zwei Typen von Batterien zum Einsatz. Der
kameraspezifische Teil wird über zwei CR-123A-Lithium-Einwegzellen mit Strom
versorgt; der digitale Teil bekommt seinen Strom von zwei
CR-V3-Lithium-Blöcken. Optional ist ein Batteriegriff erhältlich, der die
netzunabhängige Betriebszeit verlängert und die Handlage der Kamera
verbessert. Ihren ersten öffentlichen Auftritt wird die Sigma SD9 in den USA
auf der PMA Ende Februar haben. Ende Mai soll die Kamera dann auch auf dem
europäischen Markt eingeführt werden. Der Preis und der Lieferumfang für den
hiesigen Markt stehen noch nicht fest, doch soll der endgültige Preis laut
Sigma in Canon D30-Regionen angesiedelt sein. Damit wäre die Sigma SD9 neben
der Fujifilm FinePix S2 Pro noch lange nicht die letzte
preisaggressive SLR-Digitalkamera, die in nächster Zeit auf den Markt kommen
soll. Entsprechende Modelle von Canon, Olympus und evtl. sogar Nikon stehen
schon in den Startlöchern ...