Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Smartphone-Kamera-Zwitter Panasonic Lumix DMC-CM1 im Bildqualitätstest
2014-12-02 Samsung tut es, Sony auch – selbst Nokia tut es: Allesamt bauen sie Smartphones mit überdurchschnittlichen Kameras, sei es mit zumindest auf dem Papier überzeugenden Daten oder auch in der tatsächlichen Praxis. Da lässt sich Panasonic nicht lumpen und trumpft mit dem Lumix DMC-CM1 auf – einem Zwitter aus Festbrennweiten-Kamera mit dem bisher klassengrößten Bildsensor und Oberklasse-Smartphone mit großem Full-HD-Bildschirm und Quad-Core-Prozessor. Ob die Bildqualität tatsächlich taugt, haben wir im Labor getestet. (Benjamin Kirchheim)
Auf den ersten Blick ist die Panasonic Lumix DMC-CM1 gar nicht als Smartphone zu erkennen, sondern sieht eher wie eine Retro-Kamera aus. [Foto: Panasonic]
Für ein Smartphone fällt das CM1 recht pummelig aus, an der dicksten Stelle misst es zwei Zentimeter. Das Bicolor-Design lehnt sich offensichtlich an edlen Lumix-Digitalkameras mit einem Hauch von Retro an. Die Verarbeitung ist absolut hochwertig, die genarbte Gummierung griffig. Dem edlen Design mit abgeschrägten Kanten ist leider das Stativgewinde zum Opfer gefallen. Die CM1 bietet einen dedizierten Fotoauslöser mit zwei Druckpunkten, der an der ergonomisch zu erwartenden Stelle sitzt. Das Smartphone verwendet Android als Betriebssystem, dem Panasonic eine eigene Foto-App übergestülpt hat. Diese kann wahlweise über den Touchscreen oder aber einen Schieber auf der Kameraoberseite aktiviert werden. Die Kamera ist schnell einsatzbereit, wofür das ungeschützte Objektiv leicht ausfährt. Dies tut es auch bei jedem Fokussieren, das heißt das CM1 verfügt nicht über einen Innenfokus, der eigentlich bei schnellen und modernen Objektiven State of the Art ist. Die Fokusgeschwindigkeit geht mit rund 0,4 Sekunden durchaus in Ordnung, für ein Smartphone ist das CM1 schnell, als Kamera stellt die CM1 aber keine Rekordwerte auf. Selbst die reine Auslöseverzögerung von 0,08 Sekunden ist für eine Kompaktkamera eher schlechter Durchschnitt, aber dennoch absolut schnappschusstauglich. Überhaupt lässt sich die Lumix CM1 im Fotomodus ganz wie eine Kamera bedienen, bietet viele Einstelloptionen inklusive manueller Belichtung, sogar ein Drehrad am Objektiv hat sie zu bieten.
Die Lumix CM1 verwendet einen großen, 20 Megapixel auflösenden 1"-Sensor, der 13,2 mal 8,8 Millimeter misst. Er besitzt damit eine mindestens viermal so große lichtempfindliche Bildfläche wie bisherige Top-Smartphones, gegenüber den einfachsten Smartphonekameras bietet der Sensor der CM1 sogar die bis zu 15-fache Fläche. Dies verspricht eine außerordentliche hohe Bildqualität bis in hohe ISO-Regionen, bei denen normale Smartphones einpacken müssen. Ein Blitz hingegen fehlt dem CM1 leider, hier muss man sich mit einer schnöden LED begnügen. Der Signal-Rauschabstand sieht vielversprechend aus (siehe den übrigens kostenlosen Labortest in den weiterführenden Links): Er beginnt bei ISO 100 mit knapp über 40 dB und hält sich bis ISO 1.600 über der kritischen Marke von 35 dB und liegt selbst bei ISO 3.200 kaum darunter. Bildrauschen ist bis ISO 3.200 weder als Helligkeits- noch als Farbrauschen sichtbar, hier führt die CM1 die Konkurrenz vor. Ab ISO 6.400 wird das Rauschen leicht sichtbar und bei der höchsten Empfindlichkeit von immerhin ISO 25.600 wird es sehr deutlich.
Vor allem der Dynamikumfang ist wichtig, denn so vermag eine Kamera in kontrastreichen Situationen die hellen und dunklen Bildbereiche gut darzustellen, statt nur weiße oder schwarze Flächen zu zeigen. Hier schlägt sich das CM1 für ein Smartphone außerordentlich gut und liefert selbst für eine Digitalkamera gute Werte im Bereich von 10,1 bis 10,6 Blendenstufen im Bereich von ISO 100 bis 3.200. Bei den beiden höheren Empfindlichkeiten liegt der Dynamikumfang mit rund 9,5 Blendenstufen immer noch im grünen Bereich, nur bei ISO 25.600 bricht er auf 7,1 Blendenstufen ein. Wenig Rauschen und hoher Dynamikumfang bei hohen ISO-Empfindlichkeiten sind kein Kunststück, wenn die Rauschunterdrückung kräftig zupackt. Allerdings geht dies zu Lasten von Bilddetails, also gilt es eine entsprechend gute Balance zu finden. Die Messung der Texturschärfe zeigt, dass Panasonic dies zumindest bis ISO 1.600 gelingt. Bis ISO 400 erhält man eine sehr gute Texturschärfe und keine Detailverluste durch die Rauschunterdrückung, bis ISO 1.600 sind dann zwar Verluste mess- aber kaum sichtbar. Ab ISO 3.200 ändert sich das, die Bilder wirken etwas weicher, zeigen aber immer noch viele Bilddetails. Richtig in den Keller geht der Messwert bei keiner Empfindlichkeit, bei ISO 12.800 und 25.600 überlagern allerdings sichtbar Rauschpixel die eigentlichen Bilddetails.
Bei hohen ISO-Empfindlichkeiten können aber auch andere Messwerte einbrechen, etwa die Differenzierung verschiedener Helligkeitsabstufungen oder Farben. Zunächst einmal zeigt die Lumix CM1 eine nur leicht angesteilte Tonwertkurve, die Mitten werden etwas kontrastreicher wiedergegeben, ohne dass das Bild zu sehr seinen natürlichen Charakter verliert. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist aber nur bis ISO 800 gut, bis hierhin kann die CM1 mehr als 160 der 256 möglichen Helligkeitsabstufungen darstellen. Bis ISO 3.200 sind es noch befriedigende 128 Stufen, also nur noch die Hälfte des Maximums. Bei ISO 6.400 und 12.800 kratzt die CM1 an der Grenze zum schlechten Bereich mit nur noch 96 Stufen, ISO 25.600 ist jenseits von Gut und Böse. Besser ist die Farbdifferenzierung, bis ISO 6.400 werden über zwei Millionen von 16,7 Millionen möglichen Farben differenziert. Bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten sind es nur noch gut 500.000 Farben, das ist zu wenig. Auch mit den Farben selbst nimmt es die CM1 nicht immer ganz genau. So sind Violetttöne etwas stark gesättigt, Cyan weicht Richtung Blau ab und Gelb ist einen Hauch grünlich. Im Mittel geht die Farbabweichung aber durchaus in Ordnung, auch die Genauigkeit des Weißabgleichs, dieser lässt sich manuell einstellen, gibt keinen Anlass zur Klage.
Die Panasonic Lumix DMC-CM1 trumpft mit einer 28mm-Festbrennweite (KB-Äquivalent) sowie einem großen 1"-Sensor mit 20 Megapixel Auflösung auf. [Foto: Panasonic]
Mit rund zwei Zentimetern ist die Panasonic Lumix DMC-CM1 nicht gerade schlank. Der Objektivtubus fährt beim Einschalten und Fokussieren leicht vor und zurück. [Foto: Panasonic]
Vom Sensor her bietet die CM1 also eine gute Performance, stellt alle Smartphones in den Schatten und erfüllt die Erwartungen, die man an einen 20 Megapixel auflösenden 1"-Sensor stellen kann. Dabei muss aber auch das Objektiv mitspielen. Die CM1 ist mit einer Festbrennweite entsprechend 28 Millimeter auf Kleinbild ausgestattet und bietet eine Lichtstärke von F2,8. Verzeichnung und Randabdunklung sind so perfekt auskorrigiert, dass sie selbst in der empfindlichen Messung kaum noch sichtbar sind, auch Farbsäume sind kaum auszumachen, allenfalls bei Offenblende treten sie am Bildrand leicht sichtbar auf. Begnügt man sich mit 20 x 30 Zentimeter großen Fotos beziehungsweise entsprechender Bildschirmdarstellung, wirken die Fotos auch bis in die Ecken ausreichend scharf.
Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast zeigt jedoch etwas anderes (siehe Diagramm aus dem kostenlosen Labortest unten). So bleibt die CM1 mit maximal knapp 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei F4,0 hinter den Erwartungen an einen 20-Megapixel-Sensor zurück, das schafft auch ein guter 12-Megapixler. Einzig die Tatsache, dass Panasonic die Bilddetails zurückhaltend aufbereitet und nur sehr leicht nachschärft, mag als Entschuldigung gelten, aber selbst dann hätten es 16 Megapixel getan. Bei F2,8 löst das Objektiv im Bildzentrum 39 lp/mm auf, aber bei F5,6 geht die Auflösung beugungsbedingt im Vergleich zu F4 bereits wieder leicht auf 44 lp/mm zurück. Bei F8 sind es nur noch 37 lp/mm, bei F11, der kleinsten einstellbaren Blendenöffnung, sackt die Auflösung deutlich auf nur noch 29 lp/mm ab. Wirklich tragisch ist allerdings, dass die Auflösung am Bildrand bei jeder Blende mindestens 40 Prozent unter der im Bildzentrum liegt, das ist einer Festbrennweite unwürdig und stünde selbst einem großen Zoom schlecht zu Gesicht. Sobald man die Bilder größer ausbelichtet oder aber etwas am Bildschirm hineinzoomt, ist die Randunschärfe offenkundig, in dieser Disziplin ist so manches Smartphone mit winzigem Bildsensor besser als die CM1.
Fazit Eigentlich macht die Panasonic Lumix DMC-CM1 bei der Bildqualität eine gute Figur. Der große 1"-Sensor punktet mit einer guten Bildqualität bis in hohe ISO-Bereiche, wo jedes normale Smartphone einpacken muss und nur noch vermatschten Pixelmüll liefert. Bis ISO 400 ist die Bildqualität perfekt, bis ISO 1.600 gut und bei ISO 3.200 brauchbar. Nur die höchste Einstellung von 25.600 sollte man unbedingt meiden. Das Objektiv löst im Zentrum hoch auf, auch wenn es den Bildsensor nicht ausreizt. Am Bildrand jedoch sorgt die geringe Auflösung für weiche Bildecken, die einem den Spaß an der CM1 ganz schön vermiesen können, jedenfalls wenn man den Anspruch an eine hohe Bildqualität hat.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.