Verbesserter AF und IBIS, geringeres Rauschen

Sony Alpha 1 II mit zahlreichen Verbesserungen präsentiert

2024-11-19 Bei Ihrer Vorstellung Anfang 2021 setzt die Sony Alpha 1 neue Maßstäbe bei der Kombination aus hoher Geschwindigkeit und Auflösung. Seitdem hat sich technologisch einiges getan, etwa beim Autofokus und Bildstabilisator. Kameras wie die Canon EOS R5 Mark II oder Nikon Z 8 und Z 9 liefen der Alpha 1 den Rang ab – nicht nur mit 8K60-Video, sondern auch preislich. Nun legt Sony mit der verbesserten Alpha 1 II nach, die die Autofokus-Technik der Alpha 9 III mitbringt und den bisher besten Sensor-Shift-Bildstabilisator aller Alpha-Kameras. Die 8K30-Videofunktion und 30 Serienbilder pro Sekunde bleiben hingegen gleich. Was es sonst noch für Neuerungen gibt, verraten wir hier.  (Benjamin Kirchheim)

Die Sony Alpha 1 II besitzt denselben CMOS-Bildsensor wie schon das Vorgängermodell. Der Kleinbildsensor löst 50 Megapixel auf und ist dank Stacked-Bauweise äußerst schnell: Bei voller Auflösung sind 30 Serienbilder pro Sekunde möglich – im Rohdatenformat mit 14 Bit Farbtiefe allerdings nur mit verlustbehafteter Kompression. Verlustfrei sind es immerhin 20 Bilder pro Sekunde. Die maximale Videoauflösung beträgt 8K30, also 7.680 x 4.320 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde, wobei ein 8,6K-Oversampling ohne Crop zum Einsatz kommt. In 4K sind ohne Crop bis 60 Bilder pro Sekunde möglich, mit leichtem 1,1-fachem Crop sogar 120 Bilder pro Sekunde. Das alles lockt keinen Canon- oder Nikon-Videografen mehr hinterm Ofen hervor, bieten doch beide Konkurrenten 8K60 in ihren Spitzenkameras und 4K120 sowieso.

Der Bildsensor bietet einen ISO-Empfindlichkeitsbereich von 100 bis 32.000 beziehungsweise 50 bis 102.400 mit Erweiterung. Im Gegensatz zum Vorgängermodell soll sich jedoch das Bildrauschen bei höheren ISO-Empfindlichkeiten dank besserer Algorithmen verringert haben. Zudem gibt es einen neuen Modus "NR-Shooting", der 4 bis 32 Raw-Bilder aufnimmt. Diese werden dann mit einer PC-Software verrechnet, um das Rauschen zu verringern. Das taugt natürlich nur für statische Motive, genau wie der nach wie vor vorhandene High Resolution Pixel-Shift, der 16 Bilder mit leicht verschobenem Bildsensor aufnimmt. Ebenfalls erst am PC können diese Bilder zu einem 199 Megapixel auflösenden Foto verrechnet werden.

Als Bildprozessoren kommen gleich zwei Bionz XR zum Einsatz, denen eine AI Processing Unit für den Autofokus zur Seite steht. Dieser arbeitet mit 759 Phasen-AF- und 425 Kontrast-AF-Feldern, die über die gesamte Sensorfläche verteilt sind. Dank des AI-Prozessors erkennt die Alpha 1 II Menschen samt Körper, Pose, Kopf, Gesicht und Augen. Auch von Tieren und Vögeln werden die Körper, Köpfe und Augen erkannt. Zudem erkennt der Autofokus Flugzeuge samt Cockpit, Autos und Züge samt Front sowie Insekten samt Kopf. Im Gegensatz zum Vorgängermodell gilt das alles ohne Einschränkungen auch für den Videomodus. Neu ist zudem ein Auto-Modus für die Erkennung, bei dem man aber auch einzelne Motive ausschließen kann. Neu sind darüber hinaus nun zwei zusätzliche Größen beim Spot-Autofokus, nämlich XS und XL – das kennt man bereits von der Alpha 9 III. Ganz neu hingegen ist die Möglichkeit, sich einen Fokusbereich frei in Höhe, Breite und Größe über die Einstellräder definieren zu können.

Ebenfalls verbessert wurde der Sensor-Shift-Bildstabilisator. Dieser soll im Bildzentrum bis zu 8,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben, am Rand sind es 7 EV. Das Vorgängermodell lag noch bei 5,5 EV, die Alpha 9 III bei 8 EV. Damit bietet die Alpha 1 II den bisher effektivsten Bildstabilisator im Alpha-System und schließt wieder zur Konkurrenz auf.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche, praktische, kleinere Verbesserungen. So arbeitet der Sucher jetzt bei bis zu 120 Bildern pro Sekunde statt bisher nur 60 Bilder pro Sekunde im höchsten Qualitätsmodus. Beim Fokussieren und während Serienbildaufnahmen ist die Auflösung jedoch weiterhin reduziert, genauso wie bei der höchsten Bildwiederholrate von 240 Bildern pro Sekunde (alles in NTSC, in PAL sind es 50, 100 und 200 Bildern pro Sekunde). Reduzierte Auflösung klingt hart, denn tatsächlich löst das OLED des Suchers 9,44 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert 0,9-fach – kommt also von einem sehr hohen Niveau. Apropos Sucher: Die neue, größere Augenmuschel FDA-EP21 gehört bei der Alpha 1 II zusätzlich zur Standard-Augenmuschel zum Lieferumfang. Auch das neue Doppel-Ladegerät BC-ZD1, das zwei NP-FZ100 innerhalb von 155 Minuten via USB-C auflädt, gehört zum Lieferumfang.

Neben dem Sucher wurde auch der Bildschirm verbessert. Statt eines 7,5 Zentimeter großen 4:3-Touchscreens mit Beweglichkeit nach oben und unten gibt es nun einen 8,2 Zentimeter großen 3:2-Touchscreen mit 2,1 Millionen Bildpunkten Auflösung und der von anderen Modellen bekannten 4-Achsen-Bewegungsmechanik. Dadurch lässt sich der Bildschirm nicht nur hinter der Kamera nach oben und unten neigen, sondern auch seitlich wegklappen und um 270 Grad drehen. Das erlaubt alle möglichen Perspektiven im Quer- und Hochformat mit dem Bildschirm hinter der Kamera, aber auch das seitliche Ausklappen beispielsweise als Kontrollmonitor.

Wem die 30 Serienbilder pro Sekunde zu schnell sind, der kann eine niedrigere Serienbildrate einstellen und bei Bedarf mittels Knopfdrucks kurzzeitig eine höhere Serienbildrate aktivieren. Diesen Continous Speed Boost kennt man bereits von der Alpha 9 III. Ebenfalls von dieser bekannt ist die Pre-Capture-Funktion, die die Alpha 1 II jetzt ebenfalls bietet. Bis zu eine Sekunde lang kann vor dem Drücken des Auslösers bereits aufgenommen werden, sodass man den richtigen Moment nicht mehr so leicht verpasst.

Die Alpha 1 II besitzt dasselbe Gehäuse wie die Alpha 9 III. Damit ist sie etwas größer, aber auch griffiger beziehungsweise ergonomischer geworden – und ein paar Gramm schwerer. Dementsprechend passt der Hochformat-Batteriegriff der Alpha 1 nicht mehr, sondern der von der Alpha 9 III bekannte VG-C5. Dieser nutzt dank verbesserter Schaltkreise die Energie der beiden NP-FZ100-Akkus effektiver als der alte VG-C4EM.

Darüber hinaus wurde das seitliche Schnittstellen-Interface in der Alpha 1 II überarbeitet. Einige Schnittstellen haben die Position geändert, der Netzwerkanschluss ist nun 2,5-mal schneller geworden und überträgt maximal 2,5 Gigabit statt 1 Gigabit. Die anderen Schnittstellen sind ein Mikrofoneingang, ein Kopfhörerausgang (jeweils 3,5 mm Stereoklinke), Micro-USB für ein Fernauslösekabel, USB-C 3.2 für schnelle Datenübertragung, das Laden des Akkus, die Stromversorgung und neuerdings 4K30-Videostreams nach UVC/UAC-Standard, eine große HDMI-A-Buchse und eine Blitzsynchronbuchse. Im Lieferumfang liegt zudem eine anschraubbare Kabel-Zugentlastung bei. Das WLAN arbeitet nach wie vor auf 2,4 und 5 GHz mit 2x2 MIMO nach 802.11ac-Standard, Bluetooth ist in der Version 5.0 an Bord. Das Speicherkarteninterface bietet nach wie vor zwei Steckplätze, die beide nicht nur zu SD/SDHC/SDXC UHS I und UHS II kompatibel sind, sondern auch zum schnelleren CFexpress Typ A.

Im Videobereich gibt es ebenfalls Detailverbesserungen. Neben dem nun vollen Autofokus-Umfang und verbesserten Sensor-Shift-Bildstabilisator profitieren Videografen darüber hinaus von einem verbesserten digitalen Bildstabilisator. Neu ist der aus der Alpha 9 III bekannte Dynamic Active Mode mit 20 Prozent verbessertem Effekt gegenüber dem weiterhin vorhanden Active Mode. Nur in der Alpha 1 II gibt es zudem einen neuen Framing Stabilizer, den es in der Alpha 9 III nicht gibt. In S-Log3 wurde die Detailreproduktion verbessert und das Material kann besser mit dem von professionellen Filmkameras wie der Venice oder Burano abgeglichen werden. Neu ist zudem die Möglichkeit, bis zu 16 LUTs auf der Kamera speichern und abrufen zu können. Weitere Neuerungen im Videomodus sind Auto Framing, Focus Map, Soft Skin Effect, ein Movie-Selbstauslöser und 1/48 sowie 1/96 Sekunden Belichtungszeitoptionen für 24p-Aufnahmen – alle das kennt man bereits aus der Alpha 9 III. Weiterhin mit dabei sind natürlich eine elektronische Korrektur für Fokusatmen, eine Time-Code-Synchronisation, ein AF-Assist sowie ein HDMI-Raw-Video-Output.

Ab Dezember 2024 soll die Sony Alpha 1 II zu einem Preis von knapp 7.500 Euro erhältlich sein, das sind 200 Euro mehr als das Vorgängermodell seit seiner Markteinführung kostet. Dafür gibt es, wie bereits erwähnt, mehr Zubehör. Die Alpha 1 bleibt am Markt; zu welchem Preis wissen wir noch nicht. Wir konnten bereits ein Serienexemplar der Sony Alpha 1 II mit serienreifer Firmware (0.70) mit dem neuen FE 28-70 mm F2 GM ausführlich testen, siehe weiterführende Links.


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