Sonys neue Profiklasse
Sony Alpha 1 mit 50 Megapixeln und 8K-Video angekündigt
2021-01-26 Mit der Sony Alpha 1 präsentiert der japanische Elektronikriese eine neue spiegellose Kleinbildkamera, die noch oberhalb der Alpha-9-Serie angeordnet ist. Sie vereint eine hohe Auflösung von 50 Megapixeln mit schnellen 30 Serienbildern pro Sekunde. Obendrein nimmt sie aber auch 8K-Videos mit 30 oder wahlweise 4K-Videos mit 120 Bildern pro Sekunde auf. Auch der elektronische Sucher sowie die Anschlussvielfalt wissen zu überzeugen. (Benjamin Kirchheim)
Der 50 Megapixel auflösende Stacked-BSI-CMOS-Sensor der Sony Alpha 1 nimmt 30 Serienbilder pro Sekunde oder 8K-Video auf. Außerdem ist er zur Bildstabilisierung beweglich gelagert. [Foto: Sony]
Das Herzstück der neuen Sony Alpha 1 ist ihr 50 Megapixel auflösender Kleinbildsensor in Kombination mit dem Bildprozessor Bionz XR. Der CMOS-Sensor ist in rückwärtig belichteter (BSI) Technik aufgebaut und besitzt zudem mehrere Schichten (Stacked-Sensor), in denen die AD-Wandler und DRAM zum schnellen Zwischenspeichern der Bildinformationen Platz finden. Der Bionz XR zeichnet sich durch seine im Vergleich zum Bionz X um den Faktor Acht höhere Geschwindigkeit aus. Der Bildsensor soll 15 Blendenstufen Dynamikumfang liefern und bietet einen Empfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis 32.000 ohne und 50 bis 102.400 mit Erweiterung.
Sowohl der mechanische als auch der elektronische Verschluss wurden verbessert. Letzterer soll um den Faktor 1,5 weniger Rolling-Shutter-Effekt besitzen, damit auch bei schnellen 30 Serienbildern pro Sekunde, die nur mit elektronischem Verschluss möglich sind, auch bei sehr schnellen Bewegungen keine Verzerrungen mehr auftreten. Der mechanische Verschluss arbeitet mit einem Dual-Antrieb und erreicht maximal zehn Serienbilder pro Sekunde. Er ist für 500.000 Auslösungen ausgelegt. Die Blitzsynchronzeit beträgt 1/200 Sekunde mit elektronischem und 1/400 Sekunde mit mechanischem Verschluss.
Der Autofokus arbeitet mit 759 auf dem Sensor integrierten Phasen-AF-Messpunkten, die auf 92 Prozent der Sensorfläche verteilt sind. Der Kontrast-AF arbeitet mit 425 Messfeldern. Der Autofokus arbeitet in Echtzeit, das heißt der Fokus wird ständig 120 mal pro Sekunde gemessen und nachgeführt, auch bei Serienbildaufnahmen. Dabei werden Gesichter und Augen von Menschen erkannt, zusätzlich gibt es eine Augenerkennung für Tiere und neu auch speziell für Vögel.
Der elektronische Sucher der Sony Alpha 1 löst feine 9,44 Millionen Bildpunkte auf und bietet 240 Hz Bildwiederholrate. Auch die 0,9-fache Vergrößerung ist rekordverdächtig. [Foto: Sony]
Der Touchscreen der Sony Alpha 1 bietet nur "Standardkost": Die Auflösung beträgt 1,44 Millionen Bildpunkte bei einer Diagonale von 7,5 cm. Er kann um 107 Grad nach oben und 41 Grad nach unten geneigt werden. [Foto: Sony]
Der elektronische Sucher löst feine 9,44 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert 0,9-fach. Damit gehört er zusammen mit der Alpha 7S III zum derzeit besten elektronischen Sucher am Markt. Die Aktualisierungsrate liegt bei 240 Bildern pro Sekunde – selbst während 30 Bilder pro Sekunde schnellen Serienaufnahmen, die ohne Sucherblackout erfolgen. Das sorgt für eine minimierte Sucherverzögerung und Mitzieher sind auch bei Serienaufnahmen möglich, ohne das Motiv aus den Augen zu verlieren. Sogar mit Blende F22 und langen Belichtungszeiten soll der Sucher die hohe Bildrate bieten.
Bei 30 Bildern pro Sekunde können 165 JPEG- oder 155 komprimierte Raw-Bilder am Stück aufgenommen werden, sofern auf eine Speicherkarte CFexpress Typ A aufgenommen wird. Die Sony Alpha 1 bietet zwei Dual-Speicherkartenschächte, die wahlweise eine CFexpress Typ A oder eine SDHC/SDXC-UHS-II-Speicherkarte aufnehmen. Neben den bisherigen Format JPEG und Raw unkomprimiert sowie verlustbehaftet komprimiertem Raw gibt es in der Alpha 1 nun auch ein verlustfrei komprimiertes Raw-Format sowie das HEIF-Dateiformat mit zehn Bit Farbtiefe.
Selbstverständlich ist der Bildsensor der Sony Alpha 1 zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten sollen nach CIPA-Standard damit möglich sein. Zudem lassen sich mit einer Multishot-Funktion 199 Megapixel auflösende Fotos aufnehmen, allerdings müssen diese am Computer mit einer Software zusammengerechnet werden.
Die Videofunktion arbeitet mit 8,6K-Oversampling und bietet maximal 8K-Auflösung (7.680 x 4.320) bei 30 Bildern pro Sekunde. In 4K-Auflösung (3.840 x 2.160) sind schnelle 120 Bilder pro Sekunde möglich. Dank einer guten Hitzeabfuhr sollen 8K30- und 4K60-Videos für 30 Minuten am Stück aufgezeichnet werden können. Der Real-Time-Autofokus arbeitet mit Gesichts- und Augenerkennung, allerdings nur für Menschen, nicht für Tiere oder Vögel. Der Bildstabilisator bietet einen neuen Active-Modus für weniger verwackelte Videoaufnahmen beim Gehen.
Der Handgriff der Sony Alpha 1 ist gut ausgeformt. Das Speicherkartenfach bietet zwei DUal-Steckplätze, die zu CFexpress Typ A und SDHC/SDXC-UHS-II kompatibel sind. [Foto: Sony]
Die Sony Alpha 1 bietet zahlreiche Schnittstellen: Kopfhörer- und Mikrofonanschluss, Blitzsynchronbuchse, Ethernet 1000BASE-T, USB-C mit Power Delivery und HDMI Typ A mit 16 Bit Raw-Videoausgabe. Der Mikro-USB-Anschluss ist für den Kabelfernauflöser. [Foto: Sony]
Gespeichert werden die Videos mit MPEG-H-Komprimierung (H.265) in 10 Bit 4:2:2, auch Wunsch auch mit All-Intra. S-Log3, HLG (HDR) und BT.2020 werden ebenfalls unterstützt. Über den HDMI-Anschluss (große Typ A Buchse) sind sogar Raw-Videoaufnahmen mit 16 Bit Farbtiefe möglich. Über den Multi-Interface-Blitzschuh bietet die Sony Alpha 1 ein digitales Audiointerface, es gibt aber auch 3,5 mm Klinkenanschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer.
Das Gehäuse der Sony Alpha 1 besteht oben, vorne und hinten aus einer Magnesiumlegierung. Zudem soll es gegen Feuchtigkeit und Staub abgedichtet sein, auch an den Schnittstellenklappen und anderen Öffnungen. Trotzdem weist Sony ausdrücklich darauf hin, dass kein vollständiger Schutz gewährleistet werden kann. Neben den bereits erwähnten Anschlüssen (Audio und HDMI) gibt es eine USB 3.2 Schnittstelle (10 Gbit/s) mit Typ-C-Anschluss und Power Delivery zur Stromversorgung der Kamera und zum Laden des Akkus NP-FZ100. Dieser soll Strom für 530 Aufnahmen mit Bildschirm oder 430 Aufnahmen mit Sucher liefern. Außerdem ist der bereits erhältliche Hochformatgriff VG-C4EM kompatibel, so dass sich die Akkulaufzeit verlängern lässt.
Darüber hinaus bietet die Sony eine Gigabit-Ethernet-Schnittstelle und WLAN b/g/n/ac auf 2,4 und 5 GHz mit 2x2 MIMO, das heißt zwei Antennen für schnellere Datenübertragungen. Sowohl über Ethernet als auch WLAN können Fotos per FTP-Protokoll (verschlüsseltes SFPT) übertragen werden.
Die Sony Alpha 1 bietet zahlreiche Einstellräder, darunter auch ein verriegeltes Belichtungskorrekturrad sowie Einstellräder für den AF-Modus und die Serienbildfunktion. [Foto: Sony]
Zudem hat Sony das Benutzerinterface und vor allem die Menüstruktur überarbeitet. Neu ist die Touchbedienung und die Trennung der Menüs je nach Aufnahmemodus (Foto/Video), um für mehr Übersichtlichkeit und intuitivere Bedienung zu sorgen. 17 Tasten der Sony Alpha 1 lassen sich mit je einer von 164 Funktionen belegen, und zwar getrennt nach Foto-, Video- und Wiedergabemodus.
Der rückwärtige Bildschirm bietet eine Diagonale von 7,5 Zentimetern und löst 1,44 Millionen Bildpunkte auf. Er ist nur um 107 Grad nach oben und 41 Grad nach unten neigbar, kann aber nicht zu Seite oder ganz nach oben geklappt werden und taugt damit nicht als Video-Kontrollmonitor für die vor der Kamera agierende Person. Eine erwähnenswerte Besonderheit ist der Infrarot-Sensor auf der Kameravorderseite, der für einen besseren Weißabgleich in Kunstlichtsituationen (Leuchtstofflampen- sowie LED-Licht) sorgen soll.
Die Markteinführung der Sony Alpha 1 ist für den März 2021 geplant, der Preis beträgt 7.300 Euro.