Sony bringt 2-Megapixel-Kamera mit MPEG-Video
1999-02-27 Neben hochauflösenden Standbildern zeichnet das kleine Sony-Allroundtalent Cyber-shot DSC-F55E auch Videosequenzen mit Ton auf. Das schwenkbar angeordnete, hochwertige Objektiv wird beim deutschen Traditionsunternehmen Carl-Zeiss gefertigt. (Jan-Markus Rupprecht)
Die enormen Auflösungen aktueller Kameras stellen immer höhere
Anforderungen an deren Objektive. Hielten es einige Hersteller noch vor kurzem in
Prospekten und Pressemitteilungen für erwähnenswert, daß ihre Digitalkameras mit Linsen
aus Glas (und nicht etwa aus Kunststoff) ausgestattet sind, so findet das Qualitätsdenken
bei den hochauflösenden Neuheiten offenbar auf anderem Niveau statt. Zwar
"sehen" auch die aktuellsten Digitalkameras mit Auflösungen über 2 Millionen
Bildpunkten nur gut ein Fünftel dessen, was auf einem normalen 35-mm-Kleinbild-Dia oder
-Negativ festgehalten wird. Wenn man jedoch die Dimensionen der winzigen CCD-Sensoren mit
der Bildfläche des Kleinbildfilms vergleicht, wird schnell klar, wo die Herausforderung
liegt: Das Objektiv muß das Bild selbst bei einem vergleichsweise großen
1/2-Zoll-CCD-Sensor auf nur einem Zehntel der Fläche eines Kleinbild-Dias abbilden! Damit
wirken sich kleinste Unzulänglichkeiten des Objektivs bei Auflösungen um 2 Megapixel
bereits doppelt so stark aus wie bei Kleinbildkameras. Daraus ergeben sich neue
Herausforderungen für die traditionellen Objektivhersteller.
Sony hat sich für die Cyber-shot (schreibt sich wirklich so
"illegal" mit Bindestrich) DSC-F55E der Firma Carl-Zeiss aus
Jena anvertraut, deren lange Tradition auf das Jahr 1846 zurückgeht. Die Linsen für die
neue Sony werden aus bestem optischen Glas mit einer Genauigkeit von 1/1.000 mm gefertigt
und sind aufwendig vergütet, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. So soll das
6,85-mm-Objektiv (entspricht 37 mm bei Kleinbildkameras) eine hohe Schärfe und Farbtreue
ermöglichen und frei von optischen Verzerrungen sein, die sonst bei Weitwinkel-Objektiven
häufiger vorkommen.
Im Gegensatz zum Auflösungsspitzenreiter Fujifilm MX-2700 mit 1.800 x 1.200
Bildpunkten (Bildformat 3 : 2 wie bei Kleinbildfilm) beträgt die resultierende Auflösung
der Sony DSC-F55E wie bei der Olympus
Camedia C-2000 Zoom 1.600 x 1.200 Bildpunkte (Bildformat 4 : 3). Für diese auch bei
hochauflösenden Computer-Monitoren gebräuchliche Auflösungsklasse scheint sich nach
VGA, XGA, SXGA nun die Bezeichnung UXGA zu etablieren, nach "Super-XGA" also
"Ultra-XGA". Weitere wählbare Auflösungen sind 640 x 480 (also VGA) und 1.024
x 768 (XGA). Mögliche Video-Auflösungen sind 320 x 240 ("Viertel-VGA") und 160
x 112 Bildpunkte ("Mäusekino"). Als Video-Aufzeichnungsformat verwendet Sony
das verbreitete, stark komprimierte MPEG1-Format. Die mit der Sony Cyber-shot produzierten
Filme liegen also beispielsweise direkt in einem Internet-tauglichen Format vor und
können mit jedem modernen PC ohne Spezialsoftware betrachtet werden. Auf der
mitgelieferten 4 MByte Speicherkarte lassen sich so (abhängig vom Motiv) rund 5 bis 8
Bilder in höchster Auflösung und bester Qualität (sprich: geringster Kompression) oder
alternativ bis zu gut 2,5 Minuten MPEG-Video mit 160 x 112 Punkten (40 Sekunden bei 320 x
240 Punkten). Bei der Verwendung größerer Speicherkarten verdoppelt oder vervierfacht
sich die Menge entsprechend, wobei die maximale Länge einer einzelnen Videoaufzeichnung
eine Minute beträgt. Dann ist der interne Zwischenspeicher der Kamera voll und sie muß
den Film erst komprimieren und auf die Speicherkarte schreiben.
Apropros Speicherkarte: Sony meint es wohl doch ernst mit dem Memory Stick
(korrekt nur ohne Bindestrich ;-) ). In der semiprofessionellen Sony DSC-D700 fand dieser noch über
einen PC-Card-Adapter in einem ebensolchen Steckplatz Verwendung, der glücklicherweise
auch den Betrieb der Kamera mit PC-Cards Typ II sowie CompactFlash-Karten oder
SmartMedia-Karten (jeweils mit PC-Card-Adapter) ermöglicht. In der räumlich sehr kleinen
DSC-F55E ist für eine solche Lösung natürlich kein Platz und so hat die Kamera
lediglich einen Steckplatz für einen Memory-Stick, die bisherigen Standards werden also
nicht unterstützt. Wir sind sehr gespannt auf die Preisentwicklung bei den Memory Stick
Speicherkarten. Möchte jemand dagegen wetten, daß diese derzeit nur von Sony
erhältlichen Speicherkarten stets wenigstens 30 % teurer sein werden als die von
zahlreichen Anbietern preisgünstig erhältlichen CompactFlash- oder SmartMedia-Karten? Wo
derzeit CompactFlash zum Sprung über die 100-MByte-Marke ansetzt und SmartMedia mit 32
MByte auf den Markt kommt, sind die Sony Memory Sticks gerade mit 16 MByte verfügbar.
Zur Wiedergabe der Bilder oder Videos steht neben dem obligatorischen PAL-Videoausgang
ein 2"-LCD-Monitor zur Verfügung, der als Neuheit "transflektiv" auch mit
Umgebungslicht beleuchtet werden kann. Anders als bei anderen Kameras mit
Tageslichtbeleuchtung (Sony Mavica
MVC-FD81, Sanyo VPC-Z400EX, Epson PhotoPC 750Z und Agfa CL50) fällt bei der Sony DSC-F55E
das Licht nicht von oben "hinter" den LCD-Monitor. Statt dessen wird das direkt
von vorne einfallende Licht von einer halbdurchlässigen Reflexionsschicht
zurückgeworfen, die zwischen LCD-Panel und Hintergrund-Lichtquelle sitzt. So kann bei
hellem Umgebungslicht die Hintergrundbeleuchtung zum Energiesparen abgeschaltet werden.
Durch den leistungsfähigen und gut auf die Kamera abgestimmten Litiumionen-Akku wird dies
aber vermutlich kaum nötig sein. Bereits mit eingeschalteter Hintergrundbeleuchtung soll
die Cyber-shot für 50 Minuten Dauerbetrieb gut sein.
Die Sony DSC-F55E wird voraussichtlich im Mai 1999 auf den Markt kommen. Die kompletten Technischen
Daten stehen bereits im digitalkamera.de-Datenblatt.