Neuvorstellung mit Ersteindruck aus der Praxis
Sony präsentiert Alpha 7 III als spiegelloses Vollformat-Basismodell
2018-02-27 Mit der Alpha 7 III präsentiert Sony ein neues Vollformat-Basismodell, das viel solide Technik zu einem noch bezahlbaren Preis vereint. Mit einem rückwärtig belichteten, 24 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor ausgestattet soll die Alpha 7 III ein echtes Arbeitstier sein: 693 Fokuspunkte sorgen für die schnelle Fokussierung, zehn Serienbilder pro Sekunde taugen für Sportaufnahmen und mit bis zu ISO 204.800 und einem fünf EV effektiven Bildstabilisator gelingen selbst Available-Light-Aufnahmen. Wir stellen die neue spiegellose Systemkamera nicht nur vor, sondern schildern auch unseren ersten Eindruck. (Benjamin Kirchheim)
Sony Alpha 7 III (ILCE-7M3) mit 24-105 mm. [Foto: Sony]
Wie schon bei der Alpha 9 und der Alpha 7R III kommt auch bei der Alpha 7 III das neue, verbesserte Gehäuse zum Einsatz. Es ist aus einer robusten Magnesiumlegierung gefertigt und gegen Staub und Spritzwasser geschützt (Sony spricht wie immer vorsichtigerweise von einer Feuchtigkeitsresistenz). Trotz der recht kompakten Abmessungen liegt es gut in der Hand. Der Griff ist angenehm groß, man kann die Kamera entspannt in einer Hand halten ohne Angst haben zu müssen, dass sie einem entgleitet, selbst wenn man nicht hinten mit dem Daumen gegensichert. Die Daumenmulde ist ebenfalls wunderbar ausgeformt. Es stehen zwei Einstellräder (eines am Griff für den Zeigefinger, eines auf der Rückseite als Daumenrad) zur Verfügung, zahlreiche programmierbare, aber sinnvoll vorbelegte Tasten sowie ein Fokusjoystick und eine AF-On-Taste.
Das Herz der Alpha 7 III bildet ein neu entwickelter Kleinbild-Vollformatsensor (36 x 24 mm), der 24 Megapixel auflöst. Er ist in BSI-Technik gefertigt und bietet damit eine gegenüber dem Vorgängermodell verbesserte Lichtempfindlichkeit. Maximal sind ISO 204.800 möglich, die Basis-Empfindlichkeit liegt bei ISO 100, der normale Empfindlichkeitsbereich geht bis ISO 51.200, als Erweiterung kann für Fotos auf bis zu ISO 50 herab und ISO 204.800 heraufgestuft werden. Der Bildsensor soll einen hohen Dynamikumfang von 15 Blendenstufen einfangen können. Um diese auch sinnvoll nutzen zu können, arbeitet das Rohdatenformat mit 14 Bit Farbtiefe. Dem Bildsensor steht ein Bionz X als Bildprozessor samt Front-End-LSI als Beschleunigereinheit mit großem Pufferspeicher zur Verfügung. Bei zehn Serienbildern pro Sekunde speichert die Kamera 177 JPEG-Bilder zwischen (oder 89 Raw komprimiert oder 40 Raw unkomprimiert). Danach allerdings, und das ist ein Manko von bisher allen Kameras mit Front-End-LSI, dauert es sehr lange, bis die großen Datenmengen auf der Speicherkarte gelandet sind. So richtig kommt hier auch die Alpha 7 III nicht aus dem Quark, obwohl sie einen Doppelkartenslot besitzt, wobei einer der SD-Schächte den schnellen UHS-II-Standard unterstützt, während der andere zu SD/SDHC/SDXC UHS I und den "guten" alten MemorySticks kompatibel ist. Im Übrigen wird der Sensor schneller ausgelesen als beim Vorgängermodell, was dem Rolling-Shutter-Effekt entgegenwirkt, denn die Alpha 7 III bietet selbstverständlich auch einen lautlosen elektronischen Verschluss.
Die neue Sony Alpha 7 III kommt im verbesserten, robusteren Gehäuse mit größerem Akku für eine verdoppelte Ausdauer. [Foto: MediaNord]
Für die Fokussierung stehen wie in der Alpha 9 693 auf dem Sensor integrierten Phasen-Autofokuspunkte zur Verfügung, die 93 Prozent des Bildfelds abdecken. Sie reagieren bereits ab -3 EV und sollen den Autofokus gegenüber dem Vorgängermodell Alpha 7 II auf das Doppelte beschleunigen, auch im AF-C-Betrieb bei zehn Bildern pro Sekunde. Ergänzt wird der Phasen-Autofokus von einem Kontrast-Autofokus mit 425 Messpunkten. Ebenfalls von der Alpha 9 bekannt ist der Gesichts-Autofokus samt Augenerkennung, die auch im Tracking-Modus funktioniert. Für die Bildstabilisierung sorgt übrigens der beweglich gelagerte Bildsensor. Die Effektivität steigt von 4,5 EV des Vorgängermodells auf 5 EV wie auch bei der Alpha 7R III und Alpha 9, wobei es sich um einen 5-Achsen-Bildstabilisator handelt, der also Schwenk- und Kippbewegungen nach oben/unten sowie links/rechts und auch Drehbewegungen ausgleicht.
Auf der Rückseite bietet die Sony Alpha 7 III nicht nur ein Daumenrad sowie viele Tasten, sondern auch einen Fokusjoystick samt AF-On-Taste. [Foto: Sony]
Beim Sucher hat sich Sony hingegen für Altbewährtes entschieden: Es kommt ein XGA-OLED mit 2,36 Millionen Bildpunkten Auflösung zum Einsatz, der selbstverständlich 100 Prozent des Bildfelds abdeckt und 0,71-fach vergrößert. Der Sucher ist solide, aber heutzutage auch nicht mehr atemberaubend. Beim rückwärtigen 7,5 Zentimeter großen Bildschirm handelt es sich um einen Touchscreen, der auch bei Verwendung des Suchers als Touchpad zum Verschieben des Autofokuspunkts verwendet werden kann. Zudem lässt sich der Bildschirm um über 90 Grad nach oben und gut 40 Grad nach unten neigen. Damit ermöglicht er bodennahe Aufnahmen sowie solche über die Köpfe von Menschenmengen hinweg, jedoch nur im Querformat. Der Bildschirm löst 1,23 Millionen Bildpunkte auf, wobei jeder vierte Subpixel weiß Leuchtet, was die Helligkeit und damit die Ablesbarkeit im direkten Sonnenlicht enorm verbessert.
Mit dem neuen Gehäuse kommt auch der größere Akku NP-FZ100 zum Einsatz, womit über 700 Aufnahmen nach CIPA-Standard möglich sind. Das ist eine glatte Verdoppelung gegenüber der Alpha 7 II. Damit wird die Alpha 7 III das Manko spiegelloser Systemkameras los, dass der Akku vielen nicht lang genug hält. Wer einen so nervösen Finger hat, dass selbst die 710 Bilder zu wenig sind, sollte vielleicht mal über mehr Qualität statt Quantität beim Fotografieren nachdenken. Für Serienbilder beispielsweise gelten diese 710 Bilder ohnehin nicht, da hält der Akku deutlich länger durch. Es kommt eben drauf an, was man noch so mit der Kamera anstellt. Geladen werden kann der Akku übrigens auch unterwegs ohne Stromnetz, denn an die USB-C-Schnittstelle kann man ebenso gut eine Powerbank anhängen, auch eine Stromversorgung der Kamera ist mit USB-C kein Problem.
Dank des ausgeprägten Handgriffs liegt die Sony Alpha 7 III trotz ihrer kompakten Abmessungen hervorragend in der Hand. [Foto: Sony]
Apropos andere Aufgaben abseits des Fotografierens: Die Sony Alpha 7 III nimmt Videos in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) auf die Speicherkarte auf. Zwecks Oversamplings wird der Sensor in 6K ausgelesen, was zu einer höheren Bildqualität führen soll. Dabei geht auch nur der Bildwinkel vom Beschnitt des 3:2-Sensorformats auf das 16:9-Filmformat verloren, die Sensorbreite wird also vollständig genutzt. Die Aufnahme erfolgt mit bis zu 100 Mbit/s in hoher Qualität. Auch 4K-HDR-Videos kann die Alpha 7 III direkt erzeugen, der Dynamikumfang beträgt dann laut Sony 14 Blendenstufen. Die Videos entsprechend dem HLG (Hybrid Log Gamma) Standard, sind also mit normalen HDR-fähigen 4K-Fernsehern abspielbar. Des Weiteren werden S-Log2, S-Log3, Gamma Display Assist, Zebra und Proxy-Recording unterstützt. Für den Ton stehen ein integriertes Stereomikrofon sowie ein Mikrofonanschluss, beide mit Pegelanzeige und Aussteuerung, zur Verfügung. Auch ein Kopfhöreranschluss für die Tonkontrolle fehlt nicht. In Full-HD nimmt die Alpha 7 III sogar bis zu 120 Bilder pro Sekunde für vier- bis fünffache Slow-Motion-Effekte auf, dabei bleibt der Tracking-Autofokus selbstverständlich aktiv.
Der 24 Megapixel auflösende Kleinbild-Vollformat-Sensor der Sony Alpha 7 III bietet dank BSI-Technologie eine hohe Lichtempfindlichkeit. 693 darauf integrierte Phasen-Autofokus-Punkte decken einen großen Bildbereich ab. [Foto: Sony]
Für die Drahtlosverbindung stehen sowohl WLAN, als auch Bluetooth zur Verfügung. Bluetooth erlaubt eine stromsparende, dauerhafte Verbindung zu einem Smartphone, um beispielsweise die Positionsdaten zu übertragen und direkt bei der Aufnahme in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern. Per WLAN können größere Datenmengen zu einem Smartphone, Computer oder sogar per FTP übertragen werden. Auch eine Fernsteuerung der Kamera via Smartphone-App ist möglich.
Die Alpha 7 III machte im ersten Test einen sehr soliden und rundum gelungenen Eindruck. Sie vereint eine hochwertige, solide Verarbeitung mit einer guten Ergonomie, einzig die vielen Menüpunkte sind vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Die technische Ausstattung ist eines Basismodells mehr als würdig. Die Alpha 7 III ist reaktionsfreundig und schießt sehr schnelle Bildserien, auch hohe ISO-Empfindlichkeiten sind kein Problem. Der enorm große Pufferspeicher kaschiert ein wenig den Flaschenhals des Speicherkarteninterfaces, aber fast 18 Sekunden lang bei zehn Bildern pro Sekunde aufnehmen zu können, sollte die meisten Fotografen wirklich zufriedenstellen können, auch denn die Kamera danach ein wenig mit Speichern beschäftigt ist. Immerhin kann man trotzdem weiter fotografieren. Ab April 2018 soll die Sony Alpha 7 III zu einem Preis von knapp 2.300 Euro ohne Objektiv erhältlich sein. Das Set mit dem 28-70mm-Standardzoom soll knapp 2.500 Euro kosten. In unserem Hands-On kam hingegen das FE 24-105 mm F4 G OSS zum Einsatz, das wir jedem als Standardobjektiv an Herz legen können (siehe Test in den weiterführenden Links). Die Alpha 7 III ist übrigens mit dem Hochformatgriff VG-C3EM kompatibel.
Der Doppel-Kartenslot der Sony Alpha 7 III nimmt zwei SD-Karten auf, wobei Slot 1 zum schnellen UHS-II-Standard kompatibel ist, während sich in Slot 2 sogar noch alternativ MemorySticks einsetzen lassen. Praktisch ist auch der bewegliche Touchscreen. [Foto: MediaNord]
Im Pennyhill Park in der Nähe von London konnten Journalisten die neue Sony Alpha 7 III ausprobieren. Trotz der Kälte und des Schneegriesels hatte unser Model Spaß beim fotografiert werden (Download-Link für dieses Bild in den weiterführenden Links). [Foto: MediaNord]
Im Pennyhill Park in der Nähe von London konnten wir und andere internationale Journalisten die neue Sony Alpha 7 III in der Praxis ausprobieren. Für Motive wie dieses Model hatte Sony gesorgt. [Foto: MediaNord]