J'en ai rêvé, Sony l'a fait
Sony stellt neues DSC-Flaggschiff F828 vor
2003-08-15 So wie hier in Deutschland (und auch anderen Ländern Europas) der Werbespruch "It's not a trick, it's a Sony" sich in den Köpfen vieler Konsumenten eingeprägt hat, erzielte in Frankreich der Sony-Slogan "J'en ai rêvé, Sony l'a fait" (frei übersetzt: "Ich hab davon geträumt, Sony hat es gebaut") eine ähnliche Wirkung. Und tatsächlich könnte die neue Sony DSC-F828 mehr als je zuvor den Träumen bzw. Erwartungen vieler ambitionierter Digitalkamera-Amateure gerecht werden. (Yvan Boeres)
|
|
Auch wenn die DSC-F828 von der L-förmigen Bauweise her vielleicht
zunächst wie eine der Modellpflege unterzogene DSC-F707/717 aussieht, hat
sie eigentlich nur noch die Konstruktion mit dem neigbaren Objektiv mit den
Vorgängermodellen gemeinsam. Erste große Neuerung bei der DSC-F828 ist ein
völlig neues Objektiv. Die Ingenieure bei der renommierten Carl
Zeiss-Objektivschmiede im schwäbischen Oberkochen haben für die DSC-F828 ein
neues Vario-Sonnar-Zoomobjektiv entwickelt, das nicht nur den
Brennweitenbereich nach oben (bis 200 mm entspr. Kleinbilld) und nach unten
(bis 28 mm) erweitert, sondern auch die – von anderen Zeiss-Objektiven
bekannte – T*-Vergütung und eine Blende mit nun 7 Lamellen integriert. Trotz
größerem Zoomfaktor (5-fach bei der DSC-F505/505V/707/717, 7-fach bei der
DSC-F828) behält sie die guten Makro-Fähigkeiten (Mindestabstand 2 cm) ihrer
Vorgängerinnen bei und ist praktisch genauso lichtstark (F2,0-2,5 bei der
DSC-F707/717, F2,0-2,8 bei der DSC-F828). Doch nicht nur das Objektiv selbst
ist völlig neu, sondern auch dessen Bedienung: Die erfolgt nun – angelehnt
an die traditionelle Bedienung von Kleinbildobjektiven – über zwei getrennte
und per Hand verstellbare Drehringe für Scharfstellung und
Brennweitenverstellung.
Auch die Elektronik der DSC-F828 steht völlig im Zeichen des Neuen,
angefangen bereits beim CCD-Sensor. Spätestens seit der Entdeckung eines
neuen Sony 8-Megapixel-CCDs (siehe digitalkamera.de-Meldung vom 12. Juni)
ahnen unsere Besucher, dass etwas "im Busch" ist; was z. T. schon mit der
Ankündigung des neuen 4-Farb-CCDs von Sony bestätigt bzw. bekräftigt wurde
(siehe digitalkamera.de-Meldung vom 16. Juli). Mit der DSC-F828 kommt die
endgültige Gewissheit bzw. ein konkretes Produkt, das mit diesem Sensor
ausgestattet ist und Bilder in einer – für Kompaktdigitalkameras –
spektakulären Auflösung von 3.264 x 2.448 Bildpunkten liefert. Was aber wohl
kaum jemand (auch wir nicht) erwartet hat: Der neue Super-HAD-CCD verfügt
nicht über ein übliches Bayer-RGB-Farbmosaikfilter zur Farbenerzeugung,
sondern "filtert" das Bild gleich in vier Farben. Dank eines zusätzlichen "Emerald"-
(d. h. smaragdgrünen) Farbfilters soll der CCD die Farben noch besser
differenzieren können. Der Hauptvorteil der neuen CCD-Filterarchitektur soll
deshalb eine natürlichere Farbwiedergabe sein. So soll – wie Sony anhand von
Messungen und Vergleichsbildern auf der Pressekonferenz zur DSC-F828
demonstrierte – die Farbabweichung bei der DSC-F828 geringer
(Farbabweichungswert im Standard-Betrieb: 6,09) bis deutlich geringer
(Farbabweichungswert im so genannten "Real Modus": 3,39) als bei den
digitalen Spiegelreflexkameras Canon EOS D60 (Farbabweichungswert: 7,12) und
der Nikon D100 (Farbabweichungswert: 8,92) sein. Doch auch in Sachen
Dynamikumfang und Rauschverhalten soll die neue Filterarchitektur Vorteile
bringen; das Bildrauschen soll – laut Sony-Ingenieuren – bei der DSC-F828
bei weitem nicht so ausgeprägt sein, wie man das aufgrund der extremen
Pixeldichte (8 Millionen Pixel auf einem dafür relativ kleinen 2/3"-CCD)
befürchten könnte.
|
|
Damit man als Benutzer auch das volle Potential des neuen CCDs
ausschöpfen kann, wartet die DSC-F828 erstmals bei Sony mit einem RAW-Modus
auf. Die Vorteile des RAW-Bilddateiformates liegen auf der Hand: geringerer
Speicherplatzbedarf im Vergleich zu TIFF, verhältnismäßig kurze
Verarbeitungs- und Speicherzeiten (die "Erzeugung" der Farbinformationen
erfolgt später auf dem Computer), höchstmögliche Bildqualität (keine
Kompressionsartefakte) und hohe Flexibilität (bei der RAW-Verarbeitung auf
dem Computer kann der Benutzer nachträglich viele Bildparameter wie
Farbbalance, Scharfzeichnung ohne Qualitätsverlust beeinflussen). Natürlich
ermöglicht die DSC-F828 auch weiterhin das Speichern der Bilder im JPEG-
oder TIFF-Format. Und in diesem Zusammenhang gibt es noch eine weitere gute
Nachricht, die sowohl die Vielknipser als auch alle die, die dem Memory
tick gegenüber misstrauisch waren, erfreuen wird: Die DSC-F828 besitzt zwei
Speicherkartensteckplätze – und zwar für Memory Sticks und für
CompactFlash-Speicherkarten (Typ I und II inkl. Microdrive)! Dabei ist der
Memory Stick-Slot mit dem herkömmlichen Memory Stick sowie mit dem Memory Stick PRO
kompatibel und nutzt auch – dank parallelem Speicherinterface – die volle
Geschwindigkeit des Memory Stick PRO aus (siehe auch
digitalkamera.de-Meldung vom 13. Januar 2003).
Überhaupt soll die DSC-F828 auch in vielen anderen Bereichen an Tempo
zulegen. Wenn man bedenkt, dass die kürzlich von uns getestete DSC-V1 (siehe
digitalkamera.de-Erfahrungsbericht) bereits in Sachen Autofokus und
Auslöseverzögerung Maßstäbe setzte, darf man gespannt sein, was "noch
schneller" bei der DSC-F828 bedeutet. Die hohe Geschwindigkeit hat die
DSC-F828 einem völlig neuen Signalprozessor zu verdanken, dem so genannten
"Real Imaging Processor". Dieser LSI (Abk. für "Large Scale Integrated
Circuit") mit einer Taktrate von 54 MHz ist von Sony entwickelt worden und
bringt nicht weniger als 13 Millionen Transistoren auf kleinstem Maß (knapp
1 cm Kantenlänge) unter. Wer aus unseren Erfahrungsberichten weiß, was für
einen Leistungsschub bereits Canon mit dem DIGIC-Signalprozessor seinen
Kameras gebracht hat, darf nun wohl ähnliches bei der DSC-F828 erwarten.
Jedenfalls soll sie – Angaben von Sony zufolge – innerhalb von nur einer
Sekunde betriebsbereit sein und eine um 23 Prozent verkürzte
Auslöseverzögerung (gesamte Auslöseverzögerung inklusive CCD-Belichtung,
CCD-Auslesung, Signalverarbeitung, Vorschaubild-Erzeugung und
JPEG-Kodierung) aufweisen. Von der Verarbeitungsbeschleunigung profitieren
auch die Bildwiedergabe (bis zu 5 mal schneller), die Auflösungsveränderung
(ein VGA-Bild ist in nur noch in 0,11 s aus der hoch auflösenden
Ausgangsdatei erzeugt), die Serienbildgeschwindigkeit und die Videoaufnahme.
Je nachdem, ob bei der DSC-F828 der LCD-Bildschirm eingeschaltet ist oder
nicht, steigt dabei die Serienbildgeschwindigkeit auf bis zu 3 Bilder pro
Sekunde (max. 7 Bilder in Folge) an. Der bisher bekannte MPEG-VX-Modus heißt
nun "MPEG VX fine" und behält seine bisherigen Eigenschaften (Aufnahme in
VGA-Auflösung mit Ton und ohne feste Zeitbegrenzung) bei erhöhter
Bildfolgerate bei (jetzt 30 statt bisher 16,6 Bilder/s). Wie beim
DIGIC-Prozessor von Canon sorgt der Real-Imaging-Prozessor von Sony neben
einer höheren Verarbeitungsgeschwindigkeit auch für eine bessere
Bildqualität (u. a. bei der Rauschunterdrückung) sowie für einen niedrigeren
Stromverbrauch. Letzterer soll um bis zu 30 % sinken; aus dem – weiterhin
auch von der DSC-F828 verwendeten – InfoLithium-Akku NP-FM50 sollen bis zu
480 Bilder herauszukitzeln sein.
|
|
Weitere wichtige Neuerungen bei der DSC-F828 gibt es in Form eines neuen,
hoch auflösenden elektronischen Suchers (mit 235.000 statt 180.000 Pixeln),
eines Status-LCDs an der Gehäuseoberseite, verkürzter Verschlusszeiten (max.
1/3.200 s), eines frei platzierbaren AF-Feldes, einer deutlich verbesserten
Ergonomie (u. a. mit neu gestaltetem Handgriff, neu platzierten
Bedienelementen und eines neuen Multifunktions-Mini-Joysticks) und der
Unterstützung der markenübergreifenden Direktdrucktechnologie PictBridge.
Sonst verfügt die DSC-F828 noch über einen erweiterten Blitzschuh (wie schon
bei der DSC-V1 gesehen und im entsprechenden
digitalkamera.de-Erfahrungsbericht beschrieben), über eine
Programm-Shift-Funktion und über alle wichtigen Ausstattungsmerkmale ihrer
Vorgängerinnen bzw. Schwestermodelle (NightShot, NightFraming,
49-Zonen-Mehrfeldmessung, Histogramm-Anzeige, Laser/Hologramm-AF, USB 2.0-Schnittstelle
usw.). Im Lieferumfang enthalten sind der NP-FM50-Akku samt Ladegerät, ein
Schultergurt, die – bisher optional erhältliche – Sonnenblende, alle nötigen
Kabel sowie ein umfangreiches Softwarepaket. Interessant ist die Ankündigung
einer neuen Makro-Linse (VCL-M3358) sowie eines 350 EUR teuren Zubehör-Kits,
das u. a. ein 2-GByte-Microdrive (!) enthält. Für die Sony DSC-F828 selbst
verlangt Sony 1.150 EUR; die Markteinführung ist für November geplant.