Wie keine andere
Sony stellt neues Prosumer-Flaggschiff DSC-R1 vor
2005-09-08 "Like no other": So lautet das neue Motto von Sony. Und das ist angesichts der technischen Daten des neuen Highend-Modells DSC-R1 wortwörtlich zu nehmen. Denn die 10,3-Megapixel-Kamera gleicht keiner anderen Prosumer-Kamera und wildert sogar im Revier von digitalen Spiegelreflexkameras. Mehr als je zuvor hat Sony Wert auf eine möglichst hohe Bildqualität gelegt und beim Lesen dieser Meldung wird so manchem technikbegeisterten Digitalkamera-Fan sicherlich das Wasser im Mund zusammen laufen. (Yvan Boeres)
Sonys DSC-F828 war zwar eine sehr erfolgreiche Kamera (sowohl in
Tests als auch bei den verkauften Stückzahlen), aber bei vielen
Konsumenten war sie auch eine sehr kontroverse Kamera. Heiß wurde ihre
Bildqualität diskutiert; vor allem was das Bildrauschen und die
Farbsäume anging. Obwohl das Ganze auch aus einer gewissen
Emotionalität ausging und die beiden Punkte z. T. stark überbewertet
wurden, blieb die Bildqualität der DSC-F828 zumindest in der
Internet-Gemeinde stark umstritten.
Doch nun tritt die neue DSC-R1 ihre Nachfolge an und es besteht kein
Zweifel daran, dass auch diese für heiße Diskussionen sorgen wird. Doch
dieses Mal eher der begeisterten Art. Die DSC-R1 ist nämlich anders als
alle anderen Prosumer- bzw. Bridge-Kameras und vereint die Vorzüge von
digitalen Spiegelreflexkameras mit den typischen Eigenschaften von
Kompaktdigitalkameras. Das ist bereits beim verwendeten Bildwandler
ersichtlich. Die DSC-R1 ist die erste Prosumer-Kamera mit DSLR-großem
Bildsensor. Zum Einsatz kommt nämlich ein 21,5 x 14,4 mm großer
CMOS-Chip mit einer – für diese Geräteklasse – spektakulären Auflösung
von 10,3 Millionen Bildpunkten. Die einzelnen Pixel auf dem Sensor
messen 5,49 Mikrometer. Das spricht für eine ausgeprägte Rauscharmut
und der Real-Imaging-Signalprozessor im Inneren der Kamera sorgt
seinerseits auch dafür, dass das Bildrauschen auf ein Minimum gehalten
wird. So darf sich die DSC-R1 auch trauen, Lichtempfindlichkeitsstufen
von ISO 160 bis ISO 3.200 anzuzeigen.
Den Farbsäumen hat sich Sony bei der DSC-R1 natürlich auch
angenommen. Speziell auf den CMOS-Sensor zugeschnitten ist die optische
Konstruktion des Objektivs mit 12 Linsenelementen (darunter nicht
weniger als 4 asphärische Linsen) in 10 Gruppen. Das Objektiv der
DSC-R1 durchfährt einen moderaten, aber brennweitentechnisch
interessanten Brennweitenbereich von 24 bis 120 Millimetern
(KB-äquivalent) bei einer variablen Lichtstärke von F2,8 bis F4,8.
Dieser 5-fache Zoombereich mag im Vergleich zum 8-fach-Zoom der
DSC-F828 zwar wenig erscheinen, aber man darf nicht vergessen, dass
hier ein verhältnismäßig großer Bildwandler hinter dem Objektiv sitzt
und ein zu ausgedehnter Zoombereich die Bildqualität beeinträchtigen
würde. Dieses Mal ist man halt bescheidener geblieben und hat dafür
alles auf die Bildqualität gesetzt. Einen positiven Einfluss auf die
Bildgüte hat auch der geringe Abstand von der hintersten Linse des
Objektivs zum CMOS-Sensor. Der so genannte "Back-Focus" beträgt nur 2,1
mm und ist demnach deutlich kleiner als bei allen DSLR/Wechselobjektiv-Kombinationen.
Diese spezielle Konstruktion erlaubt es auch der DSC-R1 relativ kompakt
zu bleiben. Zu verbesserten optischen Abbildungsleistungen trägt
außerdem noch die T*-Vergütung bei, die Reflexe effektvoll beseitigen
soll und ebenfalls helfen soll, Farbsäume zu reduzieren. Trotz all dem
will die DSC-R1 fast genauso flexibel wie eine digitale
Spiegelreflexkamera sein und optional erhältliches optisches Zubehör
ermöglicht es, den Brennweitenbereich nach unten auf umgerechnet 19,2
mm (mit dem 0,8-fach-Weitwinkel-Konverter VCL-DEH08R) und nach oben auf
umgerechnet 204 mm (mit dem 1,7-fach-Telekonverter VCL-DEH17R) zu
erweitern. Eine Nahlinse sowie diverse Filter (Polfilter, Graufilter,
Schutzfilter) mit einem Gewindemaß von 67 mm runden das Programm ab.
Trotz DSLR-ähnlichen Eigenschaften bleibt die DSC-R1 dem Prosumer-
bzw. Bridge-Kamera-Konzept treu. So ist im Gegensatz zu DSLRs eine
Bild- und Belichtungsvorschau möglich – und das wahlweise im
Videosucher (0,44"-EVF mit 235.000 Bildpunkten und automatischer
Umschaltung) oder auf dem großflächigen LC-Farbbildschirm (2" bei
134.000 Pixel). Außergewöhnlich ist die Position des LCDs. Statt an der
Kamerarückseite zu prangen, sitzt der Monitor oben auf der Kamera. Der
Bildschirm lässt sich drehen und schwenken, so dass Aufnahmen ohne
Verrenkungen aus den ungewöhnlichsten Perspektiven möglich sind.
Überhaupt besitzt die DSC-R1 ein ganz charakteristisches (und etwas
futuristisches) Design, das nichts mehr mit den Formen früherer
Cyber-shot-Kameras mehr zu tun hat. Dabei wurde auch viel Wert auf die
Bedienbarkeit gelegt; die Platzierung der Bedienelemente ist bis ins
kleinste Detail durchdacht, wie wir bei der offiziellen Präsentation
der Kamera feststellen konnten. So sind beispielsweise die
verschiedenen Lichtempfindlichkeitsstufen über eine Direkttaste
wählbar. Natürlich wird die (direkt mechanisch funktionierende)
Brennweitenverstellung und die Fokussierung wie schon bei der DSC-F828
über zwei getrennte Drehringe vorgenommen; ganz DSLR-like und mit dem
damit verbundenen Komfort.
Ein paar Features der DSC-F828 und anderer Cyber-shot-Modelle vermisst
man aber an der DSC-R1. So besitzt die DSC-R1 weder einen
SuperSteady-Shot-Bildstabilisator wie die DSC-H1, eine NightShot- und
NightFraming-Funktionen à la DSC-F828 oder einen Video-Modus. Dafür
bekam die DSC-R1 etliche neue oder verbesserte Funktionen mit auf dem
Weg. Darunter u. a. eine erweiterte Histogrammfunktion, ein
einblendbares Gitternetz, die so genannte "Zebra"-Funktion (über- und
unterbelichtete Bildstellen werden schraffiert angezeigt), das
"Automatic Gain Control"-System (dessen genaue Funktion uns noch nicht
bekannt ist), eine erweiterte Bulb-Funktion (für Belichtungszeiten von
bis zu 3 Minuten), wählbare Farbraumeinstellungen (Standard sRGB, sRGB
mit hoher Farbsättigung, Adobe RGB) und eine
Weißabgleich-Feinkorrektur. Konnten die DSC-F828 und DSC-V3 schon
Bilder im RAW- bzw. SRF-Format speichern, wurde das RAW-Format bei der
DSC-R1 komplett überarbeitet. Erkennbar ist das neue RAW-Format an der
Dateiendung (.SR2); ein extra darauf abgestimmter
Rauschunterdrückungsalgorithmus (Clear RAW NR) sowie eine neue und
leistungsfähigere RAW-Software (Image Data Converter SR) unterstreichen
die Bemühungen, die auf diesem Gebiet gemacht wurden.
Wie schon bei der DSC-F828 kann man auch bei der DSC-R1 alles
Mögliche (Belichtung, Weißabgleich, Schärfe, Bildparameter usw.)
einstellen. Hier lässt die Kamera kaum Wünsche offen. Die DSC-R1
besitzt Steckplätze für CompactFlash-Karten (Typ I + II inkl.
Miniaturfestplatten wie Microdrives) und Memory Sticks (alle
Varianten), einen TTL-Blitzschuh (neu im Zubehörprogramm ist eine
Ringleuchte), einen eingebauten Miniaturblitz und eine Mehrfeldmessung
für Belichtung und Scharfstellung (das AF-Messfeld lässt sich wie bei
der F828 frei platzieren). Eine PictBridge-kompatible
USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle rundet die Ausstattung ab. Wie es sich
für alle Cyber-shots mit Real-Imaging-Prozessor gehört, ist die DSC-R1
entsprechend schnell. In nur 0,76 Sekunden soll die Kamera
betriebsbereit sein und die Auslösung soll inklusive Fokussierung und
Belichtungsmessung in nur 0,25 Sekunden erfolgen. Ohne AF und AE liegt
die Auslöseverzögerung bei 0,008 Sekunden. In Sachen Stromverbrauch
konkurriert die DSC-R1 ebenfalls mit digitalen Spiegelreflexkameras.
Durch die neue Sensortechnik und durch die Zusammenlegung diverser
elektronischer Komponenten können mit voll geladenem Akku (Typ NP-FM50
InfoLithium) bis zu 500 Aufnahmen gemäß CIPA-Standard-Testverfahren
gemacht werden. Gerne würden wir noch mehr über die DSC-R1 schreiben,
aber zurzeit fehlen uns noch einige Angaben und irgendwann muss diese
Meldung auch ein Ende nehmen. Ergänzende Infos zu Technik, Funktion und
Ausstattung der kleinen Sony-Sensation haben wir im dazugehörigen
digitalkamera.de-Datenblatt untergebracht. Bleibt noch die Frage zum
Preis und zum Markteinführungstermin zu beantworten: Die Sony DSC-R1
kommt im November 2005 zu einem offiziellen Listenpreis von knapp 950
EUR in den Handel.