Mit drei Objektiven bis Ende 2016
Spiegellose Vollformat-Systemkamera Leica SL (Typ 601)
2015-10-20 Mit der SL stampft Leica ein neues, hochwertiges spiegelloses Vollformat-Kamerasystem aus dem Boden. Das SL-Bajonett ist kompatibel zum T-Bajonett (spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensor von Leica). Die SL (Typ 601) löst zwar nur 24 Megapixel auf, das kommt aber der elf Bilder pro Sekunde schnellen Serienbildgeschwindigkeit zu Gute. Ihr Sucher setzt mit 0,8-facher Vergrößerung und 4,4 Millionen Bildpunkten Auflösung neue Maßstäbe. Wie die T besitzt auch die SL ein Aluminiumgehäuse und einen Touchscreen. Sogar 4K-Videos kann die Leica aufzeichnen. (Benjamin Kirchheim)
Mit der SL begründet Leica ein neues spiegelloses Kamerasystem. Die SL besitzt einen besonders großen, mit 4,4 Millionen Bildpunkten äußerst fein auflösenden Sucher. [Foto: Leica]
Der rückwärtige Bildschirm der Leica SL ist fest verbaut. Er misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst 1,04 Millionen Bildpunkte auf. Das 3:2-Display wird von einem krastfesten und mit einer Antireflexbeschichtung versehenen Glas geschützt. [Foto: Leica]
Mit dem SL-System soll laut Leica ein neues Zeitalter professioneller Fotografie "made in Germany" entstehen. Und so ist die SL (Typ 601) technisch auf aktuellem Stand, überflügelt die Konkurrenz gar in einigen Punkten. Ihr 36x24mm-CMOS-Vollformatsensor gibt sich mit bescheidenen 24 Megapixel zufrieden, dafür erreicht die SL mit elf Bildern pro Sekunde aber eine hohe Serienbildgeschwindigkeit. Der Puffer bietet Platz für bis zu 33 DNG-Aufnahmen oder 30 bei simultaner Speicherung als DNG und JPEG. Für die schnelle Datenverarbeitung sorgt der Prozessor Maestro II, flott gespeichert wird dank UHS-II-Standard auf SD-Speicherkarten. Auch der Autofokus soll laut Leica die schnellste momentan mögliche Geschwindigkeit bieten, ohne dies mit Zahlen, etwa Messwerten nach dem CIPA-Standard, zu belegen. Der Bildsensor kommt übrigens ohne Tiefpassfilter, aber mit dem üblichen Infrarotfilter daher und bietet einen großen Empfindlichkeitsbereich von ISO 50 bis 50.000.
Ein Highlight dürfte sicherlich der elektronische Sucher sein: Er soll laut Leica praktisch verzögerungsfrei arbeiten und mit 4,4 Millionen Bildpunkten eine äußerst feine Auflösung bieten. Das entspricht SXGA+ mit 1.400 x 1.050 Pixeln im Seitenverhältnis von 4:3. Die 0,8-fache Suchervergrößerung überflügelt die Vollformatkonkurrenz ebenfalls. Selbstverständlich wird der Sucher dank Näherungssensor automatisch aktiviert, sobald der Fotograf die Kamera ans Auge nimmt. Des Weiteren besitzt die Leica SL (Typ 601) einen fest verbauten Bildschirm mit rund 7,5 Zentimetern Diagonale und 1,04 Millionen Bildpunkten Auflösung. Wie der Sensor bietet der Monitor ein Bildseitenverhältnis von 3:2. Der LED-beleuchtete Bildschirm ist fest verbaut und sitzt hinter einem robusten, entspiegelten und kratzfesten Schutzglas, der Betrachtungswinkel liegt bei üblichen 170 Grad. Bei dem Bildschirm handelt es sich wie bei der spiegellosen Systemkamera T (Typ 701) um einen Touchscreen, entsprechend bietet die SL auch einen Touch-Autofokus. Ein zweites Display befindet sich auf der Kameraoberseite. Es ist schwarzweiß und informiert mit 128 x 128 Pixeln Auflösung als Statusdisplay über die wichtigsten Einstellungen.
Das mit 147 x 104 x 39 Millimeter recht flache Gehäuse der SL (Typ 601) besteht, wieder ähnlich der T, aus gefrästem Aluminium. Zusätzlich sorgen zahlreiche Dichtungen für den Schutz der inneren Technik vor Spritzwasser und Staub. Betriebsbereit bringt die SL ohne Objektiv gut 850 Gramm auf die Waage. Der Bildsensor selbst besitzt zudem eine Ultraschall-Reinigungsfunktion. Der Verschluss arbeitet als mechanischer Schlitzverschluss und bietet bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten.
Die Leica SL besitzt ein spritzwassergeschützes Gehäuse aus Aluminium. Das vorerst einzige passende Objektiv ist das Leica Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/24-90 mm ASPH. [Foto: Leica]
Auf der Oberseite besitzt die Leica SL ein Status-LCD und einen TTL-Blitzschuh. [Foto: Leica]
Als moderne spiegellose Systemkamera zeichnet die Leica SL (Typ 601) auch Videos auf; und das sogar in 4K-Auflösung mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde. Alternativ kann die Cine4K-Auflösung (UHD) mit 4.096 x 2.160 Pixeln (17:9) mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Im Videomodus schaltet die SL das Bedieninterface um, es werden nur noch videorelevante Einstellungen angezeigt. So kann etwa der Tonpegel ohne Gang ins Menü ausgesteuert werden. Für den Anschluss gibt es eine kombinierte Mikrofon- und Kopfhörerbuchse. Die HDMI-Schnittstelle bietet sogar eine 4:2:2-Ausgabe mit 10 Bit, auf Speicherkarte können hingegen nur die normalen 8 Bit 4:2:0 aufgenommen werden. Gespeichert wird im MP4- oder MOV-Dateiformat. Wer in Full-HD oder gar nur in 720p Videos dreht, kann sogar bis zu 120 Bilder pro Sekunde aufzeichnen.
Zum Marktstart der 6.900 Euro teuren Leica SL (Typ 601) am 16. November 2015 wird es vorerst mit dem Leica Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/24-90 mm ASPH. nur ein einziges Objektiv geben. Es soll 4.300 Euro kosten. Damit summiert sich der Einstiegspreis ins System auf satte 11.200 Euro. Leica betont aber die herausragende optische Qualität. Im zweiten Quartal 2016 soll mit dem Leica APO-Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/90-280 mm ASPH. ein passendes Telezoom folgen. Im vierten Quartal 2016 möchte Leica mit dem Summilux-SL 1:1,4/50 mm ASPH. zudem eine lichtstarke Normalbrennweite auf den Markt bringen, die neue Maßstäbe setzen soll. Bis zum vollständigen System wird es also noch eine Weile dauern.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, Objektive zu adaptieren. T-Objektive passen sogar ohne Adapter und für M-Objektive wurde sogar der Bildsensor der SL speziell optimiert. Aber auch Fremdobjektive lassen sich mit entsprechenden Adaptern verwenden. Zum bestehenden Blitzsystem ist die SL hingegen bereits jetzt kompatibel. Sie unterstützt nicht nur Mittenkontaktblitzgeräte, sondern dank TTL-Kontakten auch aktuelle Leica-Systemblitzgeräte.