Es "spukt" bei Canon
"Strahlenalarm" beim Canon EF 24-105 mm 1:4 L IS USM
2005-10-27 Es sind noch 4 Tage bis Halloween, doch bei Canon ist jetzt schon Geister(-bild)-Stunde. So häufen sich bei uns in letzter Zeit die Anrufe und E-Mails besorgter Besitzer des Canon-Objektivs EF 24-105 mm 1:4 L IS USM, die von einer starken Anfälligkeit dieses Objektivs gegenüber so genanntem Streulicht gelesen haben bzw. dieses Phänomen selbst beobachten konnten. Wir sind der Sache einmal nachgegangen und haben herausgefunden, dass diese Sorgen nicht ganz unberechtigt sind. In diesem Artikel wollen wir über die aktuelle Sachlage aufklären. (Yvan Boeres)
Dass
das Canon EF 24-105 mm 1:4 L IS USM – zumindest in Verbindung mit der EOS 5D
– keine besonders gute Figur bei den Verzeichnungs- und Vignettierungswerten
macht, wissen unsere Leser spätestens seit der Veröffentlichung des
entsprechenden DCTau-Testprotokolls auf unseren Seiten. Diese schlechte
Abbildungsleistung bezeugen auch unsere Kollegen von der französischen
Fachzeitschrift "Chasseur d'Images" (Ausgabe Nr. 278).
Während aber solche Objektivfehler bei jeder Linse
auftreten und je nach Objektivleistung mehr oder weniger stark (von kaum
sichtbar bis störend) ausgeprägt sind, gibt es andere objektivbedingte
Bildfehler, die eher in den Rahmen des Außergewöhnlichen fallen, und die
man auch nicht unbedingt als "Fatalität" hinnehmen muss. So kursieren in
letzter Zeit Bilder im Internet, die mit dem Canon EF 24-105 mm 1:4 L IS
USM gemacht wurden und strahlenförmige Lichtreflexionen aufweisen. Einige
unserer Leser konnten dasselbe Phänomen auf ihren Aufnahmen beobachten bzw.
konnten es reproduzieren.
Das war Grund genug für uns, die Sache zu
recherchieren, und auch wenn nicht jedes EF 24-105 mm 1:4 L IS USM
betroffen zu sein scheint, haben wir uns mit Canon Deutschland in Kontakt
gesetzt, um das Thema anzusprechen. Wie sich herausgestellt hat, weiß man
in Krefeld über dieses Phänomen Bescheid und berät sich zurzeit über die zu
treffenden Maßnahmen. Canon
Deutschland spielt da mit offenen Karten, und man will in den nächsten
Tagen auch eine offizielle Stellungnahme in Form einer entsprechenden
Pressemitteilung abgeben. Dort werden dann die Besitzer dieses speziellen
Objektivs (laut Canon wurden hierzulande bisher ca. 300 Stück davon
verkauft) darüber informiert, wie sie im "Falle des Falles" vorzugehen
haben. Insofern sind die Gerüchte aus einigen Foren, die besagen, dass
Canon die Lieferung des EF 24-105 mm 1:4 L IS USM vorübergehend eingestellt
hat, um es zu überarbeiten, nicht ganz falsch – nur gibt es keine Absicht
von Canon, das Problem zu verheimlichen.
Über die Ursache des
Phänomens darf hingegen weiter spekuliert werden. Der geläufigste Grund für
solche unerwünschten Lichteffekte ist so genanntes Streulicht. Normalerweise
sorgen spezielle Linsenvergütungen und Lichtschutzlacke an den Linsenrändern
sowie an den "Innenwänden" des Objektivs dafür, dass solche Reflexionen
nicht entstehen (oder nur noch in Extremsituationen auftreten), so dass
Probleme mit der Vergütung bzw. der Lackierung die nächstliegende Erklärung
für das Problem sind. Ein anderer Grund könnte die Mikrolinsenschicht auf
dem Bildwandler sein; das ist aber auszuschließen, da das Phänomen sonst
auch mit anderen Objektiven auftreten würde. Das Objektiv müsste also der
"Hauptschuldige" sein; eventuell geht Canon in seiner zu erwartenden
Stellungnahme detailliert auf die Gründe ein.