Praxistest
THE Pod gegen Gorillapod
2008-03-22 Kleine Stative für Kompaktkameras gibt es wie Sand am Meer, doch wie sieht es da mit dem Angebot für ausgewachsene Kameras aus? Wer hält die Spiegelreflexkamera ruhig, wenn Verwacklungsgefahr droht und kein Dreibeinstativ zur Hand ist? digitalkamera.de hat zwei kleine Helfer in verschiedenen Situationen getestet: den "Bohnensack", THE Red Pod vom kanadischen Entwickler und Hersteller THE Pod Industries, gegen "Klammeraffe", den Gorillapod SLR-Zoom vom US-Erfinder und Hersteller Joby, Inc. Beide erheben den Anspruch, auch für größere DSLR-Kameras geeignet zu sein. (Stephan Klapszus)
Eines sollte vorab klar sein: Große Kameras gehören auf große Stative. Aber nicht jeder Fotograf ist bereit, ständig und überall ein großes und schweres Stativ mitzuschleppen. Und genau dafür gibt es die kleinen Helfer, die in die Jacken- oder Fototasche passen. Aber wie gut funktionieren sie? Und in welcher Situation? Bogen Imaging vertreibt die THE-Pod-Familie in Deutschland. Dabei bestimmt die Farbe das passende Kameramodell. Der gelbe und blaue Pod eignen sich für kleine Kameras. Der rote und grüne Pod sind ideal für Spiegelreflexkameras. Der schwarze und silberne Pod sollen die richtig großen und schweren Kameras mit großen Objektiven sicher festhalten. Letztere wiegen selbst schon 1,2 kg und sind damit fast so schwer wie leichtere Dreibeinstative. Bei den gelben, roten und schwarzen Pods befindet sich das Stativgewinde in der Mitte. Die Blauen, Grünen und Silbernen haben diesen am Rand. Die Familie der Gorillapods wird in Deutschland vom HaPa-Team vertrieben. Das größte Modell ist der Gorillapod SLR-Zoom; er bringt mit 241 g etwas weniger auf die Waage als THE Red Pod mit 350 g und lässt sich ein wenig besser verstauen. Diese Beiden haben wir im Einsatz verglichen.
Makroaufnahmen Ob Blumen, Käfer oder andere Details, man möchte nah heran und eine bestimmte Perspektive erreichen. Hier spielt der flexible Gorillapod ganz klar seine Vorteile aus. Er nimmt alle möglichen und unmöglichen Positionen ein. THE Pod dagegen ist immer ein wenig verwacklungssicherer, aber dafür sehr stark eingeschränkt, was die Aufnahmeposition angeht. Auf dem Boden liegt die Kamera so tief, dass es schwer wird, noch durch den Sucher zu sehen. Dieses Problem gibt es beim Gorillapod weniger.
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THE Red Pod: Totale Nachtaufnahme mit 4 Sekunden bei 200 mm |
THE Red Pod: Detail Nachtaufnahme mit 4 Sekunden bei 200 mm |
Teleobjektive Hier spielt der "Bohnensack" (tatsächlich ist er gefüllt mit Kunststoff-Granulat) seine Vorteile aus. Auf einer Safari legt man ihn z. B. auf die heruntergelassene Fensterscheibe des Autos. In der Stadt dagegen sucht man sich ein Geländer, eine Mauer oder einen Poller. Die Kamera liegt hierbei unglaublich ruhig, obwohl die Hände an der Kamera bleiben. Bei größeren Objektiven empfiehlt es sich, die linke Hand ständig auf dem Objektiv liegen zu lassen und dieses somit weiter in den Bohnensack zu drücken. Dadurch erreicht man eine bessere Stabilität. In unserem Fall gab es beim THE Pod bei 1/15 s ähnlich häufig scharfe Fotos wie dies Freihand bei 1/320 s zu erreichen war. Das ist eine mögliche Verlängerung von 4 Blenden- bzw. Zeitstufen. Der Vergleich zum Gorillapod ist hier nicht ganz einfach, da es – je nach Untergrund – sehr unterschiedliche Resultate gab. Eines fiel jedoch auf: Wenn man ihn sehr fest um etwas herumwickelte, war er deutlich stabiler, als wenn man ihn wie ein ganz normales Stativ auf eine Mauer stellte. Hier ergab sich eine mögliche Verlängerung von 2 bis 4 Blenden- bzw. Zeitstufen.
Langzeitbelichtungen Als Testumgebung wurde eine mäßig windige Nacht in der Speicherstadt Hamburg gewählt. Testuntergrund stellte eine Mauer dar. Die beiden Testaufnahmen entstanden jeweils mit einem 70-200 mm 1:2,8 Teleobjektiv bei einer Brennweite von 200 mm und einer Belichtungszeit von 4 Sekunden. Wir haben zur Verdeutlichung eine extremere Situation gewählt, da die Unterschiede im Weitwinkelbereich zwar sichtbar, aber lange nicht so auffällig sind. Beim linken Bild befand sich die Kamera auf dem roten Pod, beim rechten Bild auf dem Gorillapod. Es wurden jeweils zehn Fotos geschossen und das Beste ausgewählt. Auffällig war die Windanfälligkeit des Gorillapods. Das Stativ schwingt in der Horizontalen recht lange nach. Der Gorillapod eignet sich daher eher für weniger windige Umgebungen und nur in Kombination mit einem Fernauslöser. Beim roten Pod gelangen auch Aufnahmen ohne Fernauslöser, da die Kamera deutlich fester stand. Für die Beispielfotos wurde allerdings auch hier ein Fernauslöser benutzt.
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Gorillapod SLR-Zoom: Totale Nachtaufnahme mit 4 Sekunden bei 200 mm |
Gorillapod SLR-Zoom: Nachtaufnahme mit 4 Sekunden bei 200 mm |
Sich-selbst-fotografieren (Selbstportraits) Im Gegensatz zum THE Pod kann man den Gorillapod fast überall so gut befestigen, dass dieser sicher von alleine steht. Ob nun an einem Geländer befestigt, um einen Poller oder einer Laterne gewickelt, er hält die Kamera ziemlich sicher. Beim THE Pod empfiehlt sich ein wenig mehr Vorsicht. Auf eine breite Mauer und auf den Boden gestellt birgt er wenig Risiko. Auf einem Geländer reicht ein Windstoß, und die Kamera stürzt mitsamt dem Pod zu Boden. Hier punktet also wieder der Gorillapod.
Fazit Beides sind kleine Helfer, die ein großes Stativ natürlich nicht ersetzen können, aber in vielen Situationen sind sie eine große Hilfe. Wer das Stativ hauptsächlich für Selbstportraits in ungewöhnlichen Situation nutzen möchte oder eine Hilfe bei Makroaufnahmen braucht, der sollte sich den Gorillapod SLR-Zoom einmal etwas näher ansehen. Diesen erhält man für 54,95 EUR UVP. Für Tieraufnahmen mit Teleobjektiv oder Langzeitbelichtungen bei Nacht ist häufig THE Red Pod die bessere Wahl. Dieser ist für 21,42 EUR UVP zu bekommen.