Wenn Bildverarbeitung fremd geht ...

US-Firma bietet Bildverarbeitungsdienste online an

2002-04-19 Auch wenn die Software-Hersteller nicht müde werden zu behaupten, dass ihre Bildverarbeitungsprogramme "kinderleicht" zu bedienen sind, ist noch kein Pixel-Picasso vom Himmel gefallen. Wer mit Bildverarbeitung nichts am Hut hat, kann seine Bilder auch verarbeiten lassen.  (Yvan Boeres)

   Beispiel eines von DigitalCustom bearbeiten Bildes vorher/nachher [Foto: DigitalCustom]
 
Während Ausschnittsvergrößerungen und die Spiegelung- oder Drehung von Bildern selbst für einen Laien noch mit ein bis zwei Mausklicks zu schaffen sind, kann bereits die Entfernung von roten Augen den ungeübten Hobby-Bildverarbeiter vor Probleme stellen (zum Beispiel wenn die abgelichtete Person eine Brille trägt). Wer keine Zeit, Lust oder sonst einen Grund hat, sich nicht mit der Bildverarbeitung auseinander setzen zu wollen, kann die Arbeit auch von jemand anderem machen lassen. Bisher wurden aber solche "Bildveredelungsdienste" nur von einigen wenigen Profi-Fotolaboren, Pre-Press-Betrieben bzw. Grafikstudios angeboten, die normalerweise für die Werbebranche arbeiten und entsprechend hohe Preise verlangen. Gerade aufgrund der Tatsache, dass es solche Dienste nicht für den Massenmarkt gibt, hat die US-Firma DigitalCustom eine Marktlücke gesehen und Abhilfe geschaffen.

Unter der Internet-Adresse www.image-edit.com bietet DigitalCustom jedem an, seine Bilder verarbeiten bzw. retuschieren zu lassen. Hier kann man nicht nur die Vampiraugen der lustigen Gesellschaft auf den Bildern der letzten Party retuschieren lassen, sondern auch komplexere Bildverarbeitungs-Aufgaben in Auftrag geben. Zu den Standard-Diensten von image-edit.com gehören unter anderem die Entfernung von Farbstichen, die Aufhellung von Schattenpartien bzw. die Korrektur von unterbelichteten Bildpartien, die Freistellung von Objekten/Personen, Spezialeffekte (z. B. Bewegungs- und Zoomeffekte oder Farbverfremdungen) sowie Foto-Montagen (z. B. die Entfernung von störenden Hintergründen, Objekten und Personen). Die sogenannten "Premium Procedures" umfassen die Restaurierung von alten Fotos, die Umwandlung von Alltagsbildern in Porträts (auf Wunsch im S/W-Porträtstudio-Stil) oder sogar Karikaturen oder auch die Handkolorierung von Bildern. Eine komplette Liste aller angebotenen Arbeiten mit Beispielbildern findet man auf der image-edit-Homepage; für Sonderwünsche ist auch Platz. 

Beispiel eines von DigitalCustom bearbeiten Bildes vorher/nachher [Foto: DigitalCustom]
  
  
Nachdem man sich registriert und sein Bild hochgeladen hat, wird man Schritt für Schritt durch die Auftragsaufgabe geführt. Hier kann man genauer erklären, was man gerne hätte oder den Leuten von Image-Edit & Art kreative Freiheit gewähren. Man kann auch mehrere Bildverarbeitungs-Anwendungen miteinander kombinieren. Sobald man festgelegt hat, was mit den Bildern geschehen soll, muss man noch den AGBs zustimmen und u. a. bestätigen, dass man selbst der Urheber der Bilder ist und kann dann die Auftragsaufgabe abschließen – was umgehend per E-Mail bestätigt wird. Innerhalb von 24 Stunden bekommt man eine zweite E-Mail, die per Verknüpfung zu einem Kostenvoranschlag auf der image-edit-Website führt. Dort kann man dem Auftrag zustimmen und zum Bezahlungsformular gelangen; bezahlt wird per Kreditkarte. Sofern die in Auftrag gegebenen Arbeiten nicht von den Standardvorgaben abweichen, entsprechen die Preise den image-edit festgelegten Pauschalpreisen, die im Durchschnitt bei 25 US-Dollar für die Standard-Arbeiten und bei 40 US-Dollar bei den Premium Procedures liegen. Die Preise bei image-edit staffeln sich auch nach der Zeit, in der man die Bilder zurück haben möchte (drei, acht oder fünfzehn Tage). Die Preise sind also durchaus vernünftig, besonders wenn man bedenkt, dass die Qualität der Arbeit wesentlich besser ist als wenn man es selbst gemacht hätte und die Preise bei professionellen Grafikstudios jenseits von Gut und Böse liegen. DigitalCustom bzw. Image-Edit & Art nimmt auch Aufträge von Großkunden bzw. professionellen Kunden zu gesonderten Konditionen an.

Die in Auftrag gegebene Arbeit wird an eine von insgesamt zehn Bearbeitungsgruppen weitergeleitet; jede Gruppe ist auf eine bestimmte Bildverarbeitungs-Technik spezialisiert. Alles in allem hat Image-Edit & Art bzw. DigitalCustom zirka 50 bis 75 Bildverarbeitungs-Künstler rund um die Welt unter Vertrag, die zuvor ihr Können bei einem Eignungs-Test unter Beweis stellen mussten und nach den Richtlinien der Firma arbeiten. Die meisten davon stammen aus Südost-Asien oder aus Ost-Europa, weil dort Fachkräfte noch billig zu bekommen sind. Sind die Arbeiten an den Bildern durchgeführt, gehen diese zurück an die Firmenzentrale in Cincinnati, wo geprüft wird, ob die Arbeit fachgemäß ausgeführt wurde. Eine dritte E-Mail informiert danach den Kunden über die erfolgreiche Fertigstellung. Dieser kann dann entscheiden, ob er das bearbeitete Bild als Datei zu seinen Händen bzw. an die E-Mail-Adresse von Freunden/Verwandten zugeschickt haben oder lieber einen Foto-Abzug vom Bild bekommen möchte. In diesem Zusammenhang ist es auch interessant zu wissen, dass DigitalCustom, plant, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Auch wenn es bereits jetzt möglich ist, auf die Dienste von Image-Edit & Art zurückzugreifen, wird man derzeit wie ein US-Kunde behandelt. Demnächst könnte es aber eine deutschsprachige Version von image-edit.com mit Euro-Preisen und europäischen Gepflogenheiten angepassten Geschäftsbedingungen geben. Die Foto-Abzüge würden dann auch (falls sich entsprechende deutsche Geschäftspartner finden) nicht mehr in den USA gefertigt werden, sondern lokal – was Portogebühren spart. Eine Lokalisierung der Dienste von Image-Edit & Art würde u. a. auch ermöglichen, Fotos bei einem Partner-Händler einscannen zu lassen, sodass man nicht unbedingt im Besitz einer Bilddatei sein muss. Eine japanische Version der Image-Edit-Homepage gibt es seit kurzem; man darf also gespannt sein, ob und wann die deutschsprachige Version startet.

Artikel-Vorschläge der Redaktion