Das vergiftete Geschenk

"Unsanfter" Generationswechsel bei neuen SDHC-Karten erwartet

2006-06-15 Eine neue Generation von SD-Karten ist auf dem Weg. Die SDHC-Karten, wie sie z. B. dieser Tage von Panasonic vorgestellt wurden, sollen größere Datenmengen fassen (jenseits der bisherigen 2-GByte-Obergrenze) und je nach Geschwindigkeitsklasse Datentransferraten von mindestens 2, 4 oder 6 MByte pro Sekunde garantieren. Doch nicht jeder der will, kann davon profitieren. Denn um die neuen Karten und deren Vorzüge nutzen zu können, muss man auch entsprechend kompatible Geräte besitzen. Und das gilt nicht nur für Kameras, sondern auch für Kartenlaufwerke und andere Peripheriegeräte.  (Yvan Boeres)

Panasonic 4 GB SDHC Karte [Foto: Panasonic]In den vergangenen Jahren hat sich der SD-Card-Standard zu einem der populärsten Wechselspeicherkartenstandards entwickelt. Klein, schnell, universell einsetzbar (Digitalkameras, MP3-Player, Drucker, Navigationsgeräte, PDAs bzw. Organizer und noch viele andere Geräte machen von SD-Karten Gebrauch). Preislich attraktiver als so manch andere Speicherkarte, haben sie sogar den beliebten CompactFlash-Karten den Rang abgelaufen. Doch ursprünglich für Speicherkapazitäten bis zu maximal 2 Gigabyte ausgelegt, stoßen die briefmarkengroßen Speicherkärtchen u. a. aufgrund stetig wachsender Digitalkamera-Auflösungen (und folglich auch immer größerer Datenmengen) langsam an ihre Grenzen.

Diese Grenzen soll nun der Nachfolgestandard SDHC sprengen. SDHC steht für "Secure Digital High Capacity" und bezeichnet eine neue Spezifikation für SD-Karten, die Anfang dieses Jahres (Januar 2006) anlässlich der Consumer Electronics Show (kurz: CES) in Las Vegas nach erfolgter Verabschiedung dem breiten Publikum vorgestellt wurde. Prinzipiell verheißt der neue SDHC-Standard nur Gutes: Mit geplanten Speicherkapazitäten von vorläufig bis zu 32 GByte ist man für die unmittelbare Zukunft gut gerüstet, die Einteilung in drei Geschwindigkeitsklassen (Klasse 2, 4 und 6 mit entsprechenden Datendurchsätzen von 2, 4 und 6 MByte pro Sekunde) soll ein – auch für Videoaufnahmen – ausreichendes Mindesttempo garantieren, und die Einführung von drei spezifischen Anwendungsklassen (SD-Audio, SD-Video sowie SD-Binding) soll neue Applikationen ermöglichen.

Gewiss gibt es auf dem Markt schon einige wenige SD-Karten mit einer Speicherkapazität von 4 GByte (u. a. von Transcend und Ridata), aber diese Karten weichen mehr oder weniger stark von den offiziellen Spezifikationen ab und können in solchen Geräten (z. B. Digitalkameras oder externen Kartenlaufwerken), die sich ihrerseits streng an die SD-Card-Spezifikationen halten, Probleme machen. Doch wer nun glaubt, mit den neuen SDHC-Karten auf Nummer Sicher zu gehen, könnte eine unangenehme Überraschung erleben. Denn sie gehen zwar mit offiziellen Spezifikationen konform, aber letztere weichen so stark von den ursprünglichen technischen Vorgaben für SD-Karten ab, dass neue SDHC-Card-kompatible Geräte notwendig werden.

Darauf weisen die Urheber des SDHC-Standards zwar hin, aber der Konsument muss nichtsdestotrotz seinen Gerätepark erneuern, um von den neuen SDHC-Karten Gebrauch machen zu können. In einer aktuellen Pressemitteilung von Panasonic steht unmissverständlich: "Durch den Wechsel zu den Spezifikationen der Version 2.00 kann die SDHC Speicherkarte nur in Geräten eingesetzt werden, die das SDHC Format unterstützen", und in einem weiteren Panasonic-Dokument verdeutlicht noch einmal eine Grafik, dass SDHC-kompatible Geräte zwar mit beiden Speicherkartentypen (SD und SDHC) zusammen funktionieren, aber ältere Geräte mit Steckplatz für gewöhnliche SD-Karten die neuen SDHC-Karten nicht unterstützen. Im Klartext bedeutet das, dass man gebeten ist, sich eine neue Kamera, einen neuen Drucker (sofern man direkt von der Speicherkarte drucken will und der Drucker entsprechende Slots besitzt), einen neuen mobilen Zwischenspeicher (im Volksmund "Image Tank"), ein neues externes Kartenlaufwerk (im Volksmund "Kartenlesegerät") usw. kaufen müsste, wenn man von den SDHC-Karten Gebrauch machen will.

Die ersten SDHC-Karten sollen Mitte dieses Jahres auf den Markt kommen (im Falle von Panasonics 4-GByte-Karte Mitte August). Eine der ersten Digitalkameras, die mit dem neuen SDHC-Standard kompatibel sein soll, dürfte Panasonics erste digitale Spiegelreflexkamera Lumix DMC-L1 sein. Es ist davon auszugehen, dass noch im Laufe dieses Jahres (Anno 2006) weitere SDHC-kompatible Geräte folgen werden und früher oder später Anbieter von X-in-1-Kartenlaufwerken die Chance wittern werden, mit einem weiteren unterstützten Speicherkartentyp prahlen zu können. Doch von einem "sanften" Übergang von einer SD-Card-Generation zur nächsten kann definitiv nicht die Rede sein. Der gute dumme Konsument kann jedenfalls einmal wieder die Brieftasche weit öffnen, und die Hersteller werden sich die Hände reiben.

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