Praxistest WLAN-Kameras

Von der Coolpix P2 und den Freiheiten eines Krähenschwarms

2006-03-06 Vermutlich haben viele Leser von digitalkamera.de und anderen Online-Magazinen schon das witzige Nikon-Werbevideo gesehen: Ein Schwarm Krähen sitzt auf einer antiquierten Überlandleitung, mit einem Schrei und wie auf Kommando macht der Krähenpulk mit einigen Flügelschlägen einen kurzen Rundflug, durch Zauberhand des Bildbearbeiters verschwinden zugleich die Leitungskabel, und trotzdem landen die Singvögel wie selbstverständlich wieder am alten Platz – wie wenn nichts gewesen wäre. "Mit Nikon lösen sich Kabel in Luft auf", heißt es dazu im Text, "fühlen Sie sich frei wie ein Vogel dank der ersten Kameras mit integrierter Wireless-Fidelity-Unterstützung – der absoluten Innovation von Nikon. Sie erlauben Ihnen zum ersten Mal, Ihre Fotos mit erstaunlicher Geschwindigkeit und ohne Kabel zu übertragen … Jetzt können Sie ihre Freiheit selbst in die Hand nehmen." Gemeint sind die beiden Nikon Coolpix Kameras P1 und P2, die über Wi-Fi-Technik verfügen. Im zweiten Teil unserer kleinen Wireless Testreihe beschäftigen wir uns mit der Wireless Haptik der Nikon Coolpix P2 und des Printer-Adapters PD-10, welcher ebenfalls aus dem Hause Nikon stammt.  (Harm-Diercks Gronewold, Jan-Gert Hagemeyer)

Am Anfang der Vogelfreiheit steht auch bei der Coolpix P2 die Installation der Software bzw. der "Wireless Setup Utility". Nur damit kann die Nikon Coolpix P2 in ein WLAN-Netzwerk integriert und die vorhandene Netzwerkkennung als Netzwerkprofil auf der Kamera gespeichert werden. Die "Wireless Setup Utility" ist zusammen mit der Software Nikon "Picture Project" installierbar, kann auf Wunsch aber auch einzeln auf dem Rechner installiert werden. Um ein Profil des Netzwerkes auf die Kamera zu übertragen, muss diese per USB-Kabel an den Computer angeschlossen und die "Wireless Setup Utility" gestartet werden. Die Software fragt zuerst nach dem Profilnamen und nach dem bevorzugten Symbol, welches das Profil symbolisieren soll. Im nächsten Schritt müssen nun der Netzwerkname (SSID), der Typus, die Authentifizierung sowie ggf. Sicherheitsstufe und Sicherheitsschlüssel eingegeben werden. Abschließend fragt das Programm noch, ob die Netzwerkskonfiguration automatisch oder manuell durchgeführt werden soll. Im siebenten Schritt schließlich legt die Software noch ein Profil für den in der Systemsteuerung hinterlegten Drucker an. Erst wenn auch dieser Abschnitt erledigt ist, wird dann das Profil auf die Kamera übertragen.

Nikon Coolpix P2 WiFi-Antenne [Foto: MediaNord]Theoretisch sollte ist es nun möglich sein, Bilder im "Wireless"-Betrieb von der Kamera – etwa zum PC – zu übertragen. Also Kamera einschalten, das richtige Profil auswählen und dann kurz warten. Sobald das Netzwerk erkannt wird, kann man aus verschiedenen Funktionen wählen: z. B. Synchronisieren, ausgewählte Bilder oder alle Bilder übertragen. Wird eine der Optionen gewählt, funkt die Kamera wieder das Netzwerk an und versucht, die Funktion auszuführen. Soweit die Theorie, bei unseren Versuchen, die Kamera in ein funktionierendes (WPA-PSK-TKIP verschlüsseltes) Netzwerk zu integrieren, meldete die Kamera immer wieder einen Verbindungsfehler, spezifizierte diesen aber leider nicht, so dass die Suche nach der Ursache der Suche nach der legendären Nadel im Heuhaufen glich, schließlich aber doch gelang.

Ist die Integration einmal abgeschlossen, so kann man die Bilddaten auf den Rechner einzeln oder insgesamt übertragen. Auch eine Synchronisierung von Computer und Kamera ist ohne Probleme möglich. Ein automatisch erstelltes Profil sorgt dafür, dass der als Standard eingerichtete Drucker "mitbenutzt" werden kann. So ist es über das Netzwerk problemlos, die Bilder direkt drucken zu lassen.

Nikon Printer Adapter PD-10 [Foto: MediaNord]Für den draht- und netzwerklosen Betrieb mit Fotodruckern liefert Nikon den optionalen Printer-Adapter PD-10. Dieser ist mit allen Druckern kompatibel, die "Direct Print"-tauglich sind. Das Gerät ist einer Computermaus nicht ganz unähnlich. Es wird mit zwei Mignon (AA) Einwegbatterien und einer kurzen multilingualen Beschreibung geliefert. Auf der Oberseite sind drei Leuchtdioden, "Power", "Link" und "Busy", und dazu noch ein Schalter "Start" integriert. Zuerst aktiviert man den Drucker, danach das PD-10 mit einem Druck auf den Startknopf. Dann stellt man die Nikon Kamera (hier also die Coolpix P2) auf die "Wireless"-Funktion und schaltet man sie ein. Nach der obligatorischen Begrüßungsanimation (sie ist abschaltbar) fragt die Kamera nach, welches Netzwerkprofil benutzt werden soll. Ist noch kein Profil angelegt, wird automatisch eins für den Printer-Adapter angelegt. Der PD-10 kann bis zu neun Kameras in seinem Profilspeicher anlegen, darüber hinaus wird jeweils das letzte Profil überschrieben. Findet die Kamera nun den PD-10-Drucker-Adapter, dann können die zu druckenden Bilddaten ausgewählt und gedruckt werden. Die Übertragung zum Drucker ist schnell und problemlos. Leider hat sich bei unserem Test gezeigt, dass kein "Access Point" bzw. kein "HotSpot" in der Nähe sein darf, denn der PD-10 versucht sich stets an das stärkste Signal zu "hängen" und geht davon aus, dass dies seine Signalquelle ist. Folglich mussten wir uns mit dem Drucker und der Kamera ca. 10 m von dem (im Nebenraum, installierten) Access Point entfernen, um eine stabile Verbindung von der P2 zum Drucker zustande zu bringen.

Fazit: Die Nikon Coolpix P2 hinterließ etwas gemischte Gefühle. Einen hervorragenden Eindruck machen ihre Benutzerführung, der schnelle Monitor und die gute Bildqualität, ihre WiFi-Funktionalität hingegen wirkt etwas aufgesetzt. Die Fehlersuche nach den Gründen gelegentlich auftretender "Verbindungslosigkeit" ist für WiFi-Neulinge frustrierend, denn sowohl die Kamera als auch die Betriebsanleitung geben leider nicht den kleinsten Hinweis auf mögliche Fehlerquellen. Es bleibt zu hoffen, dass Nikon dies ggf. durch ein Firmwareupdate behebt, damit die in der Werbung versprochene Vogelfreiheit wirklich genossen werden kann. In Verbindung mit dem Printer- Adapter PD-10 versah die Kamera problemlos und schnell ihre "WiFi-Direktdruck-Features". Allein die Tatsache, dass der Adapter versucht, einen nahen WLAN-Router oder Hotspot als seine Quelle auszuwählen, kann zuweilen die direkte Verbindung stören oder gar verhindern. Das mobile Drucken ist generell ein erstklassiges Feature, da es – den richtigen Drucker vorausgesetzt – tatsächlich selbst in der Wildnis funktioniert, wo sonst nur Krähen oder Überlandmasten anzutreffen sind, mit und ohne Leitungen.

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