Neue Objektive, neue Kameras
Wie es mit Micro FourThirds weitergeht
2009-09-11 Dieses Jahr ist das System Micro FourThirds so richtig durchgestartet. Mit einer Video-Foto-Hybridkamera und zwei ultrakompakten Systemkameras hat sich die Auswahl an Kamerabodys für die Nutzer vervierfacht, dazu gab bzw. gibt es sechs neue Objektive – ebenfalls eine Vervierfachung der Auswahl. Auch wenn einige der Objektive und eine Kamera erst in den nächsten Wochen auf den Markt kommen, wagen wir – nach diversen Gesprächen mit Insidern auf der Berliner IFA – schon einmal einen Blick in die Zukunft. (Benjamin Kirchheim)
Bei den vier aktuellen bzw. in Kürze erhältlichen Kameras handelt es sich um die Panasonic Lumix DMC-G1, DMC-GH1, DMC-GF1 sowie um die Olympus Pen E-P1. Auch bei den Objektiven hat Panasonic aktuell die größere Auswahl: Mit dem 14-45 mm, 45-200 mm, 7-14 mm, 14-140 mm, 20mm-Pancake und 45mm-Makro sind es sechs Stück, bei Olympus gibt es mit dem 17mm-Pancake und dem 14-42 mm aktuell zwei Linsen.
Was die Zukunft der Objektivlinien angeht, ist Panasonic recht offen. Alle letztes Jahr auf der Photokina als Mock-up gezeigten Linsen sind jetzt offiziell angekündigt. Der logische Schluss für die IFA: Panasonic zeigte erneut – für einige überraschend – drei Mock-ups. Bei den Objektiven handelt es sich zum Teil um sehr interessante Spezialisten: So etwa ein kompaktes 8mm-Fisheye, das in der Diagonale 180° abbilden dürfte und nicht nur für Panoramafotografen interessant sein sollte. Beim zweiten gezeigten Objektiv handelt es sich um ein sehr kompaktes F2,8/14mm-Pancake – also um ein klassisches 28mm-Objektiv. Auch eine solche Festbrennweite ist beliebt. Das dritte Objektiv im Bunde deckt mit 70-300 mm einen größeren Telebereich (140-600 mm entspr. Kleinbild) ab und bringt einen optischen Bildstabilisator mit. Mit F4-5,6 (WW/Tele) bietet es einen guten Kompromiss aus Lichtstärke und Tragbarkeit. Alle drei Objektive dürften im Laufe des kommenden Jahres final vorgestellt werden. Wie es bei Panasonic mit den Kameragehäusen weitergeht, kann man hingegen nur spekulieren.
Auch bei Olympus ist das meiste noch im Dunkeln. Verraten wurde aber schon, dass man Micro FourThirds als System ernst nimmt und die Pen E-P1 sowohl "nach oben" als auch "nach unten" ergänzen möchte. Die Hinweise verdichten sich, dass im Dezember 2009 oder spätestens im Januar 2010 eine der beiden Kameras vorgestellt wird. Bei den Objektiven möchte man "zahlreiche Zooms und Festbrennweiten" nach den "Marktbedürfnissen" vorstellen. Genaueres ist leider noch nicht zu erfahren. Nur so viel: Nächstes Jahr gibt es mit Sicherheit auch neue Objektive von Olympus. Man kann nur hoffen, dass Olympus und Panasonic sich überwiegend ergänzen und keine "doppelten" Brennweiten auf den Markt gebracht werden.
Mit den Verkäufen der Pen ist man bei Olympus sehr zufrieden. Die meisten Kunden entscheiden sich für das Set mit beiden Objektiven, nutzen die Pen EP-1 also als Systemkamera. Interessant ist auch, dass die weiße Variante der Kamera häufiger an Männer verkauft wird als an Frauen. In der GF1 von Panasonic sieht man keine Konkurrenz zur Pen, sondern eine Ergänzung. Schließlich böten beide Kameras Vorteile. Die Pen mit Stereoton und integriertem Bildstabilisator, die GF1 mit integriertem Blitz, Aufstecksucher sowie doppelter Bildschirmauflösung. Die Pen ist eher für die Emotionen, die GF1 für Techniker ausgelegt. Auch Panasonic kommt mit der Produktion insbesondere der GH1 kaum hinter der Nachfrage her, es gibt nach wie vor Lieferengpässe und Wartezeiten.
Man darf gespannt sein, was noch an schönen Produkten in diesem neuen, wachsenden Marktsegment kommen wird. Die Konkurrenz befindet sich hingegen im Halbschlaf. Samsung wird zwar sicher mit dem NX-System eine Konkurrenz vorstellen, hat dies aber von der IFA 2009 auf die PMA 2010 verschoben. Wobei bei der Samsung-Produktpolitik fraglich ist, ob man in diesem Marktsegment das Kundenvertrauen gewinnen kann. Vor allem ohne zuverlässigen Partner im Boot. Man sollte nicht vergessen, dass Samsung Marktsegmente ziemlich schnell wieder aufgibt, wie einst die Bridgekameras, wo die Pro 815 erst Jahre später mit der WB5000 eine halbwegs passable Nachfolgerin erhielt, oder das DSLR-System. Ein Marktsegment, aus dem Samsung sich zurückzuziehen scheint – und hier hatte man mit Pentax immerhin einen zuverlässigen Partner. Doch auch Sony signalisiert inzwischen Interesse am Marktsegment der spiegellosen Systemkameras, auch wenn man sich mit dem schnellsten Live-Autofokus bei den Kameras Alpha 300, 330, 350, 380, 500 und 550 sehr gut aufgestellt sieht. Zusammen mit Pentax, Nikon und Canon nimmt Sony aber eher eine Beobachterrolle ein.