Was lange währt...

Zeiss ZX1 kommt mit 22 Monaten Verspätung auf den Markt

2020-10-29 Mit großem Tamtam präsentierte Zeiss 2018 abseits der Photokina die Vollformat-Kompaktkamera ZX1 und verkündete deren Markteinführung für den Januar 2019. Dann wurde es lange sehr still um die Kamera, so dass man schon glauben konnte, die Entwicklung sei eingestellt worden, zumal Zeiss seitdem auch nur noch ein neues Objektiv vorgestellt hat. Nun ist es aber mit knapp 22 Monaten Verspätung endlich soweit: Die Zeiss ZX1 soll zu einem Preis von 6.000 Euro im Fachhandel erhältlich sein.  (Benjamin Kirchheim)

Seit der ersten Vorstellung wurden zwar die technischen Daten noch etwas ergänzt, um Grunde kommt die Kamera aber genau so auf den Markt, wie sie ursprünglich angekündigt war. Den 37 Megapixel auflösende Bildsensor hat Zeiss selbst entwickelt (Zeiss ist einer der wenigen Hersteller von Linsen für die Chipfertigung, die nötige Kompetenz sollte also vorhanden sein), wobei die Auflösung im Jahr 2018 schon nicht sonderlich hoch war und heute erst recht nicht mehr ist. Die direkte Konkurrenz Leica Q2 und Sony RX1R II lösen 47 beziehungsweise 42 Megapixel auf und sind mit 4.800 beziehungsweise 3.500 Euro deutlich günstiger zu haben. Dafür bietet die Zeiss ZX1 aber auch einige einzigartige Innovationen, die man einem eher traditionsbewussten Hersteller wie Zeiss vielleicht gar nicht zutrauen würde.

Das F2 lichtstarke 35mm-Objektiv mag da noch recht normal klingen, es hat damit die identischen Eckwerte wie bei der Sony RX1R II, während die Leica Q2 ein F1,7 lichtstarkes 28mm-Objektiv besitzt. Die Qualität des Objektivs dürfte sicher über jeden Zweifel erhaben sein, selbstverständlich ist auch die T*-Vergütung dabei. Zeiss betont das gute Bokeh mit 3D-Effekt, der das Motiv besonders gut aus dem Hintergrund herauslösen soll.

Auf der Rückseite prangt ein 4,3 Zoll (knapp elf Zentimeter) großer Touchscreen mit 2,76 Millionen Bildpunkten Auflösung (1.280 x 720 Pixel) und im Inneren steckt ein 512 Gigabyte großer Speicher, der Platz für knapp 7000 DNG-Raw-Dateien oder mehr als 50.000 JPEGs bieten soll. Zur Bildbearbeitung ist Lightroom direkt in der Kamera eingebaut, ein passendes Cloud-Abo ist zumindest für ein Jahr kostenlos dabei. Dank Bluetooth und WLAN verbindet sich die ZX1 mit dem Internet (ein WLAN-Hotspot oder entsprechend als solcher genutztes Smartphone reicht), so dass die Fotos direkt in den sozialen Netzwerken geteilt werden können. Firmwareupdates erfolgen ebenfalls drahtlos über WLAN.

Für eine Kabelverbindung steht eine USB-C-Schnittstelle bereit, über die sich die Bilder auch auf einen externen Speicher überspielen lassen, einen Speicherkartenschacht besitzt die ZX1 hingegen nicht. Zudem lassen sich Fotos auch per WLAN auf ein NAS (Netzwerkspeicher) übertragen. Der USB-Anschluss (3.1 Gen1) ist zu Power Delivery kompatibel, so dass sich die Kamera mit Strom versorgen und der wechselbare 22,9-Wh-AkLi-Ion-Akku laden lässt, das HDMI-Protokoll wird ebenfalls über den USB-Anschluss realisiert. Ein passendes Netzteil mit 5 V 3 A, 9 V 3 A, 15 V 3 A und 20 V 2,25 A gehört zum Lieferumfang.

Zwar erfolgt die Bedienung der Kamera weitgehend über den Touchscreen, aber auch einige Einstellräder für Blende, Belichtungszeit und Fokus fehlen nicht, die ZX1 verfügt aber auch über einen Hybrid-Autofokus mit Phasen- und Kontrasterkennung. Die 6,22 Millionen Bildpunkte (1.920 x 1.080 Pixel) hohe Auflösung des 0,74-fach vergrößernden elektronischen Suchers klang 2018 noch bahnbrechend, inzwischen sind aber ähnlich hochauflösende Sucher in einigen anderen Kamera-Spitzenmodellen zu finden. Auch wenn der Sucher in der linken oberen Ecke statt in einem Buckel sitzt, fehlt ein Blitzschuh nicht. Dieser ist zum Sigma-TTL-Protokoll kompatibel.

Die Zeiss ZX1 arbeitet mit einem Zentralverschluss, der nahezu lautloses Fotografieren mit bis zu 1/1.000 Sekunde kurzen Belichtungszeiten erlaubt. Außerdem steht ein elektronischer Verschluss für bis zu 1/2.000 kurze Belichtungszeiten zur Verfügung. Videos nimmt die ZX1 ebenfalls auf, wenn auch nur 15 Minuten am Stück. In 4K-Auflösung sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, gespeichert wird als H.265-komprimiertes MP4. In Full-HD-Auflösung sind 60 Bilder pro Sekunde möglich, hier kommt der H.264-Codec mit MP4-Format zum Einsatz. Das interne Mikrofon arbeitet in Stereo, der Lautsprecher in Mono. Ein externer Mikrofoneingang fehlt hingegen, die ZX1 ist als eher als Fotoapparat zu verstehen, der zur Not auch kleine Videoclips aufzeichnen kann, wenn auch vermutlich in ziemlich hoher Qualität.

Die 837 Gramm schwere Zeiss ZX1 verfügt über ein 142 x 93 x 94 mm großes, robustes Metallgehäuse, das gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Ab sofort soll die Zeiss ZX1 zu einem Preis von 6.000 Euro bei ausgewählten Fachhändlern erhältlich sein. Eine Streulichtblende gehört zum Lieferumfang.


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