Zweigespann
Zwei Objektive für ein Superzoom mit der Kodak EasyShare V610
2006-04-25 Wenn unter den Blinden der Einäugige König ist, dann muss folglich der Zweiäugige König unter den Einäugigen sein. Ob die neue EasyShare V610 von Kodak das Zeug zum Monarchen hat, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, aber den Titel der kleinsten Superzoom-Kamera darf das jüngste Kompaktdigitalkameramodell von Kodak auf jeden Fall tragen. Denn mit den 2 Objektiveinheiten im nur 110 x 55 x 23 mm kleinen Gehäuse deckt die Bluetooth-kompatible Kamera einen Brennweitenbereich von umgerechnet 38 bis 380 Millimeter fast lückenlos ab. (Yvan Boeres)
Kodaks neues EasyShare-Modell V610 ist nicht die erste zweiäugige Kamera des "gelben Riesen". Begnügt sich die seit Kurzem auf dem Markt erhältliche V570 damit, ihr 39-117mm-Zoom (KB-äquivalent) durch ein zweites Objektiv (entspr. 23 mm bei Kleinbild) leicht nach unten zu erweitern, macht die neue V610 gleich von zwei Zoomobjektiven Gebrauch, mit denen ein Brennweitenbereich von umgerechnet 38-114 mm und 130-380 mm durchfahren werden kann. Die sich als Schneider-Kreuznach C-Variogon ausgebenden Objektive sind in platzsparender Bauweise "angewinkelt" und vertikal (d. h. entlang der Längsachse der Kamera) eingebaut; nach dem Eintreten durch die Frontlinse biegen die Lichtstrahlen sozusagen rechts ab und passieren den Rest des Linsensystems in Richtung CCD-Chip(s) am Ende des Linsensystems.
Jedes der beiden Objektive besitzt seinen eigenen Bildsensor. Als 6,1-Megapixel-Kamera ist die V610 also mit zwei CCD-Chips entsprechender Auflösung ausgestattet und liefert Bilder mit einer maximalen Bildgröße von 2.832 x 2.128 Bildpunkten. Diese Bilder können dank in der Kamera eingebautem Funkmodul drahtlos an Bluetooth-kompatible Geräte in Empfangsreichweite (bis zu 10 m) wie Handys, Laptops/Notebooks, PDAs bzw. Organizer, andere V610-Kameras, Bluetooth-kompatible Bildbestellungsterminals (so genannte Photo-Kiosks) oder auch manche Fotodrucker gesendet werden. Die V610 unterstützt dabei den neuen Bluetooth-Standard BT2.0+EDR (EDR steht für "Enhanced Data Rate") und ist so mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 3 Megabit pro Sekunde (= 0,375 MByte/s) deutlich schneller als das alte Bluetooth (720 KBit/s) oder das vergleichsweise krückenlahme Infrarot (115 KBit/s). Ein Bild in voller 6-Megapixel-Auflösung (Dateigröße: ca. 1,5 bis 2 MByte) ist damit in weniger als 10 Sekunden übertragen.
Mit einer Bildschirmdiagonale von 2,8" bzw. 7,1 cm ist der LC-Bildschirm an der Rückseite der V610 noch ein Stück größer als der 2,5"-Monitor der V510. Die Auflösung des Farbbildschirms ist mit 230.000 Pixeln angegeben; der maximale Betrachtungswinkel mit 170 Grad. Damit die Bilder nicht nur auf dem LCD, sondern später auch auf dem Foto eine gute Figur machen, wurde die Rauschunterdrückung verfeinert. Kodaks "Advanced Noise Reduction" (kurz: ANR) soll die Bildwiedergabe vor allem in Schattenbereichen bzw. dunkleren Bildteilen – aber auch in Hauttönen und monochromen bzw. uniformen Flächen – verbessern. Eine effektive Rauschunterdrückung ist umso wichtiger, als die V610 Verwacklungen alleine durch eine automatische Lichtempfindlichkeitsstufenanpassung (bei Kodak "ISO-Verwacklungssschutz" bzw. "Anti-Blur-Technologie" genannt) zu vermeiden versucht. Die Empfindlichkeit bzw. Signalstärke wird dabei bis entspr. ISO 400 angehoben; eine manuelle Einstellung der Lichtempfindlichkeit ist in einem Bereich von ISO 64 bis 400 möglich.
Die nötige Rechenleistung für die Rauschunterdrückung liefert der Kodak Color Science Chip. Der Signalverarbeitungschip kümmert sich auch um die nachträgliche Retusche roter Augen (als Alternative zur Vorblitz-Funktion des eingebauten Miniaturblitzes), die Aufhellung dunkler bzw. unterbelichteter Bildpartien (bei Kodak Perfect Touch Technologie genannt) und das Zusammenfügen von 3 Teilaufnahmen zu einem 125°-Panorama (in 3-Megapixel-Auflösung) noch in der Kamera. Die so genannte Anti-Ghost-Technologie sorgt dafür, dass die "Nahtstellen" bei den Panorama-Aufnahmen möglichst sauber (d. h. ohne Doppelkonturen) ausfallen. Zu den weiteren "Spezialitäten" der V610 gehören unter anderem noch die Möglichkeit, ausgewählte Bilder (bis zu 100 Stück) in einem speziellen Favoritenalbum bzw. -ordner zu archivieren, die automatische Ausrichtung hochkant aufgenommener Aufnahmen, die Erkennung von misslungenen bzw. technisch imperfekten Aufnahmen (verwackelte/unscharfe Bilder werden mit einer roten Hand markiert) und die MPEG-4-Komprimierung bei Videoaufnahmen (VGA mit 30 Bildern/s, Ton, digitaler Bildstabilisierung und speicherabhängiger Länge). Beim Drehen von Filmen wird übrigens die Schärfe nachgeführt, und das Zoom kann benutzt werden; darüber hinaus lassen sich Einzelbilder aus einem Video heraus "schneiden" und einzeln oder als Gesamtübersicht (so genanntes "Storyboard" mit 4, 9 oder 16 Bildern auf einem 10x15-cm-Print) ausdrucken.
Über eine spezielle Taste (Scene-Taste) lassen sich bei der V610 nicht weniger als 21 Motivprogramme anwählen. Ein benutzerdefiniertes Programm gehört auch dazu; Bildparametereinstellungen für Farbsättigung (hoch/natürlich) und Scharfzeichnung (gering/normal/hoch) ermöglichen eine individuelle Anpassung des Bildergebnisses an den persönlichen Geschmack. Fast schon traditionell bei Kameras der EasyShare-Serie mit dabei ist die Share-Taste. Damit kann man praktisch per Knopfdruck festlegen, was mit ausgewählten Bildern geschehen soll (automatische/r Versand, Druck oder Archivierung der markierten Bilder) und so die Verwaltung der Aufnahmen weitgehend automatisieren. Wie alle neueren Kompaktdigitalkameras von Kodak ist auch die V610 im Rahmen des hauseigenen EasyShare-Konzepts und des herstellerübergreifenden ImageLink-Standards mit den Kamera- und/oder Druckerdocks aus dem Hause Kodak kompatibel. Über die PictBridge-Unterstützung ist auch der Direktdruck mit anderen Druckern möglich. Was die V610 noch so kann (u. a. Fotos beschneiden, Bildserien mit 1,6 Bildern pro Sekunde aufnehmen und Bilder vom internen 32-MByte-Speicher auf eine optional erhältliche SD/MMC-Karte kopieren) und von anderen Kodak-Kameras übernimmt, lässt sich im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt, in früheren Kamerameldungen und z. T. auch im ausführlichen digitalkamera.de-Test der großen Schwester P880 (die einige Funktionen und Ausstattungsmerkmale mit der V610 gemeinsam hat) nachlesen. Die Kodak EasyShare V610 kommt im Laufe des nächsten Monates (Mai 2006) zu einem offiziellen Listenpreis von rund 500 EUR auf den Markt.