Vom Pixel zum Fotoabzug
digitalkamera.de im Fotolabor
1999-08-02 digitalkamera.de hatte in Kiel Gelegenheit, den Weg der Digitalfotos von der Bestellung am Imaging Terminal über die Belichtung im Fotolabor bis zur Abholung der fertigen Bilder beim Fotohändler zu verfolgen. (Jan-Markus Rupprecht)
Wir betreten das Fotofachgeschäft "Vico
am Exer" in Kiel und finden das Eurocolor imaging terminal sofort im
Erdgeschoß zwischen dem Eingang und dem Tresen zur Abholung der Fotoarbeiten.
Es wurde dort Ende August 1998 als erstes von mittlerweile über achtzig im In-
und Ausland aufgestellten Eurocolor-Stationen installiert. Mit den zeitgleich
eintreffenden Eurocolor-Mitarbeitern und dem Vico-Verkaufspersonal klären wir
das weitere Vorgehen ab: Im Zeitraffer wollen wir für die
digitalkamera.de-Besucher den Weg der digitalen Bilddaten von der
Wechselspeicherkarte ins Fotogroßlabor dokumentieren und dort die Herstellung
der Fotos sowie den anschließenden Rücktransport ins Fotofachgeschäft. Was
sonst ein oder zwei Labortage benötigt, wollen wir also an einem halben Tag
nachvollziehen. Deshalb legen wir auch gleich los.
Wie jeder Neukunde füllen wir zunächst handschriftlich ein Antragsformular
aus, bevor wir unsere scheckkartengroße Kundenkarte erhalten, auf der später
unsere persönlichen Angaben gespeichert werden. Dadurch muß der Kunde Namen
und Adresse nur einmal bei Antragstellung bekannt geben, später
"erkennt" ihn jedes Eurocolor imaging terminal anhand seiner
Chipkarte. Dann wählt das Imaging Terminal sogar automatisch die richtige
Menüsprache: Ein deutscher Karteninhaber wird beispielsweise an einem in
Frankreich installierten Imaging Terminal in deutscher Sprache durch das Menü
geführt, während z. B. ein Däne in Deutschland seine gewohnte dänische
Menüführung vorfindet. Der Händler erfaßt die Daten von unserem Antrag
später in einer "ruhigen Minute" per Tastatur am Terminal. Damit der
neue Kunde nicht darauf warten muß, kann er die Erstbestellung sofort mit der
gerade ausgehändigten Karte durchführen.
Nachdem wir die Kundenkarte in den entsprechenden Schlitz gesteckt haben,
erscheint auf dem Bildschirm eine Übersicht der sechs Steckplätze für
unterschiedliche Speichermedien. Bei den Eurocolor-Stationen verteilen sich die
Bestellungen zu 60 % auf Diskette und CD, 20 % auf ZIP, 14 % auf
SmartMedia und 6 % auf CompactFlash. Wir haben heute eine SmartMedia-Karte
dabei, wählen also den entsprechenden Schacht und stecken die Karte in das
entsprechende Laufwerk. Am Bildschirm erscheinen daraufhin die auf der
Speicherkarte enthaltenen Bilder als Miniaturansichten.
Wenn alle Bilder auf der Speicherkarte in dem gleichen Format gewünscht
werden, kann der gesamte Bestellvorgang mit nur vier "Tasten"-Drücken
auf dem berührungsempfindlichen Touchscreen abgeschlossen werden. Alternativ
kann der Kunde für jedes Bild die Stückzahl und die gewünschte Größe
angeben. Auch eine individuelle Ausschnittsvergrößerung kann durch
Touchscreen-Bedienung eingestellt werden, ohne daß hierzu eine externe Tastatur
oder Maus bemüht werden müßte. So können leicht auch die weißen Ränder
vermieden werden, die entstehen, weil die meisten Digitalkameras im 4:3-Format
aufnehmen, die Fotoabzüge aber traditionell im
35-mm-Kleinbild-Seitenverhältnis 3:2 hergestellt werden. Momentan werden die
digitalen Aufträge nur in Hochglanz produziert, da 70 % der Kunden von
normalen Fotos diese Qualität bevorzugen. Eine Produktion auf
Seidenmatt-Fotopapier wäre technisch kein Problem und könnte bei steigender
Nachfrage später einmal das Angebot ergänzen.
Nachdem wir unsere Fotos individuell in verschiedenen Formaten gewählt
haben, schließen wir den Bestellvorgang mit einem Tastendruck ab. Das Imaging
Terminal druckt daraufhin einen Bon aus, der alle Einzelheiten wie Stückzahl,
Format und Preis enthält und auch als Beleg für die Abholung nach zwei
Labortagen gilt. Die Bilddaten aller anzufertigenden Fotos wurden während
unseres Bestellvorgangs auf eine 2 GByte große JAZ-Wechselplatte
übertragen, die vom täglichen Tourendienst gemeinsam mit den herkömmlichen
Fotobestellungen ins Labor gebracht wird. Für unsere Reportage greifen wir
diesem normalerweise in den Abend- und Nachtstunden stattfindenden Verfahren
vor. Ein Vico-Mitarbeiter entnimmt die Wechselplatte aus dem Terminal und wir
machen uns zusammen mit den Eurocolor-Mitarbeitern und der Wechselplatte auf den
Weg ins Großlabor.
Hier wird die Cartridge von den normalen Fotoarbeiten getrennt, da die
Entwicklung in unterschiedlichen Labor-Abteilungen erfolgt. Die konventionelle
Filmentwicklung und Fotoherstellung erfolgt im eigentlichen Großlabor
weitgehend automatisiert. Die spezielleren Fotoarbeiten (Bild vom Bild,
Vergrößerungen auf Posterformat usw.) und unsere Digital-Fotobelichtungen
erfordern hingegen individuelle Arbeitsschritte und werden deshalb im separaten
Fachlabor angefertigt. Hier steht auch das digitale Fujifilm Frontier Minilab,
auf denen die Digitalbilder produziert werden. Das Minilab besteht aus einer
Scaneinheit für die Verarbeitung konventioneller Kleinbildfilme und der großen
Belichtungs- und Entwicklungseinheit, in der die Fotos produziert werden.
Vorgeschaltet sind einige PCs, in denen mehrere Wechselplatten aus den Imaging
Terminals gleichzeitig ausgelesen werden können, und eine Verarbeitungsstation,
in der die Belichtungsaufträge nach Papiergrößen zusammengestellt und die
Bilddaten aufbereitet werden. Ein Laserdrucker bedruckt Fototaschen mit den zur
Identifizierung der einzelnen Aufträge erforderlichen Angaben, die mit den
Informationen auf unserem Abholschein identisch sind.
Während der dann folgenden Ausbelichtung auf Fotopapier setzt der
Labormitarbeiter immer die jeweils passende Rollenpapierkassette mit dem von
Eurocolor verwendeten "Fujicolor Crystal Archive Paper" in das Minilab
ein. Die Formate 9 x 13 und 13 x 18 werden beide auf 13 cm
breitem Papier produziert, die Formate 10 x 15 und 20 x 30
benötigen jeweils eigene Papierrollen mit 10 bzw. 20 cm Breite. Diese
europäischen Größenangaben sind übrigens Zirka-Werte. Beim Nachmessen kommt
man auf etwas abweichende, "krumme" Größen, weil alle Foto-Formate
eigentlich auf amerikanischen Inch-Maßen basieren. Nach der Belichtung und
anschließender Entwicklung und Trocknung des Fotopapiers werden die
unterschiedlichen Formate in den jeweiligen Fototaschen gesammelt und diese
anschließend zusammen mit der Wechselplatte der Lieferung für den richtigen
Fotohändler zugeordnet. Die Auslieferung durch den Tourendienst erfolgt über
Nacht wieder gemeinsam mit den herkömmlichen Fotos in großen Taschen und
Transportkisten an die einzelnen Fotogeschäfte.
Dort bezahlt der Kunde nach Vorlage seines Bons aus dem Imaging Terminal
seine Fotobelichtungen wie bei konventionellen Fotoarbeiten erst bei der
Abholung und dürfte über die Qualität seiner Digitalbilder hocherfreut sein.
Tatsächlich lassen sich die Papierbilder aus der Digitalkamera bei Einhaltung
der zulässigen Ausgabegröße praktisch nicht von konventionell fotografierten
Kleinbild- oder APS-Fotos unterscheiden. Informationen zu den passenden, von der
Auflösung der Digitalkamera abhängenden Bildformaten, enthält unser Tipp der
Woche "Geeignete Ausgabegröße von
Digitalfotos bestimmen".