Es ist immer ein Glücksgriff, wenn ein Sachbuchautor auch gleichzeitig einen weiteren Beruf ausübt, der mit seinem Fachgebiet harmoniert. So kommt der Leser nicht nur in den Genuss von hervorragendem Wissen, sondern lernt gleichzeitig eine Menge Tricks und Kniffe, die einen Bezug zur Praxis und dem realen Arbeitsprozess haben. Martin Evening, der (anders als sein Name vielleicht vermuten lässt) alles andere als einschläfernd schreibt, ist einer dieser Menschen aus der Praxis. Studiofotograf, Seminarleiter und Photoshopnutzer von der ersten Stunde an, lässt er mit "Photoshop für Fotografen" des Lesers Bildgestalterherz höher schlagen, und das mittlerweile in der sechsten Auflage der englischsprachigen Originalausgabe.
Als erstes beeindrucken die umfassenden Inhalte. Alle Aspekte in der Arbeit mit Photoshop werden ausführlich und sorgfältig behandelt. Dabei startet Evening mit den Neuerungen, die CS2 gebracht hat, wie etwa Adobe Bridge, die Verkrümmen-Optionen und der Filter "Blendenkorrektur". Anschließend folgen detaillierte Beschreibungen der Arbeitsumgebung, Konfiguration und grundlegende Bildregelungen wie Gradationskurven, Selektiver Scharfzeichner oder Korrekturen von Details in Tiefen und Lichtern. Hier erfährt man nicht nur die Funktionsweise der einzelnen Werkzeuge, sondern erlernt auch deren Umgang und Einsatzmöglichkeiten. Andere Themen sind Farbkorrekturen, Reparaturen, Montagetechniken, Ebenen- und Filtereffekte, Digitalbild und Auflösung. Auch dem Farbmanagement ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem geklärt wird, warum eine korrekte Farbanpassung wichtig ist und wie sie funktioniert. Die letzten Abschnitte befassen sich mit der Druckausgabe, Webexport, dem Bildmanagement mit Bridge und Automatismen. Da die Kapitel größtenteils aufeinander aufbauen, erzielt man den besten Erfolg, wenn man das Buch von Anfang an durcharbeitet. Ab und an gibt der Autor aber auch zusätzliche Hinweise, wie weiter fortgeschrittene User innerhalb des Buches "Abkürzungen" nehmen können. Eine beigelegte CD-R mit einigen Beispielfotos und QuickTime-Tutorials (allerdings leider nur in englischer Sprache) rundet das Sachbuch harmonisch ab.
Im Buch wimmelt es von Screenshots und professionellen Fotografien, die nicht nur dem Auge schmeicheln, sondern auch zahlreichen Beispielen dienen. Viele Workshops helfen zusätzlich, die vorgestellten Arbeitswege nachzuvollziehen. Leider sind diese Anleitungen nicht besonders gekennzeichnet oder im Inhaltsverzeichnis markiert, sondern sind mehr oder weniger im normalen Textfluss enthalten. Zahllose zusätzliche Informationen, Tabellen und Tipps sind an den Seitenrändern platziert. Immer wieder gibt es auch Anmerkungen zum Gebrauch speziell mit Windows oder Mac.
Anders als man es vom Titel her erwarten könnte, bietet "Photoshop für Fotografen" von Martin Evening nicht nur Fotoprofis ein Kompaktlehrpaket in Photoshop, sondern ermöglicht es aufgrund seiner Klarheit, Einfachheit und behutsamen Schritt-für-Schritt-Anleitungen auch Bildbearbeitungsneulingen gut durchzusteigen. Gleichwohl bietet das Buch alles, was man von einem Standardwerk zur digitalen Bildbearbeitung erwarten darf. Nicht ohne Grund wird Evenings Buch auch vom Centralverband Deutscher Berufsphotographen empfohlen. (Kirsten Hudelist)