dpunkt.verlag Das HDRI-Handbuch

Eine deutschsprachige Diplomarbeit zu einem ganz speziellen Thema, die tausendfach von Nichtwissenschaftlern herunter geladen wurde – das kommt nicht alle Tage vor. Erscheint die Dissertation dann auch noch – deutlich erweitert und reichlich bebildert – als Buch auf Englisch in den USA und wird sie in Deutschland mit Spannung erwartet, lässt sich durchaus von einem Kultwerk sprechen, von einem Werk der neuen Popkultur. Ein Handbuch mit Bestseller-Qualitäten? Warum nicht, vor allem, wenn es ein so populäres und kontroverses Thema behandelt wie das HDR-Imaging.

Der in den USA lebende Autor Christian Bloch behandelt das Thema HDRI sowohl von der praktischen als auch von der theoretischen Seite. Das lebhaft und illustrativ geschriebene Buch ist modular aufgebaut, was es dem Leser erlaubt, je nach Bedarf und Laune gezielt die eoretischen Kapitel oder praxisorientierte Tutorials anzusteuern. Auch wenn die Theorie des HDR-Imaging zum Teil keine leichte Kost ist, so beschreibt Bloch die Thematik dennoch mit unglaublicher Leichtigkeit und ohne abschreckende Formeln – "sehr amerikanisch" eben. Die Tutorials und Workshops gibt es reichlich, wobei der Autor bei speziellen Themen das Wort anderen Fachleuten übergibt. So sprechen Uwe und Bettina Steinmüller über die Anwendung von HDRI in der Fine-Art-Fotografie, während der Kieler Fotograf Dieter Bethke ausführlich das umstrittene Thema Tonemapping behandelt. Der Wiener Panograf Bernhard Vogl bringt dem Leser die Problematik des HDR-Panoramas näher. Das sind natürlich lange noch nicht alle Themenbereiche des Buches. Mit Schwerpunkt auf die Bearbeitung und Nutzung von 32-Bit-Bildern stellt Bloch Schritt für Schritt die gängigen Hardware- und Softwarewerkzeuge zum Herstellen von HDR-Bildern vor, erzählt aus der Geschichte der HDRI-Technologie und projiziert ganz nebenbei die Zukunftsaussichten für die Fotografie. Dabei behandelt Bloch die HDRI-Problematik stets als eine Einheit und als eine Revolution in der Fotografie, die, seiner Ansicht nach, in ihrer Tragweite der Erfindung der Farbfotografie gleich kommt. Theoretische und ästhetische Überlegungen vermischen sich mit technischen Tipps, wobei das Buch ständig eine klare, übersichtliche Struktur behält. Auch die praktischen, technischen Empfehlungen sind mit dem Schwerpunkt auf anwenderfreundliche Software geschrieben und lassen umständliche Skript-Lösungen außer Betracht.

Der Autor beschränkt sich in seinen Überlegungen nicht auf die Fotografie, sondern beschreibt die Verwendung von HDRI auch im Composing und in der 3D-Grafik. Selbst wenn die meisten Leser wohl kaum direkt mit der Materie zu tun haben werden: Spannend sind diese Themen allemal, und das "Malen mit Licht" im Composing-Kapitel hat schon bei so manchem alten Photoshop-Hasen für feuchte Augen gesorgt. Fazit: Lockerer, informativer und verständlicher lässt sich das Thema HDR kaum beschreiben. Ein Buch mit sehr hohem Informationsgehalt, frischer Sprache und eindeutigem Kultcharakter: ein definitives Must-have für jeden HDRisten. (Alexander Jensko)