Gedrucktes Buch

dpunkt.verlag Panoramafotografie

Panoramabilder wirken besonders, sie decken einen großen Bildwinkel ab. Gekonnt eingesetztlöst die visuelle Fülle Überraschungen aus und verleiht selbst stillen Ereignissen eine ästhetische Dramatik. Panoramen, die am Computer durch Stitchen mit einer Panorama-Software montiert wurden, können interaktiv am Bildschirm erlebt werden (z.B. in Form digitaler Rundgänge im Internet). Qualitativ hochwertige Dateien eignen sich zudem für den großformatigen Druck, z.B. gerahmt für das heimische Wohnzimmer, plakatiert für Werbezwecke oder aufgezogen für eine Kunstausstellung.

Nach einem anschaulichen Einstieg in die Besonderheiten der Panoramafotografie wird der gesamte Workflow von der Aufnahme und der entsprechenden Ausrüstung über das Stitchen bis hin zur Ausgabe für Print oder Web behandelt. Dieser erste Teil endet mit einem Überblick über die wichtigsten Programme zur Panoramaerstellung.

Danach stellt der Autor ausführlich vier eigene Arbeiten vor: die Produktion eines Landschaftspanoramas als Kunstdruck, ein Innenraumpanorama mit extremen Lichtunterschieden zu Dokumentationszwecken, ein Panaromaporträt,in dem eine Person mehrfach auftritt, sowie ein HDR-Panorama für einen Wandkalender. Jedes Projekt hat seine individuellen Besonderheiten und Herausforderungen bei der Aufnahme (z. B. Ausrüstung, Belichtung), der Produktion (Stitchen, Fehlerkorrektur etc.) oder in der weiteren Aufbereitung für die Ausgabe (Projektion, Bildbearbeitung). Auf diese Weise erhalten die Leser ausführliches Anschauungsmaterial für die Möglichkeiten und Tücken der Panoramafotografie.

EAN 9783898644402
ISBN 978-3-89864-440-2
Anspruch Anfänger: JAEinsteiger mit Grundwissen: NEINFortgeschrittene: NEINambitionierter Amateur: NEINProfi: NEIN
Rezension

Im Zeitalter der Digitalfotografie verliert die Panoramafotografie nach und nach ihren elitären Touch. Anscheinend jedenfalls: Viele Kompaktkameras verfügen über Panorama-Programme mit einblendbaren Ausrichtungshilfen, den Rest erledigt die mitgelieferte Software vollautomatisch. Inzwischen gibt es sogar Panoramasoftware für "Fotohandys". Diese funktioniert eher schlecht als recht, aber: es geht..



Wem das oben Beschriebene reicht, braucht sich mit dem Buch von Harald Woeste nicht zu befassen. Der Informationsdesigner und Fotograf vermittelt in seinem Werk nicht mehr und nicht weniger als die Kunst, ein handwerklich möglichst perfektes Panorama auf digitalem Wege herzustellen und das Bild sowohl interaktiv als auch im hochwertigen Druck genauso einwandfrei auszugeben. Der perfektionistische Anspruch ist auf jeder Seite des Buches präsent, ohne dabei den Leser zu überrumpeln. Das Buch folgt einer festen, klaren Struktur: am Anfang ein wenig Geschichte panoramischer Abbildung und etwas Theorie des Sehens inklusive Perspektiv-Prinzipien. Erfreulicherweise schafft der Autor dabei das Kunststück, den trockenen Stoff verständlich und ohne mathematische Formeln zu vermitteln. Im Aufnahme-Kapitel beschreibt Woeste die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle von Stativköpfen, beschreibt anschaulich und nachvollziehbar die Ermittlung des Nodalpunktes und erklärt die notwendigen Kameraeinstellungen. In weiteren Kapiteln widmet sich das Werk dem Stitchen, der Retusche und der Wiedergabe des Panoramas. Besonders interessant erscheinen dabei die möglichen Flächenprojektionen der zylindrischen und sphärischen Panoramen. Das Kapitel über die traditionelle und aktuelle Panorama- Software schließt den ersten Teil des Buches ab.



Bis dahin bleibt das Werk seinem informativen, wenig aufregenden Charakter treu. Richtig spannend wird es im Kapitel "Projekte", das an Fortgeschrittene gerichtet ist – und fortgeschritten ist doch jeder, der die vorherigen Kapitel aufmerksam durchgearbeitet hat. Als erstes, besonders spannendes Projekt beschreibt der Autor ein unter widrigen Umweltbedingungen (Wüste) entstandenes Panoramabild. Wegen der hohen Staubbelastung entschloss sich der Fotograf, das Panorama analog aufzunehmen und anschließend das Negativ zu scannen. Die Tücken dieses Verfahrens kennt nur, wer selbst einmal auf diese Weise ein Panorama zusammenzustellen versuchte. Woeste beschreibt akribisch alle bei diesem Workflow möglichen Fallen und Gefahren – und gibt selbstverständlich Tipps, diese zu umgehen. Nicht weniger spannend sind die restlichen drei Projekte: Dokumentation einer Ausstellung, ein Panorama mit mehrfach auftretender gleicher Person und nicht zuletzt ein HDR-Panoramabild für einen Kalender. Auch hier kommen verschiedene Aspekte der Bildgestaltung und -bearbeitung zum Tragen, auch hier beschreibt der Autor fiese Fallen und tiefe Griffe in die Trickkiste. Das Buch von Harald Woeste macht seinem Untertitel ("Theorie und Praxis") alle Ehre. Der "Wow"-Effekt bleibt zwar aus; dafür aber bekommt der Leser ein solides, klar strukturiertes, praxisnahes Grundwerk zum Thema Panorama. Der Einsteiger profitiert von der verständlich erklärten Theorie und Historie, während der Profi sich an den projektorientierten Kapiteln erfreuen kann. (Alexander Jensko)

Panoramafotografie von Harald Woeste ist im Juni 2008 bei dpunkt.verlag erschienen.

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