Mit dem RAW-Datenformat eröffent sich dem ambitionierten Benutzer einer digitalen SLR-Kamera eine neue Qualitätsdemension: Ausgehend von theoretischem Hintergrundwissen werden in diesem Intensivkurs wichtige Bildgestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt und vertieft. Gelungene Beispielfotos zeigen, wie brillante Aufnahmen entstehen und das ganze Potenzial des RAW-Datenformates optimal genutzt werden kann.
ISBN | 3-8158-2617-9 |
Anspruch | |
Rezension | Wer sich ernsthaft mit hochwertiger oder künstlerischer digitaler Fotografie beschäftigt, kommt heute nicht mehr um das proprietäre RAW-Format herum. Zu viele Vorteile für die Bearbeitung und die Bildqualität bietet es, die Kamerarohdaten lieber selbst am heimischen Rechner als von der Kamera umrechnen zu lassen. Erkannt haben das natürlich auch längst die Fachbuch-Verlage und -Autoren, und so sind in den vergangenen Monaten Bücher zu diesem Thema wie Pilze aus dem Boden geschossen. Es gibt sie in den verschiedensten "Geschmacksrichtungen", mit verschiedenen Sichtweisen und Zielsetzungen. Das Besondere an "Das Geheimnis beeindruckender RAW-Fotos" ist, dass es zu den günstigsten Vertretern der Zunft gehört. Für den Preis von 24,95 EUR muss man deshalb aber kein Spar-Werk erwarten. Die Autoren Gabriela Ürlings und Martin John geben sich viel Mühe, einen kompletten und praxisnahen Überblick der Vorteile des Formats zu vermitteln. So wird das RAW-Format (das eigentlich nicht eines, sondern mehrere meist herstellerspezifische Formate meint) mit den beiden anderen gängigen Speicherformaten in Digitalkameras, jpeg und tiff, am Anfang des Buches detailliert verglichen. Besonderes Anliegen der Autoren ist dabei, die unterschiedlichen Stärken und Schwächen für unterschiedliche fotografische Ansprüche aufzuzeigen. Auch auf die Bedeutung von Farbmanagement und Kalibrierung für die digitale Bearbeitung und Ausgabe wird in den ersten beiden Kapiteln des Buches hingewiesen. Leider finden sich in diesem Buchabschnitt auch einige kleinere Fehler und Unzulänglichkeiten. So steht zum Beispiel im Text plötzlich eine kleine Überschrift „Digitaler Cropfaktor“, die nicht so recht in ein RAW-Buch passt und auch in keinem Zusammenhang mit dem darunter stehenden Text steht. Ein solcher (wenn auch recht unbedeutender) Fehler sollte einem Verlag wie Data Becker eigentlich nicht unterlaufen. Im dritten Kapitel findet der Leser die Vorstellung verschiedener Programme, die zur RAW-Bearbeitung taugen. Hier wäre allerdings etwas Weniger mehr gewesen. Neben der ausführlichen Erläuterung der beiden wichtigen Konverter Adobe Camera Raw und Pixmantec RawShooter essentials 2005 finden sich unter anderem auch unverständlicher Weise vier Programme, die hauptsächlich für Bildbetrachtung oder Organisation gedacht sind und nur eher rudimentäre RAW-Bearbeitung erlauben. Auch im Hinblick auf den sich ständig verändernden Softwaremarkt und damit die Aktualität der Informationen hätten die Autoren sich hier lieber etwas zurückgehalten sollen. Auch die ausführliche Beschreibung von Digital Photo Professional über mehr als sieben Seiten (inklusive vielen Bildern) wirkt etwas deplatziert, da das Programm von Canon stammt und ausschließlich deren Kameras unterstützt. Besitzer anderer Kameras könnten sich leicht übergangen fühlen. Qualitativ sind die Beschreibungen jedoch einwandfrei und besonders für den Einsteiger von großem Praxisnutzen. Lediglich an einer Stelle irren die Autoren: Das Freistellen in Adobe Camera Raw als "nicht durchdacht" darzustellen, ist sehr gewagt. Was von ihnen als Designschwäche verstanden wird, ist vielmehr ein wichtiges und nützliches Feature: Ein Beschnitt wird nur durch einen Rahmen gekennzeichnet, die ausgegrauten Bildbereiche aber nicht gelöscht. So kann man ein Foto zwar schon aus dem Konverter mit Beschnitt in Photoshop öffnen, bezahlt dies aber nicht mit Bildverlust in der Raw-Datei! Für den Einsteiger wäre es zudem tröstlich gewesen zu erfahren, dass Adobe Camera Raw auch mit dem deutlich preisgünstigeren Photoshop Elements (Version 3 oder 4) zusammen arbeitet. Leider fehlt ein Hinweis dazu im Buch, obwohl Elements 4 auf dem Buchrücken erwähnt wird. In den folgenden Kapiteln finden sich praktische Anwendungsbeispiele, die den Vorteil von RAW-Dateien bei der digitalen Bildbearbeitung verdeutlichen. Mit etwas Photoshop-Kenntnis sind sie leicht verständlich und von hohem Praxisnutzen. Sie stellen die Vorzüge des Formats zudem sehr gut heraus. Auch hier findet sich aber ein kleiner Fehler. Ein Tipp, der darauf hinweist, die Scharfzeichung in der Kamera beim Nutzen von RAW-Dateien abzuschalten, ist überflüssig. Da die Dateien gar nicht durch die Kamera verarbeitet werden, findet auch die eingestellte Schärfung nicht statt. Wie die anderen erwähnten Fehler oder Versäumnisse ist auch dieser zwar ärgerlich, aber nicht schädlich. Die Kapitel über Automatisierung und Archivierung zeigen schließlich wichtige Schritte zur Vervollkommnung des digitalen Workflows auf. Alles in allem bekommt man mit "Das Geheimnis beeindruckender RAW-Fotos" ein solides Buch zum günstigen Preis, dessen Praxisnutzen die kleinen Schwächen überwiegt. (Michael Gelfert) |
Das Geheimnis beeindruckender RAW-Fotos ist im März 2006 bei mitp-Verlag erschienen.