Pixel Enhancer

Radiant Photo im Test

2023-07-04 "Strahlende Bilder im Handumdrehen" verspricht Radiant Photo seit seiner Veröffentlichung im August 2022. Der Entwickler Radiant Image Labs erklärt die Software zu einem "Pixel Enhancer", der dem Bildbearbeiter mehr Raum für Kreativität gibt und dennoch weniger Aufwand mit der Bildbearbeitung bedeutet. Wie sich Radiant Photo in der Praxis angestellt, welche Schwächen die Software hat und für welche Zielgruppe sich Radiant Photo eignet, verraten wir in diesem Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Testversion Radiant Photo kann man entweder im digitalkamera.de-Shop oder direkt beim Hersteller Radiant Imaging Labs kaufen. In jedem Fall empfiehlt es sich, vorher die im Funktionsumfang unbeschränkte, 14 Tage lauffähige Testversion zu installieren und das Programm selbst auszuprobieren. Auch zum Anfordern der Testversion gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder über die Radiant-Photo-Microsite auf dem digitalkamera.de-Server (Download-Seite und E-Mails auf Deutsch) oder direkt beim Hersteller Radiant Imaging Labs (Download-Seite und E-Mails auf Englisch). Nach dem Kauf muss die Software nicht erneut installiert werden, sondern wird per Lizenzcode zeitlich unbefristet freigeschaltet.

Radiant Photo wird vom US-amerikanischen Software-Unternehmen Radiant Image Labs entwickelt. Radiant Photo ist für Windows und Apple macOS erhältlich und besteht aus einer Standalone-Software und einem Photoshop-Plugin. Aktuell gibt es nur beide zusammen in einem Bundle zu kaufen – und auch nur zu kaufen, denn ein Abo- oder Miet-Modell wie z. B. bei Adobe oder Skylum gibt es nicht.

Dafür kann man sich entscheiden, das Radiant Toolkit für etwa 60 Euro pro Jahr zu buchen. Das Toolkit bietet eine sechsmonatige Software-Update-Garantie sowie pro Monat ein 15 USD Budget, das für den Kauf von Presets und Looks (Color Grading) im Radiant Photo Webshop eingesetzt werden kann. Der jeweilige Gutschein ist nur einen Monat gültig, wenn er also einen Monat lang nicht genutzt wird, dann verfällt er. Zudem bietet das Toolkit Zugang zu speziellen Webinaren der Entwickler, die dem Bildbearbeiter helfen sollen, die Software noch besser zu verstehen. Im zum Test aktuellen Kaufpreis von 169 Euro für die Software (inkl. Photoshop-Plugin) ist auch schon ein Jahr Toolkit mit dabei (inkl. 6 Monate Updates). Bislang gibt es noch keine Beispiele, wie Radiant Updates handhabt, wenn die 6 Monate rum sind.

Rabatt-Codes Viele Software-Hersteller verkaufen ihre Software häufig oder quasi immer über Rabatt-Code-Aktionen. So macht es auch Radiant Imaging Labs, der Hersteller von Radiant Photo. So bekommt man bereits in den E-Mails, die man in den Tagen nach dem Download der Testversion zugeschickt bekommt, einen 30€-Rabatt-Code, sodass man effektiv nur 139 € für Radiant Photo bezahlt (inklusive 1 Jahr Radiant Toolkit). Im digitalkamera.de haben wir uns entschieden stattdessen Radiant Photo direkt für 139 € anzubieten. Einfach so. Ohne Gutschein- oder Rabatt-Code. Auch inklusive 1 Jahr Radiant Toolkit).

Softwarekonzept

Radiant Image Labs macht bei Präsentationen und auch in Meldungen eins deutlich: Bei Radiant Photo handelt es sich nicht um eine klassische Bildbearbeitungssoftware, sondern um eine Software zur Bildverbesserung. Die Software dient einzig und allein dazu, Bilder gemäß den kreativen Vorstellungen des Bildbearbeiters zu liefern und das mit so wenig Aufwand wie möglich. Das hört sich an, als würde Radiant Photo die letzte Station der Bildbearbeitung vor der Veröffentlichung sein und in vielen Fällen ist das auch so. Aber eben nicht immer, dafür sorgt nämlich die Abstinenz einiger Ausstattungsmerkmale, die eine weitere nachträgliche Bearbeitung benötigen.

Handhabung und Benutzeroberfläche

Im "Unterbau" von Radiant Photo arbeitet eine leistungsfähige KI-Bildanalyse (KI = Künstliche Intelligenz). Diese weist Bildern, basierend auf ihrem Inhalt, ein Smart Preset zu. Diese Zuweisung funktionierte in unserem Test sehr gut, allerdings ist der Pool aus zwölf Smart Presets, die vergeben werden können, auch nicht allzu groß, was die hohe Trefferquote erleichtern dürfte.

Damit die Radiant Photo KI loslegen kann, muss man zunächst Fotos in die Software laden. Das geht entweder per Drag-and-drop oder per offensichtlichem "+" Symbol auf der Filmleiste. Radiant Photo kann mit Rohdaten ebenso umgehen wie mit JPEG- und TIFF-Dateien.

Falls die KI mal daneben liegen sollte oder wenn man es selbst wünscht, kann man mit einem Mausklick auch manuell ein Smart Preset zuweisen. Die große Vorschau in der Mitte der Arbeitsfläche zeigt auch immer sofort, wie sich das neue Smart Preset auf die Bilddarstellung auswirkt. Zudem werden die Regler in den Detaileinstellungen auf der rechten Seite der Arbeitsfläche automatisch gesetzt. So sieht man, welche Einstellungen von den Smart Presets vorgenommen werden.

Alternativ zu den Smart Presets liefert Radiant Photo Voreinstellungen, die nicht "smart" sind. Diese sind in sechs Kategorien (Essentials, Landschaft, Lifestyle, Porträt, Katzen und Insekten) unterteilt und beinhalten, bis auf die letzte Kategorie, acht Voreinstellungen. Unter der Insekten Kategorie ist hingegen nur eine Voreinstellung zu finden. Sollten diese Voreinstellungen nicht ausreichen, lassen sich im Radiant Photo Webshop weitere Voreinstellungen käuflich erwerben.

Die Benutzeroberfläche ist in vier Bereiche aufgeteilt. Während auf der linken Seite Heimat für eine kleine Vorschau, Smart Presets und Voreinstellungen ist, ist der mittlere Bereich für die große Vorschau und einen schmalen "Filmstreifen" im unteren Bereich reserviert. So hat man zum einen das gerade in Arbeit befindliche Bild im Blick und zum anderen die Bilder, die bereits analysiert wurden und auf Weiterverarbeitung warten.

Auf der rechten Seite sind die Detaileinstellungen untergebracht. Dieser Bereich ist im "schnellen Modus" mit "intelligenten Anpassungen" gefüllt, beim "erweiterten Modus" kommen Funktionsbereiche zu Farbtiefe, Farbe und Details hinzu. Der dritte und letzte Arbeitsbereich ist das Color Grading. Dieser ist von beiden vorherigen Arbeitsbereichen entkoppelt und bietet nur Funktionen an, die mit der Veredlung und den letzten Einstellungen vor dem Export der Bilder zu tun haben.

Die Benutzung von Radiant Photo gestaltet sich selbsterklärend einfach, auch wenn man die Online-Hilfe ab und an konsultieren muss, um die Definition bestimmter Begriffe nachzuschlagen. Die Bedienung setzt sich aus dem Bewegen von Schiebereglern und der Auswahl von Parametern zusammen. Alternativ können auch Zahlenwerte über die Tastatur eingegeben werden, wenn man keine Lust auf Schieberegler hat.

Wie bereits erwähnt, werden die Schieberegler auf der rechten Seite beim Einsatz von Smart Presets und Voreinstellungen automatisch gesetzt. Damit sieht man, was genau geändert wurde, um den Effekt zu erzielen. Zudem kann man die automatisch gesetzten Einstellungen auch noch nach den eigenen Vorstellungen anpassen. Die Änderungen sind, je nach Bildgröße und Rechenleistung des Computers, sofort im Vorschaufenster zu sehen.

Die "intelligenten Anpassungen" machen ihrem Namen Ehre. Sie verhindern beispielsweise bei der Anpassung der Belichtung ein Ausbrennen von Lichtern und ein Absaufen von Tiefen. Zudem lassen sich hier über Schieberegler Tiefen und Lichtstreuung sowie die "Brillanz" der Farben steuern, so dass man überzeichnete oder zu geringe Farbwerte korrigieren kann.

Bei den Farbanpassungen geht Radiant Photo eher nach dem, was der Bildbearbeiter sieht und nicht nach knallharten RGB-Zahlenwerten. Das genaueste Kontrollinstrument, das es in Radiant Photo gibt, ist ein zuschaltbares RGB-Histogramm. Wer nach RGB-Werten Farben korrigieren möchte, ist hier also fehl am Platz, aber wer macht sowas noch? Immerhin lässt sich die Farbtreue per Schieberegler festlegen, so dass Farben sich nicht zu sehr von ihrer Ursprungsfarbe entfernen.

Fortsetzung auf Seite 2

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