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Testbericht: ABSoft Neat Image

2003-05-12 Bildrauschen plagt insbesondere billige Digitalkameras – wie eine farbenfreudige Abart von Masern sind bunte Punkte über das Bild verstreut. Ursache für das Rauschen ist die Grundspannung, unter der ein "digitaler Film" normalerweise steht. Wenn der Speicherchip erwärmt ist, ein hoher ISO-Wert eingestellt wird oder bei nächtlichen Langzeitaufnahmen wird diese Spannung als normales Aufnahmesignal gewertet – heraus kommt ein Wirrwar von Bildpunkten. Und genau diesen hat Neat Image den Kampf angesagt.  (PhotoWorld)

   Neat Image [Screenshot: Photoworld]
 

Das für Privatnutzer kostenlose Programm Neat Image verfügt über ausgeklügelte Methoden, um die verrückt spielenden Pixel in die Schranken zu weisen. Darüber hinaus schärft es die so geglätteten Bilder nach. Wer denkt, dies sei nichts Besonderes, irrt. Schärfen wirkt auf verrauschte Pixel normalerweise wie Aas auf Fliegen: Sie fangen ungehemmt an, sich zu vermehren. Neat Image dagegen schafft es trotzdem, ohne Qualitätseinbußen zu arbeiten.

Das Programm gibt es schon seit Jahren, doch hat es sich mit Version 2.3 erheblich weiterentwickelt. Die wichtigsten Neuerungen sind:

  • Mit 16 Bit höchst informationsreiche Fotos werden zumindest in Graustufen bearbeitet
  • Bilder werden im komprimierten und unkomprimierten TIFF-Format akzeptiert
  • Dank Stapelverarbeitung können ganze Verzeichnisse auf einen Schlag vom Rauschen befreit werden
  • EXIF-Informationen des gerade geöffneten Bildes werden genutzt
Neat Image - Bild öffnen [Screenshot: Photoworld]  

Das geöffnete Foto wird
mitsamt seiner EXIF-
Informationen angezeigt .

 

Schritt für Schritt Profile erstellen  Da ein bestimmtes Kameramodell zumeist ein ähnliches Verhalten zeigt, lassen sich auf ein bestimmtes Modell zugeschnittene Profile anlegen. Dazu muss allerdings zuerst ein Foto analysiert werden. Da der Vorgang je nach Foto verschieden abläuft, erhält man in der englischsprachigen Hilfe eine schrittweise Anleitung. Hat man erst einmal ein Profil und zudem einen angepasst starken Filter gespeichert, lassen sich alle Fotos eines Kameramodells anhand dieser Vorlagen behandeln.

In Kürze dargestellt, geht das Programm folgendermaßen vor: Nachdem man ein Bild geladen hat, wechselt man zur Registerkarte "Device noise profile". Hier bekommt Neat Image eine geeignete Auswahlregion als Testgelände zugewiesen. Mit gedrückter Maustaste zieht man ein Rechteck auf, das sich in einem regelmäßigen Bildausschnitt befindet. Wenn es groß ist, verkündet das Programm "Section can be analyzed". Mit einem Klick auf das blaue Lineal versucht das Programm dort alle Unregelmäßigkeiten zu erfassen.

Neat Image - grobe Analyse [Screenshot: Photoworld]
 

Nach einer groben Analyse des Auswahlvierecks
beschreibt man die Vorgabe mit Hilfe der EXIF-
Daten
 

Abschließend erhält das Profil einen Namen und es werden die Eckdaten festgehalten. Denn in der Praxis benötigt man für das gleiche Kameramodell bei verschiedenem ISO-Wert auch ein unterschiedliches Profil, das man unter einem verständlichen Namen wieder herauskramen kann. Sollte das Foto EXIF-Informationen enthalten, kann man sich die Mühe sparen – Neat Image übernimmt praktischerweise diese Beschreibung.

Wer sicher sein will, dass kein Störpixel der Filterung entkommt, kann noch etwas Feintuning vornehmen. Zu diesem Zweck nimmt man sich die Sektion mit den Schiebereglern vor. Im wesentlichen muss man nur nacheinander eine neue Sektion auswählen und dann auf das Symbol mit dem grünen Lineal drücken. Auch hier sollten in der Auswahl nur regelmäßige Flächen enthalten sein. Im besten Fall sind zum Schluss alle Prozentangaben über den Slidern grün hinterlegt und unter ihnen sind drei Balken in den Farben Rot, Grün und Gelb. Wenn nicht, vervollständigt man die Aktion mit "Auto complete".

Neat Image - filtern [Screenshot: Photoworld]
   
  

Wenn man zur Registerkarte "Noise Filter Settings" weitergeht, kann man das Resultat der Messungen sehen. Sobald man im Foto mit der Maus ein Rechteck aufzieht, erhält man eine Voransicht. Insbesondere der Button "Image Components" erweist sich hier als nützlich. Er zeigt die Helligkeits- und Farbkanäle, aus denen eine Bild zusammengesetzt ist. Sieht man wie links im Beispiel, dass im Kanal "Y" noch ein Restrauschen vorhanden ist, verstärkt man einfach dort die Filterung.

   Neat Image - Vergleich [Screenshot: Photoworld]
  

Die Kosmetik von Hand dient als Vorlage für Stapelverarbeitung  Dank der verschiedenen Möglichkeiten, die Therapie an ein bestimmtes Symptom anzupassen, sollte aus jeder Aufnahme das Optimum herausgeholt werden. Natürlich lässt sich nicht jedes Werkzeug intuitiv erfassen. Daher ist die Lektüre des Handbuchs Pflicht – theoretisch kommt man allerdings auch mit den geschilderten Handgriffen zurecht.

Wenn die Voransicht eine zufrieden stellend gesäuberte Region zeigt, geht man zum Finale in die Registerkarte "Output Image". Mit einem Klick auf "Apply" macht sich Neat Image über die Aufnahme her, was einige Zeit dauern kann. Wenn der Rechner genügend Ressourcen hat, kann man den Button "Queue" benutzen. Hier eröffnet sich ein umfangreiches Menü, das alle Arten von Massenfilterung erlaubt. Entweder lassen sich verschieden Fotos mit ihren jeweiligen Spezialfiltern zeitgleich prozessieren oder man wendet einen Filter auf ein ganzes Verzeichnis an. Danach kann man sich erst einmal zurücklehnen und Kaffee trinken.

Neat Image -Stapelverarbeitung [Screenshot: Photoworld]
  
  

Fazit  Um Tausende kleiner Punkte aus einem Foto auszusieben, muss man tief in die Trickkiste greifen. Neat Image zeigt hierbei ein besonders glückliches Händchen. Nicht nur die Resultate bieten überzeugende Qualität, auch in Sachen Bedienbarkeit haben die Entwickler Sorgfalt gezeigt. Wer nicht so tief in die Materie einsteigen will oder muss, kommt mit einigen Handgriffen zu guten Ergebnissen. Kompliziertere Fälle dagegen lassen sich recht gut mit den "chirurgischen" Werkzeugen therapieren. Womit man aber immer rechnen muss ist, dass Feinzeichnung im Bild verloren geht. Hat sich das Rauschen virulent und massenhaft festgesetzt, muss ein Kanal stärker weichgezeichnet werden, was sichtbare Folgen hat. Im Zweifelsfall muss man einen Kompromiss zwischen Restrauschen und Grobschliff wählen.

Bedauerlicherweise lassen sich in der Demo-Version zwar TIFF-Bilder behandeln, aber nicht in diesem Format sichern. Wenn man in den Genuss des verlustfrei bearbeitbaren Formats kommen will, muss man eine lizensierte Version ab 29,90 US-Dollar erwerben. Doch wer häufiger mit dem Problem des Bildrauschens zu kämpfen hat, für den ist das Programm allemal eine lohnenswerte Anschaffung.

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