ACD Systems
Testbericht: ACD Systems ACDSee 6.0 Deluxe
2004-08-24 ACDSee gehört zu den alten Bekannten, wenn es um leistungsfähige Bildbetrachter geht. Mit der aktuellen Version 6.0.6 verspricht ACD Systems zahlreiche Funktionen zum komfortablen Erfassen, Betrachten, Verwalten, Bearbeiten und Ausgeben von digitalen Fotos. Es soll nicht nur leicht zu bedienen, sondern auch schnell sein. (Mario Stockmann)
|
|
ACDSee setzt sich aus den drei Komponenten "Browser", "Viewer" und
"Bearbeitungsmodus" zusammen und verspricht Flexibilität in der
Konfiguration. So können etwa alle Symbolleisten frei zusammengestellt
werden, und der Browser präsentiert sich in einer äußerst anpassungsfähigen
Oberfläche, welche acht verschiedene Übersichtsfenster darstellen kann. Sie
können individuell ein- bzw. ausgeblendet und auf der Programmoberfläche
angeordnet werden. Das Browserlayout zeigt in der Grundeinstellung vier
Fenster an, auf die jederzeit automatisch zurückgestellt werden kann: die
Ordner-Liste im Windows Explorer-Stil, die Detailansicht der Dateien im
ausgewählten Ordner (z. B. als Miniaturbilder oder Liste), die Bildvorschau
sowie die Bildauswahl. Von der Ordner-Ansicht kann auf die Fenster
"Kategorien" und "Kalender" umgeschaltet werden. Zusätzlich stehen auf
Wunsch mit der "Suche" und den "Eigenschaften" zwei weitere inhaltsreiche
Fenster zur Verfügung. Hiermit entpuppt sich der Browser als zentrale
Einheit von ACDSee, wohingegen Viewer und Bearbeitungsmodus Spezialwerkzeuge
zum detaillierten Betrachten und Bearbeiten von einzelnen Bildern sind.
|
|
In dieser Konstellation unterstützt ACDSee den gesamten typischen
Arbeitsablauf beim Umgang mit digitalen Fotos. Das beginnt schon beim
Kopieren der Bilder von Kamera oder Speicherkarte auf den Computer. Der im
Hintergrund laufende Gerätedetektor erkennt selbständig eine angeschlossene
Kamera oder andere Massenspeicher und kann direkt den ACDSee
Import-Assistenten aufrufen. Mit dessen Hilfe können einige Vorgänge gleich
mit dem Herunterkopieren automatisiert werden. So können Bilddateien etwa
systematisch benannt und in einem gewünschten Zielordner abgelegt werden.
Oder die Bilder können nach dem Kopieren automatisch gedreht und vom
Ausgangsgerät gelöscht werden. Danach wird der entsprechende Orderinhalt im
ACDSee Browser angezeigt, und man bekommt einen ersten schnellen Überblick
über alle enthaltenen Fotos in Form von Miniaturansichten. Das jeweils
angeklickte Bild wird im Vorschaufenster zur genaueren Begutachtung
präsentiert. Die Größe dieses Fensters kann per Rechtsklick eingestellt
werden.
|
|
Ein Doppelklick genügt, um ein Bild im Vollbild-Viewer zu öffnen und
genauer zu inspizieren. Dazu bieten sich dem Betrachter alle gängigen
Möglichkeiten inklusive automatischem Vorlauf durch die Fotos und
feststellbarem Zoom zum gezielten Vergleichen von Bildausschnitten. Von hier
aus erreicht man (ebenso wie mit dem Browser) alle
Bildbearbeitungsmöglichkeiten von ACDSee. Mit einem erneuten Doppelklick
kann wieder zum Browser zurückgekehrt werden. Da dieser alle nötigen
Funktionen zur Handhabung der Dateien mitbringt (z. B. das Erstellen neuer
Ordner, Löschen oder Verschieben von Dateien), können die Fotos sorgfältig
sortiert und überflüssige ausgemustert werden. Praktisch bei der Arbeit mit
vielen Bildern erweist sich, dass mehrere Ordner gleichzeitig anwählbar
sind, wobei deren Inhalt in der Detailansicht gemeinsam dargestellt wird.
Zahlreiche Filter und- Sortierungskriterien für Ansicht und Reihenfolge der
Dateien stehen ebenfalls zur Verfügung.
|
|
Doch ACDSee bietet noch weitere Features, die das Programm als mächtige
Bildverwaltung ausweisen: Fotos aus beliebigen Verzeichnissen können
definierbaren Kategorien zugewiesen und darüber schnell gemeinsam
aufgefunden werden. Speicher verzehrende Duplikate entstehen dabei nicht.
Das Fenster "Eigenschaften" erlaubt die Anzeige, das Anlegen und das
Bearbeiten der Beschreibungen eines jeden Bildes. Enthalten sind darin u. a.
auch die Exif-Daten, welche den Bildern von der Kamera mitgegeben wurden,
diese können z. T. noch editiert werden. Weitere Beschreibungsmöglichkeiten
bietet ACDSee mit zusätzlichen Feldern wie "Beschriftung" (Titel),
"Datum/Zeit", "Autor", "Notizen", "Stichwörter" und einer Skala von 1 bis 5
zum individuellen Bewerten der Bilder. Die Zuweisung kann für mehrere
markierte Fotos gleichzeitig erfolgen. Je detaillierter die so
festgehaltenen Informationen zu den Bildern sind, desto leichter gestaltet
sich deren späteres gezieltes Auffinden.
|
|
ACDSee unterstützt den Anwender dabei mit einer umfangreichen
Suchfunktion, welcher jegliche Dateiparameter und alle erdenklichen
Eigenschaften der Bilder, etwa auch Exif-Inhalte, zugrunde gelegt werden
können. Die Suche kann auf Ordner oder Kategorien beschränkt werden. Über
den Kalender können Dateien nach ihrem Datum herausgesucht werden. Eine
Suche kann natürlich nur funktionieren, wenn zuvor alle in Frage kommenden
Bilder von ACDSee erfasst und katalogisiert wurden. Das geschieht bei jedem
Ordner, den man manuell mit ACDSee betrachtet, kann aber auch automatisch
für ein ganzes Verzeichnis samt allen Unterordnern durchgeführt werden. Die
Bildbeschreibungen Beschriftung, Autor, Notiz und Datum können dabei allen
Bildern einheitlich zugewiesen werden. Gegebenenfalls schon bestehende Daten
werden so allerdings überschrieben!
Einen groben Ausrutscher leistete sich ACDSee bei unserem Test
allerdings: Das überaus praktische Kategorie-Fenster verlor schon nach
wenigen Malen des Erstellens, Kopierens und Löschens von Unterkategorien
einige davon und schließlich gar alle Hauptkategorien, welche normalerweise
nicht löschbar sind. In diesem Zustand war kein Arbeiten mit Kategorien mehr
möglich. Aus dem Schneider ist, wer kurz zuvor von der Datenbanksicherung
Gebrauch gemacht hat, denn mit einer Wiederherstellung lässt sich das
Problem beheben. Wir hatten keine Sicherung, so dass nur eine
Neuinstallation die Kategorien wieder erscheinen ließ. Regelmäßige Backups
sollten also die Arbeit mit dem ansonsten sehr kompetenten Programm
begleiten.
|
|
Neben der Verwaltung widmet sich ACDSee auch der Bearbeitung digitaler
Fotos. Die Bearbeitungsfunktionen lassen sich dabei in zwei Kategorien
aufteilen: Zum einen gibt es Verarbeitungsschritte, welche auf mehrere
Bilder gleichzeitig angewandt werden können (Stapelverarbeitung), zum
anderen sind spezielle Werkzeuge nur für die Bearbeitung einzelner Bilder
vorhanden. Zu den Stapelverarbeitungs-Prozessen zählen
Dateiformatkonvertierung, Drehung (auch automatisch gemäß Exif) und
Spiegelung (beides verlustfrei im JPEG-Format), Bildgrößenänderung,
Belichtungsanpassung (Helligkeit, Kontrast, Gamma, Tonwertkorrektur),
Einstellen von Datum und Zeit sowie Datei-Umbenennung. Das
Bildauswahl-Fenster eignet sich gut, um dort die zu bearbeitenden Fotos zu
sammeln. Markiert man eines oder mehrere Bilder in der Detailliste, werden
sie automatisch der Bildauswahl angefügt. Per Tastendruck kann man sie dort
behalten und auf gleiche Art und Weise weitere hinzufügen, um später alle in
einem "Rutsch" zu verarbeiten. So lässt sich eine Menge Zeit sparen. Zur
Bildgrößenänderung wäre jedoch als weitere Option integriertes,
einstellbares Nachschärfen wünschenswert.
|
|
Im Bearbeitungsmodus können einzelne Bilder außerdem ausgiebig in den
Farben korrigiert, scharf oder weich gezeichnet, beliebig gedreht oder
zugeschnitten werden. Zudem stehen Funktionen zum Beeinflussen des
Farbrauschens und zur Korrektur Roter Augen sowie sieben Bildeffekte zur
Verfügung.
Generell findet der Gelegenheitsbildbearbeiter somit die wichtigsten
Hilfsmittel vor, die unkompliziert zu handhaben sind. Professionellen
Ansprüchen werden diese Möglichkeiten hingegen nicht ganz gerecht. So werden
beispielsweise beim Schärfen oder bei Farbbeeinflussungen keine
reproduzierbaren Zahlenwerte ausgegeben. Dafür können jedoch alle
Einstellungen als Profil gespeichert werden. Auch Retusche-Werkzeuge oder
das Arbeiten mit Ebenen darf man von ACDSee nicht erwarten.
|
|
Um die eigenen Fotos von anderen bewundern lassen zu können, bringt
ACDSee eine Reihe an Präsentations- und Ausgabemöglichkeiten mit. Zur
Zusammenstellung der Fotos kann auch hier wieder das Bildauswahl-Fenster
genutzt werden. Bilder können einzeln und als Kontaktbogen (Indexprint) samt
Bildinformationen mit flexiblen Seiteneinstellungen gedruckt werden. In der
Eingabemaske für ein benutzerdefiniertes Bildformat beim Drucken wurden
leider die Messgrößeneinheiten "Millimeter" und "Zoll" vertauscht. Das
verwirrt natürlich, wenn man unerwartet etwa mit einer maximalen Bildgröße
von 120 x 120 mm (statt richtig Zoll) konfrontiert wird – umdenken erwünscht
(für die nächste Version auch bei den Programmierern!). Wer seine Werke
lieber auch digital präsentieren möchte, kann sie direkt aus ACDSee per
Email versenden, ein HTML-Album (drei vorgegebene Stile zur Auswahl) oder
eine Dia-Schau erstellen lassen. Die Dia-Schau wird dabei als ausführbare
EXE-Datei angelegt. Es sind zwölf verschiedene Überblendeffekte auswählbar,
so etwa "Ausblenden", "Gleiten", "Jalousien" und "Pixelieren", welche nach
dem Zufallsprinzip eingesetzt werden. Die generelle Bildverzögerung kann in
Sekunden-Intervallen festgelegt werden.
|
|
Eine Kombination aus HTML Album und dem Verschicken per Email gibt es in
der Funktion "Online SendPix Album erstellen". Das Album wird dabei
automatisch auf einen kostenfreien 30-Tage-Speicher von ACD Systems im
Internet geladen. Per Mail wird der Link dahin an eine Empfängerliste
weitergeleitet. Außerdem können Bilder mit den Miniaturfotos im
Kontaktabzug-Stil erstellt werden. Für Archivierungszwecke können Fotos in
verschiedenen Archiv-Arten (ZIP, LZH, TAR) gepackt oder direkt, inklusive
Datenbankdaten, auf CD oder DVD gebrannt werden. Wer von seinen Bildern
selbst nicht genug bekommen kann, richtet sie sich mit ACDSee einfach als
Bildschirmschoner oder -hintergrund ein. DVD-Player kompatible Foto-CDs oder
-DVDs erzeugt die Software jedoch nicht.
Fazit: Insgesamt lässt ACDSee mit seinem beachtlichen Funktionsumfang
kaum Wünsche des Bildmanagements offen. Es ist in der Lage, etliche
Bildformate und auch Videos anzuzeigen. Obwohl der erste Programmstart etwas
Zeit in Anspruch nimmt, erfolgt die Darstellung danach zügig. Die Bedienung
ist komfortabel. Bei sehr vielen geöffneten Fenstern und einer nicht so
üppigen Bildschirmauflösung kann es etwas unübersichtlich werden. Die
Bildbearbeitung erfüllt die essentiellen Aufgaben, doch beinahe perfekt
scheinen die Möglichkeiten zur Bildverwaltung, von den erwähnten Schwächen
einmal abgesehen. Dem Paket liegt übrigens auch eine Gratisversion von
ACDSee Mobile für portable Geräte mit Palm OS oder Windows CE bei.
Kurzbewertung
- preiswert, gemessen am Funktionsumfang
- bringt die essentiellen Funktionen zur Bildbearbeitung mit
- umfangreiche Möglichkeiten zur Bildverwaltung
- leicht zu bedienen
- vielseitig und schnell
- keine Erstellung von Foto-CDs/DVDs für DVD-Player
- vertauschte Maßeinheiten des Bildformats beim Drucken
- Kategorien können verloren gehen