Adobe
Testbericht: Adobe Photoshop 6.0
2002-01-29 Adobe ist mit Photoshop 6.0 weiter auf die Bedürfnisse der professionellen Anwender eingegangen und hat die Software im Umfang ergänzt. Vor allem im Bereich der Texterfassung und im Arbeiten mit Ebenen hat sich viel getan, aber auch die Zusammenarbeit zwischen Photoshop 6.0 und dem mitgelieferten ImageReady 3.0 für Web-Designer ist stimmiger geworden, so dass sich einzelne Arbeitsschritte effizienter und sicherer bewältigen lassen. (Jan-Markus Rupprecht)
Wer
Adobe Photoshop 6.0 startet, wird auf den ersten Blick einige Neuerungen
entdecken. Insgesamt sind die verschiedenen "Routine-Funktionen"
leistungsstärker ausgelegt; sie beinhalten deutlich mehr Optionen zur
schnellen Bildoptimierung bzw. Fotomontage durch den Einsatz von mehr
Werkzeugen, Filtern oder die erweiterten Mittel zur Textgestaltung. Das
Erscheinungsbild wirkt aufgeräumter und übersichtlicher, die Funktionen
sind schneller zu überblicken, der Bildschirm ist nicht mehr so
überfüllt.
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Für alle Anwender dieser neuen Version, seien sie nun auf den Bereich
"Bild-Optimierung", "Montage" oder "Design" spezialisiert, gibt es eine
Menge "frischer" (und erfrischender) Funktionen zu entdecken, die mit
dem ersten Blick ungewohnt erscheinen mögen, aber dennoch schnell ihre
Stärken demonstrieren. Die auf der linken Seite erscheinende
Werkzeugpalette hat nicht nur ein neues Outfit bekommen, sondern sie
arbeitet jetzt mit einem erweiterten Menü zusammen, das sich im oberem
Bildschirmbereich einblendet und jeweils in seiner Funktion nach dem
ausgewählten Werkzeug richtet. Dieses Bedienkonzept – Werkzeugauswahl
links und die korrespondierende Unterauswahl oben – das übrigens der
Softwarehersteller Mircrografx schon vor Jahren bei seinem
Vektorgrafik-Programm "Designer" eingeführt hat, wird die
Arbeitsgeschwindigkeit mit Photoshop 6.0 steigern, denn die
Möglichkeiten der einzelnen Werkzeuge lassen sich komplexer erfassen und
umsetzen. Andere Funktionen (zum Beispiel Vektorformen) sind aus
Platzgründen in Klappmenüs versteckt. Auf die grundsätzlichen Arbeiten
mit Adobe Photoshop (wozu beispielsweise die Bild-Optimierung und
kleinere Retusche-Arbeiten gehören) hat das keinerlei nennenswerte
Auswirkungen. Im Montage-Bereich könnte es manchmal stören.
Das Arbeiten mit den verschiedenen Ebenen ist komfortabler geworden.
Zu den Ebenen erhält man jetzt eine ganze Menge mehr an Informationen
als es bisher der Fall war. Und die Zahl der Ebenen ist nicht mehr auf
99 begrenzt, so dass sich aufwendigste Montagen noch übersichtlicher und
komfortabler durchführen lassen. Welche Funktion gerade auf der
entsprechenden Ebene bearbeitet wird, ist detaillierter beschrieben und
es ist möglich mehrere Ebenen zu "Sets" zusammenzufassen. Das verleiht
den Menschen, die nicht jeden Tag mit Photoshop arbeiten, eine ganz neue
Sicherheit.
Standard: Palette in einer Gruppe
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Alternative: Palette im Palettenraum
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Probleme mit dem Platz auf dem Bildschirm dürften jetzt auch der
Vergangenheit angehören. Bereits seit der Version 6 löst das Problem des
chronisch vollen Bildschirms der so genannte Palettenraum. Hierbei
handelt es sich um eine Art "Garage" in die man alle störenden Paletten
hineinziehen kann und von denen danach erstmal nur eine Registerkarte im
Palettenraum zu sehen ist. Klickt man auf diese, öffnet sich die
Palette, die sich nach Gebrauch sofort wieder schließt.
Und endlich hat sich etwas auf dem (lange unterentwickelten) Bereich
der Texterfassung und -gestaltung getan. Ziel war es wohl die
Textverarbeitung insgesamt dynamischer und umfangreicher zu gestalten,
was gut gelungen ist. Für die absoluten "Spezialisten" auf diesem Gebiet
wird weiterhin Zusatzsoftware im Plug-in-Ordner auf den eventuellen
Einsatz warten, aber jetzt muss man wesentlich seltener auf solche
Programme zurückgreifen. Will man Text einfügen, öffnet sich kein
Fenster mehr, sondern man schreibt direkt auf die Arbeitsfläche. Dabei
können die Texte formatiert werden (also beispielsweise auf
Blocksatz-Format gebracht werden). Noch ein Stück interessanter zeigt
sich die neue Funktion "Warp-Text", mit der Verzerrungen des Textes
möglich werden. 15 verschiedene Formen stehen hier zur Verfügung, in die
sich Buchstaben, Worte und Texte "pressen" lassen. Die Formen lassen
sich dann noch durch weitere Schieberegler modifizieren. Jeder
Arbeitsschritt lässt sich in diesem Anwendungs-Modus bei Nichtgefallen
korrigieren. Letztendlich ergeben sich so eine ganze Reihe von neuen
Text-Darstellungsvarianten, die den allgemein vorherrschenden Spieltrieb
in der Szene weiter vorantreiben werden. Je nach Geschmack ist es wohl
nur gut, dass Adobe die Grenzen des Machbaren in diesem Bereich nicht
ausreizte. Mit den neuen Mitteln hat nur die erwartete Verbesserung auf
diesem Gebiet stattgefunden.
Die Grundausstattung der Filter wurde erweitert, doch viel wichtiger
ist eine andere Funktion: Durch den neuen "Verzerrer-Pinsel" lassen sich
in filigraner Weise Proportionen verschieben. Ob dieses Werkzeug auf
eher statische Objekte (wie Gebäude oder Fahrzeuge) angewandt wird oder
auf Gesichter und Figuren – alles lässt sich plötzlich in exzellenter
Art knautschen und verformen und bis zur Unkenntlichkeit verbiegen.
Ähnliches hat man bisher von dem Software-Paket "Goo" gekannt, doch die
Möglichkeiten in Photoshop sind professioneller ausgelegt.
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Die nahtlose Integration von allen anderen Produkten des Hauses Adobe
(angefangen bei Adobe InDesign über Adobe Akrobat bis hin zu Adobe
Premiere) ist selbstverständlich. Das treibt die Fertigungsmöglichkeiten
von qualitativ hochwertigen Bildern weiter voran. Auch für eine
verbesserte Team-Kommunikation, die unter den Gesichtspunkten einer
modernen Arbeitspraktik immer wichtiger werden, ist gesorgt. Durch
"Anmerkungswerkzeuge" ist es möglich, jeder Photoshop-Datei Notizen oder
Audioanmerkungen dranzuhängen. Wer diese Option innerhalb seines Teams
nutzt, kann wertvolle Arbeitszeit sparen.
Mit Photoshop 6.0 gibt es auch Vorteile für Web-Designer, denn die
Gruppe dieser "neuen Spezialisten" wächst und wächst und die Damen und
Herren der Branche haben sich längst auf Adobe Photoshop
"eingeschossen". Diese Klientel soll mit der Version 6.0 nochmals
verstärkt bedient werden und so wurden diese speziellen
Web-Anwendungsgebiete für die Version 6.0 in einem besonderen Maße
berücksichtigt. Es gibt jetzt interaktive Buttons und andere
Rollover-Grafiken, was die Gestaltung aufwendiger Web-Seiten
erleichtert. Unterstützung kann man sich auch auf diesem Sektor noch
durch die Einbindung von Vektorformen holen, die es erlauben, durch
kombinierte Grundformen komplexe (neue) Formen zu erstellen. Auf diese
Art erstellte Vektorformen können dann als "eigene Form" gespeichert und
jeder Zeit aufgerufen und angewandt werden. Die "Slice-Werkzeuge"
stückeln komplexe Ebenenbilder auf und erlauben es verschiedene
Komprimierungsdaten auf jedes einzelne Teilbild anzuwenden. Übrigens ist
der gesamte Gestaltungsprozeß zwischen Adobe Photoshop 6.0 und Adobe
ImageReady 3.0 optimiert. Gespeichert wird nun automatisch in beiden
Programmen, ohne dass der Benutzer mit diversen Zwischenfragen
bombardiert wird. Die Überschneidung der Programme ist damit wesentlich
vorangeschritten und der Wechsel zwischen den Programmen wird kaum noch
wahrgenommen.
Fazit: Laut Adobe soll durch die Summe der Neuerungen auf der
Photoshop 6.0-Version ein "effizientes und intuitives Arbeiten"
gefördert werden. Die Rechnung könnte aufgehen! Insgesamt bleibt
Photoshop mit dieser Version weiterhin ein Programm für Profis. Das
liegt vor allem am hohen Preis, der das Budget eines Heimanwenders in
der Regel übersteigen dürfte. Bedingt durch den logischen Aufbau von
Photoshop 6.0 würde auch diesen Anwendern der Start in die Welt dieses
faszinierenden Software-Programms nicht allzu schwer gemacht. Und mit
entsprechender Übung ist die Bildbearbeitung mit Photoshop immer noch
qualitativ erstklassig und man findet durch die weite Verbreitung bei
den Profis in den einschlägigen Fachzeitschriften eine Menge Tipps und
Tricks zu Adobe Photoshop. Bleibt zu hoffen, dass Adobe auch von dieser
Version wieder eine funktions- und preisreduzierte LE-Ausgabe (LE =
Limited Edition) für Privatanwender auf den Markt bringt.
Kurzbewertung
- erweitert im Bereich Web-Design
- marktführend im grafischen Bereich
- übersichtliches Arbeiten
- erweiterte Werkzeugpalette
- umfangreiche Textmöglichkeiten