Adobe
Testbericht: Adobe Photoshop CS2
2005-08-30 Die neue CS2-Version von Photoshop ist größer, besser und leistungsstärker geworden. An der Aufmachung hat sich kaum etwas geändert. Neu hinzugekommen sind die Funktion Adobe Bridge, die den früheren Dateibrowser ablöst, sowie eine optimierte Version von Camera Raw, die sich an den wechselnden Anforderungen von Berufsfotografen orientiert. In diesem Review stellen wir vor allem auch die vielen Verbesserungen im Detail vor, mit denen Photoshop CS2 erneut seine Spitzenposition in der professionellen digitalen Bildbearbeitung beweist. (Harm-Diercks Gronewold)
Bei
der mit der Version CS vor einem Jahr eingeführten Produktaktivierung ist es
geblieben: Ähnlich wie beim Betriebssystem XP von Microsoft ist für
Photoshop CS2 eine Produktaktivierung bei Anwendung unter Windows
erforderlich. Diese muss innerhalb von 30 Tagen erfolgen, sonst wird das
Programm inaktiv. Zweimal kann man sein Programm problemlos aktivieren, vor
weiteren Versuchen muss man sich mit Adobe in Verbindung setzen. Der
bisherige Dateibrowser nennt sich nun "Adobe Bridge" und ist eigentlich kein
Teil von Photoshop mehr, sondern ein eigenständig zu startendes Programm
geworden. Es löst den Dateibrowser ab und verbindet – wie sein Name bereits
andeutet – alle Produkte der Adobe-Familie. Welche Dateien von welchen
Adobe-Programmen geöffnet werden sollen, kann durch Voreinstellungen in
Adobe Bridge bestimmt werden, ebenso ist hier das Zuordnen der Metatags zu
den Dateien einstellbar.
Mit
dem Fluchtpunktwerkzeug hat Adobe Photoshop CS2 ein mächtiges Hilfsmittel
hinzugefügt, welches einfach zu handhaben ist und den Anwender durch noch
bessere Bildergebnisse belohnt. Durch das Setzen eines "Fluchtpunktgitters"
wird dem Programm zunächst vermittelt, in welcher Perspektive sich die
Objekte befinden. Dann wird z.B. ein Stempel ausgewählt, der dem
Kopierstempel sehr ähnlich ist, und man sucht sich einen Referenzpunkt in
dem zuvor mit dem Gitternetz markierten Bereich. Den ausgewählten Bereich
überträgt man nun an die Grenze des Gitternetzes. Photoshop CS2 kümmert sich
anschließend um die perspektivisch korrekte Übertragung des aufgenommenen
Bildbereiches innerhalb der vorher festgelegten Perspektive. Damit geht das
neue Fluchtpunktwerkzeug weit über die Möglichkeiten des bisherigen
"normalen" Kopierstempels hinaus.
Mit dem neuen Befehl "Smart-Objekte" wird pixel- und vektorbasierenden
Bildelementen eine Eigenschaft zugewiesen, die es erlaubt, jederzeit im
Workflow auf die ursprüngliche Qualität zurückzugreifen, welche das Objekt
bei der Zuweisung des Smart-Objekt-Befehls hatte. Dies ist besonders bei
Objekten nützlich, welche skaliert oder auf Vektorbasis verändert werden, da
alle Zwischenarbeitsschritte erhalten bleiben, die etwa nach einem
Skalierungsbefehl durchgeführt wurden.
Photoshop CS2 ist nun erstmals in der Lage, HDR (High Dynamic Range) Bilder
im 32-Bit-Modus zu erzeugen, die einen höheren Dynamikumfang besitzen. So
sind z.B. Landschaftsaufnahmen möglich, in denen sowohl der Himmel als auch
die Landschaft möglichst viele Bilddetails enthalten, so dass nicht nur
eines der Bildelemente die meiste Zeichnung hat. Zwar sind bisher weder
Monitore noch Drucker in der Lage, HDR-Bilder korrekt anzuzeigen, aber
Photoshop greift hiermit bereits etwas in die Zukunft voraus. Zunächst nimmt
man dafür ein Motiv vom Stativ mit einer Belichtungsreihe (etwa 1/100,
1/250, 1/500 usw.) auf und führt sie anschließend mit dem Photoshop-Werkzeug
zu einem HDR-Bild zusammen. Mit einem Schieberegler lässt sich dann der
Weißpunkt anpassen, so dass sowohl in Lichtern wie in Schwärzen Details
erkennbar werden.
|
|
|
|
Auch der Sofortreparaturpinsel ist ein neuer "eigenständig" arbeitender
Pinsel, der dazu dient, schnell kleinere oder größere Bildelemente zu
"reparieren". Mit Hilfe des Pinsels markiert man einen Bereich, und CS2
gleicht diesen Bereich mit einem anderen, passenden Bildelement aus. Bei
unkomplizierten Motiven funktioniert dies auch einwandfrei; so ist es etwa
kein Problem, schnell und sicher ein Graffiti von einer Hauswand zu
entfernen. Bei komplexen Motiven mit einer hohen Anzahl an Bildelementen
kann das Programm jedoch nur kleine Teile des Bildes richtig erkennen, und
in vielen Fällen kommen unbrauchbare Ergebnisse heraus.
Weitere
Verbesserungen bringt Photoshop CS2 beim Ausgleich linsenbedingter
Verfremdungen. Das neue Tool ist ein guter Ansatz und für gelegentliche
"kleine" Verzeichnungen gut zu gebrauchen. Bei starken objektivbedingten
Abbildungsfehlern sollte man allerdings besser auf leistungsfähigere und
genauere Tools auf dem Markt zurückgreifen. Endlich hat Adobe auch eine
Vorschau bei der Schriftauswahl implementiert und die Suche nach einer
bestimmten Schriftart somit erheblich vereinfacht.
Leider ist es Adobe wieder einmal nicht gelungen, eine attraktive
Preispolitik für den deutschsprachigen Markt zu gestalten. Während für die
deutschsprachige Photoshop CS2 Version 899 EUR (zuzüglich MwSt) im Adobe
Onlineshop verlangt werden, müssen Käufer der englischen Version gerade
einmal umgerechnet ca. 487 EUR netto dafür berappen – das ist eine Differenz
von beinahe 412 EUR zum deutschen Preis.Nichtsdestotrotz gibt es aber auch
gute Nachrichten für den deutschsprachigen Raum, denn alle Photoshop
Versionen (Vollversionen) sind auf CS2 "upgradable", und das schlägt "nur"
mit 249 EUR (zuzüglich MwSt) zu Buche.
Kurzbewertung
- Adobe Bridge ist zu einer komplexen Dateiverwaltung gewachsen
- Umfangreichere Personalisierungs-Optionen
- neuartiger Fluchtpunktfilter
- Verbesserter Rohdatenkonverter
- Preispolitik
- Tool für objektivbedingte Abbildungsfehler nicht sehr leistungsstark