Adobe
Testbericht: Adobe Photoshop Elements 8 Beta
2009-09-23 In der neuen Version 8.0 erscheint Photoshop Elements wieder zeitgleich für Mac- und Windows-Rechner. Zu den wichtigsten Neuheiten zählen Gesichts- und Qualitätserkennung, automatische HDR-Montage und eine geänderte Oberfläche. digitalkamera.de hat an einer Vorserienversion getestet, was die neue Programmfassung leistet. (Heico Neumeyer)
Zu den wichtigsten Neuheiten bei Photoshop Elements 8 zählt die HDR-Automatik: Das Programm montiert zwei bis zehn Einzelfotos einer Belichtungsserie so, dass ein gut durchgezeichnetes Gesamtbild entstehen soll. Die deutsche Vorserienversion liefert im Test brauchbare Ergebnisse ab, die sich mit den Reglern für Tiefen, Lichter und Farbsättigung noch verfeinern lassen.
Interessante Variante: Der Anwender kann in einem Einzelbild Zonen einrahmen, die auf jeden Fall im Gesamtergebnis erscheinen sollen. Ein nützlicher Trick, um Bilder zu mischen, die sich stark unterscheiden. So montiert man eine Hauptperson nahtlos in einen anderen Hintergrund, der im überlagerten Teil extrem dunkel oder hell ist. Adobe empfiehlt die Technik zum Beispiel, um Blitzlichtportraits mit einer Langzeitbelichtung des reinen Hintergrunds zu mischen. Hier kombiniert Elements 8 aber nur maximal zwei Aufnahmen.
Ebenfalls neu: Elements 8 schiebt Bilder so zusammen, dass die Hauptmotive näher aneinander rücken, ohne gequetscht zu erscheinen. Lediglich der überflüssige Hintergrund hat nachher weniger Bildfläche. So kann man Motive verdichten und an gewünschte Seitenverhältnisse anpassen. Ist die Umgebung wirklich unscharf, gibt es exzellente Ergebnisse. Diese Technik stammt, ebenso wie die HDR-Automatik, von Photoshop CS4 und erhielt in Elements eine bequemere Oberfläche. Erscheint eine Hauptperson doch unschön gestaucht, übermalt man sie vorab mit dem Schutzpinsel – dann zeigt sie garantiert keine Verzerrung mehr.
Photoshop Elements 8 bietet mehr Möglichkeiten, Bildfenster und Paletten anzuordnen und schnell wieder aufzuräumen. Mac-Anwender sehen zudem erstmals Funktionen, die mit Elements 7 auf den Markt kamen: Die "Szenenbereinigung" kombiniert Aufnahmeserien so, dass etwa störende Touristen aus dem Ergebnisbild verschwinden. Der Smartpinsel wählt einen Bildbereich aus und korrigiert ihn gleichzeitig – so erhalten zum Beispiel Himmel oder Lippen andere Tonwerte, das Ergebnis lässt sich jederzeit nachträglich anpassen.
Bei der Bildverwaltung unterscheiden sich die Windows- und Mac-Versionen von Elements 8: Mac-Anwender erhalten Bridge CS4, die leistungsfähige und sehr professionelle Bilddatenbank von Photoshop CS4. Windows-Nutzer bekommen dagegen den Organizer, eine auf Einsteiger zielende digitale Bilderschachtel. Der Organizer ist Bridge in den meisten Bereichen unterlegen, vor allem beim Umgang mit IPTC-Metadaten und bei Sortierkriterien, bietet jedoch in der Version Elements 8 auch Vorzüge: die neue Gesichts- und Qualitätsanalyse. Der Organizer aus der Achter-Serie untersucht alle registrierten Bilder automatisch auf Bildqualität und Personen und vergibt "intelligente Tags" (automatisch zugeteilte Stichwörter) wie "Geringe Qualität", "Mittlere Qualität", "Fokussiert", "Niedriger Kontrast", "Verwackelt" oder "zu dunkel".
Diese Stichwörter erscheinen dann in der üblichen Liste mit den Suchbegriffen. Ein Doppelklick auf eins der Stichwörter zeigt nur noch Fotos mit dem gewählten Kriterium, zum Beispiel nur noch als verwackelt erkannte Aufnahmen. Die Miniaturen analysierter Fotos zeigen Symbole für Gesichtserkennung und Qualitätscheck, aber keine Logos speziell für Unschärfe oder Fehlbelichtung.
Freilich urteilt Elements 8 in der getesteten Vorserien-Version öfter falsch: Das Programm hält flaue Aufnahmen für gut, und für perfekte Landschaften meldet es niedrigen Kontrast. Manche Fotos erhalten auch widersprüchliche Urteile wie "zu dunkel" und gleichzeitig "hohe Qualität". Bleibt abzuwarten, ob die endgültige Version des Programms bessere Wertungen liefert. Die Foto-Analyse läuft automatisch im Hintergrund ab. Die Untersuchung lässt sich freilich auch komplett oder teilweise abschalten: So kann man zum Beispiel auf die Analyse von Weichzeichnung, Helligkeit und Kontrast verzichten, oder man startet die Untersuchung generell nur manuell, etwa in einer Arbeitspause.
Ähnlich wie iPhoto 9 erkennt Elements 8 in der Windows-Version einzelne Personen wieder und bietet automatisch Namen als Stichwörter an – sie müssen jedoch stets von Hand bestätigt werden. Im Test spürte die Vorserienversion Gesichter zuverlässig auf. Je mehr Bilder einer Person Elements bereits kennt, desto besser die Trefferrate. Interessant: Das Programm verwechselt speziell Kinder mit ihren Eltern, auch wenn sich die Generationen scheinbar wenig ähnlich sehen.
Fazit Photoshop Elements 8 liefert interessante Verbesserungen und zeigt mehr Neuheiten als zuletzt Elements 7. Freilich will Adobe weder die Photoshop-Vollversion noch seine Lightroom-Bildverwaltung gefährden und verzichtet bei Elements auf wichtige Funktionen: So fehlen bei Elements weiterhin normal nutzbare Gradationskurven, und Masken für Bildebenen lassen sich nur auf Umwegen einschmuggeln. Auch die schonende Sättigungssteigerung per "Dynamik"-Regler bleibt den teureren Programmvarianten vorbehalten. Elements 8 soll dieser Tage bereits zu kaufen sein. Die Windows-Version soll bereits erhältlich sein, die Mac-Ausgabe im Oktober 2009 folgen. Das Programm wird auch zusammen mit der Videobearbeitung Premiere Elements 8 angeboten; Videos und Fotos lassen sich gemeinsam im Organizer verwalten.
Kurzbewertung
- Einstellungsebenen für verlustfreie Kontrastkorrektur
- Viele Vorlagen für Collagen und Webseiten
- Leistungsfähige Gesichtserkennung
- Einsteigerfreundlich
- Keine Funktion zum Ausschneiden von Lockenköpfen u. ä.
- Gradationskurve nicht frei formbar, nicht als Einstellungsebene
- Braucht viel Speicherplatz
- Qualitätserkennung mit deutscher Vorserienversion nicht zuverlässig