Adobe Systems
Testbericht: Adobe Systems Photoshop CS3
2007-02-12 Als öffentliche Vorserienversion steht Photoshop CS3 zum Download bereit. Lieferumfang, Termine und Preise für die endgültige Fassung gibt es noch nicht, doch digitalkamera.de hat Photoshop CS3 bereits gründlich getestet. Wir verraten, was Fotografen von Photoshop CS3 erwarten dürfen. Es geht um verbesserte Korrekturmöglichkeiten, den RAW-Dialog, Auswahl- und Ebenentechnik sowie um eine deutlich verbesserte Bedienung. Und auch Bridge, die Bilddatenbank von Photoshop, hat viele neue Talente. (Heico Neumeyer)
Noch steht die Photoshop-CS3-Beta für Windows und Mac im Netz. Wer eine Seriennummer von Photoshop CS2 hat, besorgt sich online eine neue CS3-Seriennummer und arbeitet mit der öffentlichen Vorserienfassung – ob diese so genannte Betaversion irgendwann den Dienst einstellt (so wie die öffentlichen Betas von Adobe Lightroom), ist unbekannt. Ohne CS2-Seriennummer kann man CS3 nur zwei Tage lang testen.
Soviel vorab: Schon die unfertige Vorserienfassung von Photoshop CS3 läuft äußerst stabil. Zuletzt stufte Adobe dann noch die zugehörige Bilddatenbank Bridge CS3 auf Beta 2 hoch, und seither gibt es auch hier wenig zu meckern – fast möchte man die CS3-Beta schon in der täglichen Produktion verwenden. Denn CS3 bietet wesentliche Vorteile gegenüber früheren Ausgaben. Das gilt nicht zuletzt für Korrekturen an der Bildqualität, die wir in diesem ersten Teil unseres Tests besprechen.
Zu den wichtigsten Neuheiten der englischsprachigen Vorserienversion gehören die "Smart Filters": Scharfzeichner und Co. verändern ein Bild damit nicht mehr endgültig. Stattdessen lässt sich die Filterwirkung jederzeit ändern, abschwächen oder auch komplett abschalten. Wer "Smart Filters" verwenden will, muss die aktuelle Ebene zunächst in ein "Smart Object" verwandeln. Damit legt Photoshop eine Sicherheitskopie der Ebene an, die unberührt im Hintergrund bleibt und jederzeit im Originalzustand neu geladen werden kann. Sobald ein "Smart Object" aktiviert ist, setzt Photoshop CS3 "Filter"-Befehle sofort als "Smart Filters" um. Das Bild erscheint korrigiert, doch der Filter erscheint in der Ebenenpalette und kann dort umgestellt oder abgeschaltet werden. Erstmals kann man einen kräftigen Scharfzeichner ohne Kopfschmerzen anwenden – eine mögliche Überschärfung oder geänderte Druckbedingungen und Größen lassen sich jederzeit berücksichtigen.
Wie in der "Filtergalerie" kombiniert Photoshop auch in der Ebenenpalette mehrere "Smart Filters" und bietet verschiedene Reihenfolgen an – das lädt zum Experimentieren ein. Automatisch erzeugt das Programm zudem eine Ebenenmaske zu dem kompletten Filterstapel. So beschränkt man die Filter-Wirkung auf einzelne Bildteile.
Neben den "Filter"-Befehlen lässt sich auch der wichtige Befehl "Tiefen/Lichter" als "Smart Filter" einspannen – ein Fortschritt, denn im Gegensatz zu "Gradationskurve" oder "Farbton/Sättigung" konnte man "Tiefen/Lichter" bisher nicht als verlustfreie Einstellungsebene einsetzen.
Deutlich komplexer als zuvor kommt die "Gradationskurve" daher. Die Entwickler haben hier gleich auch den größeren Teil des "Tonwertkorrektur"-Befehls untergebracht: Innerhalb der Gradationskurve erscheint nun ein Histogramm, und direkt unter dem Diagramm erweitern die bekannten Dreiecksregler den Tonwertumfang in Richtung Lichter oder Schatten. Das Dialogfeld zeigt nun gleichzeitig Kurven für den Gesamtkanal wie auch für die Einzelfarben Rot, Grün und Blau an. Verändern lässt sich freilich immer nur die Kurve, die im Klappmenü angewählt ist. Die Vorwarnung für rein schwarze oder weiße Bildpartien bleibt indes umständlich – jeder Kameramonitor oder auch Adobes eigener Raw-Dialog machen es besser. Voreinstellungen für die Gradationskurve öffnet man jetzt über ein praktisches Klappmenü. Damit ist das umständliche Klicken auf die "Laden"-Schaltfläche mit anschließendem Suchen in Untermenüs endlich passé.
Aus der Versenkung holten die Programmier sogar den verstaubten Befehl "Helligkeit/Kontrast". Der verändert in der Grundstellung jetzt nur noch die Mitteltöne eines Bildes und wirkt so weit weniger entstellend als zuvor. Nur per Zusatzoption entfaltet der Dialog noch seine ursprüngliche, drastische Wirkung.
Der "Kanalmixer" bekommt dagegen in Zukunft weniger zu tun. Dieses Dialogfeld diente bisher zum Abmischen perfekter Graustufenbilder. Doch Adobe bringt jetzt den spezialisierten "Schwarz-Weiß"-Befehl: Der steuert nicht weniger als sechs getrennte Farbbereiche und ermöglicht auch getonte Ergebnisse. Ein "Auto"-Button liefert sogar Ergebnisse ganz ohne eigene Versuche. Allerdings gibt es hier keine Änderungsmöglichkeit für Kontrast oder Tonwertumfang.
Wer noch mehr oder andere Steuermöglichkeiten braucht, wechselt zum Raw-Import. Dieses stark ausgebaute Dialogfeld mauserte sich zum Programm im Programm –
erkennbar auch daran, dass der Raw-Dialog jetzt auch JPEG- und TIFF-Dateien verarbeitet. So laufen bei Bedarf JPEG-, TIFF- und RAW-Dateien durch eine einheitliche Stapelverarbeitung, und die speziellen Talente des Dialogs lassen sich nun für die meisten wichtigen Dateitypen nutzen, allerdings nicht für Photoshop-PSD-Dateien. TIFFs mit Ebenen dampft der Raw-Dialog kurzerhand auf eine einzige Ebene ein.
Die Tonwertkontrollen im Raw-Dialog baute Adobe weiter aus. So lassen sich die Farben genauer als bisher steuern – mit besonders vielen Kontrollen speziell für Hauttöne. Auch Schwarz-Weiß-Umsetzungen und Tonungen bietet das Dialogfeld an. Interessant ist ein spezieller Sättigungsregler: Er hebt nur schwächer gesättigte Farben und vermeidet so Übertreibungen. Das Auswählen eines speziellen Farbbereichs kann man sich oft sparen. Die Regler für abgesumpfte Schattenbereiche und ausgefressene Lichter erinnern an den "Tiefen/Schatten"-Befehl, sie erzeugen aber weniger Bildfehler als ihr Pendant aus dem "Bild"-Menü von Photoshop.
Die Auswahltechnik hat Adobe deutlich vereinfacht, zum Zauberstab gibt es endlich eine Alternative. Das neue Schnellauswahlwerkzeug zieht man wie einen Pinsel über beliebige Auswahlbereiche – schon wählt Photoshop die Bildpartien verblüffend sauber aus. Die erstaunliche Funktion hat kaum Optionen. Eine "Toleranz"-Regelung wie beim Zauberstab gibt es wohlgemerkt nicht. Nur die Pinselbreite wird eingestellt, so dass das Werkzeug wahlweise in engen oder breiteren Bildzonen nach ähnlichen Pixeln sucht. Dann gibt es nur noch die Checkbox für die automatische Verbesserung. Sie verlängert zwar die Rechenzeit, doch die Auswahlen gelingen noch präziser. Eventuell muss man immer noch mit Lasso oder Maskenretusche nacharbeiten. Dennoch erspart die Funktion viele Klicks mit dem Zauberstab. Dieses klassische Photoshop-Werkzeug wird jetzt in der Werkzeugleiste sogar von der Schnellauswahl überdeckt – die Programmgestalter stuften die Schnellauswahl zu recht höher ein als den Zauberstab.
Auch das Experimentieren mit veränderten Auswahlkanten erleichterte Adobe wesentlich. Egal, ob die Auswahl weicher, härter, größer oder kleiner werden soll – im neuen Dialog zum Verfeinern der Auswahlkanten bietet Photoshop alle erforderlichen Regler. Die Auswahlkorrektur lässt sich in der Live-Vorschau mit abgedecktem Hintergrund bequem beurteilen. Schade jedoch: Innerhalb des Dialogfelds kann man die Auswahl nicht verschieben. Zudem fehlen immer noch weiche Ebenenkanten als abschaltbare Ebeneneigenschaft.
Photoshop gleicht Ebenen jetzt perfekt aneinander an – mit getrennten Befehlen für die Angleichung von Konturen und Helligkeit. So entstehen mühelos deckungsgleiche Ebenen oder Ebenenbereiche. Das ist ideal für montierte Gruppenfotos oder Doppelgängerportraits; hier müssen oft Teile des Hintergrunds perfekt übereinander liegen. Auch bei HDR-Montagen hilft die neue Technik. Bei diesem Verfahren erscheinen aus unterschiedlichen Belichtungen ein und derselben Szene jeweils nur die optimal durchgezeichneten Partien im neuen Gesamtbild.
Das automatische Zurechtbiegen und Angleichen bietet sich auch für Panorama-Montagen an, und so hat sich der Photomerge-Dialog für Panoramen erstmals seit langem völlig verändert – eine Vorschau gibt es gar nicht mehr. Photoshop staucht die Aufnahmen so, bis sie nahtlos aneinander passen und gleicht notfalls auch Helligkeitssprünge aus. Dafür braucht die Beta-Version bei hoch aufgelösten Teilbildern mehr als eine Minute. Zum Schluss erhält der Anwender eine Montage, in der Ebenenmasken nicht benötigte Zonen der einzelnen Bildsegmente überdecken. So lassen sich eventuelle Fehler der Photoshop-Konstruktion immer noch durch Maskenretusche bearbeiten. Unsere Abbildung zeigt ein Panorama mit und ohne Ebenenmasken. Bei Bedarf lässt sich Photomerge auch auf die ältere, schwächere Funktionsweise umschalten.
Egal, welche Photoshop-Funktionen man tatsächlich braucht, alle Anwender profitieren von der neuen Benutzeroberfläche. Paletten gruppieren sich jetzt in geschlossenen Zonen am linken und rechten Fensterrand. Wird die eine Palette verlängert, verkleinert Photoshop automatisch die oben oder unten angrenzende nächste Palette. Die Paletten lassen sich als handliche Symbole verkleinern oder wie üblich mit der Tab-Taste ganz ausblenden. Dann hält man nur den Mauszeiger über den rechten Photoshop-Rand, schon tauchen die Paletten vorübergehend wieder auf. Ein neuer Bildschirm-Modus sorgt dafür, dass sich Paletten und Bilddatei immer optimal auf der Gesamtfläche anordnen. So genießen Photoshop-Anwender erstmals einen aufgeräumten Bildschirm, ohne permanent Paletten verschieben zu müssen.
Und auch die separate Bildverwaltung Bridge glänzt mit besserer Bedienung. Die neue "Filter"-Palette listet die Eigenschaften der Bilder im Verzeichnis exakt auf: So hat unser Testverzeichnis zum Beispiel vier Raw-Dateien und 107 JPEG-Dateien, es gibt 115 Querformate, davon 110 mit dem Seitenverhältnis 4:3 und mehrere ISO-Empfindlichkeiten (siehe Abbildung). Über die "Filter"-Palette sind Sortierkriterien wie "Erstellungsdatum" oder "Dateiname" schneller als bisher erreichbar, und sie werden hier erstmals auch deutlich angezeigt. Vor allem aber erspart die neue Palette oft den Such-Dialog: Mit einem einfachen Klick zeigt Bridge nur noch Bilder mit einem bestimmten Merkmal – zum Beispiel nur noch PSD-Dateien oder nur noch Fotos mit bestimmten Wertungen. Die Kriterien lassen sich auch kombinieren; dann präsentiert die Bilddatenbank vielleicht ausschließlich 2:3-Querformate ab 2007. Im Test übernahm Bridge CS3 Beta 2 problemlos die Stichwortsets und Metadatenvorlagen aus Bridge CS2. Neu ist ein Befehl, der Metadatensätze verändert – das umgeht mögliche Fehlerquellen beim Korrigieren der IPTC-Vorlagen und spart ein paar Klicks.
Auch bei der Bildbeurteilung hat sich viel getan. So blendet Bridge eine Lupe ein, die 100-Prozent-Ausschnitte zeigt – die einzig verlässliche Zoomstufe, will man Schärfe, Körnung oder Moiré beurteilen. Zudem kann man mit der Entfernen-Taste Bilder nicht nur löschen, sondern auch verbergen und jederzeit per Menübefehl wieder anzeigen. Die vergrößerte Bildvorschau zeigt wahlweise mehrere Bilder nebeneinander. Und ähnliche Dateien fasst der Anwender zu "Stapeln" zusammen, die nur noch den Platz einer einzigen Miniatur belegen – Photoshop Elements lässt grüßen.
Elements-Anwender kennen auch den neuen PhotoDownloader von Photoshop CS3 bereits: Sobald ein Wechseldatenträger mit dem Rechner verbunden wird, erscheint das Dialogfeld und will Bilder auf die Festplatte übertragen. Dabei sieht man wahlweise schon Miniaturen und kann die Fotos einzeln auswählen. Die Funktion bietet ein paar IPTC-Felder und schreibt auch komplette Metadatensätze in die importierten Aufnahmen. Die Fotos lassen sich hier zudem umbenennen und auf Unterordner verteilen.
Fazit: Fotografen profitieren enorm von den neuen Talenten in Photoshop CS3: Die verfeinerten Regler im Raw-Dialog ermöglichen bessere Ergebnisse als bisher. Die anderen Veränderungen bei Tonwertkorrektur und Auswahltechnik erleichtern und beschleunigen vor allem Routineaufgaben. Die "Smart Filters" erlauben freies Experimentieren mit Scharfzeichner und anderen Funktionen, ohne dass man sich frühzeitig auf eine Bildfassung festlegen muss.
Fragt sich nur, was aus dem Webdesign wird. Das Webdesign-Programm ImageReady, seit langem fester Bestandteil von Photoshop, taucht in der öffentlichen Betaversion CS3 nicht auf. Zwar bietet auch Photoshop CS3 selbst Web-Funktionen wie Slices, Animation oder GIF-Transparenz. Dennoch hatte ImageReady Talente wie die mehrfache Live-Vorschau oder bedingte Aktionen, die in der aktuellen CS3-Vorserienversion nicht mehr vorkommen.
Freilich: Noch steht nicht fest, wie die endgültige Version von Photoshop CS3 aussehen wird und ob aus der Vorserienfassung möglicherweise Funktionen herausfliegen. Alle Ergebnisse aus diesem Test gelten daher nur für die öffentliche Betaversion. Sobald es Neuigkeiten über das endgültige Produkt, Marktstart und Preise gibt, erfahren unsere Leser dies hier auf digitalkamera.de natürlich ganz aktuell.
Kurzbewertung
- Schnelles, starkes Auswahlwerkzeug
- Gute Bilddatenbank
- Vielseitig automatisierbar
- Zerstörungsfreies Drehen, Verkleinern und Verzerren
- Abschaltbare Korrektur- und Filterebenen
- Teuer
- Keine mehrseitigen Dokumente
- ImageReady für Internetgestaltung fehlt
- Aktuelle Befehlsreihe nicht als Aktion speicherbar