Apple Computer Inc.
Testbericht: Apple Computer Inc. iPhoto 6
2006-04-06 Seit kurzem gibt es eine neue Version von iPhoto für den Macintosh. In der aktuellen Version 6 bietet das Programm, das zur Grundausstattung jedes neuen Apple-Rechners gehört, inzwischen eine ganze Menge interessanter Möglichkeiten für den Digitalfotografen. iPhoto ist, wie seine Vorgänger auch, Bestandteil des iLife-Pakets. Zum neuen iLife '06 gehört nun, neben der neuen iPhoto-Version, auch iWeb, ein Programm zur Erstellung von Webseiten. Im Zusammenspiel mit iPhoto lassen sich so nun auch mit wenigen Mausklicks Fotogalerien und Fotoblogs erstellen. (Torsten Kieslich)
Die wichtigste Neuerung an iPhoto 6 für den Digitalfotografen dürfte wohl die Zahl der möglichen Fotos sein. iPhoto 6 kann nun bis zu 250.000 Bilder in seinem Archiv verwalten und erreicht eine deutlich höhere Geschwindigkeit beim Blättern. Intern wurde die Ordnerstruktur stark überarbeitet und verfügt nun endlich über Ordner für unveränderte und bearbeitete Fotos, unter denen das Bildarchiv nach Jahren und Filmrollen geordnet wird. Zusammengehörende Fotos sind in der Dateistruktur nun leichter auffindbar, da sie nicht mehr auf verschiedene Ordner verteilt werden. In den iPhoto-Einstellungen kann nun auch festgelegt werden, dass die Bilder nicht mehr zwangsweise in die "iPhoto Library" kopiert werden. So kann Speicherplatz gespart werden, wenn die Fotos bereits auf einem anderen Laufwerk vorliegen.
Die RAW-Unterstützung von iPhoto ist leider immer noch auf wenige Kameramodelle beschränkt – so werden beispielsweise die RAW-Daten einer Fujifilm FinePix S3 Pro nach wie vor nicht erkannt. Wer also mit iPhoto Bilder im Rohformat verwalten und bearbeiten möchte, sollte sich vor der Anschaffung vergewissern, ob seine Kamera von iPhoto unterstützt wird (siehe weiterführende Links unten). Bearbeitete RAW-Dateien können wahlweise als JPEG- oder TIFF-Dateien mit 16 Bit gespeichert werden.
Optisch hat sich bei iPhoto einiges getan, und im ebenfalls neu hinzugekommenen Vollbildmodus wirkt iPhoto nun wie der kleine Bruder von Aperture. Der Bildschirmhintergrund wird hier zur besseren Beurteilung der Bilder abgedunkelt, und nicht benötigte Fensterelemente werden, ebenso wie das Dock, ausgeblendet. Effekte und Bearbeitungsmöglichkeiten stehen nach wie vor zur Verfügung und werden in frei positionierbaren transparenten Fenstern angezeigt. Die bereits aus iPhoto 5 bekannte Option, seine Alben in kompletten Fotobüchern zusammenzustellen, wurde um einige Vorlagen erweitert. Nach wie vor können die fertig zusammengestellten Fotobücher dann per Mausklick in verschiedenen Ausführungen kostenpflichtig bestellt werden.
Neu hinzugekommen sind zwei neue Print-Produkte: Grußkarten und Kalender. Mit der von Apple gewohnten nahtlosen Integration können hier Bilder mit Kalenderdaten aus iCal, dem Adressbuch oder Entourage kombiniert werden. So lässt sich ein persönlicher Kalender zusammenstellen, der nicht nur die üblichen Feiertage enthält, sondern auch Geburtstage von Freunden und Familie. Die Grußkarten bieten verschiedene vorgefertigte Layouts an, um die eigenen Fotos schnell in Geburtstagsgrüße, Glückwünsche oder Einladungskarten umzusetzen. Auch diese Karten können, ebenso wie die Kalender, die mit rund 20 EUR zu Buche schlagen, über die von Apple angebotenen Dienste online als Klappkarten der Größe 13 x 18 cm mit passenden Umschlägen oder Postkarten der Größe 10 x 15 cm zu Preisen zwischen 1,29 und 1,75 EUR (zzgl. Versandkosten und MwSt.) bestellt werden.
Wer seine Bilder lieber im Internet veröffentlichen will, findet nun anstelle der bisherigen HomePage-Anwendung das neue iLife-Tool iWeb. iWeb ist ein einfach zu bedienendes, in vielen Punkten aber leider auch noch sehr rudimentäres Programm zur Webseitenerstellung. iWeb bietet einige gelungene Vorlagen für Fotoseiten, ist aber leider etwas rücksichtslos, was den Platzverbrauch dieser Seiten angeht. Alle Bildelemente – dazu können im schlimmsten Fall auch Texte gehören – werden von iWeb in PNG-Dateien umgewandelt; eine Optimierung fürs Web findet nicht statt. Dafür ist iWeb auch für Ungeübte leicht zu bedienen und liefert schnell ansehnliche Webseiten ab. Neben den klassischen Fotogalerien können auch Fotoblogs über iWeb erstellt werden.
Eine interessante Neuerung in iPhoto 6 sind die so genannten Photocasts, die im Prinzip wie die aus der iPod-Welt bekannten Podcasts funktionieren: Man veröffentlicht seine Bilder in einem speziellen Foto-Ordner, der automatisch online aktualisiert wird. Photocasts anderer Benutzer können per RSS-Reader (beispielsweise über Safari) abonniert werden. Will man einen Photocast über Mac erstellen, wählt man einfach ein iPhoto-Album aus. Nach einem Klick auf den Photocast-Knopf wählt man die gewünschte Größe der Fotos aus. Wird an diesem Album etwas geändert, wird automatisch auch der Photocast aktualisiert. So leicht die Photocast-Erstellung auch ist, Apple erwartet hier leider wieder einmal das Vorhandensein eines Mac-Accounts; andere Plattformen können mit Photocast nicht genutzt werden.
Fazit: iPhoto 6 bietet einige sinnvolle Verbesserungen. Wer gern mit dem Apple-Produkt arbeitet, wird sich über die höhere Geschwindigkeit und die Vollbild-Optionen freuen. Negativ fällt die nach wie vor nicht umfassende RAW-Unterstützung auf, die enge Bildung an Mac bei den Photocasts und das noch deutlich optimierbare iWeb. Ob dafür eine Anschaffung des kompletten iLife-Paketes sinnvoll ist, hängt davon ab, wie intensiv iPhoto genutzt wird, ob man über einen Mac-Account verfügt oder bereits andere Produkte zur Webseitenerstellung nutzt.
Kurzbewertung
- Vollbildmodus
- hervorragende Systemintegration
- intuitives Editieren der digitalen Bilder
- übersichtliches Fotoverwaltungsprogramm
- Photocasts nur mit Mac-Account
- RAW-Unterstützung nur für ausgewählte Kamera-Modelle
- nur im iLife'06-Paket erhältlich