Ashampoo
Testbericht: Ashampoo Photo Commander 5
2006-10-12 Der Hersteller weckt große Erwartungen auf seiner Webseite: "Ashampoo Photo Commander 5 präsentiert sich als Komplettlösung der ersten Wahl, wenn es darum geht, Bildersammlungen zu verwalten, zu bearbeiten und zu präsentieren." Tatsächlich packt das Programm viele unterschiedliche Funktionen in eine einzige, sehr eingängige Oberfläche. Digitalkamera.de untersucht, ob der Photo Commander 5 den selbst gesteckten Ansprüchen gerecht wird. (Heico Neumeyer)
Auf den ersten Blick erinnert der Photo Commander 5 stark an die Vorversion. Doch unter der Haube bietet das Programm viele Erweiterungen. Vor allem bei der Bildbearbeitung legt der Hersteller nach: So gibt es jetzt Rahmen und Schlagschatten, der Gestalter kann mehrere Bilder zu Collagen zusammenfassen, und der Photo Commander produziert erstmals auch Kalender. Der Platz sparende Vollbildmodus bietet viele Funktionen per Mausklick an und erspart so den Weg durch die Untermenüs. Das Programm brennt zudem jetzt Bilder und Diaschauen auf CD oder DVD, per Batchmodus werden mehrere Bilder in einem Durchgang bearbeitet.
Bei den Bildminiaturen verblüfft der Photo Commander jedoch: Raw-Dateien werden nur angezeigt, wenn sie von Canon-Kameras stammen. Video- und Audio-Dateien laufen dagegen problemlos direkt aus dem Photo Commander heraus ab. Praktisch bei der Größeneinstellung für die Miniaturen: Das Programm setzt die Vorschauen nicht zwingend in ein quadratisches Feld. So kann man die Miniaturen zum Beispiel auf 320 x 240 Pixel einstellen – das Maximum für Querformate. Diese Vorgabe nutzt die Monitorfläche für übliche 4:3-Querformate besser aus als ein sonst übliches 320 x 320er-Feld. Allerdings scheint der Photo Commander die Vor-Ansichten nicht wirklich in 320 Pixel Breite zu berechnen. Stattdessen werden kleinere Miniaturen aufgeblasen und erscheinen darum grobpixelig. Eine Miniaturenbreite von mehr als 200 Pixeln wirkt darum wenig sinnvoll. Ohnehin muss man für die Größenänderung umständlich in die Voreinstellungen wechseln – die meisten anderen Programme skalieren die Miniaturen mit einem sofort zugänglichen Schieberegler.
Auch sonst herrscht wenig Flexibilität im Miniaturenfenster: In der Katalogansicht zeigen die Dateien generell drei Textzeilen, die sich nicht verbergen oder umstellen lassen: Zunächst nennt der Photo Commander das letzte Änderungsdatum, darunter Pixelzahl und Dateigröße, ganz unten folgt der Dateiname. Das tatsächliche Aufnahmedatum erscheint hier nicht. Außerdem ist nicht auf Anhieb erkennbar, welche Bilder alle ausgewählt sind - nur ein grüner Punkt in der rechten oberen Ecke jeder Miniatur weist darauf hin. Weil der Photo Commander alle Bildunterschriften generell immer grau unterlegt, hat man oft den Eindruck, alle Bilder seien bereits markiert.
Der Suchdialog bietet das Nötigste: Abgefragt werden Teile von Dateinamen, aber nicht Zeiträume oder Stichwörter. Als Ergebnis zeigt das Programm die passenden Dateinamen ohne Miniatur. Der gewünschte Dateiname wird angeklickt, dann erst springt das Programm zu diesem Bild: Es wird innerhalb des gewählten Verzeichnisses markiert und nicht in einer separaten Trefferliste präsentiert. Das ist oft unübersichtlich, und man kann die Trefferliste nicht separat speichern. Wenig komfortabel auch die Suche nach visuell ähnlichen Bildern. Ob der Photo Commander hier eher Strukturen oder Farbflächen berücksichtigt, bleibt unklar. Die Ergebnisse erscheinen nicht in einem neuen Treffer-Album, sondern werden direkt im Suchdialog als Dateinamen aufgelistet. Dort kann man die Trouvaillen verschieben oder löschen, aber nicht gut vergleichen.
Der Photo Commander bietet keine Verschlagwortung an – weder mit einer eigenen Datenbank noch mit Speicherung von IPTC-Texten direkt in den Dateien. Man kann lediglich Bildbeschreibungen nach dem Standard "JPEG-Kommentar" in den Fotodateien sichern. Diese Norm wird jedoch wenig angewandt, viele andere Programme erkennen den Text nicht. Der Photo Commander erlaubt indes keine Suche nach Begriffen aus JPEG-Kommentaren. Auch die Katalogübersicht des Photo Commanders zeigt den JPEG-Kommentar nicht mehr - man muss schon das Einzelbild öffnen und danach die Datei-Informationen laden, um ihn wieder zu lesen.
Der Photo Commander liefert zur Präsentation eine Sofort-Diaschau direkt aus dem Verzeichnis heraus und produziert dabei sehr flüssige Überblendeffekte. Musik lässt sich allerdings nicht unterlegen. Tondateien aus dem Verzeichnis werden nicht sofort als Hintergrundmusik abgespielt, wie es etwa der Digital Foto Maker 2007 von Magix anbietet. Sounddateien erscheinen vielmehr als eigenes Symbol-Bild in der Schau und lassen sich dann abspielen – ohne Fotos. Für Web-Galerien bietet der Photo Commander nur zwei Stile ohne jede Vorschau an. Die Miniaturen wirken attraktiv, doch die Bilder für die vergrößerte Einzeldarstellung bereiten Probleme. Diese Dateien rechnet der Photo Commander nicht herunter, beispielsweise auf 600 oder 800 Pixel Breite – sie erscheinen in Originalgröße in der Galerie. Übliche Fotos aus Digitalkameras sind jedoch für den Internet-Browser viel zu groß. Noch schlechter: Die Einzelbilder werden auch nicht in JPEGs verwandelt. Im Test baut der Photo Commander TIFF- oder Raw-Dateien im ursprünglichen Dateityp in die Galerie ein. Der Internet-Browser zeigt dann jedoch nur einen leeren Rahmen, denn erwartet werden natürlich JPEG- oder PNG-Dateien.
Erstmals hält der Photo Commander drei Stile für Jahreskalender im Monatsrhythmus parat. Außer den Sonntagen hebt das Programm keine Feiertage hervor, persönliche Festtage lassen sich auch nicht eingeben. Ebenso fehlt die Möglichkeit für Bildkommentare oder Legenden. Die Funktion produziert für jeden Monat eine separate Bilddatei, allerdings nur mit 150 dpi – nicht genug für hochwertigen Druck bei Copyshops oder Fotodiensten. Erstmals produziert der Photo Commander auch Diaschauen zum Weitergeben. Dabei entsteht jedoch keine kompakte Einzeldatei, sondern ein Sammelsurium aus Player-Programmdateien und Fotodateien. Wahlweise wird die Diaschau sofort auf eine selbst startende CD oder DVD gebrannt. RW-Rohlinge löscht der Photo Commander jedoch nicht selbständig leer - das muss man vorab mit einem anderen Programm erledigen.
Bei der Bildbearbeitung wirkt der neue Vollbildmodus angenehm: Der Monitor zeigt zunächst praktisch nur das Foto schirmfüllend; Schaltflächen erscheinen erst, wenn der Mauszeiger an den rechten oder linken Rand des Programmfensters wandert. Natürlich stehen auch per Rechtsklick viele Funktionen zur Verfügung. Erstmals lassen sich beliebig viele Arbeitsschritte widerrufen. Viel Wert legt der Hersteller auf grelle Effekte: Erstmals setzt der Photo Commander Bilder automatisch in sehr kitschige Bilderrahmen oder Grußkarten ein. Auch die neue Sprechblasenautomatik spricht nicht an, hier platziert das Programm zudem den Text unsauber. Das neue Klonwerkzeug kann Bildstörungen überdecken. Allerdings: Zum Ändern der Werkzeugspitzengröße muss man umständlich erst die Voreinstellungen öffnen, und die Maximalgröße reicht in der Praxis nicht. Ähnlich unpraktisch wirkt eine andere Neuheit, der Rotationseffekt: Der Photo Commander rechnet das "Schleudertrauma" ins Bild, ohne dass der Gestalter das Zentrum der simulierten Drehbewegung festlegen kann. Auch andere, wichtigere Effekte – wie etwa das Scharfzeichnen – bietet Ashampoo gänzlich ohne Einstellmöglichkeiten an. Photo Commander unterstützt kaum beim schnellen Geradedrehen von schiefen Horizonten und schneidet den entstehenden weißen Rand nicht eigenständig weg.
Montage-Technik bietet der Photo Commander kaum. Zwar kombiniert das Programm automatisch mehrere Bilder zu einer Pinnwand-Collage. Dabei gibt es jedoch kaum Gestaltungsspielraum. Auch die eingefügten Schriftzüge verschmelzen sofort dauerhaft mit dem Untergrund.
Fazit: Der Photo Commander 5 erfüllt die Erwartungen nur ungenügend. Zwar gibt es tatsächlich Funktionen aus allen drei Bereichen Verwaltung, Korrektur und Präsentation. Doch in allen Feldern bleibt das Angebot hinter der Konkurrenz zurück.
P.S.: Nach Erscheinen dieser Rezension hat der Hersteller die Version 5.1 angekündigt; er verspricht, darin einige der hier genannten Probleme auszuräumen.
Kurzbewertung
- Bildverwaltung, Bearbeitung und Präsentation in einer übersichtlichen Oberfläche
- Übersichtliche Bedienung
- keine Automatiken für Kontrast und Farbstimmung
- knapper Suchdialog
- keine Kategorien oder Stichwörter
- keine Bildsammlungen unabhängig von Ordnerstruktur