ComputerInsel
Testbericht: ComputerInsel PhotoLine 32 13.01
2006-11-23 Ganz unterschiedliche Talente verpackt PhotoLine 32 in einem einzigen Programm: Bildbearbeitung und Bildverwaltung gehören genauso zum Leistungsumfang wie aufwändige Layout-Funktionen mit mehrseitigen Dokumenten und Spaltensatz. Interessant dabei: PhotoLine läuft auf unterschiedlichsten Windows- und Mac-Systemen und braucht wenig Speicher. Digitalkamera.de hat untersucht, was die neue Version 13 für Fotografen bringt. (Heico Neumeyer)
PhotoLine 32 13.0 erscheint mit verschiedenen neuen Korrekturverfahren.Besonders auffällig: Das neue Untermenü "Filter, Automatik" soll Bilder mit einem einzigen Mausklick verbessern. Da gibt es die üblichen Histogrammerweiterungen mit und ohne Ausgleich von Farbstichen, die oft gut weiterhelfen. Wahlweise peppt PhotoLine auch die Farbsättigung unabhängig vom Kontrast auf.
Die ebenfalls neue "Geführte Korrektur" leitet in vier Schritten von der Neutralgrau-Einstellung über die Ausdehnung des Helligkeitsumfangs bis hin zu Farbkorrektur und Scharfzeichnen. Besonders filigran sind die Steuermöglichkeiten in diesem Dialogfeld allerdings nicht. Schade nur, dass der ältere, ebenfalls halbautomatische Befehl "Kontrast optimieren" in einem anderen Untermenü verblieben ist. Und eine tableau-artige Miniaturengalerie mit zum Beispiel fünf automatisch errechneten Verbesserungsvorschlägen fehlt immer noch.
Leistungsfähiger wurde der Befehl zum Ausgleich starker Über- oder Unterbelichtungen etwa bei Außenaufnahmen. Dieser "digitale Aufhellblitz" bietet viel mehr Feinsteuerung als zuvor, braucht aber auch mächtig Rechenzeit. Zudem ist etwas Tüftelei vonnöten, um Geisterschatten und Farbflächen im gesamten Bild auszuschalten. Erstmals gibt es auch einen Kanalmixer. Damit entstehen vor allem individuelle Graustufenvarianten. Das Dialogfeld steuert den Anteil der Grundfarben Rot, Grün und Blau am Gesamtbild. Betont man beispielsweise den Rotkanal, fallen Hauttöne heller aus. Zurücknahme von Blau dunkelt den Himmel ab. Schade allerdings, dass Hersteller ComputerInsel den Kanalmixer nicht als abschaltbare Korrekturebene anbietet. Diese Funktion wird etwa für "Gradationskurven" oder "Farbton/Sättigung" angeboten: Man legt die Änderung über das Bild, so dass es korrigiert erscheint. Der Eingriff lässt sich jedoch jederzeit bearbeiten oder abschalten. PhotoLine bietet sogar einige abschaltbare Korrekturen, die Photoshop derzeit nicht beherrscht – so etwa rücknehmbare Scharf- und Weichzeichner.
Digitalkameras markieren Überbelichtungen im Wiedergabe-Modus durch blinkende Pixel, und so ähnlich funktioniert auch der neue PhotoLine-Befehl "Extreme Werte markieren": Reinweiße und komplett schwarze Bildbereiche kennzeichnet PhotoLine dann mit roter Alarmfarbe. Solche Zonen enthalten keinerlei Detailzeichnung mehr und sehen nach Fehlbelichtung aus.
Für Retuschen ergänzt PhotoLine den üblichen Kopierstempel durch einen Reparaturpinsel. Er gleicht Helligkeitsunterschiede beim Überdecken von Fehlern automatisch aus. Nützlich und einfach anzuwenden ist auch der neue Filter zum Entzerren von stürzenden Linien. Einen Ausgleich für kissen- und tonnenförmige Verzerrungen an Bildrändern bietet PhotoLine schon länger. Leider verteilen sich die Funktionen auf getrennte Dialogfelder.
Die eingebaute, handliche Bildverwaltung haben die Programmierer noch einmal deutlich aufgewertet. Exif-Werte wie Belichtungszeit, Blende oder Aufnahmedatum zeigt der Bildbrowser jetzt direkt unter den Thumbnails an. Zudem speichert das Programm Exif-Werte wahlweise als eigene Datei, die Informationen lassen sich dann wieder in beliebige Bilder einspeisen. Schade nur, dass PhotoLine Exif- und IPTC-Daten nicht mit einem einzigen Mausklick löscht. Ein neues Dialogfeld legt beliebige Tage und Uhrzeiten als Exif-Datum fest. Auf Wunsch setzt der Bildbrowser zudem das tatsächliche Aufnahmedatum als aktuelles Änderungsdatum der Bilddateien ein, das erleichtert chronologisches Sortieren. Schon die Vorversion setzte wahlweise das Aufnahmedatum direkt in den Dateinamen ein, und zwar auch nach dem Schema 2006-12-24_18-30-45_Weihnachten.jpg – auch das garantiert eine chronologische Anordnung.
Im Bereich Grafik und Layout bietet PhotoLine schon immer weit mehr als andere Bildprogramme. PhotoLine beherrscht Absatztext mit Formsatz – die Zeilen fließen also direkt um freigestellte Fotomotive herum. Neu in der 13er-Version sind Textstile: Eine komplette Formatierung lässt sich als Vorlage sichern und wieder anwenden. Erstmals gehört auch eine Rechtschreibprüfung zum Programm. PhotoLine erstellt auch Tabellen und schreibt ohne weiteres mehrseitige PDF-Dateien. Dieses Talent nutzt auch ein neuer Befehl, der alle geöffneten Dateien in eine PDF-Datei packt – pro Bild entsteht dabei eine neue Seite. Die neue Datei lässt sich in PhotoLine noch einrichten, zum Beispiel kann man die Bilder auf der Seite platzieren oder skalieren. Der Adobe Reader lässt sich dann so einstellen, dass Fotos zum Beispiel als Katalog oder Diaschau erscheinen.
Auch an der Oberfläche haben die Programmierer gedreht. Neue Register zeigen Miniaturen für alle geöffneten Bilder oder für alle Seiten des aktuellen Dokuments. In der Windows-Version lassen sich diese und andere Paletten wie etwa die Ebenen-Palette erstmals auch zuklappen – dann liegt nur noch die dünne Titelleiste der Paletten auf dem Bildschirm. Die zuvor sehr unübersichtlichen Menüs wurden teilweise neu geordnet. Doch noch immer kann die Aufteilung verwirren, so findet man etwa Kontrastkorrekturen verstreut über die beiden Hauptmenüs "Effekte" und "Filter". Auch manche Menübezeichnungen irritieren. Der Bildbrowser-Befehl "Exif-Datum kopieren" kopiert mitnichten das Exif-Datum in die Zwischenablage – tatsächlich wird das Exif-Datum als Änderungsdatum eingesetzt.
Fazit: PhotoLine baut seine Kompetenz in Sachen Digitalfotografie weiter aus – bei der Fotokorrektur ebenso wie bei der Verwaltung. Das Programm bietet viel Leistung fürs Geld.
Kurzbewertung
- viele Layoutfunktionen, mehrseitige PDFs
- Aufzeichnung von Befehlsfolgen
- Abschaltbare Korrekturebenen
- Weit ausgebaute Kontrastkorrektur
- Kanalmixer nicht als abschaltbare Korrekturebene
- Histogramm-Palette unübersichtlich