Bildbearbeitungsprogramm für Ambitionierte

Testbericht: Corel PaintShop Pro X6

2013-09-27 In der aktuellen Version X6 verspricht das Bildprogramm PaintShop Pro von Corel verbesserte Auswahltechnik und flottes Arbeiten – und das mit 64-Bit Datenbreite. Mit knapp 70 Euro ist Corels PaintShop Pro X6 zudem günstiger als zum Beispiel Photoshop Elements 12. Heico Neumeyer hat das Corel-Programm für digitalkamera.de getestet und sagt, ob es eine Alternative zu den etablierten Photoshop-Programmen bietet oder nicht.  (Heico Neumeyer)

  • Bild Bildverwaltung und Bildkorrektur bietet PaintShop Pro X6 bündig in einem einzigen Programmfenster an. [Foto: Lucas Klamert]

    Bildverwaltung und Bildkorrektur bietet PaintShop Pro X6 bündig in einem einzigen Programmfenster an. [Foto: Lucas Klamert]

  • Bild Der Bereich Anpassen ermöglicht schnelle Kontrast- und Farbkorrekturen für das Gesamtbild.  [Foto: Lucas Klamert]

    Der Bereich Anpassen ermöglicht schnelle Kontrast- und Farbkorrekturen für das Gesamtbild. [Foto: Lucas Klamert]

  • Bild Zu PaintShop Pro X6 gehört eine übliche Gradationskurve, die hier als verlustfreie Einstellungsebene angewendet wird.  [Foto: Lucas Klamert]

    Zu PaintShop Pro X6 gehört eine übliche Gradationskurve, die hier als verlustfreie Einstellungsebene angewendet wird. [Foto: Lucas Klamert]

  • Bild Der Verlaufsfilter dunkelt und färbt zum Beispiel blasse Himmelsbereiche nach. [Foto: Lucas Klamert]

    Der Verlaufsfilter dunkelt und färbt zum Beispiel blasse Himmelsbereiche nach. [Foto: Lucas Klamert]

  • Bild PaintShop Pro X6 erscheint mit aufgeräumter Oberfläche, doch noch immer wirkt die Vielfalt der Funktionen auf Neulinge unübersichtlich.  [Foto: Lucas Klamert]

    PaintShop Pro X6 erscheint mit aufgeräumter Oberfläche, doch noch immer wirkt die Vielfalt der Funktionen auf Neulinge unübersichtlich. [Foto: Lucas Klamert]

Die wichtigsten Verbesserungen von PaintShop Pro X6 finden sich bei der Auswahltechnik: Das neue automatische Auswahlwerkzeug zieht man nur noch diagonal über ein Hauptmotiv, schon ist es ausgewählt. Der Anwender muss dabei auch über benachbarte Bildregionen ziehen, die nicht in die Auswahl gehören – nur so erkennt PaintShop den gesuchten Umriss. Vor homogenen, gut kontrastierenden Hintergründen entstehen so gute Auswahlen. Ebenfalls neu ist ein weiteres Auswahlwerkzeug, das man nach Art der Photoshop-Schnellauswahl über die gewünschten Bildbereiche zieht.

Ähnlich wie bei den Adobe-Programmen Photoshop Elements oder Photoshop CC glättet auch PaintShop vorhandene Auswahlkanten noch mit mehreren Verfahren, wirkt hier im Vergleich zur Konkurrenz jedoch umständlich: Das Programm fasst die komplette Auswahlverfeinerung nicht in einem einzigen Dialog zusammen (bei Adobe "Kante verbessern"). Außerdem wenden Adobe-Programme die Auswahlglättung auch auf Ebenenmasken an, die aus Auswahlen abgeleitet wurden – das ist wesentlich bequemer, als direkt in der Auswahl zu arbeiten.

Wie versprochen erscheint PaintShop Pro X6 etwas aufgeräumter als frühere Programmfassungen. Die Schaltflächen wirken jedoch immer noch klein und teils verwirrend. Und übersichtlich kann man das Programm kaum nennen: Die überbordende Funktionsvielfalt verteilt sich über viele Hauptmenüs, Zusatzmenüs und Schaltflächen; was wo zu finden ist, lässt sich nicht immer vorab ahnen.

Allerdings gibt es bei der Oberfläche auch Vorzüge gegenüber dem unmittelbaren Preisklasse-Konkurrenten Photoshop Elements 12 (siehe Link-Liste): So bietet PaintShop Pro X6 Bildverwaltung und Bildbearbeitung nahtlos in einem einzigen Programmfenster: Man markiert ein Bild in der Verwaltung und klickt nur noch oben auf den Reiter "Bearbeiten" – schon beginnt die Korrektur.

Nützlich ist auch die Befehlsaufzeichnung: PaintShop Pro zeichnet ganze Befehlsreihen auf, die sich dann auf einzelne Bilder oder ganze Fotoserien anwenden lassen (bei Adobe-Programmen heißt das "Aktion"). Im Vergleich zu Photoshop-Vollversionen zeichnet PaintShop Befehlsfolgen zwar umständlicher auf – aber das Einsteiger-Programm Photoshop Elements speichert gar keine eigenen Befehlsreihen, es spielt lediglich vorhandene Befehlsreihen aus anderen Quellen ab.  

Bei der Bildverwaltung hat Corel nicht viel geändert: PaintShop Pro X6 stellt Bildreihen nun als Gruppen zusammen und zeigt eine neue Suchfunktion für IPTC-Daten. Das Programm bietet anders als Photoshop Elements auch Sortierkriterien wie Dateigröße, Bewertung, Änderungsdatum oder Dateityp an. Allerdings meldet auch PaintShop direkt unter jeder Miniatur nur Dateiname und Sternewertung, aber keine weiteren Metadaten wie Pixelzahl oder Aufnahmezeitpunkt.

Bei der Kontrastkorrektur leistet PaintShop Pro schon seit Version 5 fast so viel wie das teure Profiprogramm Photoshop CC. So bietet PaintShop eine vielseitige HDR-Funktion und erzeugt automatisch HDR-Ergebnisse aus einzelnen Raw-Dateien. Zu PaintShop gehört auch ein Verlaufsfilter, der zum Beispiel blassen Himmel mit weichem Übergang abdunkelt und farbsatter zeigt. PaintShop liefert auch eine übliche, frei formbare Gradationskurve im Programm, die sich zudem als verlustfreie Einstellungsebene anwenden lässt. Das nützliche Dialogfeld Intelligente Korrektur mit den wichtigsten Reglern auf einen Blick gibt es allerdings nicht Einstellungsebene.

In anderen Bereichen hat allerdings Photoshop Elements gegenüber PaintShop Pro die Nase vorn: So bietet PaintShop keine eingebauten Vorlagen für Grußkarten und Fotobücher, nur online gibt es ein paar Entwürfe (siehe Link-Liste). Die Panorama-Funktion bleibt weit hinter Photoshop Elements zurück und Diaschauen lassen sich nur als HTML-Datei sichern, aber nicht als PDF- oder Videodatei.

PaintShop Pro X6 unterstützt erstmals direkt 64-Bit-Betriebssysteme wie Windows 7 oder Windows 8 in ihren 64-Bit-Varianten. Damit nutzt PaintShop Pro nun weit mehr als die bei 32 Bit üblichen maximal rund drei Gigabyte Arbeitsspeicher – ideal bei der Arbeit an sehr großen oder sehr zahlreichen Dateien. Auch Photoshop-Plugins in 64-Bit-Technik lassen sich nun mit PaintShop Pro verwenden. Wer noch ältere 32-Bit-Plugins einsetzt, kann PaintShop Pro X6 zusätzlich als 32-Bit-Variante installieren.

Apropos Installation: Unsere Testversion erzeugte bei der Installation ActiveX-Warnungen und wollte Google Chrome und die Google-Toolbar gleich mit auf den Rechner bringen; dabei wird Chrome dann auch zum Standardbrowser für Webseiten. Wer auf die Google-Programme verzichten möchte, muss die Optionen bei der PaintShop-Installation explizit ausschalten. 

In der Grundversion kostet PaintShop Pro X6 rund 70 Euro; Besitzer von PaintShop Pro X3 bis X5 zahlen nur 50 Euro. Für rund 90 Euro gibt es die erweiterte Fassung PaintShop Pro X6 Ultimate; sie enthält noch die Zusatzmodule Facefilter 3 und Perfectly Clear. Facefilter 3 verbessert vor allem Portraits, Hautstruktur und Farbstimmung lassen sich automatisch oder mit Reglern ändern; Perfectly Clear optimiert allgemein Helligkeit, Kontrast, Farbton und Schärfe. Außerdem liefert die Ultimate-Fassung zusätzliche Pinsel, Strukturen und Hintergründe.

Fazit: Erfahrenen PC-Anwendern bietet Paintshop Pro X6 fast so viel Bildbearbeitung wie das Profiprogramm Photoshop CC, auch die Bildverwaltung ist in Ordnung. Deutlich einsteigerfreundlicher ist allerdings Photoshop Elements 12. Der Wechsel von PaintShop Pro X5 (mit dem letzten Service Pack) zu X6 lohnt nur für Anwender, die sehr viel auswählen und dank 64-Bit-Technik den zusätzlichen Arbeitsspeicher ausnutzen wollen. 

Kurzbewertung

  • Wahlweise 64-Bit-Version
  • Günstiger Preis bei großem Funktionsumfang
  • Bildverwaltung und Bildbearbeitung in einem Programm
  • Vereinfachtes Auswählen
  • Keine Diaschau als Video- oder PDF-Datei
  • Unübersichtliche Oberfläche
  • Panoramafunktion umständlich

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Autor

Heico Neumeyer

Heico Neumeyer schreibt Testberichte und Praxistipps für PC- und Fotozeitschriften und gibt Schulungen. Er ist auf digitale Bildbearbeitung und Fotografie spezialisiert. Sein Photoshop-Kompendium im Verlag Markt+Technik gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Neumeyer studierte Deutsch, Pädagogik und Politik in Berlin und Köln und war Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Er ist bekannt für praxisnahe, gut lesbare Texte und maßgeschneiderte Schulungen. Er lebt in Oberbayern.