Corel
Testbericht: Corel Ulead PhotoImpact X3
2008-05-04 Das preisgünstige Bildbearbeitungsprogramm Ulead PhotoImpact X3 von Corel soll vor allem Einsteiger ansprechen. Mit Panorama-Assistent, High-Dynamic-Range-Funktion (HDR), Ebenen und Pfaden sowie der Unterstützung von 16-Bit- und RAW-Dateien steht es im Funktionsumfang aber weitaus teureren Alternativen kaum nach. Ob diese Funktionsfülle sich mit einer anfängerfreundlichen Bedienung verträgt und wo die Grenzen von PhotoImpact liegen, zeigt unser Test. (Thomas Hafen)
Das ist neu: Die aktuelle PhotoImpact-Version unterscheidet sich nur in wenigen Funktionen und einer aufgefrischten Benutzeroberfläche vom Vorgänger. Neu sind beispielsweise ein Werkzeug, mit dem sich Bilder nach dem Goldenen Schnitt alter Meister zuschneiden lassen, die Möglichkeit, seine Fotos als Comic-Strip oder Collage zu präsentieren, ein "Wolkenstift", der wahlweise Kumulus-, Zirrus- oder Stratus-Wolken an den Himmel zaubert, sowie erweiterte Vorlagen für Diashows. Corel hat außerdem nach eigenen Angaben die Expresskorrektur, den Kalender-Assistenten, die Panorama-Funktion sowie die Erstellung von DVD-Hüllen und -Labels optimiert. Schließlich legt der Anbieter dem Produkt noch das Malprogramm Painter Essentials 3 und die Foto-Verwaltungssoftware MediaOne Plus bei.
Erster Eindruck Eine Software, deren Zielgruppe Anfänger in der Bildbearbeitung sind, sollte den Einstieg so leicht wie möglich machen. Zumindest das Handbuch von PhotoImpact erfüllt diese Bedingung nicht. Das Heft im DIN-A6-Format ist so klein gedruckt, dass vor allem ältere Nutzer ihre liebe Not mit der Entzifferung haben dürften. Hier hat Corel am falschen Ende gespart, zumal eine doppelt so große Version locker in die Verpackung gepasst hätte. Zum Glück ist die Installation des Programms auch ohne Handbuchstudium zu bewerkstelligen. Danach hat der Nutzer Zugriff auf die ausführliche Online-Hilfe und ein PDF-Manual.
Nach dem Programmaufruf zeigt sich eine aufgeräumte Oberfläche, die dem Nutzer die wichtigsten Funktionen in einem Start-Menü anbietet. Neben der Möglichkeit, Fotos zu importieren, zu bearbeiten oder neue Bilder zu erstellen, gibt es den etwas missverständlichen Befehl "Fotos durchsuchen". Ein Klick darauf öffnet das bereits erwähnte Verwaltungswerkzeug MediaOne Plus, sofern der Nutzer es mit installiert hat. "Fotos verwalten" wäre also eine treffendere Bezeichnung für den Befehl gewesen.
Start der Bildbearbeitung ist meist der Foto-Import von einer Digitalkamera oder einer Speicherkarte. Der Befehl "Fotos importieren" öffnet dazu den Dialog "Digitalkamera", der sich auch über das gleichnamige Menüsymbol aufrufen lässt. Hier kann der Nutzer grundlegende Einstellungen wie Quell- und Zielverzeichnis auswählen, bestimmen, ob die Bilder neu nummeriert werden und ob sie nach dem Import in der Quelle gelöscht werden sollen. Weiter gehende Möglichkeiten wie zum Beispiel eine vordefinierte Umbenennung aller Bilder oder die Vergabe von Stichworten beim Import, fehlen. Der nun aufgerufene "Durchsuchen"-Dialog erinnert an den Datei-Verwalter des Schwesterprogramms PaintShop Pro, ist allerdings weniger komfortabel. So lässt sich die Größe der Miniaturbilder nicht stufenlos verändern, sondern nur in sieben vordefinierten Formaten. Dafür kann der Nutzer mit den Befehlen "Stapelaufgabe" und "Stapelumwandlung" ganze Bilderordner auf einmal optimieren oder Bildformate ändern.
Die eigentliche Bildbearbeitung: Der nächste Schritt dürfte für die meisten Nutzer die Express-Korrektur sein. In diesem Modus findet der Anwender neben Werkzeugen zum Ausrichten und Zuschneiden Funktionen zur grundlegenden Verbesserung digitaler Fotos. Die Automatikfunktionen "Kamera-Tonwertkorrektur" und "Weißabgleich" schießen allerdings häufig über das Ziel hinaus und sind wenig brauchbar. Die Befehle "Rauschen entfernen" und "Einfarbig" führen dagegen meist zu ordentlichen Ergebnissen. Bei den Menüpunkten "Allgemeine Belichtung", "Farbsättigung" und "Bildschärfe" sind die Ein-Klick-Voreinstellungen sehr praktisch. Sie geben dem Nutzer drei Varianten zur Auswahl, aus denen er sich die passende aussuchen kann. Über die Schaltfläche "Anpassen" lassen sich aber auch selbst per Schieberegler Werte definieren. Im Vorschaumodus "Doppelansicht" sind die Unterschiede zwischen dem Ausgangsbild und dem Resultat der Bearbeitung sofort sichtbar.
Während die Express-Korrektur durch eine sehr übersichtliche und intuitiv bedienbare Oberfläche glänzt, herrscht im Vollmodus das für Bildbearbeitungsprogramme typische Überangebot an Funktionen und Paletten. Immerhin versucht Corel durch die eingeblendete Online-Hilfe, "SmartGuide" genannt, den Einstieg zu erleichtern. Beim schnellen Ändern von Bildern hilft außerdem die "Trickkiste", in der alle Effekte übersichtlich angeordnet sind. Die am häufigsten verwendeten Befehle kann der Nutzer in einer eigenen Galerie speichern, um so schneller Zugriff darauf zu erhalten. Die Effekte aus der Trickkiste lassen sich anwenden, indem man sie entweder doppelklickt oder auf das zu bearbeitende Bild zieht. Dabei ist der Nutzer allerdings ziemlich auf Versuch und Irrtum angewiesen, da man die Auswirkungen des jeweiligen Effekts auf das Bild nur schwer im Voraus abschätzen kann. Standardeinstellungen wie Schärfe oder Belichtung lassen sich aber auch durch die direkte Wahl der Parameterwerte festlegen. Zur Beurteilung des Effekts ist die "Split-Screen"Darstellung sehr hilfreich. Sie teilt das Bild in zwei Hälften und zeigt eine Vorschau des Effekts in nur in einem der beiden Teile. Die Linie zwischen beiden Darstellungen lässt sich horizontal oder vertikal definieren und beliebig verschieben. So kann der Nutzer die Grenze in die wichtigsten Bildpartien legen und die Auswirkungen des Effekts darauf beobachten.
Die neuen Funktionen Mit dem neuen Zuschneidewerkzeug "Goldener Schnitt" sollen sich die von alten Meistern verwendeten klassischen Proportionen auf die eigenen Bilder übertragen lassen. Ausgewählt, zeigt es die wichtigsten Blickachsen und den optimalen Fokuspunkt des Zuschnitts an. Insgesamt lassen sich acht verschiedene Orientierungen für die Hilfslinien auswählen. Das Werkzeug ist im Vollmodus nicht sehr komfortabel zu bedienen. Stößt man mit einer Auswahlkante an den Bildrand, lässt sich die Größe nicht mehr verändern, ohne dass man vorher den ganzen Rahmen Richtung Bildmitte verschiebt. Man beginnt deshalb am besten gleich dort, zieht den Rahmen auf die gewünschte Größe und platziert ihn dann erst an der richtigen Stelle. Will man zwischendurch die Orientierung des Hilfslinienmusters ändern, war diese Arbeit allerdings umsonst. PhotoImpact schließt dann den gezogenen Rahmen, und man beginnt wieder von vorne. Die beschriebenen Einschränkungen gibt es in der Express-Korrektur seltsamerweise nicht. Es empfiehlt sich also dorthin zu wechseln, wenn man das Goldener-Schnitt-Werkzeug anwenden will. Der entsprechende Befehl verbirgt sich hinter dem mittleren der drei Icons, die unterhalb eines Bildes angezeigt werden.
Neu ist auch der Wolkenstift, der über das Malwerkzeug aufgerufen wird. Wie bereits erwähnt, kann der Nutzer zwischen verschiedenen Formen wählen. Unabhängig davon, welchen Stil man wählt, gelingt eine realistische Darstellung von Wolken nicht auf Anhieb. Mehr Spaß macht es da, mit dem Stift wolkige Botschaften in den Himmel zu schreiben. Wenig aufregend sind die neuen Vorlagen für "Comicstrips" und "Fotocollagen". Sie bieten vorgefertigte Layouts, in die sich eigene Bilder per Drag & Drop einfügen lassen. Über den Diashow-Assistenten kann der Nutzer seine Bilder für eine Video-Diashow vorbereiten und dann in Programmen wie MediaOne Plus, Ulead VideoStudio oder DVD MovieFactory weiter verarbeiten. Der Assistent bietet Einstellmöglichkeiten wie die Wahl des Hintergrunds oder verschiedene Rahmenformate. Aus den Exif-Bildinformationen lässt sich das Datum einblenden. Für die Vorschau wie für den Export müssen die Daten jeweils neu gerendert werden. Das dauert eine ganze Weile, während der das Programm nicht ansprechbar ist.
Fazit PhotoImpact ist ein Bildbearbeitungsprogramm, das sich an Funktionsfülle kaum hinter Konkurrenten wie Adobe Photoshop Express oder Paintshop Pro verstecken muss. Dank Express-Korrektur gelingt es Einsteigern, ohne viel Einarbeitungszeit zu ansehnlichen Ergebnissen zu kommen. Fortgeschrittene Nutzer können mit dem Programm viele Aufgaben bewältigen, müssen allerdings auf professionelle Funktionen wie ein echtes Farbmanagement, vollen Funktionsumfang bei 48-Bit-Dateien, Einstellungsebenen und Smart Objects verzichten.
Kurzbewertung
- Goldener-Schnitt-Werkzeug sorgt für bessere Bildausschnitte
- gute Ergebnis-Kontrolle durch Doppelansicht/Split-Screen-Darstellung
- schneller Erfolg mit Express-Korrektur
- Handbuch schlecht lesbar
- kaum Optionen beim Datei-Import
- wenig neue Funktionen