DO Labs
Testbericht: DO Labs DxO Optics Pro
2004-06-23 Die in der digitalkamera.de-Meldung vom 25.05.2004 vorgestellte Bildkorrektur-Software DxO Optics Pro der französischen Firma DO Labs verspricht Bilder von digitalen Wechselobjektiv-Kameras automatisch bezüglich Verzeichnungen, Vignettierungen, Unschärfen und Farbsäume zu korrigieren. Anhand einer Nikon D70 "Set-Objektiv" AF-S DX Zoom-Nikkor 18-70mm, f/3.5-4.5G ED haben wir das Programm einem ausgiebigen Praxistest unterzogen. (Mario Stockmann)
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Schon die Programmoberfläche lässt die versprochene einfache Bedienung
der Software vermuten. Das "Add"-Symbol lässt den Benutzer die Festplatte
bzw. andere Laufwerke nach den zu korrigierenden Original-Bilddateien im
JPEG-Dateiformat durchstöbern und diese auswählen. Selbiges kann per
Drag-and-Drop, beispielsweise aus dem Windows Explorer, vollzogen werden. So
kann man sich eine Liste von Fotos zusammenstellen, welche später in einem
Rutsch als Stapelverarbeitung abgearbeitet wird. Mit "Remove" (oder durch
Drücken von "Entf") können Bilder wieder aus der Liste entfernt werden.
Neben dem selbsterklärenden "Start"-Symbol sind die Schaltflächen "Options"
und "Modules" zu finden. Letztere führt zu einer Übersicht der
installierten Kamera- und Objektiv-Module. Nur mit den hier angezeigten
Kamera- und Objektiv-Kombinationen aufgenommene Bilder können mit DxO Optics Pro verarbeitet werden. Die passenden Module können einzeln erworben werden.
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Über "Options" gelangt man zu ein paar grundsätzlichen
Einstellungsmöglichkeiten der Ausgabe-Bilddateien. Den neuen Fotos kann
ein frei wählbarer Dateinamen-Anhang zugewiesen werden, so dass die
bearbeiteten von den unbearbeiteten Bildern unterschieden werden können und
ein Überschreiben der Originaldateien verhindert wird. Wahlweise kann das
Überschreiben von zuvor schon einmal korrigierten gleichnamigen Bildern
zugelassen werden. Weiterhin kann ein Zielverzeichnis für die resultierenden
Fotos angegeben oder das Ursprungsverzeichnis verwendet werden. Direkt von
einer Speicherkarte in DxO Optics Pro eingelesene Bilder können also z. B.
hinterher in einem gewünschten Verzeichnis auf der Festplatte abgelegt
werden. Als Ausgabe-Dateiformat der Bilder kann zwischen JPEG mit
einstellbarer Qualität (bzw. Kompressionsstärke) und TIFF gewählt werden.
Bei der Speicherung als TIFF geht leider die Farbrauminformation verloren,
während diese bei der Speicherung als JPEG erhalten bleibt. TIFF speichert
DxO Opctics Pro auch grundsätzlich (verlustfrei) LZW-komprimiert, was zwar Speicherplatz spart, aber aus
Kompatibilitätsgründen manchmal nicht erwünscht ist.
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Im Options-Fenster gibt es außerdem einen "Missing EXIF data"-Reiter. Auf
dieser zweiten Seite ist einstellbar, wie mit Bildern umgegangen werden
soll, deren EXIF-Daten keine Angaben über die Fokussierentfernung der
Aufnahme enthalten, wie es bei einigen Kameras der Fall ist. In der
Grundeinstellung würde diese Information dann zu jedem Bild vom Anwender
über ein Pull-Down-Menü grob abgefragt. Bei der Nikon D70 ist dies
allerdings nicht nötig.
Schließlich existieren im Hauptfenster noch die eher unspektakulären
Menü-Symbole "Exit", "About DxO PRO" und "Help".
Die Hilfe bietet dem interessierten Anwender mit einer kurzen "FAQ"-Rubrik einige
Hintergrundinformationen über die mit DxO Optics Pro korrigierbaren
Abbildungsfehler. In der unteren Hälfte des Programmfensters lassen sich die
einzelnen Korrektur-Kriterien sowie die Vorschau-Funktion des markierten
Bildes an- oder abwählen. Zum aktuellen Zeitpunkt beherrscht DxO Optics Pro
den Ausgleich von Vignettierungen allerdings noch nicht. Diese Option soll
diesen Sommer integriert werden. Besitzer früherer Versionen werden dann ein
entsprechendes Update kostenlos erhalten.
Sind die Grundeinstellungen einmal angepasst und die zu bearbeitenden
Bilddateien in die Liste aufgenommen, genügt ein Druck auf den Start-Knopf
und die eigentliche Arbeit von DxO Optics Pro beginnt. Der Anwender kann
sich nun zurücklehnen und zusehen, wie alle Bilder nacheinander mit den
zugehörigen Modulen geladen, verarbeitet und gespeichert werden. Unsere 25
jeweils rund 2,7 MByte großen Bilder waren nach zwei Minuten und 20 Sekunden
fertig.
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Im Anschluss an die Korrekturverarbeitung bietet Optics Pro an, die
Resultate im Vergleich zum jeweiligen Original in einem eigens dafür
vorgesehenen Bildbetrachter zu begutachten. Zwischen den Vorher- und
Nachher-Bildern kann mit Hilfe der entsprechenden Schaltflächen "Corrected"
und "Original" oder per Leertaste hin- und hergeschaltet werden. Die
jeweilige Zoom-Einstellung bleibt dabei erhalten und die Bilder können für
die Ansicht gedreht werden. So lassen sich die gleichen Bildausschnitte der
beiden Versionen bequem miteinander vergleichen. Diese Vergleichsmöglichkeit
steht jedoch nur direkt nach dem vorausgegangenen Korrekturvorgang zur
Verfügung und kann zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr aufgerufen werden.
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In der Gesamtansicht (Zoom-Einstellung "Fit") werden besonders
Korrekturen von Verzeichnungen deutlich. Sehr anschaulich ist dieser Effekt
bei Weitwinkelaufnahmen von Motiven mit dominanten, geraden Linien, die
auffallend gekrümmt abgebildet werden. DxO Optics Pro biegt alles wieder
zurecht und hinterlässt in dieser Disziplin einen sehr ausgereiften
Eindruck. Ein Klick auf die nebenstehende Abbildung öffnet ein verkleinertes
animiertes Bild, das die Auswirkungen der Verzeichnungskorrektur von DxO
Optics Pro verdeutlicht.
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Zur Schärfebeurteilung empfiehlt sich die 1:1-Darstellung ("Scale
1:1"-Schaltfläche) des Fotos im Fenster. Der im nebenstehenden Bild rot
markierte Ausschnitt kann durch Anklicken in Originalgröße geöffnet werden,
wobei wir die ursprüngliche und korrigierte Version zum Vergleich einmal
zusammen in ein Bild montiert haben. DxO Optics Pro schärft sichtbar nach,
ohne in Flächen merkliches Bildrauschen zu verstärken. Die Schriftzüge in
unserem Bildausschnitt heben sich nach der Korrektur deutlich stärker vom
Hintergrund ab. Eine gezielt an die Abbildungseigenschaften von Kamera und
Objektiv angepasste Schärfung unterschiedlicher Bildbereiche ist kaum
auszumachen. So dürften Randunschärfen noch deutlicher kompensiert werden.
Da der Vorgang des Schärfens immer als letzter Schritt im Prozess einer
digitalen Bildbearbeitungskette erfolgen sollte, ist eine zurückhaltende
Schärfung durch DxO Optics Pro jedoch angebracht.
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In der 300%-Darstellung des gezeigten Bildausschnitts ist deutlich zu
erkennen, dass chromatische Abberationen durch die DxO-Verarbeitung auf ein
ansehnliches Niveau verringert werden. Die zuvor störenden roten bzw. grünen
Farbsäume seitlich der Gitterstäbe sind nahezu verschwunden. Zu beachten
ist, dass durch DxO Optics Pro ausschließlich laterale chromatische
Abberationen korrigiert werden. So werden beispielsweise nicht die bei
einigen Aufnahmesituationen für Digitalkameras typischen purpurfarbenen oder
blauen Farbsäume in Bereichen mit hohen Kontrasten verringert.
Eine zwingende Voraussetzung für die Verarbeitung der Bilddateien durch
DxO Optics Pro sind deren unverfälschten Exif-Daten, anhand welcher DxO die
passenden Module auswählt und die Berechnungen für die Verbesserungen
durchführt. Aus diesem Grund sollten die unveränderten Originaldateien, wie
sie aus der Kamera kommen, verwendet werden. Insbesondere muss die
ursprüngliche Ausrichtung im Querformat erhalten sein. Eine weitere
Einschränkung besteht darin, dass bisher nur JPEG-Bilder als
Ausgangsmaterial verwendet werden können. Zur diesjährigen Photokina soll
DxO Optics Pro in einer 16-Bit-Variante allmählich den Umgang mit den
unterschiedlichen RAW-Dateiformaten lernen.
Die qualitative Aufwertung mit DxO Optics Pro hat natürlich seinen Preis,
welcher sich aus den Kosten für die einzelnen Programm-Module zusammensetzt.
Die als Basis benötigte "DxO Correction Engine" schlägt mit knapp 50 Dollar
(US, ohne Steuern) zubuche. Zwischen ca. 50 Dollar (Canon EOS 300D und Nikon
D70) und 150 Dollar (Canon 1Ds, wenn Modul verfügbar) werden je nach
Kameragehäuse für das passende "camera body Correction Module" veranschlagt.
Rund 100 Dollar müssen pro Objektiv für das "lens Correction Module"
investiert werden, wobei auch hier die mit einer Canon EOS 300D oder Nikon
D70 im Set erhältlichen Objektive mit unter 30 Dollar eine preiswerte
Ausnahme bilden. Bei der Abnahme zusätzlicher Kamera- oder Objektiv-Module
gibt es zudem Rabatte. Besonders interessant: Bestellungen bis zum 30. Juni
werden noch mit einem Preisnachlass von 25 % belohnt. Der gleiche
Preisnachlass gilt für zukünftige Module während der ersten 30 Tage nach
Erscheinen. Ohne den Preisnachlass zur Einführung beläuft sich der Einstieg
in DxO Optics Pro für die kostengünstigsten Kamera-Objektiv-Kombinationen in
Form einer Canon EOS 300D oder Nikon D70 jeweils samt Kit-Objektiv auf gut
120 EUR. Diesen Mindestpreis haben wir auch für unseren Steckbrief
angesetzt.
Fazit: Zurzeit stellt DxO Optics Pro das einzige 4-in-1-Werkzeug zur
Korrektur wesentlicher Abbildungsfehler digitaler Fotoaufnahmen dar. Seine
große Stärke liegt dabei in der einfachen und automatischen Anwendung,
wodurch es sich beispielsweise ideal als standardmäßiger Schritt beim
Kopieren der Aufnahmen vom Kameraspeicher auf die Festplatte integrieren
lässt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, zeigen sie doch in jeder
der drei bisher unterstützten Disziplinen eine klare Verbesserung im
Vergleich zum Original.
Mit der momentanen Beschränkung auf digitale Kameras mit
Wechselobjektiven konzentriert sich DO Labs klar auf den professionellen
Anwender. Dazu passt nicht so recht, dass nur JPEG-Dateien eingelesen werden
und auch nur die JPEG-Ausgabe optimal funktioniert. Auf die RAW-Unterstützung
wird man noch eine Weile warten müssen.
Kurzbewertung
- relativ hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
- überzeugende Korrekturergebnisse
- einfache, automatische Handhabung
- TIFF-Ausgabe ohne Farbrauminformationen
- keine RAW- und 16-Bit-Unterstützung
- noch fehlende Korrektur von Vignettierungen