Spezialsoftware für Bildeffekte
Testbericht: DxO Labs Filmpack 3
2011-09-27 Viele Fotografen schwärmen immer noch vom legendären Kodakchrome 25 Diafilm, dessen Chemie so kompliziert war, dass er nur im Labor von Kodak entwickelt werden konnte. Naturfotografen favorisierten den Fujifilm Velvia 50, der durch satte Grüntöne im Standardentwicklungsprozess auffiel. Diesen typischen Charakter eines Filmes in der Bildbearbeitung zu simulieren, ist zwar möglich, setzt aber entsprechendes Know-How voraus. Viel einfacher soll sich der gewünschte analoge Look digitaler Fotografien mit der dritten Version der Filmsimulationssoftware Filmpack 3 realisieren lassen. Wir haben uns die Software aus den französichen DxO Labs näher angesehen. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Filmpack 3 von DxO Labs wartet mit einer hohen Vielfalt von Features auf. So beinhaltet die Software Voreinstellungen für 62 Filme (Expert-Edition) in vier verschiedenen Kategorien, sowie die Möglichkeit, eigene Film-Voreinstellungen zu erstellen. Der Speicherplatzbedarf der Standalone-Software ist moderat, so schlägt der Download mit knapp 86 Megabyte zu Buche und die Installation umfasst von knapp 135 Megabyte. Allerdings sollte man dem Progamm mindestens 400 Megabyte Festplattenspeicher einräumen. Doch der Filmpack 3 hat auch einige Einschränkungen. So empfhielt DxO Labs zur Zeit nicht den Einsatz der Software als Plugin für Photoshop unter Windows XP und Vista, wenn man große Dateien bearbeiten möchte. Des Weiteren ist das mitinstallierte Plugin für Photoshop CS4 und CS5 nicht 64-Bit-kompatibel und kann somit nur im 32-Bit-Modus von Photoshop benutzt werden. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, wann DxO Labs den Filmpack auch als 64-Bit-Version anbieten wird. In Sachen "Lizenzen" zeigt sich DxO Labs großzügig und erlaubt zwei Vollinstallationen mit einer Seriennummer auf Mac, Windows oder jeweils einem System.
Ist die Installation durchgeführt, kann der Lizenzschlüssel eingegeben werden, der allerdings eine Registrierung auf der DxOLabs-Website voraussetzt. Aber das Programm kann auch 31 Tage in vollem Umfang genutzt werden, und so kann gleich voll durchgestartet werden. Die Benutzeroberfläche ist sehr aufgeräumt, der große Vorschaubereich dominiert die Fläche und wird durch die Film-Voreinstellungen im unteren Bereich ergänzt. Auf der rechten Seite kann die "Schaltzentrale" eingeblendet werden – auf diese wird noch später etwas genauer eingegangen. Im oberen schmalen Streifen sind die üblichen Schaltflächen "Datei", "Bearbeiten" und "Hilfe" zu finden und darunter die leicht verständlichen Vorschau-Optionen, die eine gegenübergestellte Ansicht ebenso ermöglicht wie auch einen variablen Vorschauschieber.
Doch genug zum Layout der Oberfläche der Software, denn man möchte Bilder bearbeiten und sehen, ob die Usability stimmt. Also per Drag-and-Drop ein Bild in das Programm geworfen oder per "Öffnen"-Dialog ausgewählt und schon kann es losgehen. Doch zuerst berechnet das Filmpack 3 die kleinen Vorschaubilder für die verschiedenen Voreinstellungen. Das kann, je nach Rechenleistung, Dateigröße und Bildauflösung etwas dauern. Hat man aus den verschiedenen Kategorien der Filmarten den passenden herausgesucht, kann man ihn noch ein wenig an den Steuerelementen verfeinern. Dazu steht ein Histogramm für RGB, R, G, B und die Luminanz L zur Verfügung. Unter diesem Histogramm finden sich Einstellungen für Schwarzweiß und Farbe getrennt, da es bei beiden unterschiedliche Steuerelemente gibt. Zwar bieten beide eine Filmauswahl, Grundeinstellungen (Kontrast, Belichtung, Sättigung), Rauschminderung, Filmkorn sowie eine kreative Vignette an, dennoch können im Schwarzweiß-Bereich zusätzlich Farbfiltersimulation, ein Kanalmixer und auch eine Bildtonung gewählt werden, die zum Beispiel Eisensulfat (Grün) und das beliebte Sepia umfasst.
In Sachen Filmkorn-Simulation geht DxO Labs einen eher ungewöhnlichen Weg. Vor dem Einfügen des Filmkorns soll das Rauschen reduziert werden, damit das Filmkorn so authentisch wie möglich erscheint. Zu diesem Zweck wurde eine detailschonende, einfache Rauschminderungs-Funktion integriert, die dem Nutzer zwei Schieberegler zur Verfügung stellt, mit denen Farb- und Helligkeitsrauschen reduziert werden können. Im nächsten Schritt kann man sich an das Korn machen, hier muss auch die Charakteristik eines Films gewählt werden, dessen Intensität sich allerdings auch noch ändern lässt. Der Clou ist jedoch, dass man die Korngröße auf eine jeweilige Filmformatgröße spezifizieren kann. So ist das Korn auf einem 24 x 36 mm Format viel dominanter als auf einer Großformat-Vorlage. Aber auch Individualisten können die Korngröße variabel per Schieberegler ändern und dadurch passend für das Bild machen. Über die individuelle Vitgnettierung muss man nicht mehr viel schreiben, bietet diese doch alle Einstellungen, die man von einer solchen Funktion erwartet. So steuert der "Intensität"-Regler die Helligkeit der Vignettierung, der "Mittelpunkt" steuert die die Größe des nicht vignettierten Bereichs, die "Rundung" steuert, wie rund diese Vignette ist. Der "Übergang" bestimmt schließlich, wie scharf die Abgrenzung von Vignette und Bild ist. Letztere Funktion geht soweit, dass man diese Funktion auch für kreative Rahmen benutzen kann. Wenn dem Benutzer die Einstellungen nun gut gefallen, dann können diese schnell unter "eigene Presets" gespeichert werden, um später schnell wieder verfügbar zu sein. Das fertige Bild kann als JPEG oder Tiff ausgegeben werden, wobei die Stärke der JPEG-Kompression gewählt beziehungsweise bei der Tiff Speicherung zwischen 8 Bit komprimiert, 8 Bit und 16 Bit gewählt werden kann. Eine einfach zu handhabende Stapelverarbeitungsfunktion rundet den Funktionsumfang passen ab.
Fazit Es wäre falsch das Filmpack 3 von DxO Labs mit Silver Efex von Nik-Software zu vergleichen, denn beide Produkte haben unterschiedliche Ansätze. Das Filmpack 3 ist das richtige Werkzeug für alle, die sich noch an die "guten alten Zeiten" der verschiedenen Filmmaterialien erinnern können und vor allem möchten, die zu Analogzeiten schon bei der Planung des Shootings wussten, welches Filmmaterial das Konzept optimal unterstützt. Jedoch ist das Filmpack 3 kein Werkzeug für Dogmatiker, denn es lässt genügend kreativen Freiraum für den Benutzer, um auch die Vorteile der digitalen Technologie optimal zu nutzen. Eine 64-Bit-Version wäre eine gelungene Erweiterung und lässt hoffentlich nicht mehr zu lange auf sich warten, zumal DxO Labs schon eine Empfehlung für 64-Bit Systeme ausspricht, wenn Bilder mit mehr als 20 Megapixel bearbeitet werden sollen. Die Obergrenze für Bildauflösungen liegt bei 24 Megapixel beziehungsweise 14 Megapixel, wenn das Photoshop-Plugin benutzt wird.
Das Filmpack 3 ist als Standalone-Version in zwei Editionen verfügbar, die sich im Umfang und Funktionalität unterscheiden. So hat die günstigere Essential-Edition für knapp 80 EUR nur 33 Film-Voreinstellungen und acht Filter. Die Expert-Edition für knapp 130 EUR besitzt 62 Film-Voreinstellungen sowie Stapelverarbeitung, eigene Presets, Entrauschfunktion, Farbsteuerung, Schwarzweiß-Steuerung und Vignettierungs-Funktion. Eine voll Funktionsfähige Demo-Version ist auch erhältlich und diese bietet beide Versionen, so dass man sich beide ansehen und ausprobieren kann um dann zu entscheiden, welche Version denn die richtige Wahl ist.
Nachtrag vom 10.04.2012 Mit dem Update auf Version 3.2 wurde dem DxO Filmpack endlich die Plugin-Kompatibilität zu Photoshop CS5 64 Bit "nachgereicht". Somit fügt sich das DxO Filmpack 3.2 nun nahtlos in den Photoshop-Workflow ein.
Kurzbewertung
- Gelungene Filmsimulationen
- Detailschonende Rauschreduktion
- Große Kreative Freiheit
- Photoshop-Plugin verarbeitet maximal 14 Megapixel-Aufnahmen
- Keine Windows XP und Vista Kompatibilität
- Kein 64 Bit Support