Rohdatenkonverter und Objektivkorrektursoftware

Testbericht: DxO Optics Pro 10.1

2014-12-11 Der Rohdatenkonverter DxO Optics Pro ging vor Kurzem in die zehnte Generation. Wir nehmen dies als Anlass, DxO Optics 10.1 ein wenig näher unter die Lupe zu nehmen. Dabei zeigen wir, welche Funktionen neu hinzugekommen sind und was sich in Sachen Handhabung verändert hat. Zudem werfen wir einen Blick zurück und schauen auf die Anfänge der ursprünglich als reine Korrektursoftware vorgestellten Software, welche mit der jetzigen Version nur noch wenig gemeinsam hat.  (Harm-Diercks Gronewold)

Als digitalkamera.de im Jahr 2004 das erste DxO Optics Pro getestet hat, war die Software eine reine Korrektursoftware, welche optische Fehler anhand von Korrekturprofilen korrigierte, welche von DxO Labs zuvor im Labor erstellt wurden. Von diesem Kern ausgehend ist Optics Pro über die Jahre immer mehr gewachsen und die Anzahl der Korrekturprofile wuchs mit. Ab Optics Pro 3, welches von digitalkamera.de im Jahr 2005 getestet wurde, konnte Optics Pro auch Raw-Formate bearbeiten. Die Kombination aus laborgestützen Korrekturprofilen, welche Kamera und Objektiv betreffen, und kamerspezifischen Eigenschaften im Rohdatenformat, ergibt eine speziell auf die Ausrüstung des Anwenders ausgerichtete Entwicklungsbasis.

In der Gegenwart zeigt sich Optics Pro 10.1 wie sein Vorgänger in einem sehr aufgeräumten Design, lediglich die Startzeit der Software wurde deutlich verringert. Auch die Navigation durch verschiedene Ordner ist schneller geworden, ebenso die Erstellung der Vorschauleiste. Man könnte nun meinen, dass die Performanz des Systems darunter leiden würde, aber das Gegenteil ist der Fall: Andere Anwendungen zeigten im Test im Gegensatz zur Vorgängerversion keine sicht- oder – im Fall von MP3-Musik – hörbaren Einbußen. Ganz offensichtlich wurden hier das Prozessmanagement und die Prozesse stark optimiert.

Erkennt Optics Pro 10.1 anhand der Metadaten eines Bildes, dass für die aufnehmende Kamera-Objektiv-Kombination lokal kein Korrekturprofil – auch Modul genannt – vorhanden ist, dann fragt die Software den Anwender, ob dieser die Profile herunterladen möchte. Nach dem Herunterladen wird die Korrektur sofort durchgeführt und in der Vorschau das korrigierte Bild angezeigt. Doch auch in der im unteren Bereich sichtbaren Vorschauleiste werden alle Bilder, zu denen das Profil passt, neu berechnet.

Links neben dem Vorschaubild befindet sich eine kleine Vorschau, in welcher ein kleiner Rahmen eingeblendet wird, wenn in die große Vorschau hineingezoomt wird. Unter der kleinen Vorschau befindet sich die Anzeige der Exif-Daten und wiederrum darunter der Exif-Editor. Diese Bezeichnung ist leider etwas irreführend, da es außer Copyrightinformationen nichts zu editieren gibt. So muss man zum Verschlagworten von Bildern leider auf andere Programme zurückgreifen. Dafür werden Bewertungen in der Vorschauleiste endlich auch in andere Programme übernommen (ab Version 10.1), und Bewertungen aus anderen Programmen, zum Beispiel Lightroom, werden in Optics Pro 10.1 korrekt angezeigt. Auf der linken Seite befinden sich auch die Presets (Voreinstellungen). Sie bieten die Möglichkeit, komplexe Einstellungen schnell auf eines oder mehre Bilder zu übertragen. DxO liefert hier einige Voreinstellungen mit, der Anwender kann jedoch auch eigene erstellen und abspeichern.

In der „Bearbeiten“-Ansicht findet man dann alles, was Optics Pro 10.1 an Schiebern und Drop-Down-Menüs zu bieten hat. Um einen Einsteiger nicht zu überfordern, wurden die wesentlichen Werkzeuge im gleichnamigen Paletten-Bereich untergebracht. Hier finden sich neben dem Raw-Weißabgleich und der Belichtungskorrektur mächtige Funktionen wie Smart Lighting, selektive Tonwerte und die Rauschminderung inklusive der PRIME-Technologie, welche nur in der Elite-Edition zu finden ist. Zwar sind diese schon aus der Vorgängerversion bekannt, dennoch arbeiten sie besser und vor allem schneller. Während das Smart Lighting den Dynamikumfang des Fotos optimiert, indem Schattenbereiche aufgehellt und Lichter geschützt werden, erlaubt die selektive Tonwertkorrektur eine auf einen Tonwertbereich angepasste Korrektur. Doch auch die neue „DxO Clear View“-Funktion ist hier zu finden, zumindest in der Elite-Edition. Diese, erstmals in dieser Version enthaltene Funktion ist in der Lage, atmosphärischen Dunst in Landschaftsbildern zu minimieren. Zwar kann die Funktion keine Wunder vollbringen, sehenswert sind die Ergebnisse dennoch, zumal sich die Intensität des Effektes variieren lässt.

Auch in Sachen Farbe macht Optics Pro 10.1 keine halben Sachen: So fehlt weder die Farbkorrektur, noch die Möglichkeit, die Farbsättigung global zu korrigieren. Die interessante Funktionen „Vibrancy“ erhöhnt beziehungsweise verringert die Farbsättigung und schützt dabei gleichzeitig die Hauttöne und einen blauen Himmel. Die aber wohl beste Funktion in diesem Bereich ist die auch im Vorgänger schon enthaltene Möglichkeit, gesättigte Farben zu erhalten und trotzdem in stark gesättigten Teilbereichen eines Bildes wichtige Bilddetails zu erhalten. Selbstverständlich fehlt die Möglichkeit, monochrome beziehungsweise getonte Aufnahmen zu erstellen, ebenfalls nicht im Repertoire der Software. Einzig und allein eine echte Retuschierfunktion zum Beheben von kleinen Fehlern lässt sich vermissen. Es gibt zwar einen „Staubpinsel“, dieser sollte aber wirklich nur für kleine Retuschen eingesetzt werden, da er bei größeren Objekten keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert.

Auch wenn Optics Pro 10.1 darauf ausgerichtet ist, Objektivfehler möglichst komplett aus einer Aufnahme zu entfernen, kann man die Korrekturen abmildern oder ganz abschalten. In Sachen Komfort hat sich auch einiges seit den Anfängen getan, so lassen sich, zumindest in der Elite-Edition, eigene Arbeitsbereiche mit nahezu frei platzierbaren Werkzeugpaletten erstellen und abspeichern. Der sehr einfach gestaltete Bildexport bietet dennoch jede Menge Freiheit für den Anwender, da neben JPEG- auch TIFF- und DNG-Dateien ausgegeben werden können. Wie üblich ist DxO Optics Pro 10.1 in zwei Editionen erhältlich. Die Versionen unterscheiden sich erstmals nicht durch die unterstützten Kameras, sondern den Funktionsumfang. Wie unterschiedlich dieser ist, kann man auf der DxO-Website nachlesen (siehe weiterführende Links). Leider ist die kleinere Essential-Edition nicht in der Lage, mit Adobe-Lightroom zu interagieren.

Als Testsystem diente ein Windows 7 64-Bit-System mit 16 Gigabyte RAM und einem AMD Phenom II X6 1090T Sechskern-Prozessor mit 3,2 GHz Taktung sowie einer onboard Grafikkarte. 32-Bit-Systeme werden von der Software weder unter Mac noch unter Windows unterstützt.

Fazit DxO Optics Pro 10.1 ist eine deutliche Verbesserung zu Optics Pro 9. Dabei überzeugen nicht nur die Funktionen wie ClearView oder der verbesserte PRIME-Entrauscher, sondern vor allem die erhöhte Verarbeitungsgeschwindigkeit der Bilder sticht ins Auge. Vergleicht man beide Versionen, so sollte der Griff auf jeden Fall in Richtung Elite-Edition gehen, da diese einfach viel mehr bietet und nur unwesentlich mehr kostet. Preislich liegt die Essential Edition bei knapp 130 Euro und die Elite Edition bei knapp 200 Euro. Bis zum 25. Dezember 2014 ist die Software sogar für nur knapp 100 beziehungsweise 150 Euro erhältlich. Möchte man sich von der Leistungsfähigkeit überzeugen, so steht eine 30 Tage laufende Test-Version von DxO Optics Pro 10.1 zur Verfügung.

Kurzbewertung

  • Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Leistungsfähige Entrauschungstechnologie
  • Einfache Stapelverarbeitung
  • Minimaler Exif-Editor
  • Viele Funktionen nur in der Elite-Edition

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