Rohdatenkonverter und Objektiv-Korrektursoftware

Testbericht: DxO Optics Pro 11

2016-06-28 Vor Kurzem wurde die elfte Version der leistungsstarken Bildbearbeitungssoftware Optics Pro 11 vorgestellt. Für uns also genau der richtige Zeitpunkt, die neuste Version der kombinierten Rohdatenverarbeitungs- und Objektivfehlerkorrektur-Software genauer anzusehen. In diesem Test schauen wir, was DxO Optics Pro 11 besonders gut kann und auch wo die Schwächen der Software liegen. Besonderen Augenmerk legen wir auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit des PRIME-Entrauschungssystems und vergleichen diese mit der des Vorgängers.  (Harm-Diercks Gronewold)

DxO Optics Pro 11 läuft wahlweise mit 64-Bit Windows oder OS X Betriebssystem und ist als Essentials sowie Elite Edition erhältlich. Die Versionen unterscheiden sich im Funktionsumfang. Die Essentials Edition kann beispielweise nicht auf die PRIME-Entrauschung zurückgreifen. Genauere Versionsunterschiede können auf der DxO-Website eingesehen werden (siehe weiterführende Links). Für diesen Test stand uns die Elite Edition als Windows Version zur Verfügung. Die Installationsgröße beträgt etwas mehr als 520 Megabyte. Als Arbeitsspeicher begnügt sich die Software mit 2 Gigabyte, DxO empfiehlt allerdings 8 Gigabyte Arbeitsspeicher.

Die Aufteilung der Arbeitsfläche hat sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht verändert. Wie auch bei der Vorgängerversion ist Optics Pro 11 in „Organisieren“ und in „Bearbeiten“ aufgeteilt. Durch diese beiden Schalter wählt der Anwender, was er gerade tun möchte. Unter „Bearbeiten“ werden die Quellordner der Bilder ausgewählt und anschließend unten in der Miniaturansichtsleiste angezeigt. Zudem kann der Anwender Bilder in Projekte gruppieren. Das Schöne an diesen Projekten ist, dass die Bilder nicht umkopiert werden müssen, sondern dass die Bilder aus verschiedenen Ordnern stammen können.

Über der Bildleiste stehen verschiedene Filterwerkzeuge zur Verfügung. Die Bilder selber lassen sich mit Sternen bewerten, um eine spätere Filterung zu ermöglichen. Anstelle der kleinen Ansicht im mittleren Vorschaufenster ist es mit Optics Pro 11 möglich, die Bilder als Vollbild anzuzeigen. In dieser Vollansicht wird mit einfachen Tastaturbefehlen durch die Bilder navigiert, außerdem können sie direkt bewertet werden. Auch wenn diese Funktion eher klein wirkt, so erleichtert sie das Sortieren und Bewerten der Bilder ungemein und beschleunigt den Arbeitsablauf deutlich.

Leider fehlt in der „Organisieren“-Ansicht die Möglichkeit, Metadaten zu editieren, dies ist nur in der „Bearbeiten“-Ansicht möglich und selbst dort können nur das Feld für den Autoren und das Copyright eingetragen werden. Eine Suchfunktion und Stichwortverwaltung scheint nicht auf der Agenda des französischen Entwicklers zu stehen. Immerhin lässt sich Optics Pro 11 problemlos in den Workflow von Adobe Lightroom integrieren, sodass der Anwender die mächtigen Verwaltungsfunktionen von Lightroom nutzen kann, ohne auf die präzisen Korrekturfunktionen von Optics Pro verzichten zu müssen.

Wird in den „Bearbeiten“-Modus umgeschaltet, verkleinert sich die Vorschauansicht, und auf der rechten Seite werden alle Einstellungsmöglichkeiten angezeigt. Neben den „alten Bekannten“ wie Weißabgleich, Farbakzentuierung und vielen mehr hat die DxO-Smart-Lighting-Funktion die größte Neuerung erhalten. Smart Lighting besitzt nun zwei unterschiedliche Funktionsweisen, zwischen denen der Anwender manuell wählen kann. Während die Funktionsweise „Homogen“ der bisherigen Funktion vom Smart Lighting entspricht, ist „Punktuell“ komplett neu. Die „Punktuell“-Funktion besitzt eine automatische Gesichtserkennung. Erkennt diese ein Gesicht, so priorisiert die Smart-Lighting-Funktion das erkannte Gesicht. Wird kein Gesicht erkannt, dann kann der Anwender selber einen Bereich im Bild markieren, um diesen zu priorisieren. Die Stärke von Smart Lighting lässt sich entweder per Automatik oder manuell festgelegen. Diese gelungene Funktion ähnelt der eines Spot-Belichtungsmessers, der variabel im Bild platziert werden kann. Die Unterschiede in den Bildern sind auch deutlich zu sehen.

Ein weiterer Einsatzbereich für die Gesichtserkennung ist die automatische Korrektur von roten Augen. Ein Klick auf das Symbol sorgt dafür, dass die Augen erkannt und korrigiert werden. Ebenfalls verbessert wurde laut DxO die Funktion „selektive Tonwerte“. Die Ergebnisse zeigen sich etwas präziser steuerbar, was die Funktion noch einmal besser macht, als sie ohnehin schon war. Als immer noch verbesserungswürdig ist die Retuschefunktion zu bezeichnen. Diese leistet bei Staub und ähnlichem gute Dienste. Möchte man jedoch Hautunreinheiten retuschieren, ist die Chance recht groß, dass Artefakte von dem Retuschewerkzeug erzeugt werden.

Die PRIME Entrauschungsfunktion wurde mit Optics Pro 9 erstmals vorgestellt und kontinuierlich verbessert. PRIME (Probabilistic Raw Image Enhancement) analysiert das Bild und vergleicht für einen Pixel bis zu tausend Nachbarpixel. Damit kann PRIME zwischen feinen Strukturen, Bilddetails und strukturarmen Flächen unterscheiden. Die damit erzielten Ergebnisse sind besonders in den hohen ISO-Bereichen herausragend. Nachteil der Methode ist, dass sie sehr viel Prozessorleistung erfordert und somit recht zeitaufwändig ist. Laut DxO ist die PRIME Entrauschungsfunktion in Optics Pro 11 deutlich beschleunigt worden und soll in hohen ISO-Bereichen viermal so schnell arbeiten. Wir haben einen direkten Vergleich zwischen DxO Optics 10 und Optics 11 gemacht und dafür Bilder der OM-D E-M1 genutzt, die eine ISO-Empfindlichkeit von 100 bis 25.600 haben. Ohne optische Korrekturen und mit der Standard-Entrauschungsmethode wurden die neun Bilder in Optics Pro 10 in 49 Sekunden exportiert. Optics Pro 11 hat dafür nur 45 Sekunden benötigt. Mit der Prime Entrauschung hat Optics Pro 10 6 Minuten 38 Sekunden gebraucht. Optics Pro 11 hingegen nur 4 Minuten und 12 Sekunden.

Schaut man sich die Entwicklungszeiten für einzelne Bilder an, dann zeigt sich, dass Optics Pro 11 besonders bei hohen Empfindlichkeiten deutlich schneller geworden ist. Optics Pro 11 verarbeitet eine ISO 100 Aufnahme mit PRIME-Entrauschung in 33 Sekunden und eine Aufnahme mit 25.600 ISO in 29 Sekunden. Optics Pro 10 hingegen benötigt 36 beziehungsweise 53 Sekunden für dieselbe Aufgabe. Der letzte Test bestand darin, die Standard-Korrekturen in Optics Pro sowie die PRIME Entrauschung zu aktivieren. Hier konnte Optics Pro 10 die neun Bilder in 7 Minuten und 44 Sekunden exportieren. Optics Pro 11 war schneller und erledigte die Aufgabe in 5 Minuten und fünf Sekunden. Das Testsystem ist ein Intel i7-2600 mit 3,4 GHz und 8 GByte Arbeitsspeicher. Das Betriebssystem ist Windows 10 und als Grafikkarte diente eine Onboard-Lösung. Während des komplett anpassbaren Exportvorgangs kann der Anwender abhängig von der Leistungsfähigkeit des benutzten Rechners Optics Pro 11 parallel weiter benutzen.

Fazit

DxO Optics Pro 11 ist eine außerordentlich leistungsstarke Software, um Rohdaten – auch im Stapel – zu entwickeln und Objektivfehler zu minimieren beziehungsweise zu beseitigen. Leider fehlen auch in Optics Pro 11 ein leistungsfähiger Metadateneditor sowie eine Bildverwaltungsfunktion. Auch die Retuschefunktion könnte leistungsfähiger sein. Abseits davon bekommt der Anwender eine der leistungsfähigsten Softwarelösungen für Rohdatenentwicklung und Objektivfehlerkorrektur. Anwender, die von DxO Optics Pro 10 upgraden wollen, können sich auf eine erhöhte Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie die verbesserten Funktionen freuen.

Kurzbewertung

  • Leistungsfähige Entrauschung
  • Gesichtserkennung für optimierte Bearbeitungsautomatiken
  • Vollbildansicht mit Bewertung
  • Verbesserte Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Keine Bildverwaltungsfunktion

Artikel-Vorschläge der Redaktion