Entrauschungssoftware

Testbericht: Franzis Denoise Projects Professional #1

2015-02-24 Das vor kurzem vom Franzis-Verlag vorgestellte Denoise Projects Professional #1 ist ein Entrauschungsprogramm mit vielen Funktionen, um dem Bildrauschen den Garaus zu machen. Dabei kann der Anwender sich auf eine Automatik verlassen oder mithilfe verschiedenster Einstellungen eine individuelle Entrauschungslösung erstellen. Wie gut Denoise Projects Professional #1 Bilder entrauscht und ob es gegen die Entrauschungtechnologie PRIME von DxO Labs bestehen kann, zeigen wir in diesem ausführlichen Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Hat man Denoise Projects Professional #1 auf einem Windows oder Mac System installiert, kann man gleich loslegen. Je nachdem, wie leistungsstark der Computer ist und je nachdem, wie große die Bild-Dateien sind, verlängert beziehungsweise verkürzt sich auch die Verarbeitungszeit des jeweiligen Bildes.

Der Aufbau der Arbeitsfläche ist logisch strukturiert, und Kenner der anderen „Projects“-Programme werden sich trotz einiger Neuerungen zurecht finden. Während im oberen Bereich unter anderem die großen Icons für das Öffnen der Bilder und der RAW-Entwicklung angeordnet sind, finden sich auf der linken Seite die Voreinstellungen. Auf der rechten Seite befinden sich die "Werkzeugkiste", die Lupe und der Expertenmodus. In der Mitte ist das große Vorschaubild zu sehen. Wird ein Bild geöffnet, analysiert Denoise Projects Professional es zunächst und wendet anschließend automatisch eine Voreinstellung an. Wenn man damit zufrieden ist, kann das Bild gleich exportiert werden. Allerdings geht die Automatik sehr aggresiv vor und "bügelt" Details gerade bei hohen ISO-Einstellungen weg. Außerdem steht es frei, eine andere Voreinstellung auszuwählen oder gar beides zu machen. Angeboten werden Voreinstellungen unter anderem speziell für Raw-, JPEG-, Smartphone- und Webfotos. Ein Raw-Konverter steht dem Anwender ebenso zur Verfügung, wie die Möglichkeit Voreinstellungen selber zu erstellen, zu exportieren oder auch zu importieren.

Im Einstellungsbereich auf der rechten Seite der Arbeitsfläche finden sich die Informationen zum Bild sowie die zusätzlichen, in zwei Gruppen geteilten Werkzeuge. Im Informationsbereich sind die drei ISO-Angaben besonders interessant. Diese zeigen den eingestellten, einen aufgrund des Rauschens errechneten und den ISO-Wert des Zielbildes nach der Entrauschung. In unserem Fall haben wir ein ISO 10.000 Bild analysiert und es besitzt das Rauschen einer ISO 4.000 Aufnahme. Die Automatik wählte dann die Voreinstellung ISO 4.000 aus und das Bildrauschen wird auf ISO 50 gesenkt. Kurioserweise entsprechen die Bezeichnungen der Voreinstellungen nicht dem Rauschen der ISO-Angabe. Die Angaben verhalten sich umgekehrt proportional, so entrauscht die ISO 50 Voreinstellung weniger stark als eine ISO 1.000 Voreinstellung.

Während der Einsteiger dem Rauschen mit der automatischen Analysefunktionen zu Leibe rückt, kann der Experte sich seinen eigenen „Entrauscher“ individuell zusammenstellen und schöpft dabei aus unzähligen verschiedenen Optionen. So läßt sich die Entrauschung über die Position im Bild, den Farbbereich oder die Helligkeitsverteilung (Luminanz) steuern. Ein so entwickelter eigener „Entrauscher“ lässt sich zudem noch als eigene Voreinstellung speichern und auf Wunsch auch mit anderen Fotografen teilen. Bis hier sind die Funktionen umfangreich, aber nicht außergewöhnlich aufregend. Das ändert sich aber, wenn man sich mit dem Thema Dark-Frame und Noise Stacking beschäftigt, da Denoise Projects Professional #1 sowohl Dark- als auch Flatframes sowie Noise-Stackings verarbeiten kann. Diese Techniken sind gerade im Bereich der Astrofotografie gang und gäbe, bereinigen sie Astrofotos doch effizient von störendem Rauschen, Hotpixeln und mehr. Exportiert werden können die Bilder in verschiedenen Dateiformaten und natürlich auch zu anderen Bildbearbeitungsprogrammen, zum Beispiel Lightroom oder Photoshop sowie den anderen Franzis-Projects-Programmen.

Im direkten Vergleich zwischen der PRIME-Entrauschung von DxO Optics Pro 10 und der automatischen Analyse und Entrauschung von Denoise Projects Professional #1 sind deutliche Unterschiede zu sehen, wobei Denoise Projects Professional hier den Kürzeren zieht. Allerdings muss man dazu anmerken, dass man durch die wählbaren Voreinstellungen in Denoise Projects Professional schnell andere und individuellere Ergebnisse erzielen kann, je nachdem welche Stärke der Entrauschung gewünscht ist.

Fazit Denoise Projects Professional #1 punktet neben der logischen und schnell erlernbaren Bedienung vor allem mit den verschiedenen Möglichkeiten, die sich dem Anwender bieten, wenn dieser die „Vorschläge“ der Automatik nicht nutzen möchte. Besonders die Begrenzungsmöglichkeiten der Entrauschung über Helligkeits-, Bild- und Farb-Bereiche haben uns sehr gut gefallen. Auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit war auf unserem Test-System deutlich schneller als die PRIME-Entrauschung von DxO Optics Pro 10. Alles in allem ist Denoise Projects Professional #1 die richtige „Werkzeugkiste“ für Tüftler. Einen besonderen Blick sollten Astrofotografen auf die Software werfen, da Noise Stacking und Darkframe-Unterstützung nicht üblich sind in dieser Preisklasse.

Kurzbewertung

  • Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Einfache Handhabung
  • Noise Stacking und Darkframe Verarbeitung
  • Automatik zu aggressiv

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