HDR-Software für Profis

Testbericht: Franzis HDR Projects 4 Professional

2015-10-07 Im Jahr 2012 veröffentlichte der Franzis-Verlag die erste Version von HDR Projects Professional und konnte sich damit auf dem übersichtlichen Markt der HDR-Software etablieren. Drei Jahre später erscheint die vierte Generation von HDR Projects Professional und bietet neben Geschwindigkeitsverbesserungen auch neue sowie stark erweiterte Funktionen. Welche das genau sind, zeigen wir in diesem kleinen Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Wie auch die Vorgängerversionen erscheint HDR Projects 4 Professional  (HDR Projects 4 Pro) in drei verschiedenen Varianten, die sich in Preis und Funktionsumfang zum Teil deutlich unterscheiden. Die genauen Unterschiede sind auf der Franzis-Verlagswebsite zu finden (siehe weiterführende Links). Zum optimalen Betrieb von HDR Projects 4 Pro empfiehlt der Franzis-Verlag einen Intel i5 mit 4 GByte-Arbeitsspeicher und 2 GByte freien Speicher auf einer Festplatte. Als Betriebssystem werden Windows 10, 8 und 7 als 64 Bit-Version empfohlen oder Mac OS X ab 10.7 mit 4 GB Arbeitsspeicher.

HDR-Projects-Kenner werden sich von Anfang an wohl fühlen, da die Aufteilung der Arbeitsfläche sich nur in Details verändert hat. Auch der Arbeitsablauf vom Einladen der Bilder entweder manuell oder über den Belichtungsreihenbrowser wurde nicht verändert, auch wenn die Geisterbildreduktion umfangreicher geworden ist und dem Anwender jetzt Voreinstellungen für verschiedene Aufnahmearten wie zum Beispiel Landschaftsaufnahmen bietet. Eine richtig große Neuerung verbirgt sich unter dem „Point of Interest“-Button. Aktiviert man diesen, kann man einen in der Größe veränderbaren Ausschnitt mit den aktuellen Einstellungen berechnen lassen, ohne dass das komplette Bild verarbeitet werden muss. Einen kleinen Nachteil besitzt die „Point of Interest“-Funktion im Zusammenspiel mit der ebenfalls neuen Funktion „Selektiv Zeichnen“. Das selektive Zeichnen erlaubt es, lokale Anpassungen durchzuführen, indem der Anwender mit einem Pinselwerkzeug die gewünschten Bereiche markiert. Es stehen insgesamt sieben verschiedene Funktionen zur Verfügung, die per Dropdownmenü nacheinander in verschiedene Bildbereiche gebracht werden können. Zudem können die einzelnen Funktionen zusätzlich in der Intensität verändert werden. Die so erstellten Masken lassen sich als Bilddatei exportieren, in die Zwischenablage speichern, deaktivieren und natürlich löschen. Der Gedanke der manuellen Maskierung ist hervorragend, stößt aber beim Einsatz von zwei oder mehr Funktionen auf ein Problem in der Handhabung. Jede einzelne Funktion muss immer über das Dropdown-Menü ausgewählt und kann dann erst verändert werden. Besser wäre es, wenn die einzelnen Funktionen untereinander einzeln angeordnet wären. Dies würde dem Anwender einen schnelleren Arbeitsablauf und mehr Sicherheit geben. Das erwähnte Problem, welches durch die Kombination von „Point of Interest“ und der „selektiv Zeichnen“-Funktion entsteht, manifestiert sich durch die Anzeige des „Point of Interest“ innerhalb der „selektiv Zeichnen“-Funktion. Allerdings hat diese Anzeige offensichtlich keinen Einfluss auf die angelegten Masken und somit handelt es sich um ein rein kosmetisches Problem.

Eine weitere Neuerung ist die „Ultra HDR“-Einstellung. Diese kann der Anwender wählen, wenn er die maximalen Details möchte. Zudem bietet dieser Abschnitt noch eine Szenarienauswahl, die den HDR-Algorithmus in kleinen Details beeinflusst. Der Algorithmus selber kann zudem aus 13 verschiedenen Vorgaben ausgewählt werden. Auch lässt sich die Lichtwirkung des Tonemappings in drei verschiedenen „Tageszeiten“ anpassen. Im „Post Processing“ kann der Anwender, wie üblich, aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Voreinstellungen aus acht Kategorien auswählen. Zudem können Voreinstellungen kombiniert, dupliziert und in jedem Detail verändert oder erweitert werden. Sehr pfiffig ist die Möglichkeit, eine html-Galerie zu erstellen, die das aktuelle Bild in jeder Voreinstellung einer Voreinstellungskategorie als JPEG-Datei exportiert.

Optimierungsassistenten passen in der Finalisierung Einstellungen automatisiert nach Voreinstellung an, um dem Anwender ein optimales Bildergebnis präsentieren zu können. Zudem lassen sich die einzelnen Optimierungen in ihrer Stärke variieren oder ganz abschalten. Hat man das Ziel erreicht und ein Bild entspricht den eigenen Ansprüchen, dann kann es in verschiedenen Seitenverhältnissen sowie mit oder ohne Text ausgegeben werden. Als Beschnitthilfen sind verschiedene Gitterlinien inklusiver der „magischen“ Spirale enthalten.

Fazit

HDR Projects 4 Professional ist, wie seine Vorgänger, ein echtes „Funktionsmonster“. Zwar nehmen Vorlagen und Assistenten den Anwender an die Hand, dennoch ist die Einarbeitungszeit hoch. Die neuen Funktionen bringen noch mehr Tiefe in die Software, können den Arbeitsablauf aber durch „holprige“ Handhabung auch behindern. Wie im Fall der „selektiv Zeichnen“-Funktion. Diese Funktion bietet einen unglaublichen Freiraum durch das individuelle Anlegen von Masken für sieben verschiedene Bildeigenschaften. Leider werden diese sieben verschiedenen Eigenschaften nicht in eigenen Bereichen verändert, wie beispielsweise Masken auf Einstellungsebenen in Photoshop. Viel mehr muss der Anwender die Eigenschaft aus einem Dropdown-Menü auswählen, die Anpassung machen und dann die nächste Eigenschaft auswählen und so weiter. Die Gefahr, die falsche Maske zu bearbeiten, und der Aufwand, die Intensität der Funktion zu ändern, ist größer als er sein müsste. Dennoch bleibt die Kritik „Jammern auf hohem Niveau“, denn das was HDR Projects 4 Professional macht, das macht es gut und vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, sich mal mehr Zeit für die Bearbeitung eines HDR zu nehmen.

HDR Projects 4 ist in drei verschiedenen Versionen erhältlich. Während die Professional-Version knapp 200 Euro kostet, ist die Standard-Version für knapp 100 Euro und die Elements-Version ist für knapp 50 Euro erhältlich. Die verschiedenen Versionen unterscheiden sich durch den gebotenen Funktionsumfang, der auf der Franzis-Website genau dargestellt ist (siehe weiterführende Links). Um die Software in vollem Umfang testen zu können, stellt der Franzis-Verlag eine 30-Tage-Testversion bereit, die in die Ergebnisbilder ein Wasserzeichen einblendet.

Kurzbewertung

  • Umfangreiche Werkzeuge
  • Hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit
  • Verbesserte Raw-Kompatibilität
  • Teilweise umständlicher Workflow
  • Recht hoher Preis

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.